Die SageHerzsprung fand eine wortwörtliche Erklärung:[5]
„Auf der Burg an der Dosse bei Fretzdorf weilte einst ein Ritter aus der Elbegegend bei seiner Braut. Eines Tages brachte ihm ein Knappe von daheim die Hiobsbotschaft, daß seine Burg von Feinden belagert werde. Eilig trat der Ritter die Rückreise an. Seine Braut begleitete ihn eine Strecke durch Wald und Feld bis zu einem Hügel an einem kleinen See. Hier schieden sie, und die Braut sah ihn lange nach.
Täglich lief sie nun hierher und hielt sehnsüchtig Ausschau über den See am Fuße des Hügels, bis ein Bote mit der Nachricht eintraf, der Ritter sei im Kampf gefallen. Dennoch ging sie weiterhin zum Hügel. Viele Stunden verbrachte sie dort, die Augen starr nach Westen gerichtet, wo sie den Geliebten zuletzt gesehen hatte. Immer blasser und schwächer wurde sie, und als sie einmal nicht auf die Burg zurückkehrte, fand man sie leblos im feuchten Gras, das Herz war ihr „gesprungen“.
Der Burgherr ließ hier eine Kapelle bauen und gab später den Leuten in dieser Gegend Land in Erbpacht. Im Laufe der Zeit vermehrte sich die Zahl der Bewohner. So entstand das Dorf Herzsprung und auf dem Hügel alsbald eine Kirche.
Oft wurde im Dorf erzählt, das Burgfräulein erschiene zu nächtlicher Stunde auf dem Kirchberg, um nach dem Ritter auszuschauen. Kein Mädchen ging bei Dunkelheit noch dorthin. Wie es hieß, habe die Braut des Ritters mit dem Schicksal gehadert und werde deshalb so lange auf dem Hügel umgehen, bis dort wieder einer jungen Frau vor Kummer das Herz gesprungen sei – erst dann werde sie ihre Ruhe finden.“
Die zwei Bronzeschilde von Herzsprung entstanden während der Späten Bronzezeit. Im 8. Jahrhundert v. Chr. wurden sie in einem damaligen, 1 km östlich gelegenen Moor deponiert. Ihre Entdeckung im Jahr 1844 und anschließende Erforschung etablierte den Begriff Bronzeschild Typ Herzsprung.
Wahrscheinlich bestanden vom 8. bis 12. Jahrhundert knapp 2 km östlich eine alt- und jungslawische Siedlung. Darauf wiesen die Flurnamenim alten Dorf, Wöhrden und Dorfstätte hin.[6]
Am 31. Dezember 2004 wurde Herzsprung, das sich gerichtlich erfolgreich gegen eine Eingemeindung nach Wittstock/Dosse gewehrt hatte, nach Heiligengrabe eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Jahr
Einwohner
1734
097
1772
133
1791
144
1801
161
1817
193
1837
258
1858
325
1871
314
1875
324
1890
330
Jahr
Einwohner
1895
315
1925
361
1933
319
1939
275
1946
440
1950
422
1964
319
1971
315
1981
316
1985
319
Jahr
Einwohner
1989
317
1990
326
1991
313
1992
319
1993
308
1994
308
1995
298
1996
300
1997
310
1998
307
Jahr
Einwohner
1999
306
2000
305
2001
308
2002
305
2006
281
Es gilt zumeist der Gebietsstand des jeweiligen Jahres, 1817 mit Möllendorfshof, 1858–1927 Gemeinde- plus Gutsbezirk, 1925 mit Abbau Königsberg.[21][22]
Durch Herzsprung verlaufen die Landesstraßen 14 (Kyritz–Wittstock), 18 (nach Neuruppin) und 144 (nach Blumenthal). Die Bundesautobahn 24 mit der Anschlussstelle Herzsprung ist etwa vier Kilometer entfernt. An der Ausfahrt befindet sich der AutohofHerzsprung, der allerdings schon in der Gemarkung von Fretzdorf liegt.
Literatur
Lieselott Enders (Bearbeitung): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Karte der Prignitz am Ende des Bandes (= Friedrich Beck, Klaus Neitmann [Hrsg.]: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil I; Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 3). 2., überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1997, ISBN 3-7400-1016-9, Herzsprung s Wittstock, S. 345–349 (gibt einen Nachdruck von 2012).
Lieselott Enders: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Im Gedenken an Johannes Schultze (= Klaus Neitmann [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 38). 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4.
Beitrag. In: RBB-Sendung „Landschleicher“, 3. Februar 2008.
Einzelnachweise
↑Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis. In: geobasis-bb.de. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. August 2017; abgerufen am 15. August 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geobasis-bb.de
↑Gerd W. Lutze (Autor), Lars Albrecht, Joachim Kiesel, Martin Trippmacher (Landschaftsvisualisierung): Naturräume und Landschaften in Brandenburg und Berlin. Gliederung, Genese und Nutzung. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-95410-030-9, Prignitz und Elbtalniederung. Entstehungsgeschichte und Geologie, S. 105–107.
↑Gerd W. Lutze (Autor), Lars Albrecht, Joachim Kiesel, Martin Trippmacher (Landschaftsvisualisierung): Naturräume und Landschaften in Brandenburg und Berlin. Gliederung, Genese und Nutzung. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-95410-030-9, Prignitz und Elbtalniederung. Untergliederung und Teilräume. Ostprignitz – Kyritzer Platte und Herzsprunger Sandfläche, S. 109.
↑Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. Alter – Herkunft – Bedeutung. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-937233-30-X, Namenbuch. Herzberg (2 c), Herzsprung (a), (b), S. 77.
