Im Westen des Landkreises liegen das Obere Gäu (hier auch Korngäu genannt) und ein Teil des Heckengäus, der bis zu den Ausläufern des Schwarzwalds reicht. Im Süden gehören große Teile des Schönbuchs zum Kreisgebiet, des ersten Naturparks in Baden-Württemberg. Auch im Norden gibt es neben den offenen Landschaften der Gäue Waldgebiete, namentlich als Glemswald zusammengefasst.
Größere Flüsse oder Seen sind im Kreisgebiet nicht vorhanden. Im südlichen Kreisgebiet entspringen die Aich und die Würm. Die Bäche und kleineren Flussläufe münden alle in den Neckar, direkt oder über die Enz.
Der geographisch höchste Punkt befindet sich auf dem Kühlenberg nahe Oberjettingen auf 629,6 m ü. NHN, der tiefste liegt bei 307,5 m ü. NHN am Strudelbach an der nördlichen Kreisgrenze auf der Gemarkung Weissach.[3]
Der Landkreis Böblingen besitzt die nachfolgenden Naturschutzgebiete. Nach der Schutzgebietsstatistik der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)[5] stehen 736,95 Hektar der Kreisfläche unter Naturschutz, das sind 1,19 Prozent.
Der Landkreis Böblingen geht auf das alte gleichnamige württembergische Oberamt zurück, das schon zu Zeiten des Herzogtums Württemberg errichtet wurde. Im Laufe der Geschichte wurde es mehrmals verändert und 1938 in den Landkreis Böblingen überführt. Damals wurden nahezu alle Gemeinden des aufgelösten Oberamts Herrenberg sowie einige Gemeinden des Amtsoberamtes Stuttgart dem Landkreis Böblingen angegliedert.
Am 1. September 1971 wurde der Landkreis um die Gemeinde Dachtel des Landkreises Calw vergrößert.
Am 1. Januar 1975 wurden die Stadt Leinfelden und die Gemeinde Musberg an den Landkreis Esslingen abgegeben. Damit erreichte der Landkreis seinen heutigen Umfang.
Seit Abschluss der Gemeindereform am 1. Januar 1975 umfasst der Landkreis Böblingen 26 Gemeinden, darunter neun Städte und hiervon wiederum vier Große Kreisstädte (Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen). Die bevölkerungsreichste Stadt des Landkreises ist Sindelfingen, die bevölkerungsärmste Gemeinde ist Deckenpfronn.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nur Hauptwohnsitze).
Datum
Einwohner
31. Dezember 1973
286.618
31. Dezember 1975
288.385
31. Dezember 1980
305.725
31. Dezember 1985
310.431
25. Mai 1987 ¹
315.677
31. Dezember 1990
334.602
31. Dezember 1995
351.027
Datum
Einwohner
31. Dezember 2000
364.987
31. Dezember 2005
372.155
31. Dezember 2010
371.396
31. Dezember 2015
381.281
31. Dezember 2020
392.898
Im Jahr 2010 war der Landkreis Böblingen – bedingt durch das relativ niedrige Durchschnittsalter der Bevölkerung, die höhere Lebenserwartung und die überdurchschnittliche Geburtenhäufigkeit – einer der wenigen Kreise mit einer positiven Geburtenbilanz in Baden-Württemberg.[8]
Konfessionsstatistik
Laut der Volkszählung 2011 waren 38,4 % (139.887) der Einwohner evangelisch, 23,6 % (85.863) römisch-katholisch und 38,0 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[9] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem jährlich um 1 % gesunken. Gemäß dem Zensus 2022 waren 29,6 % der Einwohner evangelisch, 19,2 % katholisch, und 51,1 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[10]
Laut kirchliche Statistik gab es am 31. Dezember 2020 83.397 Katholiken (21,2 % der Gesamtbevölkerung).[11] Am 31. Dezember 2021 gab es 80.833 Katholiken (20,6 % der Gesamtbevölkerung).[12] Am 1. Dezember 2023 gab es 75.600 Katholiken (18,9 % der Gesamtbevölkerung).[13]
Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf fünf Jahre gewählt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu dem in nebenstehenden Diagrammen dargestellten Ergebnis.
Ergebnisse der vergangenen Kreistagswahlen seit 1994
WG: Wählervereinigungen, da sich die Ergebnisse von 1994 bis 2004 nicht auf einzelne Wählergruppen aufschlüsseln lassen.
Landrat
Der Kreistag wählt den Landrat für eine Amtszeit von acht Jahren. Dieser ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse. Er leitet das Landratsamt und ist Beamter des Landkreises. Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. In den Gremien hat er kein Stimmrecht. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte, der nicht Kreis-, sondern Landesbeamter ist.
Die Oberamtmänner des ehemaligen Oberamts Böblingen sind im Artikel Oberamt Böblingen dargestellt.
Landtagsabgeordnete
Bei Landtagswahlen ist das Kreisgebiet in die Wahlkreise 5 (Böblingen) und 6 (Leonberg) aufgeteilt, wobei ersterer den Osten des Landkreises samt Böblingen und Sindelfingen umfasst, letzterer den Norden, Süden und Westen mit Leonberg und Herrenberg.
