Joseph Feinhals, auch Josef Feinhals, latinisiert genannt Collofino (* 31. Dezember1867 in Köln; † 1. Mai1947 auf Schloss Randegg, Hegau) war ein deutscher Unternehmer (Tabakhändler), Kunstmäzen und Sammler aus Köln. Feinhals war ein Förderer der Rheinischen und Kölner Kunst- und Kulturszene und initiierte große Kunstausstellungen.
Seine Eltern waren Joseph (1835–1907) und Josephine Feinhals, geb. Hagen (1840–1921). Beide eröffneten am 15. September 1861 zunächst in der Hohe Straße 6 (Unter Pfannenschläger) ein exklusives Geschäft für Tabak und Rauchbedarf, der erste deutsche Laden dieser Art mit über 1000 Sorten. Einer ihrer beiden Söhne war Joseph Feinhals. Sein Abitur legte er 1885 am humanistischen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (Köln) ab.[1] Er studierte Nationalökonomie in Genf, machte zwischen 1887 und 1889 eine Lehre in einer Zigarrenfabrik in Bremen und ging dann in Zigarrenfabriken auf Kuba und nach New York City. Sein jüngerer Bruder, der Opernbariton Fritz Feinhals, entschied sich früh für eine Gesangskarriere und interessierte sich nicht für das elterliche Geschäft. Im Jahre 1897 machte der Vater den älteren Sohn zum Teilhaber der Firma, 1907 wurde er Chef. Die Mutter führte das Geschäft als Witwe ab 1907 weiter und übertrug es 1911 an den Sohn Joseph als Alleininhaber.[2]
Ende Februar 1909 lernte er Hermann Hesse kennen, der im Düsseldorfer Schauspielhaus aus seinen Werken las.[6] Zwischen beiden entwickelte sich ein reger Briefwechsel. Hesse übernachtete in der Villa Feinhals anlässlich einer Lesung im Januar 1914 in Duisburg.[7] Hermann Hesse lässt Feinhals mehrfach als „Collofino“ auftreten, und zwar in seinen Erzählungen Klingsors letzter Sommer (1919), Die Morgenlandfahrt (1932) und in seinem 1943 erschienenen Roman Das Glasperlenspiel.[8] Diese wörtliche Latinisierung des Namens Feinhals stammte jedoch nicht von Hesse, sondern kommt bereits im Raucherlied „Munkepunkes Saturnalien“ von Alfred Richard Meyer vor.[9] 1910 schuf Bruno Paul das Familiengrab auf dem Kölner Melaten-Friedhof.[10] 1912 ließ sich Feinhals von ihm die Inneneinrichtung seines Büros in der Hohe Straße 59–61 entwerfen.
Kunstmäzen und Förderer
Feinhals wurde zu einer Schlüsselfigur des Kölner Kulturlebens. Als Mäzen förderte er unter anderem Otto Freundlich, der 1919 für seinen Förderer das Mosaik Die Geburt des Menschen schuf. Es war ursprünglich für die Villa Feinhals gedacht, ist aber heute im Foyer der Kölner Oper installiert.[11] Unter seinem Pseudonym „Collofino“ veröffentlichte er ab 1911 Werke wie „Der Tabak in Kunst und Kultur“, Prosa in „Die Geschichten des Collofino“ (1918) oder Humoresken in „Non olet“ (lat.: Es stinkt nicht; 1939). Der „Collofino panaceae magus Coloniensis“ (lat.: der Magier mit dem Zauberkraut aus Köln) vertrieb auch eine Zigarrenmarke namens „Collofino“.
1918: Die Geschichten des Collofino: Eine Sammlung merkwürdiger Begebenheiten und rätselhafter Abenteuer …, DNB573306249.
1918: Das Geheimnis des Marchesa oder Giorgione da Castel Franco, DNB580854132.
1925: Schulerinnerungen, ein lustiges Pennälerbrevier, gemeinsam mit Georg Fuchs alias Volpone (1868–1932, Kölner Mundartdichter) DNB573162581, Privatdruck bei M. Dumont, Köln.
1939: Non olet oder die heiteren Tischgespräche des Collofino, DNB580854140
Fachliteratur
1911: Der Tabak in Kunst und Kultur. [Festschrift] Freunden und Gönnern der Firma Jos. Feinhals aus Anlass ihres 50jährigen Bestehen gewidmet.DNB362387575.
1914: Tabakanekdoten, ein historisches Braunbuch
1915: Der Tabak im Kriege
1936: Vom Tabak. Ein Spaziergang durch das Raucherparadies
Renate Hilscher: Joseph Feinhals, Tabakhändler, Sammler und Mäzen, in: Wulf Herzogenrath, Dirk Teuber, Angelika Thiekötter (Hrsg.), Die Deutsche Werkbund-Ausstellung, Cöln 1914, (= Der westdeutsche Impuls 1900 – 1914. Kunst und Umweltgestaltung im Industriegebiet, Band 1.) Ausstellungskatalog des Kölnischen Kunstvereins, 24. März – 13. Mai 1984. Hrsg. vom Deutschen Werkbund. Kunstmuseum Düsseldorf 1984, S. 283–287, mit Illustrationen, DNB880114819.
Ausstellung
100 Jahre „Deutsche Werkbund-Ausstellung Cöln 1914“. Die Erfindung des modernen Marken-Designs. (Muster von Zigarren- und Zigarettenverpackungen der Firma Joseph Feinhals, Köln.) Deutsches Verpackungs-Museum, Heidelberg, 13. November 2014 – 30. September 2015.[5]
↑Die Rheinlande, Band 21, 1911, Der Tabak in Kunst und Natur, S. 396: „Hierin ist nun freilich Joseph Feinhals in Köln seit Jahren vorbildlich gewesen; seine Schaufenster in der Hohestraße gehören zweifellos zu den künstlerischen Sehenswürdigkeiten der Stadt; nicht nur durch die eigenen Packungen, an denen er die besten Künstler Deutschlands beteiligte, sondern mehr noch durch das Arrangement, das sein eigenes Werk war und besser als alle Schaufenster-Wettbewerbe in stetem Wechsel zeigte, was eine künstlerisch befähigte Hand aus einem Schaufenster zu machen vermag.“
↑Michael Limberg (Hrsg.): Autorenabende mit Hermann Hesse. Eine Dokumentation. Books on demand, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7412-7981-2, S. 41.
↑Konrad Feilchenfeldt (Hrsg.): Deutsches Literaturlexikon – Das 20. Jahrhundert. Band 8, 2005, Sp. 347, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
↑Hermann Hesse: Gesammelte Briefe: 1936–1948. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-518-03162-7, S. 44, Fn 7.
↑Helga Behn: » Unmittelbar und unverfälscht «. Expressionisten als Lehrer und Vermittler, in: Gerhard Kolberg (Hrsg.), Die Expressionisten – vom Aufbruch bis zur Verfemung, Hatje, Ostfildern-Ruit 1996, ISBN 978-3-7757-0610-0, S. 281–290, hier: S. 285.