Die Gemeinde Franzensfeste befindet sich im Süden des Wipptals in Südtirol. Das vom Eisack durchflossene Wipptal ist hier, bevor es im Brixner Talkessel bzw. Eisacktal aufgeht, sehr eng, von steilen Talflanken umrahmt und bietet auf seinem von Nordwesten nach Südosten ziehenden Verlauf nur wenig Platz für Siedlungen.
Im Südosten liegt der Hauptort der Gemeinde, Franzensfeste (730–750 m s.l.m.), nahe an der namensgebenden Festung Franzensfeste und direkt am Franzensfester Stausee (723 m) gelegen, dessen Südostende bereits zur Nachbargemeinde Natz-Schabs gehört. Weiter talaufwärts befinden sich die FraktionenMittewald (800 m) und – an der Nordgrenze zur Gemeinde Freienfeld – Grasstein (850 m). Zwischen den beiden Ortschaften liegt die Sachsenklemme, ein besonders enger Talabschnitt.
Zum 61,74 km² großen Gemeindegebiet gehören auch die das Wipptal auf beiden Seiten begrenzenden Gebirgszüge. Nordöstlich ragen die Pfunderer Berge, südliche Ausläufer der Zillertaler Alpen, auf, die das Wipptal vom unteren Valler Tal (Gemeinde Mühlbach) trennen, hier jedoch kaum über die Baumgrenze hinaufreichen. Deutlich höhere Gipfel umfasst das Franzensfester Gemeindegebiet auf der südwestlichen Talseite in den Sarntaler Alpen. Gegliedert werden diese vom Wipptal aus durch das bei Grasstein abzweigende Bergltal und das knapp südlich von Mittewald seinen Anfang nehmende Flaggertal, dessen oberer Abschnitt jedoch schon zur südlichen Nachbargemeinde Vahrn gehört. Die bedeutendsten Franzensfester Gipfel finden sich in dem Kamm, der die Westgrenze zur Gemeinde Sarntal trägt: Tagewaldhorn (2708 m), Sulzspitze (2577 m) und Tatschspitze (2526 m).
Geologie
Charakteristisch für das Gebiet um Franzensfeste ist der Brixner Granit unmittelbar südlich der Periadriatischen Naht. Es handelt sich hierbei um ein mittelkörniges, helles, plutonisches Gestein, bestehend hauptsächlich aus Feldspat, Quarz und Biotit. Petrographisch ist das Gestein als Granodiorit einzuordnen. Am Rand des Plutons kann eine eindeutige Kontaktmetamorphose festgestellt werden. Der Intrusivkörper bildete sich im Perm und ist somit ca. 280 Ma alt.
Bereits 2500 v. Chr. befand sich eine kleine Siedlung beim heutigen Franzensfeste (durch Funde von Hausgeschirr belegt). Sie lag an der Route der Bernsteinstraße. Um 15 v. Chr. besiegten die Römer unter Tiberius und Drusus die Räter in einer Schlacht bei Bozen. Der Ort wurde dadurch Teil des römischen Reichs. In mehreren archäologischen Grabungen wurde eine 140 m lange Strecke der Via Raetia freigelegt.[2]
Während der Koalitionskriege rückte während des Tiroler Freiheitskampfes am 4. und 5. August 1809 General Lefebvre mit 2500 Franzosen, Sachsen und Bayern in Richtung Süden durch das Wipptal vor. An einer Engstelle wurde der Verband von 500 Tiroler Schützen unter Andreas Hofer in einem Hinterhalt, der später nach dem Ereignis benannten Sachsenklemme, aufgerieben.
In den Jahren von 1833 bis 1838 erfolgte der Bau der Festung Franzensfeste. 1871 wurde der Bahnhof Franzensfeste knapp nordwestlich der Festung durch die Inbetriebnahme der Pustertalbahn ein bedeutender Knotenpunkt an der Brennerbahn. Das neben dem Bahnhof zwischen den älteren Weilern Oberau und Unterau entstehende Dorf Franzensfeste erlebte dadurch bald einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Durch den Vertrag von Saint-Germain wurde das bis dato österreichische Gebiet als Teil Südtirols 1920 italienisch.
Zunächst war Mittewald der namensgebende Hauptort der Gemeinde. 1942 wurde die Gemeinde, der Bedeutungsverschiebung ihrer beiden größten Siedlungen entsprechend, von Mittewald in Franzensfeste umbenannt.
Am 15. August 1998 löste sich eine Schlamm- und Gerölllawine und verschüttete die Brennerautobahn A22. Fünf Menschen kamen ums Leben. Weitere Muren gingen im Sommer 2009 ab, dabei verlor ein weiterer Mensch sein Leben.
In Franzensfeste wird der südliche Austrittspunkt des Brennerbasistunnels gebaut. Zur Unterbringung der Arbeiter wurde in der Ortschaft Franzensfeste in der Nähe des im Jahre 2008 renovierten historischen Bahnhofs eine große Containersiedlung errichtet.
Bevölkerung
Im örtlichen Dialekt werden die Einwohner „Franzensfeschtilå“ (Franzensfestler) genannt.
Für den Kraftverkehr ist Franzensfeste in erster Linie durch die SS 12 erschlossen, die mitten durch das Zentrum des Hauptorts führt, sowie die A22, die knapp südlich auf Vahrner Gemeindegebiet die Ein- und Ausfahrt Brixen-Pustertal aufweist. Zudem ist Franzensfeste ein wichtiger Knotenpunkt für den Schienenverkehr: Am Bahnhof Franzensfeste treffen die Brennerbahn, die parallel zu Eisack, SS 12 und A22 das Gemeindegebiet durchquert, und die Pustertalbahn aufeinander.
Gegenwärtig entsteht der 64 Kilometer lange Brennerbasistunnel von Innsbruck nach Franzensfeste.[7]
Auch im regionalen Radverkehr ist Franzensfeste ein wichtiger Knotenpunkt: Das Gemeindegebiet wird von der Radroute 1 „Brenner–Salurn“ durchquert, von der am Franzensfester Stausee die Radroute 3 „Pustertal“ abzweigt.
Beschreibung: Eine eingebogene weißgerandete grüne Spitze teilt den Wappenschild in Rot und Blau. Die Gabelung weist die Gemeinde als Verkehrsknoten aus. Rot steht für den Fels, Blau für den Franzensfester Stausee, Grün für die Unterau.
Bildung
Im Hauptort Franzensfeste und in der Fraktion Mittewald befinden sich zwei Grundschulen für die deutsche Sprachgruppe, die dem Schulsprengel der Nachbargemeinde Vahrn angehören.[9] Die Grundschule „Collodi“ für die italienische Sprachgruppe befindet sich im Hauptort und wird vom Sprengel Brixen verwaltet.[10]
Flavio Schimenti, Laura Facchinelli: Fortezza-Franzensfeste: Die Festung, die Eisenbahn, das Dorf – La fortificazione, la ferrovia, il paese. Gemeinde Franzensfeste, Comune di Fortezza, Vahrn 1998.