Blasonierung: „In Gold eine dreilatzige rote Fahne an drei schwarzen Ringen, erhöht von einer schwarzen Hirschstange.“
Wappenbegründung: Die Fahne ist die Wappenfigur der Pfalzgrafen von Tübingen, die u. a. die Städte Böblingen, Sindelfingen und Herrenberg gründeten, ehe diese an das Herzogtum Württemberg kamen. Die württembergischen Hirschstangen symbolisieren die sehr frühe Zugehörigkeit des Kreisgebiets zu Württemberg.
Das Wappen wurde am 18. April 1947 angenommen und dem neuen vergrößerten Landkreis Böblingen am 30. August 1974 vom Innenministerium Baden-Württemberg neu verliehen.
Von 1927 bis 1947 prägte das Sportflugzeug Kl 25 das Wappen des Oberamts und Landkreises Böblingen.
Der Landkreis Böblingen weist das höchste Verdienstniveau aller Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg auf. 2020 betrug das durchschnittliche Arbeitnehmerentgelt (brutto einschließlich Arbeitgeber-Sozialbeiträge) 50.244 Euro.[2] Somit lag das durchschnittliche Verdienstniveau im Landkreis Böblingen über dem Verdienstniveau des angrenzenden Stadtkreises Stuttgart (49.375 Euro) sowie des Stadtkreises Karlsruhe (43.514 Euro).
Der Landkreis Böblingen ist Schulträger der folgenden Beruflichen Schulen: Kaufmännische Schule Böblingen und Mildred-Scheel-Schule Böblingen (letztere unter anderem mit Biotechnologischem Gymnasium und Ernährungswissenschaftlichem Gymnasium), Hauswirtschaftliche und Landwirtschaftliche Schule Herrenberg, Gewerbliche, Kaufmännische und Hauswirtschaftliche Schule Leonberg und Gottlieb-Daimler-Schule I und Gottlieb-Daimler-Schule II (mit der Akademie für Datenverarbeitung) im Technischen Schulzentrum Sindelfingen, ferner der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit Schulkindergarten in Böblingen (Käthe-Kollwitz-Schule), Herrenberg (Friedrich-Fröbel-Schule), Leonberg (Karl-Georg-Haldenwang-Schule) und Sindelfingen (Bodelschwinghschule), des SBBZ mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung mit Schulkindergarten in Sindelfingen und des SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Sprache und Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung mit Schulkindergarten in Sindelfingen. Zusammen mit den Städten Böblingen und Sindelfingen ist der Landkreis Böblingen Träger der Volkshochschule.
Krankenhäuser
Die beiden Kreiskrankenhäuser in Herrenberg und Leonberg wurden zunächst seit 2005 in Form einer Eigengesellschaft des Landkreises Böblingen von der Kreiskliniken Böblingen gemeinnützige GmbH betrieben. Das Krankenhaus in Böblingen und das frühere städtische Krankenhaus in Sindelfingen wurden in der Klinikum Sindelfingen/Böblingen gGmbH betrieben. Beide Gesellschaften gehörten dem Klinikverbund Südwest an, an dem die Landkreise Calw und Böblingen beteiligt sind. Nach dem Ausstieg der Stadt Sindelfingen aus dem Klinikverbund Südwest werden alle vier Krankenhäuser im Landkreis Böblingen (Böblingen, Herrenberg, Leonberg und Sindelfingen) in der Kreiskliniken Böblingen gGmbH betrieben, an der der Landkreis die Mehrheit hält. Der Klinikverbund Südwest ist ein Zusammenschluss der Krankenhäuser Böblingen, Calw, Herrenberg, Leonberg, Nagold und Sindelfingen. Gemeinsam mit dem Therapiezentrum im Klinikverbund Südwest, dem Medizinischen Gesundheitszentrum und der Service GmbH Schwarzwald zählt er zu den größten kommunalen Gesundheitseinrichtungen in Süddeutschland. Seit ca. 2020 wird auf dem Flugfeld das neue Flugfeldklinikum gebaut, das die bisherigen Kliniken in Böblingen und Sindelfingen ersetzen und 2025 in Betrieb gehen soll.[20] Das Projekt wird durch Fördermittel, Kredite und Eigenmittel über den Landkreis Böblingen finanziert (Gesamtkosten von 423 bis 452 Millionen Euro).[21]
Abfallwirtschaftsbetrieb
Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Böblingen wird in Form eines Eigenbetriebs geführt und ist mit seinen rund 240 Mitarbeitern ein mittelständischer Komplettanbieter für die Abfallentsorgung und Verwertung. Er bedient im Landkreis rund 170.000 private Haushalte sowie eine große Zahl von Gewerbebetrieben bei der Entsorgung und Weiterverwertung von Abfällen und betreibt die Wertstoffhöfe in den einzelnen Gemeinden des Landkreises.
