Sachs wurde als siebtes Kind eines Graveurs in eine jüdische Familie geboren. Er wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf, den Eltern war es nicht möglich, ihren Sohn entsprechend seinen genialen Veranlagungen auszubilden. Zumindest war es ihm möglich, das Gymnasium zu besuchen.
Erste Anregungen für die Naturwissenschaften empfing Sachs bereits als Jugendlicher durch den Breslauer Physiologen und Pathologen Jan Evangelista Purkinje, dessen Söhne mit ihm die Schule besuchten. Durch den Kontakt mit ihnen fand er zu seinem Empfinden für die Schönheit der Natur. Bereits früh sammelte und bestimmte er Pflanzen mit großer Begeisterung. Nachdem er bereits im Alter von 17 Jahren Vater, Mutter und Bruder verloren hatte, beschloss er zunächst, die Schule zu verlassen und Seemann zu werden. Von diesem Entschluss konnte ihn Purkinje abhalten, indem er ihn 1850 bei seiner Übersiedlung von Breslau nach Prag als Privatassistenten mitnahm.
Dort setzte Sachs seine Studien fort und studierte ab 1851 an der Universität Prag Naturwissenschaften. Nebenbei arbeitete er für Purkinje und promovierte 1856 zum Dr. phil. Er habilitierte sich 1857 für das Fach Botanik.
In seinen frühen Arbeiten beschäftigen sich Sachs mit Themen zur Ernährungs- und Wachstumsphysiologie. 1859 erhielt er auf Empfehlung des Zoologen Friedrich Ritter von Stein (1818–1885) und des Botanikers Friedrich Wilhelm Hofmeister, damals noch Musikalienhändler in Leipzig, eine Stellung als Assistent am agrikulturtechnischen Laboratorium in Tharandt. Hier gelang es ihm, die Kulturmethoden von Pflanzen im Labor weiterzuentwickeln und (gleichzeitig mit Wilhelm Knop) Pflanzen in anorganischen Nährlösungen anzuziehen.
Er entwickelte das sogenannte Auxanometer, ein Gerät zur Messung des Pflanzenwachstums.
Im Jahr 1861 wurde Sachs Professor der Botanik an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn. Während der sechs Jahre, die er dort arbeitete, gelang ihm unter anderem der Nachweis, dass Stärke, die sich durch Kohlensäureassimilation in den Chlorophyllkörnern bildet, im Dunkeln verschwindet und im Licht wieder neu auftritt. Diesen Nachweis erbrachte er mit der bekannten Iodprobe.
In dieser Zeit zeigte sich auch, dass Sachs ein hervorragender botanischer Schriftsteller war. Am 1. Oktober 1865 veröffentlichte er das Handbuch der Experimentalphysiologie, das in klarer Darstellung eine Übersicht interessanter und wichtiger Experimente zur Pflanzenphysiologie enthielt. Damit gelang es Sachs, dieses Fach einer breiten Fachöffentlichkeit bekannt zu machen.
1867 wurde er Nachfolger von Heinrich Anton de Bary an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Dort hielt es ihn allerdings wegen der durchaus schlechten Arbeitsbedingungen kaum ein Jahr. 1868 folgte er einem Ruf an die Universität Würzburg, wo er trotz zahlreicher Rufe an andere Universitäten (unter anderem nach Jena, Heidelberg, Wien, Berlin, Bonn und München) über 30 Jahre lang wirkte. Das von ihm 1867 als „Spelunke“ bezeichnete Gebäude des botanischen Instituts (das „alte Epileptikerhaus“ in der heutigen Klinikstraße 3) baute er aus und ließ es 1869/1870 um zwei Stockwerke erhöhen.[2] Sachs erforschte unter anderem die Verzweigung von Wurzeln, die ihn zur Keimungsphysiologie führten. Er hat zur Klärung der Fotosynthese-Vorgänge Wesentliches beigetragen und schloss bei entwicklungsphysiologischen Untersuchungen auf das Vorhandensein „blütenbildender Stoffe“, eine Hypothese, die erst ein halbes Jahrhundert später wieder aufgegriffen und bestätigt wurde.
Neben seinen vielen weiteren Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie (zum Beispiel der Reizphysiologie) hat Sachs sich für andere Gebiete der Botanik und Biologie interessiert und engagiert. Er nahm beispielsweise Stellung zur Stammesgeschichte der Pflanzen sowie zur Deszendenztheorie von Charles Darwin, dessen Formulierung eines Selektionsprinzips er allerdings für eine unzureichende Erklärung für die Evolution hielt.
1859: Physiologische Untersuchungen über die Keimung der Schminkbohne (Phaseolus multiflorus).
1859: Ueber das abwechselnde Erbleichen und Dunkelwerden der Blätter bei wechselnder Beleuchtung.
1862: Ueber das Vergeilen der Pflanzen.
1863: Ueber den Einfluss des Tageslichtes auf die Neubildung unt Entfaltung verschiedener Pflanzenorgane.
1865: Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen.
1868: Lehrbuch der Botanik.
1871–1872: Die Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860.
1872: Ueber den gegenwärtigen Zustand der Botanik in Deutschland. Rede zur Feier des 290. Stiftungstages der Julius-Maximilians-Universität, gehalten […] am 2. Januar 1872. Thein, Würzburg 1872.
Hartmut Gimmler, Gerlinde Gimmler, Wolfram Hartung: Materialien zur Bibliografie und Biografie von Julius Sachs, 1832–1897. Band 10: Julius Sachs in Briefen und Dokumenten. Teil I: 1832–1868. Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften der Universität, Würzburg 2003, ISBN 3-00-011721-0.
Julius Sachs. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
Einzelnachweise
↑Vgl. Hans Burgeff: Sachs und das Experiment. In: Verhandlungen der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft. Neue Folge. Band 57, 1932, S. 41–51. Vgl. auch Ernst G. Pringsheim: Julius Sachs, der Begründer der neuen Pflanzenphysiologie, 1832–1897. Fischer, Jena 1932.
↑Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 382–383 und 480.