Das ca. 200 Einwohner zählende Dorf liegt am Eisack im Wipptal, etwa 3 km nordwestlich des Hauptortes Franzensfeste und knapp südöstlich der Sachsenklemme. Die Ortschaft verfügt über zwei Gastbetriebe (Hotel Zur Brücke und Gasthof Thaler), eine Grundschule und eine aufgelassene Haltestelle der Brennerbahn. Die Pfarrkirche ist dem heiligen Martin von Tours geweiht.
Ersturkundlich wird Mittewald in einem Rechtsakt des Bozener Notar Jakob Haas von 1237 als „Mitenwalde“ genannt.[1] 1288 ist im Tiroler landesfürstlichen Urbar von Graf Meinhard II. Besitz zu „datz Mittenwalde“ bezeugt.[2] Im selben Jahr tritt mit „Bertoldus filius Breuis de Mitenwalde“ (Bertold, Sohn des Kurz von Mittewald) erstmals ein Mittewalder Einwohner als Zeuge einer Bozener Urkunde in Erscheinung.[3]
Die Mittewalder Kirche zum hl. Martin wurde in einem Ablassbrief aus dem Jahr 1345 erstmals erwähnt. Sie wurde im Jahr 1473 erweitert und am 26. November neu eingeweiht. Noch hatte Mittewald keinen eigenen Pfarrer, der Pfarrer von Stilfes übernahm die seelsorgliche Betreuung. Am 20. Mai 1670 wurde Mittewald Kuratie, nachdem Kaspar von Pretz hauptsächlich durch Stiftungen dazu beigetragen hatte. Deshalb erhielt die Familie von Pretz das Patronatsrecht. Seitdem hat Mittewald einen eigenen Pfarrer.
Von 1830 bis 1833 wurde die Kirche nach Plänen vom Kuraten Jakob Prantl aus Pfitsch, einem Autodidakten, renoviert und in die heutige Form gebracht. Aus dieser Zeit stammen auch die Inneneinrichtung, wie Beicht- und Chorstühle und Bänke. Die Altarbilder und das Deckengemälde stammen vom Künstler Josef Renzler. Am 1. September 1833 weihte der damalige Fürstbischof von Brixen, Bernhard Galura, die Kirche dem hl. Martin. Im Jahr 1985 wurde der Spitzhelm vom gotischen Kirchturm, der aus der Zeit um 1312 stammt, mit Lärchenschindeln neu eingedeckt.
Ursprünglich war Mittewald der Hauptort einer gleichnamigen Gemeinde; 1942 wurde die Gemeinde jedoch, der Bedeutungsverschiebung ihrer beiden größten Siedlungen entsprechend, in Franzensfeste umbenannt.
In Mittewald bestand im 20. Jahrhundert die Holzstoff- und Pappenfabrik J. Pretz.[4]
Bildung
In Mittewald gibt es eine Grundschule für die deutsche Sprachgruppe.
↑Hans von Voltelini: Die Südtiroler Notariats-Imbreviaturen des 13. Jahrhunderts (Acta Tirolensia 2). Innsbruck: Wagner 1899, Nr. 864.
↑Oswald Zingerle (Hrsg.): Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol. (Fontes Rerum Austriacarum, Diplomataria et acta 55/I). Wien 1890, Amt X, Nr. 3.
↑Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S.109, Nr. 73.
↑Peter Kaser: Säulen aus Karton: ein Projekt für das Trockenhaus der Holzstoff- und Pappenfabrik J. Pretz in Mittewald. Bozen: AR/GE Kunst 1992.
Literatur
Engelbert Auckenthaler: Geschichte der Höfe und Familien von Mittewald und Mauls (oberes Eisacktal, Südtirol); mit besonderer Berücksichtigung des 16. Jahrhunderts (Schlern-Schriften 122). Innsbruck: Wagner 1955.
Hans Kramer: Beiträge zu einer Chronik von Mittewald am Eisack (besonders vor 1914). In: Der Schlern 38, 1964, S. 235–243.