Luftwaffenbasis Palmachim
Die Luftwaffenbasis Palmachim (hebräisch בָּסִיס [חֵיל הָאֲוִיר] פַּלְמַחִים Bassīs [Chejl ha-Awīr] Palmachīm, deutsch ‚[Luftstreitkraft-]Basis Palmachim‘, englisch Palmachim Airbase, ICAO-Code: LLPL) besteht aus einem Militärflugplatz der Israelischen Luftwaffe (IAF) und einem Raketenstartplatz, den die Luftwaffe und die Israelische Raumfahrtagentur (ISA) gemeinsam betreiben.[1] Flugplatz und Raketenstartplatz liegen direkt am Mittelmeer, südlich des Kibbuz Palmachim. Etwa 12 Kilometer weiter nördlich beginnt der Ballungsraum Gusch Dan mit Tel Aviv-Jaffa. Der Flugplatz, auf dem aktuell nur Drohnen und Transporthubschrauber stationiert sind, hat drei unterschiedlich lange Start- und Landebahnen, und der Raketenstartplatz befindet sich südwestlich von diesem (31° 53′ 4,8″ N, 34° 40′ 47,5″ O ). GeschichteDer Flugplatz wurde in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre vom späteren Kommandeur der IAF Benjamin „Benny“ Peled eingerichtet und das Gelände zunächst genutzt, um Raketen und Geschosse zu testen, die die 151. Staffel für Raketentests in Richtung Meer abfeuerte.[2][3] Hubschrauber
Aufgrund ihrer Lage zueinander nannte man die Cobra-Staffeln auf Palmachim „Northern Cobra“ und „Southern Cobra“ Squadron (siehe auch die Karte). 2013 wurden beide Staffeln schließlich stillgelegt. Die 124. Staffel „Rolling Sword“ war in den 1950er Jahren auf dem Militärflugplatz Tel Nof als erste Hubschrauber-Staffel Israels ins Leben gerufen worden und flog u. a. ab 1956 den Sikorsky S-55 und ab 1958 den etwas größeren Sikorsky S-58. 1962 verkaufte der damalige deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Strauß 24 moderne S-58 nach Israel[4], die dann ab Ende der 1960er Jahre durch Bell 205 (UH-1D/H) Hubschrauber ergänzt und ersetzt wurden, da im Sechstagekrieg 1967 einige S-58 verloren gegangen waren. Da aber bei den einmotorigen Bell 205 im Wüstenklima und auf den Golanhöhen vermehrt Probleme auftraten und etliche den Jom-Kippur-Krieg 1973 nicht überstanden, begann man damit, diese durch Bell 212 (UH-1N) zu ersetzen, die zwei Turbinen besaßen und damit leistungsfähiger und langlebiger waren (siehe Foto in Galerie unterhalb). Im Jahr 1981 zog die Hubschrauber-Staffel dann mit ihren Bell-212-Maschinen nach Palmachim um.[5]
Aktuell (2025) sind auf der Basis Palmachim zwei Staffeln UH-60 Black Hawk Yanshuf stationiert (siehe auch unter „Einheiten“). Diese dienen zum Truppentransport als auch für Rettungseinsätze durch die Einheit 669 – Combat Search and Rescue (CSAR), die sowohl auf dem Militärflugplatz Tel Nof mit dortigen CH-53D Sea Stallion Jasʿur als auch hier beheimatet ist. DrohnenIsrael setzte schon früh auf die Entwicklung von Drohnen (UAVs) und wurde neben den USA eine der führenden Nationen auf diesem Gebiet. Die Luftwaffenbasis Palmachim nahm dabei eine besondere Rolle ein. Die 200. Staffel „First UAV“ wurde bereits 1971 hier gegründet und setzte zunächst US-amerikanische Drohnen ein, wie die Ryan Firebee Mabat und die Northrop BQM-74 Chukar Telem. Doch noch im Laufe der 1970er Jahre entstanden eigene Fabrikate, wie die Tadiran/IAI Mastiff, die IAI Scout Oriole und später die AAI RQ-2 Pioneer und IAI Searcher Hugla, die alle für Aufklärungsflüge – speziell auch über umkämpftem Gebiet – eingesetzt wurden.[6]
Ab Mitte der 1990er Jahre begann die Erprobung und Einführung der Drohne IAI Heron 1 Shoval, kurz danach der Elbit Hermes 450 Zik und schließlich ab 2009 von deren Nachfolger Hermes 900 Kochav, jeweils mit eigenen Staffeln (siehe auch unter „Einheiten“). Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden Drohnen von der IAF nicht mehr allein für Aufklärungsflüge, sondern auch zum Abwurf von (gelenkten) Bomben und zum Abfeuern von Raketen eingesetzt, was lange nicht offiziell bestätigt wurde.[7]
