Dieser Artikel behandelt die griechisch-makedonische Stadt Kozani. Zum Regionalbezirk Kozani siehe Kozani (Regionalbezirk). Für die ähnlich klingende Stadt in der Republik Nordmazedonien siehe Kočani.
Die Stadt wurde von den Slawen Kožani genannt, weil sie als Zentrum der Tierfellproduktion und des Handels mit Leder bekannt war (Leder, Mazedonisch/serbisch: Koža). Nach vorherrschender Meinung in Griechenland stammt der Name vom Dorf Epirus Kósdiani, dem Ursprung der Siedler von Kozani im Jahr 1392. Die Siedlung hieß zuerst Kózdiani, wurde dann in Kóziani und schließlich in Kozáni geändert.
Geschichte
Kozani wurde von christlichen Siedlern gegründet, nachdem sich die türkischen Herrscher der makedonischen Ebenen in die Berge zurückzogen. Die sichere Lage der Stadt zog bald andere Christen an, die von Epirus vertrieben worden waren. Während des 17. und 18. Jahrhunderts gaben die Handelsgeschäfte mit den Ländern in Zentraleuropa der Stadt die Gelegenheit, sich ökonomisch zu entwickeln.
Anfang des 19. Jahrhunderts bereiste der Engländer William Martin Leake Kozani. Er beschrieb die Stadt als eine Ansammlung von 600 bis 700 Häusern sowie einem guten Basar und Markt, welcher an jedem Samstag abgehalten und sowohl von der osmanischen (türkischen) wie auch von der griechischen Bevölkerung besucht wurde. Leake berichtete weiter, dass Kozani vor seinem Aufenthalt enge Handelsbeziehungen zu Deutschland und Ungarn unterhalten hätte; entsprechend wohlhabende Kaufleute hätten in Kozani ihre Residenz gehabt. Außerdem wäre Kozani der häufigere Aufenthaltsort des griechisch-orthodoxen Bischofs von Kozani und Servia.[2]
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Kozani am 12. April 1941 von der Wehrmacht besetzt und verblieb bis zum 28. Oktober 1944, dem Tag des deutschen Rückzugs, unter deutscher Besatzung.[3] Während der deutschen Besatzungszeit war insbesondere der Bischof von Kozani (und Servia) ein Förderer des griechischen Widerstands gegen die deutschen Besatzungstruppen.[4] Kozani war auch Sitz der kleinen griechischen Widerstandsorganisation EKA (Ethniki Kinoniki Amyna).[5]
Am 13. Mai 1995 erschütterte ein Erdbeben mit der Stärke 6,6 auf der Richterskala Stadt und Gemeinde Kozani.[6]
Bevölkerung, Verwaltung, Politik
Bevölkerung
Kozani hatte Anfang des 20. Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinde.[7] Der türkische Bevölkerungsanteil, welcher in der osmanischen Besatzungszeit ab dem 14. Jahrhundert sich in Kozani und der umliegenden Region angesiedelt hatte, musste vor allem nach dem Griechisch-Türkischen Krieg Kozani und die umliegende Region verlassen. 1922 wurden in Thessaloniki 13 muslimische Personen registriert, welche in die Türkei aus der Region Kozani verbracht wurden bzw. flohen; 1923 waren es 26.610 Personen.[8] 1926 mussten alle türkischen Einwohner Kozani und seine Region verlassen.[9]
Verwaltung
Kozani wurde 1918 als Stadtgemeinde (dimos) anerkannt. Im Rahmen der griechischen Kommunalverwaltungsreform 1997 wurden zahlreiche Siedlungen, Gemeinden und Ortschaften in Kozani eingemeindet. Mit der Verwaltungsreform 2010 wurde Kozani erneut um vier Nachbargemeinden erweitert, was die Fläche annähernd verdoppelte. Die ehemaligen Gemeinden von 1997 bilden nun Gemeindebezirke, die Gemeinden von vor 1997 Stadtbezirke bzw. Ortsgemeinschaften, die eigene lokale Vertretungen wählen. Die Einwohnerzahlen stammen aus dem Ergebnis der Volkszählung 2011.[1]
