Die Liste von Renaissance-Orgeln erfasst erhaltene Orgeln aus der Zeit der Renaissance. Die meisten Instrumente wurden im Laufe der Jahrhunderte umgebaut und sind nur in Teilen erhalten.
Gegenüber gotischen Orgeln basierten die Renaissance-Instrumente konsequent auf mechanischen Schleifladen. Italien und Spanien hielten am Reihenstil fest und gliederten den Prinzipalchor in einzelne Pfeifenreihen auf. Hingegen entwickelte der niederländische Orgelbau der Mixturstil mit mehrchörigen gemischten Stimmen. Frankreich ging unter niederländischem Einfluss vom Reihenstil zum Mixturstil über, während in Deutschland eine Synthese gelang und das Pedal vollständig ausgebaut wurde. Die Entwicklungen im englischen Orgelbau wurden Ende des 16. Jahrhunderts durch den Puritanismus zurückgeworfen und kamen erst im 17. Jahrhundert zur Entfaltung.[1] In Nordeuropa hatten die Prospekte unter Einfluss des Brabanter Orgelbaus nicht mehr flache Pfeifenfelder, sondern wurden durch Rund- und Spitztürme aufgelockert. Die bekrönenden Aufbauten auf den Türmen waren oft als sechseckige, gestaffelte, offene Laternen gestaltet. Die seitlichen Flügeltüren waren entsprechend nicht flach, sondern passten sich der Form des Prospektes an. Beim Bau von Pedaltürmen, die das Hauptgehäuse flanktieren, fielen die Flügeltüren weg. Bei mittelgroßen niederländisch-norddeutschen Orgeln trat als weiteres Werk ein Rückpositiv hinzu. Im südlichen Europa waren die Prospekte vorzugsweise flach und konnten durch Architekturelemente wie Dreiecksgiebel geprägt sein. Teils wurden Horizontaltrompeten gebaut.
Die Klaviaturen hatten in der Renaissance einen größeren Umfang (FGA–g2a2 oder bereits CDEFGA–a2). Vereinzelt wurden Orgeln mit bis zu drei Manualen gebaut, aber auch kleine Positive und Regale. Neue Register hielten vor allem im niederländisch beeinflussten Orgelbau Einzug, die die Instrumente der damaligen Ensemblemusik imitierten. Neben die Gruppe der Prinzipale, die den grundlegenden Orgelklang und zusammen mit den gemischten Stimmen das Plenum bildeten, traten in den Manualwerken verschiedene Flöten- und kurzbechrige Zungenregister, langbechrige Zungen vereinzelt im Pedal. In Italien und Spanien bestanden die Register im Wesentlichen aus dem Prinzipalchor in Reihengliederung, dem „Repieno“, während wenige andere Register wie Flöten, ein schwebend gestimmter Prinzipal und einzelne Zungenregister die „Registri da concerti“ bildeten und in der Minderheit blieben.[2] Das italienische und süddeutsche Pedal hatte einen geringen Umfang und war entweder angehängt oder wies nur wenige 16′- oder 8′-Register für den Bass auf. Die Orgeln in Italien und Spanien waren meist einmanualig und bevorzugten geteilte Register.
Orgelliste (Auswahl)
Die Liste umfasst Instrumente von den 1530er Jahren bis etwa 1625, vereinzelt noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Nicht angeführt werden Orgeln, die schon in ihrem ursprünglichen Zustand überwiegend vom Barock geprägt sind.
Die Tabelle ist sortierbar. In der sechsten Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal und die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register. Den Zahlen liegt jeweils die ursprüngliche Disposition zugrunde, soweit bekannt. Die letzte Zeile bietet Angaben zum Erhaltungszustand und weiterführende Informationen. Fotos werden nur eingebunden, wenn der Prospekt später nicht ersetzt wurde.
1645 Erneuerung durch Germer Galtusz van Hagerbeer, 1651 und 1664 Umbau durch Jacobus van Hagerbeer, später mehrfach umgebaut und das Innenwerk ersetzt, 1986–1989 durch Flentrop Orgelbouw rekonstruiert (II/p/19); Gehäuse erhalten
Orgelneubau mit Rückpositiv, der später um Pedaltürme erweitert wurde. Der prächtige Prospekt ist noch zum größten Teil erhalten, da er durch Auslagerung im Zweiten Weltkrieg erhalten blieb. → Orgel
Neubau oder Vergrößerungsumbau durch de Mare.[5] Ob Christian Bockelmann die Orgel 1616–1619 durch ein neues Werk ersetzt oder nur eingreifend umgebaut hat, ist nicht eindeutig geklärt. Durch Auslagerung im Zweiten Weltkrieg wurde der kostbare Prospekt bewahrt. → Orgel
ursprünglich für die Orgel von Paul Müller (1609) der Deutschen Kirche in Stockholm als Rückpositiv gebaut, 1777 verkauft und 1779–1780 in Hedenäset als eigenständige Orgel mit Pedal aufgebaut → Orgeln in Övertorneå und Hedenäset
1714–1717 Erweiterungsumbau und neuer Prospekt von Johann Berenhard Klausing; 2 Register ganz und 2 teilweise von 1586, 4–5 von de Mare erhalten → Orgel
ursprünglich für Deutsche Kirche in Stockholm gebaut, mehrfach umgebaut, 1777 verkauft und 1779–1780 in Övertorneå aufgebaut → Orgeln in Övertorneå und Hedenäset
1676 Umbau; 1846 neuer Prospekt von Friedrich Friese II; 9 Register aus dem 17. Jahrhundert erhalten, Abgrenzung der Pfeifen von 1602 und 1676 aber bisher nicht möglich[17]
Möglicherweise brachte de Mare das Gehäuse der Thedinga-Klosterorgel mit dem reich verzierten Prospekt nach Stellichte und schuf das innere Pfeifenwerk neu. Der prachtvolle Prospekt ist erhalten und fügt sich geschlossen in die Renaissance-Innenausstattung der Gutskapelle ein.[23]
unter Verwendung älteren Pfeifenmaterials aus dem 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts, eine der bedeutendsten Renaissanceorgeln, die noch nahezu vollständig original erhalten ist → Orgel der Uttumer Kirche
Arthur George Hill: The Organ-Cases and Organs of the Middle Ages and Renaissance. C. Whittingham & Co., London 1891.
Hans Klotz: Über die Orgelkunst der Gotik, der Renaissance und des Barock. Musik, Disposition, Mixturen, Mensuren, Registrierung, Gebrauch der Klaviere. 3. Auflage. Bärenreiter, Kassel 1986, ISBN 3-7618-0775-9.
Angelika Margarete Madelung: Zwei süddeutsche Orgeln aus dem frühen 17. Jahrhundert – Quellenforschung, Dokumentation, kulturhistorische Interpretation. 3 Bde. Universität Augsburg 2011 (core.ac.uk [PDF]).
Rudolf Quoika: Die altösterreichische Orgel der späten Gotik, der Renaissance und des Barock. Bärenreiter, Kassel 1953.
Maarten Albert Vente: Die Brabanter Orgel. Zur Geschichte der Orgelkunst in Belgien und Holland im Zeitalter der Gotik und der Renaissance. H. J. Paris, Amsterdam 1963.
↑Fritz Piersig: Die Orgeln der bremischen Stadtkirchen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Bremisches Jahrbuch. Nr. 35, 1935, S. 389–391 (brema.suub.uni-bremen.de), abgerufen am 27. August 2022.