Die Liste der Ehrengräber der Stadt Kassel enthält alle 71 Ehrengräber, die durch das Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel in Zusammenarbeit mit der Friedhofsverwaltung auf Kosten der Stadt instand gehalten und gepflegt werden. Ehrengräber erhalten Verstorbene, die sich während ihres Lebens mit besonderen Verdiensten hervorgetan haben. Ein Ehrengrab wird durch eine liegende Steintafel mit dem Namen des Bestatteten und dem Schriftzug „Ehrengrab der Stadt Kassel“ gekennzeichnet.
Die 64 Ehrengräber verteilen sich auf die Friedhöfe Altstädter Friedhof (6), Hauptfriedhof (40), Harleshausen (2), Kirchditmold (1), Niederzwehren (2), Wahlershausen (4), Wehlheiden (8), den Israelitischen Friedhof in Bettenhausen (4), Friedhof Bettenhausen (1), Friedhof Wolfsanger (1), Nordfriedhof (1) und den Friedhof Bad Arolsen-Schmillinghausen (1).
Ehrengräber existieren in Kassel seit den 1920er Jahren. Eine Würdigung erfolgt nach Vorschlag der Kulturkommission und dem entsprechenden Beschluss des Magistrats der Stadt Kassel. Es werden jedoch nicht automatisch Personen mit einem Ehrengrab geehrt, denen bereits zu Lebzeiten die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen wurde. Beide Auszeichnungen existieren unabhängig voneinander.
Zum 1100-jährigen Jubiläum der Stadt Kassel im Jahr 2013 wurden durch ein Projekt die Ehrengräber und die Biographien der Geehrten dokumentiert.[1]
Der Altstädter Friedhof 51.318122519.49725982 (auf dem heutigen Lutherplatz) ist ein Friedhof in der Kasseler Innenstadt. Er wurde auf dem Gelände angelegt, auf dem später die Lutherkirche erbaut wurde. Er war bis zum Ende des Jahres 1848 der außerhalb der Stadtmauern gelegene Hauptfriedhof der Kasseler Altstadt und wurde durch den neuen Hauptfriedhof am Tannenheckerweg ersetzt. Auf dem nach der letzten Beisetzung am 30. Juni 1843 geschlossenen Friedhof stehen einige beeindruckende Grabsteine und Totendenkmäler.
Name
Lebensdaten
Bild
Leistungen des Geehrten
Karl-Friedrich Gerstäcker
* 15. November 1788 in Schmiedenberg bei Wittenberg/Sachsen; † 1. Juni 1825 in Kassel
Seit 1821 am Kasseler Hoftheater als berühmter Tenor. Vater des bekannten Reiseschriftstellers Friedrich Gerstäcker.
Dorothea Grimm
* 20. November 1755 in Kassel; † 27. Mai 1808 in Kassel
* 20. August 1802 auf Schloss Philippsruhe bei Hanau; † 6. Januar 1875 in Prag
Letzter Kurfürst von Hessen. Mitregent seines Vaters seit 30. September 1831, Kurfürst von Hessen seit 20. November 1847. Selbstständig bis 8. Oktober 1866, dann von Preußen okkupiert.
* 11. Oktober 1791 in Grebenstein; † 4. Juli 1841 in Mihla/Eisenach
Bürgermeister der Stadt Kassel seit 1822. Ab 1. Januar 1835 Oberbürgermeister. Langjähriger Präsident der Kurhessischen Ständeversammlung. Seit 1835 Ehrenbürger der Stadt Kassel.
Hauptfriedhof
Der Hauptfriedhof 51.32833129.4919592 ist der größte Friedhof von Kassel. Er ist 40 ha groß und befindet sich im Stadtteil Nord-Holland. Er wurde am 2. Juli 1843 vor dem Holländischen Tor und außerhalb der damaligen Stadtgrenze eröffnet und ersetzte den Altstädter Friedhof an der Lutherkirche. Zunächst wurden in einer geometrischen Form zwölf Abteilungen angelegt. Die alleeartigen Wegeachsen sind rechtwinklig angelegt. Bereits mit der Eröffnung des Friedhofs wurde das Mausoleum in Betrieb genommen. Es ist ein repräsentatives Gruftengebäude mit einer oberirdischen Wandelhalle und unterirdischen Grabkammern.