Bei den Kommunalwahlen 2010 konnte sich Lazaros Maloutas mit einer Liste aus Anhängern der Parteien PASOK und Demokratische Linke in der Stichwahl mit 56,56 % der Stimmen durchsetzen, womit er zum Bürgermeister gewählt wurde; sein Wahlbündnis errang 25 Sitze im Gemeinderat. Auf die Liste der Nea Dimokratia entfielen zwölf Sitze, auf die Liste der KKE zwei Sitze. Ein Bündnis aus Grünen und SYRIZA errang einen Sitz; ebenfalls ein Sitz ging an das Bündnis Dimos Kozanis – Dimos anichtos.[10]
Wirtschaft
Bekannt ist diese Gegend als Anbaugebiet des teuersten Gewürzes der Welt, des roten Safrans. Der Anbau wurde in der Zeit des Osmanischen Reichs eingeführt und wird auch heute noch aufrechterhalten.[11] Auch Getreide und Wein wurden in Kozani angebaut.[12] Sowohl Safran als auch insbesondere Getreide wurden auf dem Landwege nach Deutschland und Ungarn verbracht; entsprechend entwickelte sich bereits im 17. Jahrhundert der Handel mit hieraus wohlhabend gewordenen Händlern und deren Familien. Zur Besuchszeit von William Martin Leake Anfang des 18. Jahrhunderts erlebte der Handel in Kozani eine Depression; der Preis des Safrans verfiel von 80 Piaster pro Oka auf 40 bis 50.[13]
Die im Bereich Convenience Food international tätige Firma Alfa hat in Kozani ihren Hauptsitz.[14]
Die in der Region befindlichen Kraftwerke Agios Dimitrios und Kardia waren laut WWF im Jahr 2007 die Kraftwerke mit dem höchsten Ausstoß an Kohlendioxid pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) Strom in Europa.[15]
Infrastruktur
Stadt und Gemeinde Kozani sind Sitz der Universität von Westmakedonien. Eine technische Hochschule (TEI) ist ebenfalls in Kozani beheimatet.
Verkehr
Straße
Kozani ist ein wichtiger Kreuzungspunkt von Verkehrswegen in Westmakedonien. Wichtigster Verkehrsträger im privaten, kommerziellen und öffentlichen Verkehr ist die Straße. Von Norden nach Süden führt die Nationalstraße 3 (Europastraße 65) von Florina und Ptolemaida aus kommend über Kozani nach Servia, Elassona und anschließend Larisa in Thessalien. Diese Nord-Süd-Achse dient dem Verkehr nach Florina, Kastoria und Mazedonien. Von Westen erreicht die Nationalstraße 20 (Europastraße 90) aus Ioannina über Konitsa und Siatista und stellt einen Anschluss nach Epirus sicher. Nach Osten führt die Nationalstraße 4 von Kozani aus über Veria und Alexandria nach Chalkidona in der Präfektur Thessaloniki und damit anschließend nach Thessaloniki selbst. Bis Anfang des 21. Jahrhunderts waren alle diese Straßen zweispurige Straßen und erheblich mit dem zunehmenden Verkehr seit den 1990er Jahren belastet. Die Nationalstraße 3 ist unterdessen nach Norden hin umfangreich neu trassiert und ausgebaut worden; auch nach Süden hin wurde diese Straße bis zum Polyfytos-See teilweise neu gebaut. Die Nationalstraßen 4 und 20 blieben hingegen unverändert, wurden aber durch eine neue West-Ost-Autobahn, die Autobahn 2 (Egnatia Odos), entlastet. Die Autobahn 2 führt im Westen über Siatista, Grevena und Metsovo nach Ioannina und Igoumenitsa. Nach Osten führt die Autobahn 2 am Südhang des Vermio-Gebirges vorbei nach Veria und anschließend nach Thessaloniki, Evzoni, Kavala, Chalkidiki und Alexandroupoli. Die umfangreichen Straßenverbindungen werden von Überlandbussen nach Florina, Amyndeo, Thessaloniki, Ptolemaida, Veria und Ioannina genutzt.
