Während des Koreakriegs diente Jerry Pournelle in der US Army als Artillerie-Offizier. In den späten 1950er Jahren arbeitete er in der Forschungsabteilung des Flugzeugbauers Boeing und entwickelte dort das theoretische Konzept für das Projekt Thor, bei dem es prinzipiell darum ging, kinetische Massen aus einer Erdumlaufbahn auf Ziele auf der Erde fallen zu lassen, also die Erde vom Weltraum aus zu beschießen. Pournelle absolvierte diverse Studiengänge an der University of Washington; er erwarb dort den Master of Science in experimenteller Statistik und in Systems Engineering. Er promovierte 1964 zum Doktor der Philosophie in Psychologie und Politischen Wissenschaften.
1970 war Pournelle Berater der PELA (Professional Educators of Los Angeles), einer Vereinigung von Pädagogen, die gegen die gewerkschaftliche Organisierung von Lehrern eintraten. In seinem intellektuellen Werdegang wurde er protegiert von Russell Kirk und Stefan T. Possony. Zusammen mit Possony schrieb er zahlreiche militärisch-technische Fachpublikationen, unter anderem 1970 The Strategy of Technology, das zum Standardlehrbuch an den großen amerikanischen Militärakademien wurde.[1] 1989 warb er zusammen mit Max Hunter und dem pensionierten Armee-General Lieutenant Daniel O. Graham in einer Präsentation vor Vizepräsident Dan Quayle für die Förderung der Entwicklung der DC-X-Rakete. Pournelle pflegte enge Kontakte mit republikanisch-konservativen Kreisen; einer seiner engsten Freunde war der Politiker und Lobbyist Newt Gingrich. 1985 schrieb er das Vorwort zu Gingrichs Buch Window of Opportunity.
Große Popularität erreichte Jerry Pournelle als Journalist für die Computerzeitschrift Byte. Seine dort ab 1982 erschienene, die persönlichen Erfahrungen mit PCs, Software und Vernetzung darstellende Kolumne trug den Titel CHAOS MANOR: The User’s Column. Sie war ein Flaggschiff der Zeitschrift, die im August 1998 ihr Erscheinen einstellte.[2] Um Vernetzungstechnologien zu erproben und über die frühen sozialen Netzwerke, lange vor Beginn des World Wide Web, mit Lesern in Kontakt zu bleiben, nutzte Pournelle unter anderem den Online-Dienst GEnie, wo er ein eigenes Forum („RoundTable“) moderierte.
Nach dem Ende von Byte fing er an unter Chaos Manor Mail[3] und The View from Chaos Manor[4] in einer chronikartigen Form zu schreiben an, wie man sie später als Blog bezeichnen würde. Unter Chaos Manor Reviews erschien ab 2006 eine monatliche Kolumne, die die Tradition der bei Byte erschienenen Kolumne fortsetzte.[5]
Pournelle war in den 1980er Jahren zudem Redakteur und Kolumnist des Militärmagazins Survive. Er war Mitglied im Human Biodiversity Institute, einer Online-Diskussionsrunde hochrangiger Wissenschaftler und Intellektueller, die von Steve Sailer[6], einem amerikanischen Journalisten, Kolumnisten und Filmkritiker ins Leben gerufen wurde.
Im Jahr 2008 wurde bekannt, dass Jerry Pournelle an einem Hirntumor leidet, der jedoch nach eigenen Angaben therapiert werden konnte. Am 8. September 2017 ist Pournelle im Alter von 84 Jahren an Herzversagen gestorben.[7]
Dissertation
In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen:
Das vorgestellte Model war vermutlich nicht der einzige Inhalt der Dissertation.
Pournelles Dissertation trug den Titel The American political continuum; an examination of the validity of the left-right model as an instrument for studying contemporary American political „isms“. In ihr stellte er ein Modell des politischen Spektrums vor, das politische Strömungen in zwei Dimensionen klassifiziert:[8]
Entlang dieser Achse werden die Ansichten danach eingeordnet, ob sie einen starken Staat wünschen oder ob der Staat am besten gar nicht existieren sollte.
Diese Achse beschreibt, ob die politische Strömung davon ausgeht, ob die Gesellschaft sich durch Vernunft verbessern lässt, oder ob jeder Versuch dazu gar nicht unternommen werden sollte. Ein Fehlen von „Rationalismus“ ist allerdings nicht als „irrational“ zu verstehen, sondern als „Anti-Rationalismus“. Rationalisten glauben, dass die gesellschaftliche Weiterentwicklung plan- und steuerbar sei, während der „Anti-Rationalist“ dies als Utopie kritisiert.
The Strategy of Technology: Winning the Decisive War (1970, mit Stefan T. Possony)
That Buck Rogers Stuff (1977)
The Mathematics of the Energy Crisis (1978, mit R. Gagliardi)
A Step Farther Out (1980)
The User’s Guide to Small Computers (1984)
Mutual Assured Survival: A Space-Age Solution to Nuclear Annihilation (1984, mit Dean Ing)
Adventures in Microland (Pournelle Users Guide #11, 1985)
Guide to Disc Operating System and Easy Computing (1989)
Pournelle’s PC Communications Bible (1992, mit Michael Banks)
Windows with an Attitude (1993)
PC Hardware: The Definitive Guide (2003)
1001 Computer Words You Need to Know (2004)
Dissertation
The American political continuum; an examination of the validity of the left-right model as an instrument for studying contemporary American political “isms.” University of Washington, 1964, OCLC19908362 (englisch).
Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 798 f.
Don D’Ammassa: Pournelle, Jerry (Eugene). In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 633–635.
Albrecht Fritzsche: „Mit erfundenen Daten läßt sich alles beweisen.“ Jerry Pournelle und die Statue aus Butter. In: Die Welten der Science Fiction. 15 Annäherungen an das erfolgreichste Genre unserer Zeit, Corian-Verlag Meitingen 1988, ISBN 3-89048-313-5.
John J. Pierce: Pournelle, Jerry (Eugene). In: James Gunn: The New Encyclopedia of Science Fiction. Viking, New York u. a. 1988, ISBN 0-670-81041-X, S. 361–363.
Robert Reginald: Science Fiction and Fantasy Literature. A Checklist, 1700–1974 with Contemporary Science Fiction Authors II. Gale, Detroit 1979, ISBN 0-8103-1051-1, S. 1036 f.
↑Neil Genzlinger: Jerry Pournelle, Science Fiction Novelist and Computer Guide, Dies at 84. In: The New York Times. 15. September 2017, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 8. Januar 2025]).