Mausoleum auf dem Hauptfriedhof Kassel in dem sich auch das Ehrengrab für Louis Spohr befindet
Am 22. Oktober 1953 wurde ein neuer Ehrenfriedhof mit 171 Grabkreuzen mit 3000 Namen eingeweiht. Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gibt es ein Bombenopferfeld als Zeugnis der verheerenden Bombenangriffe und derer Opfer. Die alte Friedhofskapelle, die sich am heutigen Halit-Platz befand, wurde 1943 durch Bomben zerstört und 1950 abgerissen. Bereits 1926 wurde eine neue Friedhofskapelle mit Leichenhalle, Werkstätten und Verwaltungsgebäude am Ende der Karolinenstraße in Betrieb genommen. Diese Gebäude fielen ebenfalls im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffen zum Opfer und wurden später auf den alten Grundrissen wieder aufgebaut. Im Jahr 2000 wurde auf dem Wirtschaftshof ein neues Krematorium eingeweiht und im Jahr 2005 das Verwaltungsgebäude umgebaut und saniert. Auf dem Hauptfriedhof befindet sich die größte Anzahl von Ehrengräbern.
* 2. Juni 1817 in Fulda; † 17. Februar 1895 in Kassel
Nationalliberales Mitglied des Deutschen Reichstages 1867–1881. Politisch wissenschaftlicher Schriftsteller: „Eine deutsche Stadt vor 60 Jahren“, „Das frühere Kurhessen“.
* 5. Oktober 1799 in Ottrau/Schwalm; † 1. August 1874 in Kassel
1819–1830 Bibliothekar der Universitätsbibliothek in Löwen, 1830 Bibliothekar der Landesbibliothek in Kassel. Liberaler Politiker; Herausgeber der ersten liberalen Zeitung in Kassel „Der Verfassungsfreund“. Mitglied der Kurhessischen Stände, des Frankfurter Parlaments, des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Norddeutschen Reichstages.
U2
96
Konrad Berndt
* 27. Dezember 1872 in Kassel, † 31. Dezember 1935 in Kassel
Mundartschriftsteller („Casseläner Geschichderchen und Gedichderchen“), Postinspektor
* 11. September 1910 in Kassel; † 17. Oktober 1997 in Kassel
Seit 1952 Stadtverordneter, 1954 Dezernent für Wirtschaft und Verkehr, 1957 Bürgermeister und von 1963 bis 1975 Oberbürgermeister der Stadt Kassel. Ehrenoberbürgermeister.
* 17. Oktober 1876 in Gelsenkirchen; † 13. Dezember 1914 in Kassel
Bildhauer; Mitarbeit am Denkmal vor dem Landesmuseum, sog. „Wimmeldenkmal“ (jetzt Fürstenpark/garten) 1890; Relief des Hofgartendirektors Hentze auf Siebenbergen; Denkmal des Landgrafen Philipp (Martinsplatz) 1899; Papin-Brunnen 1906; Relief in der Lenoir-Stiftung in Fürstenhagen; Henschel-Brunnen vor dem Kasseler Rathaus.
* 7. Dezember 1848 in Warburg; † 3. Oktober 1926 in Braunschweig
Gründerin des Verbandes Kasseler Frauenvereine. Namensgeberin für die die Sozialpädagogische Fachschule für Kinderpflegerinnen und Heimerzieherinnen der Stadt Kassel.
* 30. Dezember 1792 Omes bei Innsbruck; † 15. April 1861 in Kassel
Ab 1821 Professor in Marburg. 1830 Abgeordneter der Universität Marburg im Kurhessischen Landtag und an der Abfassung der Kurhessischen Verfassung vom 5. Januar 1831 maßgeblich beteiligt. Nach politischer Haft von 1839 bis 1845 im März 1845 wieder im Kurhessischen Landtag.
Mitglied des Heidelberger Vorparlamentes und der Nationalversammlung in Frankfurt.
* 3. Juni 1814 in Minden; † 2. November 1880 in Kassel
Erster preußischer Oberpräsident in Kassel von 1867 bis 1871. Dann Oberpräsident in Elsass-Lothringen von 1871 bis 1879. Das Grabmal auf dem Hauptfriedhof ist zum größten Teil zerstört.
* 21. Dezember 1828 in Kassel; † 18. Dezember 1910 in Kassel
1862 Sekretär am Hoftheater und Redakteur der „Kasseler Zeitung“. Heimatdichter: Gedichte und Dramen zur Heimatgeschichte, politischer Schriftsteller und Sozialpolitiker. Verfasser des Hessenliedes: „Ich kenne ein Land so reich und so schön ...“.
* 26. Juli 1865 in Kassel; † 29. November 1939 in Kopenhagen
Stadtverordneter in Kassel bis 1911, Mitglied des Reichstages ab 1903, dessen Vizepräsident 1912, Staatssekretär 1918, Reichskanzler und Preußischer Ministerpräsident 1919. Oberbürgermeister der Stadt Kassel von 1920 bis 1925.