Schiene
Der Bahnhof Kozani ist der Endbahnhof der Strecke Amyndeo–Kozani. Die Strecke wurde 1953 eröffnet und schließt vor allem die Braunkohlegruben in der Umgebung an. Nach zwischenzeitlicher Einstellung des Betriebes von 2002 bis Januar 2007, um die Strecke in Stand zu setzen, ist sie seitdem wieder befahrbar. Personenverkehr findet jedoch nicht statt (2020).
Flughafen
Der Flughafen Kozani auch bekannt als „Filippos Airport“ (40.28611121.840833IATA: KZI, ICAO: LGKZ) liegt 4 Kilometer südöstlich von der Stadt Kozani entfernt und wurde 1950 eröffnet. Die asphaltierteStart- und Landebahn mit einer Ausrichtung von 14/32 ist 1.822 m lang und 30 m breit. Der Flughafen liegt auf einer Höhe von 628 m (2.059 ft) über dem Meeresspiegel.[16]
Herbert von Karajan entstammte ursprünglich aus einer nordgriechischen Familie aromunischer Herkunft, die 1743 in Kozani erstmals urkundlich erwähnt ist.[17]
↑William Martin Leake. Travels in Northern Greece. Volume 3. J. Rodwell, 1835. S. 299.
↑John Melior Stevens, Christopher Montague Woodhouse, Lars Baerentzen. British Reports on Greece, 1943–1944. Museum Tusculanum Press, 1982. S. 109. ISBN 87-88073-20-3.
↑John Melior Stevens, Christopher Montague Woodhouse, Lars Baerentzen. British Reports on Greece, 1943–1944. Museum Tusculanum Press, 1982. S. 33. ISBN 87-88073-20-3.
↑John Melior Stevens, Christopher Montague Woodhouse, Lars Baerentzen. British Reports on Greece, 1943–1944. Museum Tusculanum Press, 1982. S. 162. ISBN 87-88073-20-3.
↑G. Drakatos, D. Papanastassiou, G. Papadopoulos, H. Skafida, G. Stavrakakis. Relationship between the 13 May 1995 Kozani-Grevena (NW Greece) earthquake and the Polyfyto artificial lake. Engineering Geology 51, 1998: 65–74.
↑Elisabeth Kontogiorgi. Population Exchange in Greek Macedonia: The Rural Settlement of Refugees 1922–1930. Oxford University Press, 2006. S. 23. ISBN 0-19-927896-2.
↑Elisabeth Kontogiorgi. Population Exchange in Greek Macedonia: The Rural Settlement of Refugees 1922–1930. Oxford University Press, 2006. S. 199. ISBN 0-19-927896-2.
↑Elisabeth Kontogiorgi. Population Exchange in Greek Macedonia: The Rural Settlement of Refugees 1922–1930. Oxford University Press, 2006. S. 200. ISBN 0-19-927896-2.
↑Giannis S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos. Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West. C. Hurst & Co. Publishers, 1999. S. 5 ff. ISBN 1-85065-381-X.
↑William Martin Leake. Travels in Northern Greece. Volume 3. J. Rodwell, 1835. S. 329.
↑William Martin Leake. Travels in Northern Greece. Volume 3. J. Rodwell, 1835. S. 302.
↑Filippos Airport. In: airportguide.com. Abgerufen am 2. Februar 2020 (englisch).
↑Franz K. Stanzel: Europäischer Völkerspiegel : imagologisch-ethnographische Studien zu den Völkertafeln des frühen 18. Jahrhunderts. UniversitätsverlagWinter, Heidelberg 1999, ISBN 978-3-8253-0784-4, S.312=313.