Im Januar 2023 wurde die 200. Staffel „First UAV“ mit den Heron 1 Shoval Drohnen von Palmachim zum Militärflugplatz Chazor verlegt.[8] Anfang April 2024 wurde auf der Luftwaffenbasis Palmachim die 147. Staffel „Goring Ram“ zum vierten Mal wiedereröffnet, diesmal mit Hermes 900 Kochav Drohnen.[7] Damit sind aktuell drei Drohnenstaffeln hier stationiert. Arrow-2-AbwehrraketenDie erste einsatzbereite Arrow-2-Raketenbatterie Israels wurde im Jahr 2000 südöstlich der Luftwaffenbasis installiert (31° 53′ 5,1″ N, 34° 42′ 14,1″ O ).[9][10] Für die Zielerfassung und -verfolgung nutzt sie auf dem Militärflugfeld Ein Schemer – gemeinsam mit den dortigen Arrow-2-Raketen und weiteren auf der Luftwaffenbasis Sdot Micha – das dortige Super-Green-Pine-Radar mit 1000 Kilometer Reichweite. Die Arrow-2-Rakete war in den 1990er Jahren von Israel gemeinsam mit den USA zur Abwehr größerer Raketen entwickelt worden. Das Arrow-System wird vom Israeli Air Defense Command betrieben, das auf Palmachim seinen Sitz hat. Dieses Kommando ist eine Abteilung der IAF bzw. der Israeli Air and Space Force und ergänzt die Flugzeugstaffeln auf den Basen der Luftwaffe (siehe Fotos in der Galerie).[11][12]
Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023Seit dem 7. Oktober 2023 sind die Drohnen von Palmachim und anderen israelischen Militärbasen (Tel Nof, Chazor, Ramat David) rund um die Uhr über dem Gazastreifen in der Luft, um einerseits Informationen zu sammeln, als auch Angriffe mit gelenkten Waffen durchzuführen. In Zusammenarbeit mit den Bodentruppen werden diese bei ihrem Vorrücken unterstützt, was laut israelischer Analysen in diesem Ausmaß und in dieser Qualität ein Novum in der modernen Kriegsführung darstellt.[13] Einheiten
Hinweis: Flugzeuge der IAF lassen sich meist über die Symbole am Heck ihrer jeweiligen Staffel zuordnen. ZwischenfälleDie AH-1 Cobra Tzefa Angriffshubschrauber der seit 1975/79 bzw. 1985 bestehenden beiden Staffeln auf Palmachim waren irgendwann in die Jahre gekommen, und es ereigneten sich mehrere zum Teil tödliche Unfälle. Ab 1990 standen sie zudem in Konkurrenz zu den neueren AH-64 Apache, sodass schließlich im Laufe des Jahres 2013 alle Cobras stillgelegt wurden. Außerdem waren die ebenfalls auf Palmachim stationierten Drohnen (UAVs) immer leistungsfähiger geworden, sind wesentlich günstiger in Anschaffung und Unterhalt und gefährden nicht mehr das Leben von Piloten.
Raketen und RaumfahrtMit dem Start des Satelliten Ofeq 1 von Palmachim am 19. September 1988 begann für Israel die Raumfahrt von eigenem Territorium aus. Eine neuere Satellitenversion wurde erstmals am 13. September 2016 als Ofeq 11 gestartet. Die Satelliten werden mit der Shavit-Rakete in den Orbit gebracht und dienen überwiegend der militärischen Aufklärung. Auch Teststarts der nuklear bestückbaren Jericho-Raketen erfolgten von hier, wozu es allerdings keine offiziellen Äußerungen gibt.[26] Im Januar 2008 testete Israel hier eine mehrstufige ballistische Rakete, von der man annimmt, dass es eine Jericho-III-Rakete war, die Atomsprengköpfe etliche 1000 km weit tragen kann.[27] Im November 2011 testete Israel erneut erfolgreich eine vermutlich verbesserte Version der Jericho III, deren lange Rauchsäule in ganz Zentralisrael zu sehen war.[28] Im Dezember 2019 testete Israel wiederum von Palmachim aus eine Rakete, von der man annimmt, dass sie eine Weiterentwicklung der Jericho-Rakete ist.[29] Aufgrund der geografischen Lage Israels und feindseliger Beziehungen zu den Nachbarländern starten die Raketen nach Westen über das Mittelmeer. Damit wird ein Überfliegen feindlicher Länder vermieden und verhindert, dass bei einem Absturz Teile auf besiedelte Gebiete fallen. Die gestarteten Satelliten befinden sich auf nichtäquatorialen Bahnen und gehören zu den wenigen Erdsatelliten, welche die Erde in Ost-West-Richtung umkreisen. Der Start gegen die Erdrotation verursacht einen um ca. 30 % höheren Treibstoffverbrauch. Letzte Starts
Das Datum ist jeweils in israelischer Ortszeit angegeben. UmgebungDirekt östlich des Geländes wurde noch vor dem Flugplatz ab dem Jahr 1960 das Kernforschungszentrum Sorek errichtet, das auf seinem Gelände einen Forschungsreaktor, ein Zyklotron und einen Linearbeschleuniger beherbergt. Es wurde damals von den USA geliefert und ist nicht geeignet zum Bau von Atombomben, sondern dient der Grundlagenforschung. WeblinksCommons: Militärbasis Palmachim – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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