* 15. April 1810 in Ensheim bei Mainz; † 10. Januar 1865 in Kassel
Lehrer der Chemie an der Polytechnischen Schule in Kassel bis 1865 und Mitglied der Kurhessischen Stände 1848. Nationalökonom, Pseudonym: Karl Marlo.
15
1253
Familiengrabstätte Wittrock
Verdienste für die Demokratie und Weiterentwicklung der Stadt Kassel
Jüdischer Friedhof
Der Jüdische Friedhof in Bettenhausen ist einer von mehreren jüdischen Begräbnisstätten. Es gibt derzeit zwei noch existierende und gepflegte jüdische Friedhöfe der jüdischen Gemeinden in Kassel, die sich im Stadtteil Bettenhausen befinden. Der alte jüdische Friedhof 51.302702559.54046726 wird durch die Friedhofsverwaltung der Stadt Kassel instand gehalten. Der Neue Jüdische Friedhof 51.303668459.54416871 ist bis heute eine Grablegestätte und wird über Gebühren finanziert.
Alter Jüdischer Friedhof (Israelitischer Friedhof)
* 29. November 1868 in Merzhausen/Kreis Ziegenhain; † 13. Dezember 1956 in Kassel
Ehefrau von Rudolf Nussbaum und jahrzehntelang in der öffentlichen Wohlfahrt und als Gemeindeschwester im jüdischen Altenheim und Waisenhaus tätig. Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt und dort freiwillig im Typhuslager tätig.
* 1. Juni 1888 in Kassel; † 31. März 1933 in Kassel
Max Plaut war ein Rechtsanwalt und Notar und gilt mit seinem Tod nach Mißhandlungen im NS-Lokal „Bürgersäle“ als erstes Todesopfer der NS-Diktatur in Kassel.
Friedhof Bettenhausen
Der Friedhof Bettenhausen51.304003839.54051018 wurde 1883 gegenüber dem Jüdischen Friedhof eingerichtet. Im Jahr 1962 wurde die neue Friedhofskapelle mit 96 Sitzplätzen eröffnet.
Abt.
Nr.
Name
Lebensdaten
Bild
Leistungen des Geehrten
3a
3
Heinrich Brencher
1862–1938
In Leitender Funktion in der Firma Salzmann & Comp. aktiv an der Expansion des Unternehmens und an der von Salzmann angestoßenen Wohn- und Siedlungspolitik beteiligt, Erster Vorsitzende des Bettenhäuser Bürgerverein.
Friedhof Harleshausen
Der Friedhof Harleshausen51.340867089.4457531
wurde 1911 eingeweiht. Die Alte Friedhofskapelle stammt aus dieser Zeit und wurde in den 2000er Jahren durch einen gemeinnützigen Verein aufwendig restauriert. Die neue Friedhofskapelle wurde im Auftrag der Stadt Kassel von den Architekten Seidel und Kluthe 1982 in der Wegmannstraße errichtet und hat 130 Sitzplätze.
* 23. September 1888 in Gerlachsheim; † 25. Dezember 1983 in Kassel
Politiker, Mitglied des Landtages der Republik Baden (1921–1928), Mitglied der
Verfassungberatenden Landesversammlung von Hessen, Mitglied des Hessischen Landtags (1946–1949), Mitglied des Bundestags (1949–1957) und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und Stadtverordnetenvorsteher in Kassel (1956–1964).
* 5. Mai 1877 in München; † 15. Dezember 1961 in Kassel
Professor an der ehemaligen Kunstgewerbeschule und in den 1920er Jahren als Stadtrat und Stadtbaurat tätig. Hat sich um das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk große Verdienste erworben.
Friedhof Kirchditmold
Der Friedhof Kirchditmold51.322432459.44382191 entstand um 1860 unterhalb der Kirche Kirchditmold am Südhang eines Kalksteinrückens. Die runde, mit einem kegelförmigen Schieferdach versehene Friedhofskapelle hat eine Kapazität von 38 Sitzplätzen und steht unter Denkmalschutz.
* 30. April 1880 in Mühlhausen/Elsass; † 17. Februar 1943 in Berlin
Ab 1923 Regierungsvizepräsident in Kassel und ab 1925 für zwölf Jahre dessen Oberbürgermeister.
Friedhof Niederzwehren
Der Friedhof in Niederzwehren51.282004549.47048306 liegt an der Wartekuppe und wurde im Jahr 1850 eröffnet. Die Friedhofskapelle wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Industriellenfamilie Credé gestiftet und hat 90 Sitzplätze. Der Friedhof wurde mehrfach in nordöstlicher Richtung erweitert.
