Horst grenzt an die Stadtteile Steele, Freisenbruch und, von der Ruhr getrennt, an Burgaltendorf und Überruhr sowie an die Bochumer Stadtteile Höntrop und Dahlhausen. Den Stadtteil kann man in drei Bereiche gliedern: das sogenannte Untere Horst (in den Ruhrauen), das Obere Horst (auf dem Berg gelegener Bereich) und das Hörsterfeld (eine Hochhaussiedlung aus den 1970er Jahren). Das nächstgelegene Mittelzentrum ist in Essen-Steele.
Wie nahezu alle Ortschaften an der unteren Ruhr war auch Horst lange vom Steinkohlenbergbau gekennzeichnet. In und um Horst förderten schon früh diverse kleine Bergwerke, wobei zunächst die Ruhrschifffahrt und bald darauf die Eisenbahn den Abtransport der Kohle übernahm. Durch Horst bis zur Ruhr führte zunächst die Mariannenbahn, eine von der Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank in Höntrop kommende Pferdebahn, deren Gleise auf Sandsteinschwellen verlegt waren.
Der Hünninghauser Erbstolln, südlich des heutigen Bahnhofs Essen-Steele Ost am westlichen Rand auf Horster Gebiet gelegen, war ein Bergbaustollen, der 1725 seinen Betrieb aufnahm. Er durchbrach dabei als einer der ersten die Mergeldecke. Die Zeche Wecklenbank betrieb ab 1737 im Bereich von Haus Horst einen Stollen, der 1835 zum Horster Erbstollen wurde und bis 1879 in Betrieb war. Dessen Stollenmundloch ist noch in der Nähe des Horster Wasserkraftwerkes erkennbar. Der Stollen Schwarzer Junge im Bereich der Dr.-C.-Otto-Straße ging 1772 in Betrieb. Sein Grubenfeld fiel 1920 zur Zeche Robert, die mit Unterbrechungen zwischen 1853 und 1934 förderte. Der kleine Betrieb der Zeche Schultenkämperbank begann 1740 und ging 1871 zum Horst Erbstollen und der Zeche Eiberg über. Weiteren Bergbau betrieben die Zeche Fridolin und die 1791 gegründete und 1962 als letzte Zeche in Horst geschlossene Zeche Wohlverwahrt.[5]
Das Wappen wurde von Kurt Schweder entworfen und hatte nie offiziellen Charakter. Ende der 1980er Jahre schuf der Heraldiker für alle Essener Stadtteile Wappen. Sie sind inzwischen von der Essener Bevölkerung gut angenommen worden.
Das Wappen ist identisch mit dem der Burgherren von der Horst.[6]
Ortsteile
Unteres Horst
Große Teile des Unteren Horst liegen direkt an der Ruhr, welche hier als Naherholungsgebiet zählt. In den Ruhrauen befinden sich Gewerbegebiete, und darin eines der größten Kühlhäuser Deutschlands. 1856 errichtete hier der Berg- und Hütten-Aktien-Verein Neu-Schottland ein Hüttenwerk zur Schienenherstellung. Vier Jahre später wurde dabei ein Schmelzwerk, die Freisenbrucher Hütte, mit zwei Hochöfen erbaut. 1870 kam das Martinstahlwerk Union-Horst und 1885 eine Schraubenfabrik hinzu.[2] Das Hüttenwerk schloss 1923, die Schraubenwerke folgten am 30. September 1993. Das heutige daraus entstandene Gewerbegebiet wurde 2017 von einem Investor gekauft.[7] Im Jahr 1723 entstand im benachbarten Steele die Glashütte Wisthoff, die seit 1971 im Unteren Horst ihren Betrieb führt und heute Teil der Gerresheimer-Gruppe ist.
An der Horster Straße (damals Altendorfer Straße) steht noch das alte, seit 1989 denkmalgeschützte[8] Brauerei-Gebäude samt Unternehmervilla der Union-Brauerei Horst-Steele, die hier 1889 durch die Kaufleute Bodenheim aus Düsseldorf und Knösels aus Krefeld gegründet wurde. Noch vor der Jahrhundertwende übernahmen dann die Steeler Bürger Heinrich Tossen und Schulte-Bäuminghaus das Unternehmen. 1914 setzte man 20.000 Hektoliter Bier um. Nach Umsatzeinbrüchen im Ersten Weltkrieg wurde die Horster Brauerei von der Dortmunder Schwester, der späteren Dortmunder Union-Brauerei aufgekauft.[9]
In der Gaststätte Horster Eck spielt der international erfolgreiche Billardverein BF Horster-Eck Essen 1959. Weiter östlich, direkt an der Ruhr, hat Essens größter Sportverein, die MTG Horst 1881 e. V. sein Domizil (MTG – Märkische Turngemeinde). Hier gab es ein Freibad zum Baden in der Ruhr. Das Schwimmen in der Unteren Ruhr, und damit auch in Horst, wurde, begründet mit dem hohen Bakteriengehalt des Wassers, im September 1952 durch Erlass der Bezirksregierung Düsseldorf verboten. Das Verbot gilt bis heute.[10]
Oberes Horst
Die Bahnstrecke der S-Bahn Rhein-Ruhr, auf der die Linie S3 verkehrt, trennt das Obere vom Unteren Horst. Nördlich des S-Bahn-Haltepunktes Essen-Horst ist in den Jahren 2013 bis 2016 die Wohnsiedlung Ruhrterrassen errichtet worden. Sie liegt auf dem Gelände der einstigen Abbruchfirma Altwert, die auf ein 1909 durch den Bauunternehmer Hermann Sprenger gegründetes Unternehmen zurückging.
