Josef Rings war Sohn römisch-katholischer Eltern. Er heiratete im Jahr 1909 Mathilde genannt „Tilly“ Menkel (1886–1942), die jüdischer Herkunft war, und wurde von diesem Zeitpunkt an als konfessionslos geführt. 1910 wurde ihr gemeinsamer Sohn Werner (1910–1998) geboren. Tilly Rings, der während der NS-Zeit wegen einer schweren Erkrankung das Einreisevisum ins britische Mandatsgebiet Palästina verweigert worden war, verstarb im jüdischen Krankenhaus in Köln.[1][2]
In den 1920er-Jahren entwarf er als selbstständiger Architekt in Essen die Stadtwaldsiedlung (auch Eyhofsiedlung), die Siedlung Spinnstuhl in Gelsenkirchen und einige Siedlungen in Bochum. Nebenbei betreute er zwischen 1926 und 1929 den Auf- und Ausbau des von Martin Luserke gegründeten und geleiteten reformpädagogischenLanderziehungsheimsSchule am Meer im Loog auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist, das sein Sohn Werner während dieser Zeit besuchte.[3]
Als aktives SPD-Mitglied emigrierte Rings 1934 nach Palästina, wo er die britische Staatsbürgerschaft erhielt.[4] Dort arbeitete er zwischen 1934 und 1948 als Stadt- und Siedlungsplaner der Siedlungsgesellschaft Rassco in Tel Aviv. 1939 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und lehrte als Professor für Stadtplanung an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.[2]
Bauten
1905: Entwurf für ein Landhaus in Honnef am Rhein[5]
1908: Musterhaus „Arbeiterhaus Merkel“ auf der Hessischen Landesausstellung für freie und angewandte Kunst Darmstadt 1908[6]
1922–1923: Mehrfamilienwohnhäuser an der Ottostraße (heute Oskar-Hoffmann-Straße) 77 b-c in Bochum für die Baugenossenschaft Bochum und Umgebung eGmbH
1923–1924: Wohnsiedlung an der Hunscheidtstraße in Bochum[13]
1924: 1. und 2. Bauabschnitt der Siedlung Weitmar in (Bochum-)Weitmar, Hattinger Straße 297–311[13]
1925: Sieberei und Kohlenwäsche der Zeche Dahlbusch II/V/VIII in Gelsenkirchen-Rotthausen (nicht erhalten)[14]
1926–1927: Teilabriss und vergrößerter Neubau des Doyen-Hauses („Do“) sowie Neubau des Lehrer- und Primaner-Wohnhauses „Arche“ der Schule am Meer im Loog auf Juist („Arche“ heute Teil der Jugendherberge Juist, „Do“ heute in Gemeindebesitz und privat bewohnt)
vor 1928: Mehrfamilienhausgruppe in Duisburg, Grabenstraße[14]
In Gelsenkirchen-Hassel wurde die Josef-Rings-Schule (Grundschule) nach ihm benannt, die innerhalb der in der von ihm Ende der 1920er-Jahre geplanten Siedlung Im Spinnstuhl besteht. Die Siedlung steht seit 2006 unter Denkmalschutz.[15]
Myra Warhaftig: Sie legten den Grundstein. Leben und Wirken deutschsprachiger jüdischer Architekten in Palästina 1918–1948. Ernst Wasmuth, Tübingen 1996, ISBN 3-8030-0171-4.
Micha Gross, Ines Sonder (Hrsg.): Josef Rings und Erich Mendelssohn. Neues Bauen in Deutschland und Palästina–Erez Israel. (Ausstellungskatalog, Alte Synagoge Essen) Essen 2017 (dreisprachig; deutsch, englisch, Ivrit). Darin:
Ines Sonder: Neues Bauen im Mandatsgebiet Palästina. Josef Rings, Biographie.
Renate Kastorff-Viehmann: Josef Rings. Ein vergessener Pionier der modernen Architektur.
Ines Sonder: Projekte in Deutschland.
Micha Gross: Josef Rings in Palästina-Erez Israel.