Mendel engagierte sich in zahlreichen Friedensprojekten und ist bis heute im Freundeskreis von Givat Haviva aktiv. Im Jahr 2001 setzte er sein Studium in Deutschland an der LMU München fort und wurde 2010 in Frankfurt am Main mit einer erziehungswissenschaftlichen Arbeit zu jüdischen Jugendlichen in Deutschland bei Micha Brumlik promoviert. Er arbeitete am erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität Frankfurt und beim Jüdischen Museum.
Seit 2010 ist Mendel Direktor der Bildungsstätte Anne Frank.[1] Das Angebot der Einrichtung erweiterte er in dieser Zeit mit einem multimedialen Lernlabor für Jugendliche,[2] zwei Beratungsstellen für die Betroffenen von Diskriminierung[3] sowie bundesweit beachteten Ausstellungen (zuletzt Holocaust im Comic[4]) und Konferenzen.[5] Unter seiner Leitung wurde aus der „lokalen Einrichtung eine überregional und sogar international agierende Institution“.[6] Er ist Begründer des Frankfurter Anne-Frank-Tags.[7]
Mendel positioniert sich immer wieder streitbar in der Öffentlichkeit; unter anderem war er an Protestaktionen gegen die Präsenz rechtsgerichteter und rechtsextremer Verlage bei der Frankfurter Buchmesse 2017 beteiligt.[16] Besonders beim Thema Antisemitismus unter Jugendlichen, wie etwa bei der Kollegah-Debatte, finden seine Forderungen nach einer verbesserten Bildungsarbeit Aufmerksamkeit.[17][18]
Die Entscheidung des Magistrats der Stadt Frankfurt im Jahr 2017, der BDS-Bewegung künftig keine städtischen Räume zur Verfügung zu stellen, bezeichnete Mendel als „starkes Signal gegen Judenhass und israelbezogenen Antisemitismus“.[21][22]
In der Kontroverse um Antisemitismus-Vorwürfe bei der Kunstschau documenta fifteen 2022 wurde Mendel zur Klärung und Aufarbeitung als externer Experte hinzugezogen. Er legte das Mandat jedoch etwa zwei Wochen später nieder, weil seiner Meinung nach weder die Direktion der Documenta noch die künstlerische Leitung zu Dialog und Aufarbeitung bereit seien.[23]
Nach Absetzung von Wajdi Mouawads Stück Vögel am Metropoltheater München im Jahr 2022 infolge von Antisemitismus-Vorwürfen nannte Mendel diese in einem Interview grundfalsch und warf den Kritikern ein bedenkliches Kunstverständnis vor. Er verwies darauf, dass die französische Uraufführung bei einem Gastspiel in Tel Aviv überwiegend positiv aufgenommen worden war. Die Geschichte von der Liebe eines jüdischen Mannes und einer Muslima könne bei manchen Menschen Irritationen hervorrufen. Doch darin liege auch „eine Chance, voneinander zu lernen und den anderen zumindest besser zu verstehen, … Gerade durch die Irritation profitiert man von einer Begegnung.“ Auch davon handle das Stück. Darüber hinaus fand Mendel, dass Netanjahu, wenn er Ehen zwischen einem Juden und einer Muslima als „stillen Holocaust“ bezeichne, einen obszönen Holocaust-Vergleich anstelle.[24]
Rezeption
Im März 2023 erschien beim VerlagKiepenheuer & Witsch Mendels Buch Über Israel reden. Eine deutsche Debatte.[25] Das Buch kam in der Sachbuch-Bestenliste von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und Die Zeit für April 2023 auf Anhieb auf Platz 1[26] und wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2023 nominiert.[27] In der Süddeutschen Zeitung schrieb Ronen Steinke, es sei „ein großes, in großer geistiger Unabhängigkeit geschriebenes Essay eines Autors, der an billigem Applaus und muffigem Zugehörigkeitsgefühl offenbar so fantastisch desinteressiert ist, wie es auf diesem Gebiet leider sehr, sehr selten geworden ist.“[28]
Im Oktober 2024 wurde Meron Mendel gemeinsam mit seiner Ehefrau Saba-Nur Cheema das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[29]
Schriften
mit Saba-Nur Cheema: Muslimisch-jüdisches Abendbrot. Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024, ISBN 978-3-462-00742-8
als Hrsg.: Singularität im Plural. Kolonialismus, Holocaust und der zweite Historikerstreit, Beltz Juventa, Weinheim 2023, ISBN 978-3-7799-7329-4.
Über Israel reden: Eine deutsche Debatte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, ISBN 978-3-462-00351-2
mit Heide von Felden, Dieter Nittel (Hrsg.): Handbuch Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung und Biographiearbeit. Beltz Juventa, Weinheim 2023, ISBN 978-3-7799-5407-1.
mit Saba-Nur Cheema, Sina Arnold (Hrsg.): Frenemies. Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen. Verbrecher Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-95732-538-9.
mit Astrid Messerschmidt (Hrsg.): Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-593-50781-1.
mit Katharina Kunter, Oliver Fassing (Hrsg.): 100 Jahre Leugnung. Der Völkermord an den ArmenierInnen – Beitrag zu einer multiperspektivischen Erinnerungskultur in Deutschland. Aschendorff Verlag, 2017, ISBN 978-3-402-13188-6.
mit Friedman-Sokuler (Hrsg.): Menschenrechte in Erziehung. Ansätze und Arbeitsinstrumente. Bildungsstätte Anne Frank, 2016.
Zur Identität jüdischer Jugendlicher in der gegenwärtigen Bundesrepublik Deutschland. Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., BoD, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-9813388-1-2.
↑Kriminalität in Hessen: Hilfe für Opfer rechter Gewalt in Hessen. In: Frankfurter Rundschau. 25. Januar 2018 (fr.de [abgerufen am 13. Juni 2018]).
↑Art Spiegelmans Erben. In: Der Tagesspiegel Online. 28. Januar 2017, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. Juni 2018]).
↑Volker Breidecker: Von „Heuschrecken“ und dem „Judenknacks“. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 13. Juni 2018]).
↑Hans Riebsamen, Frankfurt: Bildungsstätte Anne Frank: Hilfe für Opfer rassistischer Gewalt. In: FAZ.NET. ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. April 2021]).
↑Inga Janovic: Montags-Interview: „An Anne Frank kommt keiner vorbei“. In: Frankfurter Neue Presse. 12. Juni 2017 (fnp.de [abgerufen am 12. Juni 2018]).
↑Marie-Sophie Adeoso: Buchmesse Frankfurt: Den Rechten die Zähne zeigen. In: Frankfurter Rundschau. 11. Oktober 2017 (fr.de [abgerufen am 12. Juni 2018]).
↑„Verheerendes Zeichen“: Kritik an Echo für Farid Bang und Kollegah. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 13. Juni 2018]).
↑Annette Jensen: Meron Mendel über Antisemitismus: „Gefahr einer Gewaltspirale“. In: Die Tageszeitung: taz. 30. November 2017, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. Juni 2018]).