Im Oberen Horst liegt der Ortskern mit einigen Einkaufsmöglichkeiten. Zentral gelegen findet sich die neugotische katholische Pfarrkirche St. Josef, die 1887 eingeweiht wurde. Die benachbarte evangelische Zionskirche mit freistehendem Glockenturm wurde 1957 errichtet. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die katholische Josef-Grundschule. Als Horster Schule hat sie bereits seit 1886, gleich neben dem seit 1903 errichteten, heutigen Gebäude existiert. Im Dritten Reich wurde die Schule bis 1945 in Wilhelm-Gustloff-Schule umbenannt.[11] Im Hörsterfeld befindet sich mit der Astrid-Lindgren-Schule eine weitere Grundschule. Außerdem gibt es noch einen Kindergarten.
Unterhalb des Hauses Horst wurde am 4. November 1934 von den Nationalsozialisten das Ruhrkämpferehrenmal eingeweiht. Es steht für Gefallene der Freikorps, Einwohnerwehren, Reichswehr- und Polizeieinheiten, die 1918 bis 1920 gegen die revolutionären Arbeiter im Ruhrgebiet kämpften, wonach es zum Ruhraufstand kam. Mit diesem Ehrenmal versuchten die Nationalsozialisten ihre Sichtweise in diesen Jahren propagandistisch durchzusetzen, also die Weimarer Republik und das Ergebnis der Novemberrevolution herabzuwürdigen und die Machtergreifung 1933 als Rettung Deutschlands hinzustellen.[2]
Etwas weiter westlich steht die Villa Vogelsang, ein Herrenhaus, dessen Eigentümer der Unternehmer Wilhelm Vogelsang war. In den 1960er Jahren als Kloster genutzt, befindet sich heute ein Linux-Themenhotel in dem denkmalgeschützten Gebäude. Unterhalb, direkt an der Ruhr, befindet sich das Wasserkraftwerk Horster Mühle mit der alten Schleuse am gegenüberliegenden Ruhrufer. Diese wurde 1775 für die Ruhrschifffahrt angelegt und steht heute restauriert unter Denkmalschutz. Der Industrielle Franz Dinnendahl wurde etwa 300 Meter flussaufwärts der Schleuse in einer bereits 1319 erwähnten Mühle geboren.
Hörsterfeld
Ab 1973 entstand die zum Stadtteil gehörende GroßwohnsiedlungHörsterfeld für rund 6000 Menschen mit Einkaufsstraße auf einem ehemaligen Ackergelände. Die meisten der Hochhäuser wurden von der gewerkschaftseigenen Neuen Heimat errichtet. Später siedelte die Stadt überdurchschnittlich viele Menschen mit problematischem sozialen Hintergrund hier an. Heute sind ein gewisser Leerstand von Mietwohnungen, jedoch auch eine steigende Anzahl von Wandlungen in Eigentumswohnungen erkennbar.[12] Von 2015 bis 2017 wurde im nördlichen Bereich an der Dahlhauser Straße ein DRK-Seniorenzentrum errichtet, das Anfang 2017 bezogen wurde.[13]
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2023 lebten 11.230 Einwohner in Horst.[14]
Strukturdaten der Bevölkerung in Horst (Stand: 31. Dezember 2023):
Bevölkerungsanteil der unter 18-Jährigen: 21,1 % (Essener Durchschnitt: 16,9 %)[15]
Bevölkerungsanteil der mindestens 65-Jährigen: 22,9 % (Essener Durchschnitt: 21,6 %)[16]
Die Buslinien 164 und 184 der Ruhrbahn verbinden Horst mit Essen-Steele. Nachdem im Dezember 2019 die Buslinie 167 vom S-Bahn-Haltepunkt Essen-Horst nach Steele entfiel, übernimmt seit 1. Februar 2020 der Ersatzbus E64 an den Steeler Wochenmarkttagen die ÖPNV-Verbindung der Ruhrbahn von Horst nach Steele.[18][19]
1901 bis 1958 gab es eine erste Schwimmbrücke über die Ruhr, die Pfennigbrücke. 1982 wurde die Schwimmbrücke Holtey als Fuß- und Radwegbrücke neu errichtet.
Persönlichkeiten
Franz Dinnendahl (1775–1849), Pionier der Industrialisierung im Ruhrgebiet und der Dampfmaschine in Deutschland
↑ abStephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S.254.
↑Förderverein Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier e.V. (Hrsg.), Karlheinz Rabas, Karl A Rubach: Bergbauhistorischer Atlas für die Stadt Essen, 2008, ISBN 978-3-929158-22-9
↑Vgl. dazu Johann Rainer Busch: Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile Essen 2009, S. 90.