Als einer von drei Landkreisen in Baden-Württemberg setzt der Landkreis Böblingen zur Sammlung von Wertstoffen das Wertstoffhofkonzept („Bringsystem“) anstelle des Gelben Sacks um. Der Landkreis ist mit 51,07 Prozent am Zweckverband RBB beteiligt, der das Restmüllheizkraftwerk in Böblingen betreibt.[22]
Verkehr
Die erste Strecke, die die Württembergische Staatsbahn in diesem Gebiet baute, war 1868/69 die Schwarzwaldbahn von Stuttgart über Leonberg nach Weil der Stadt, die 1872 bis Calw verlängert wurde. Erst 1879 folgte die Bahnstrecke Stuttgart–Horb, damals bis Eutingen im Gäu. Die Rankbachbahn als Querverbindung zwischen diesen beiden Strecken von Böblingen über Sindelfingen nach Renningen kam 1914/15 hinzu. Eine Querverbindung von der Bahnstrecke Stuttgart–Horb ins Neckartal stellte 1909 die Ammertalbahn Herrenberg–Tübingen her.
Die Gegend südlich der Kreisstadt wurde 1910/11 durch die Schönbuchbahn Böblingen–Dettenhausen erschlossen; sie wird ab 1996 im Auftrag der Kommunen von der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) betrieben.
1983: Weil der Stadt–Schafhausen(–Calw) (sechs Kilometer). Die Strecke nach Calw wird derzeit (Stand: 2023) reaktiviert, allerdings mit einer verkürzten Streckenführung, so dass Schafhausen nicht mehr bedient wird.
Zum Landkreis Böblingen gehörten ab 1938 zunächst 42 Gemeinden, davon 4 Städte.
Am 7. März 1968 stellte der Landtag von Baden-Württemberg die Weichen für eine Gemeindereform. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden war es möglich, dass sich kleinere Gemeinden freiwillig zu größeren Gemeinden vereinigen konnten. Den Anfang im alten Landkreis Böblingen machten am 1. Juli 1971 die Gemeinden Öschelbronn, Nebringen und Tailfingen, die sich zur neuen Gemeinde Gäufelden vereinigten, sowie die Gemeinde Neuweiler, die am gleichen Tag in die Gemeinde Weil im Schönbuch eingemeindet wurde. In der Folgezeit reduzierte sich die Zahl der Gemeinden stetig. Alle verbliebenen Gemeinden des alten Landkreises Böblingen gingen am 1. Januar 1973 im neuen vergrößerten Landkreis Böblingen auf.
Die größte Gemeinde des alten Landkreises Böblingen war die Stadt Sindelfingen, die seit dem 1. Februar 1962 Große Kreisstadt ist. Die kleinste Gemeinde war Neuweiler.
Der alte Landkreis Böblingen umfasste zuletzt eine Fläche von 451 km² und hatte am 30. Juni 1971 insgesamt 213.389 Einwohner.
In der Tabelle wird die Einwohnerentwicklung des alten Landkreises Böblingen bis 1971 angegeben.
Datum
Einwohner
17. Mai 1939
97.436
13. September 1950
93.694
6. Juni 1961
145.616
30. Juni 1971
213.389
In der Tabelle stehen die Gemeinden des alten Landkreises Böblingen. Am 1. April 1942 wurden die Gemeinden Vaihingen auf den Fildern und Möhringen auf den Fildern in die Stadt Stuttgart eingemeindet. Mit dem Wechsel Vaihingens in den Stadtkreis Stuttgart verlor der Landkreis Böblingen seine bis dahin einwohnerstärkste Gemeinde. Das Stadtrecht hatte sie nie erlangt.
Zwei Jahre nach der Kreisreform, am 1. Januar 1975, schlossen sich die Stadt Leinfelden und die Gemeinde Musberg mit den Gemeinden Echterdingen und Stetten auf den Fildern (beide Landkreis Esslingen) zur Stadt Leinfelden-Echterdingen zusammen und wurden dadurch ein Teil des Landkreises Esslingen.[6]
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen BB zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. In Zusammenhang mit der Kennzeichenliberalisierung ist seit dem 25. April 2013 auch das Unterscheidungszeichen LEO (Leonberg) erhältlich.
Verdienstmedaille
Der Landkreis Böblingen verleiht „in dankbarer Würdigung hervorragender ehrenamtlicher Verdienste um das Wohl des Landkreises Böblingen und das seiner Einwohnerinnen und Einwohner“ eine Verdienstmedaille. Vorschlagsberechtigt sind der Landrat und die Fraktionen des Kreistags, der Kreistag entscheidet über die Ehrung. Bisher sind folgende Personen mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet worden:[23]
Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden (in acht Bänden); Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band III: Regierungsbezirk Stuttgart – Regionalverband Mittlerer Neckar, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2.
Der Kreis Böblingen in der Reihe Heimat und Arbeit des Konrad Theiss Verlags, Stuttgart, 1983, Herausgeber: Landrat Reiner Heeb. ISBN 3-8062-0275-3.
Hans-Dieter Musch (Text) Manfred Grohe (Fotos): Schönbuch und Gäu, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 1976. ISBN 3-8062-0148-X.
Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart. Hrsg. von Reinhard Wolf. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-7995-5173-5.