Johann Rainer (Historiker)Johann Rainer (* 17. Januar 1923 in Pusarnitz; † 21. Oktober 2015 in Innsbruck) war ein österreichischer Historiker. Rainer war Professor an der Universität La Sapienza in Rom sowie von 1968 bis 1993 Professor für Österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. LebenRainer entstammte bäuerlichen Verhältnissen. Er besuchte das Gymnasium und wurde 1941 in die Wehrmacht eingezogen. Während des Zweiten Weltkrieges geriet er an der Ostfront in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung kehrte er in seine österreichische Heimat zurück und begann ein Studium der Geschichte und Geographie an der Universität Graz, das er 1948 mit der Lehramtsprüfung abschließen konnte. Bereits ein Jahr später wurde er an der Philosophischen Fakultät der Grazer Universität mit der Dissertationsschrift Die verfassungsrechtliche Stellung des Herzogs von Kärnten, 1335 bis 1379 zum Dr. phil. promoviert.[1] Nach der Absolvierung der Staatsprüfung 1951 arbeitete Rainer bis 1957 als Lehrer an verschiedenen Gymnasien in Graz. Von Hermann Wiesflecker wurde er zur Mitarbeit an den Regesten der Grafen von Görz (Meinhardiner) hinzugezogen, bei der er maßgeblich an der Herausgabe des zweiten Bandes der Regesten beteiligt war und die 1952 erstmals erschien. Ein weiterer Förderer von ihm war Leo Santifaller, der Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung zu dessen Außerordentlichen Mitglied Rainer ernannt wurde. Santifaller gewährte ihm ein Stipendium am Österreichischen Historischen Institut in Rom, wo er 1958 eine Anstellung als wissenschaftlicher Sekretär erhielt. In Rom forschte Rainer in den Archiven der Stadt aber vor allem im Vatikanischen Apostolischen Archiv.[1] 1962 habilitierte sich Rainer an der Universität Graz für Österreichische Geschichte mit einer Habilitationsschrift über den Prozess gegen Kardinal Melchior Khlesl. Seine Arbeit erschien noch im gleichen Jahr in den Römischen Historischen Mitteilungen. 1965 erfolgte die Erweiterung seiner Lehrberechtigung auf die Allgemeine Geschichte der Neuzeit. Gleichzeitig übernahm er 1965 für viele Jahre die Professur für Storia e vita culturale in Austria (Geschichte und kulturelles Leben in Österreich) an der Universität La Sapienza in Rom. 1968 folgte er dem Ruf als Ordentlicher Professor für Österreichische Geschichte an die Universität Innsbruck, wo er 1993 emeritiert wurde. Neben seiner akademischen Arbeit engagierte sich Rainer auch bei der Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen in Südtirol, die zunächst als Aushilfskräfte im Schulbetrieb eingesetzt waren und nebenberuflich ihren Studienabschluss zu bewältigen hatten.[1][2] Johann Rainer starb am 21. Oktober 2015, im Alter von 92 Jahren, nach langer schwerer Krankheit. Er wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof bestattet.[3] Rainer war Autor und Herausgeber zahlreicher Fachveröffentlichungen. Nach seiner Arbeit im Vatikanischen Geheimarchiv veröffentlichte er ab 1967 die mehrbändige Edition der Nuntiaturberichte. Er legte aber auch regionalgeschichtliche Arbeiten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert vor und publizierte zu den österreichisch-italienischen Beziehungen. Rainer war Mitautor des Lexikon für Theologie und Kirche und veröffentlichte regelmäßig in den Zeitschriften Carinthia I, der Tiroler Heimat und den Innsbrucker Historischen Studien. Er gehörte zu den Mitbegründern und ersten Herausgebern der Schriftenreihe Geschichte der österreichischen Bundesländer. Für die Neue Deutsche Biographie verfasste er den Beitrag über Melchior Khlesl. Für seine kirchengeschichtlichen Forschungen verlieh ihm die Universität Graz 1993 die Ehrendoktorwürde der Theologie. 2013 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Ritter des Silvesterordens ernannt, eine der höchsten Auszeichnungen, die ein Laie in der katholischen Kirche erhalten kann.[2] Er war seit 1977 Mitglied in der Historischen Landeskommission für Steiermark.[4] Veröffentlichungen (Auswahl)Autor
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