Abt.
Nr.
Name
Lebensdaten
Bild
Leistungen des Geehrten
9
31
Ludwig Massie
* 20. Februar 1862 in Mariendorf; † 16. Februar 1928 in Kassel
Lehrer in Niederzwehren, 1901 zum ersten Berufsbürgermeister von Niederzwehren gewählt. Blieb bis zur Eingemeindung 1936 Bürgermeister.
* 22. September 1896 in Kassel; † 9. Juni 1986 in Kassel
Rechtsanwältin und Notarin sowie Kommunal- und Landespolitikerin; Abgeordnete im Hessischen Landtag von 1946 bis 1958. Kämpferin für die Gleichberechtigung.
Ehrenbürgerin der Stadt Kassel seit 1984.
Friedhof Wahlershausen
Der Friedhof Wahlershausen 51.315800889.43467021 liegt im Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe am Südhang des Rammelsberg. Er wurde 1865 eröffnet. Fast am obersten Punkt des steilen Friedhofs liegt die Friedhofskapelle, die in den 1920er Jahren in Betrieb genommen wurde und eine Kapazität von 48 Sitzplätzen hat.
* 21. Februar 1875 in Saarbrücken; † 9. Januar 1942 in Kassel
Staatskapellmeister und Chordirigent, Organisator großer Musikfeste.
4
2
Heinrich Wimmer
* 12. Mai 1850 in Kassel; † 14. Januar 1922 in Kassel
1892 bis 1906 Bürgermeister des ehemaligen Vorortes von Kassel Wahlershausen.
4
8
Gustav Henkel
* 22. Juni 1856 in Hemeln/Hann. Münden; † 29. Dezember 1941 in Kassel
Fabrikant
Friedhof Wehlheiden
Der Friedhof Wehlheiden51.30718319.46334839 ist der größte Kasseler Stadtteilfriedhof und nach dem Hauptfriedhof der zweitgrößte Friedhof Kassels. Durch die Sternbergstraße ist er in zwei Hälften geteilt. Der südliche Teil ist der sogenannte neue Friedhof. Er wurde 1833 in Betrieb genommen und anschließend mehrfach erweitert. Von der in Fachwerkbauweise errichteten Kapelle ist kein Eröffnungsjahr bekannt. Sie verfügt über 60 Sitzplätze. Am nördlichen Eingang befindet sich ein großer, breitgelagerter Sandstein mit der Inschrift:
„Dieser Gottesacker wurde angelegt unter dem zeitigem Greben Nicolaus Kersten und eingeweiht von den Pfarrer Gottfried Fenner am 3. April 1833“
* 15. Oktober 1839 in Kassel; † 28. Juni 1908 in Kassel
1884 bis 1890 erster Haupt-Schrift-Leiter der Kasseler Allgemeinen Zeitung. Heimatschriftsteller, Jugendschriftsteller, Kasseler Mundart, Schauspieler am Deutschen Theater Riga und Königlichen Theater Kassel.
* 20. März 1851 in Röhrda/Eschwege; † 9. Oktober 1928 in Kassel
Mitgründer der Raiffeisen-Genossenschaften.
Friedhof Wolfsanger
Der Friedhof Wolfsanger51.330926719.5340836 wurde 1858 oberhalb des alten Ortskern angelegt. Der Friedhof besteht, aufgrund des Geländes aus zwei Terrassen. Beide Friedhofsteile sind durch eine Rampe verbunden. Der untere Teil ist der ältere, der obere der neue Teil, auf dem die aus Sandsteinbruchsteinen errichtete Friedhofskapelle steht. Sie hat eine Kapazität von 60 Sitzplätzen.
Der Nordfriedhof 51.33811449.5231686 liegt am Rand des Stadtgebiets von Kassel zur Gemeinde Fuldatal hin. Da Ende der 1970er Jahre die Kapazität des Hauptfriedhofs zu erschöpfen drohte, wurde der Nordfriedhof angelegt. Im Sommer 1984 wurden er und die Friedhofskapelle mit 100 Sitzplätzen eingeweiht. Im Jahr 2004 wurde der Friedhof nach Norden hin erweitert.
Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur (Hrsg.; bearbeitet von Joachim Diefenbach und Dagmar Kuhle): Stadtgeschichte in Lebensgeschichten. Die Ehrengräber der Stadt Kassel. Biografien – Porträts – Grabstätten.; Arbeitsgemeinsch. Friedhof u. Denkmal, Kassel 2013, ISBN 978-3-924447-52-6.