↑ abAlbert Burkhardt (Auswahl und Bearbeitung), Ralf-Jürgen Lehmann (Illustration): Der Schatz von Chorin. Sagen und Märchen der Mark Brandenburg. Stapp Verlag Wolfgang Stapp, Berlin 1991, ISBN 3-87776-570-X, Herzsprung, S. 98.
↑Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9, Herzsprung s Wittstock. 3. Siedlungsform, S. 346.
↑Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9, Herzsprung s Wittstock. 4. Erste schriftliche Erwähnung, S. 346.
↑Adolph Friedrich Riedel: Novus Codex diplomaticus Brandenburgensis. 1. Haupttheil. 1. Band. In: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. 41 Bände, F. H. Morin, Berlin 1838, V. Die Stadt Kyritz. XIV. Markgraf Ludwig versetzt denen von Kröchern das Schloß Friedrichsdorf mit Hebungen in Kyritz, Pritzwalk, in Drewen und in mehreren anderen Dörfern, im J. 1339, S. 372.
↑Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, [Rechentabellen und Übersichten]. Fredericstorp, S. 23–25.
↑Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, [Die Burgen]. De castrἱs in Prignitz, S. 47–48.
↑Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, De civitatibus. Territorium Prignitz, S. 55–56.
↑ abJohannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, [Rechentabellen und Übersichten]. Fredericstorp. Hertzsprung, S. 24.
↑Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, [Die Burgen]. De castrἱs in Prignitz. Herstsprunk, S. 47.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, B. Die ländliche Gesellschaft. 1. Agrarkrise, Raubrittertum und Siedlungsverlust. c) Wüstungsprozeß und Siedlungsverlust. Wüstungsprozeß, S. 170–172.
↑ abLieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9; Herzsprung s Wittstock. 7. Wirtschafts- und Sozialstruktur, S. 346–348.
↑Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9, Fretzdorf ssö Wittstock. 6. Herrschaftszugehörigkeit, S. 212.
↑ abcdLieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9, Herzsprung s Wittstock. 6. Herrschaftszugehörigkeit, S. 346.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 2. Kapitel. Die Prignitz im Spätmittelalter (Vom Anfang des 14. bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts). A. Die politischen Verhältnisse. 4. Der Bischof von Havelberg als Landesherr. Territorialbesitz, S. 152–154.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 3. Kapitel. Aufbruch und Widerspruch – die frühe Neuzeit (I) (Vom Ende des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts). A. Die politische Entwicklung. 2. Die Einführung der Reformation. b) Die Aufhebung des Bistums Havelberg, S. 279–281.
↑Herzsprung. In: Geschichtliches Ortsverzeichnis. Abgerufen am 15. August 2017.
↑Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Prignitz. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-1016-9, Herzsprung s Wittstock. 10. Bevölkerungsziffern, S. 349.
↑Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg. Dezernat Bevölkerung (Erarbeitung), Dezernat Informationsmanagement (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin (= Beitrag zur Statistik. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Nr. 19.10), Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Potsdam 2006, 3. Bevölkerung der Gemeinden des Landkreises Ostprignitz-Ruppin 1875 bis 2005 (Gebietsstand des jeweiligen Jahres). Heiligengrabe. Herzsprung, S. 14–17; Volltext. (PDF; 358,6 kB) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; abgerufen am 29. März 2019.
↑ abLieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 2. Kapitel. Die Prignitz im Spätmittelalter (Vom Anfang des 14. bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts). B. Die ländliche Gesellschaft. 4. Die bäuerlichen Verhältnisse. b) Leistungen und Lasten der bäuerlichen Betriebe. Abgaben, S. 193–195.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 3. Kapitel. Aufbruch und Widerspruch – die frühe Neuzeit (I) (Vom Ende des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts). B. Die ländlichen Verhältnisse. II. Die bäuerlichen Verhältnisse. 2. Die bäuerliche Wirtschaft. a) Agrarverhältnisse, Anbau und Viehzucht. Hopfen und Flachs, S. 387–388.
↑Helmut Assing: Die Landesherrschaft der Askanier, Wittelsbacher und Luxemburger (Mitte des 12. bis Anfang des 15. Jahrhunderts). In: Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Die Umgestaltung der Agrarverfassung und die Veränderungen in den ländlichen Sozialbeziehungen im 12./13. Jahrhundert, S. 102–109, hier S. 102–103, 105.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 4. Kapitel. Absturz und Gegenwehr – Frühneuzeit (II). (Vom zweiten Viertel bis zum Ende des 17. Jahrhunderts). B. Die ländlichen Verhältnisse. II. Dorf und Dorfbevölkerung. 1. Bauern und Kossäten. c) Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Einfeldwirtschaft, S. 730–731.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 4. Kapitel. Absturz und Gegenwehr – Frühneuzeit (II). (Vom zweiten Viertel bis zum Ende des 17. Jahrhunderts). B. Die ländlichen Verhältnisse. II. Dorf und Dorfbevölkerung. 1. Bauern und Kossäten. c) Die wirtschaftlichen Verhältnisse. keine Hufeneinteilung, S. 729–730.
↑Lieselott Enders: Die Prignitz. 1. Auflage. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4, 4. Kapitel. Absturz und Gegenwehr – Frühneuzeit (II). (Vom zweiten Viertel bis zum Ende des 17. Jahrhunderts). B. Die ländlichen Verhältnisse. II. Dorf und Dorfbevölkerung. 3. Ländliche Handwerks- und Gewerbebetriebe. a) Mühlen. Wiederaufbau, S. 747–748.