Niederzissen liegt in einem erd- und kulturgeschichtlich interessanten Seitental des Rheins. Der historische Talweg vom Rhein führt zwischen Vulkanbergen über den Ort in die Eifel, darunter der Bausenberg, Deutschlands besterhaltener Hufeneisenkrater.
Gemeindegliederung
Die Ortsgemeinde Niederzissen besteht aus den beiden Ortsteilen Niederzissen und Rodder sowie aus den Wohnplätzen „Haus Waldfrieden“ und „Kurheim Bausenberg“.[3]
Geschichte
Niederzissen gilt als eine der ältesten Siedlungen im weiteren Umkreis, deren älteste Funde, darunter ein Schneidenfragment eines Jadeit-Beiles, im Rheinischen Landesmuseum Bonn aufbewahrt, zurück bis in die Jungsteinzeit reichen. Der Name „Zissen“ stammt aus dem Keltischen und wird mit „rückwärtig“ wiedergegeben, etwa vom „Rhein rückwärtig = abseits gelegener Ort“. Die Anwesenheit siedelnder Kelten ist durch Waffen- und Werkzeugfunde belegt. Weiterhin sind aus römischer Zeit durch Ausgrabungen Siedlungen in der Nähe der alten Römerstraße von Sinzig über Mayen nach Trier nachgewiesen, was eine weitere Namensableitung vom keltischen Götternamen Cissonius denkbar erscheinen lässt.
Erstmals urkundlich wird Zissen, wie der Ort seinerzeit hieß, in einer Schenkungsurkunde für das St. Cassiusstift in Bonn erwähnt. Die Urkunde ohne Datum entstammt dem 9. Jahrhundert. Die erste datierte Beurkundung aus dem Jahr 1179 enthält eine Bestätigung „eines Besitzes in Zissen“ durch Papst Alexander III. an Adalbert II. von Metz. Zissen gehörte von etwa 1150 an (Bau der Burg Olbrück) bis zum Beginn der französischen Besatzungszeit 1794 zur Herrschaft Olbrück. Seit dem Wiener Kongress 1815 gehört Niederzissen zu Preußen, seit 1816 zum damals neu gebildeten Kreis Ahrweiler im Regierungsbezirk Koblenz und von 1822 an zur Rheinprovinz. Zunächst unter der Bürgermeisterei Königsfeld wurde Niederzissen 1883 selbst Sitz einer Bürgermeisterei. Die Gebietsreform in Rheinland-Pfalz 1969/1970 machte Niederzissen zum Verwaltungssitz der 1970 neu gebildeten Verbandsgemeinde Brohltal.
Am 1. Januar 1979 wurde der Ort Rodder, ein Gebietsteil mit 121 Einwohnern, von der Gemeinde Niederdürenbach nach Niederzissen umgemeindet.[4] Die Eingliederung geschah auf Antrag eines großen Teils der Rodderer Bevölkerung.
Statistik zur Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Niederzissen bezogen auf das heutige Gemeindegebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Jahr
Einwohner
1815
476
1835
908
1871
942
1905
1.221
1939
1.326
1950
1.454
1961
1.494
Jahr
Einwohner
1970
1.667
1987
2.223
1997
2.573
2005
2.751
2011
2.653
2017
2.780
2023
2.768
Politik
Bürgermeister
Rolf Hans (CDU) wurde am 21. Juli 2014 Ortsbürgermeister von Niederzissen.[5] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 82,45 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[6]
Der Vorgänger von Rolf Hans als Ortsbürgermeister, Richard Keuler (CDU), hatte das Amt fünf Jahre ausgeübt, war 2014 aber nicht erneut angetreten.[5]
Blasonierung: „Schräggeteilt, oben zwölffach rot-silbern geständert, unten in Blau ein wachsender silberner Kegelstumpf mit trichterförmiger Öffnung, nach rechts durchbrochen.“[8]
Wappenbegründung: Die zwölffach rot-silberne Ständerung ist das Wappen (dort silbern-rot) der Familie Waldbott von Bassenheim, die seit 1555 Inhaber der Reichsherrschaft Olbrück war, zu der auch Niederzissen gehörte, der offene Kegel zeigt in stilisierter Form den erloschenen Vulkan Bausenberg, eine geologische Besonderheit am Ortsrand von Niederzissen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Spätromanische Pfarrkirche St. Germanus von 1250, ursprünglich eine dreischiffige Pfeilerbasilika
Ehemaliges Zehnthaus von 1550
Bahnhofsgebäude von 1890
Ehemalige Synagoge von 1844 in der Mittelstraße 30, an den Ursprung als Synagoge erinnern heute noch zwei große Rundbogenfenster und das runde Giebelfenster. In dem an die Synagoge angebauten Ausstellungsraum, werden einige Funde der Genisa Niederzissen in Vitrinen präsentiert.
In der Nähe befindet sich die Burg Olbrück. Sie steht auf einem Phonolithkegel und ist das Wahrzeichen des sog. „Zissener Ländchens“.
Bunkeranlage Klosterstraße. Ein in den Stein geschlagener Stollen, dessen Hauptgang bis zu einer Tiefe von 53 m begangen werden kann (nur mit Führung).[9][10][11]⊙50.4571987.224931
Der zum Vulkanpark Brohltal/Laacher See gehörende und unter Naturschutz stehende Bausenberg bei Niederzissen ist Europas besterhaltener Schlackenvulkan mit Hufeisenkrater.
Niederzissen ist touristisches Zentrum des Fernwanderwegs Eifelleiter, auch die Deutsche Vulkanstraße hat hier am Bausenberg einen ihrer Anziehungspunkte.
Heubachstadion. Eine Leichtathletikanlage mit Tartanbahn.⊙50.4545927.212266
Tennisplatz
Sporthalle
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährliches Kirmes- bzw. Kirchweihfest wird am zweiten September-Wochenende auf dem Marktplatz gefeiert.
Der Niederzissener Möhnentag wird Jahr für Jahr am Mittwoch vor dem Weiberdonnerstag von der Möhnengesellschaft Niederzissen 1937/38 e.V. ausgerichtet.
Der Nikolausmarkt wird jährlich am ersten Adventssonntag auf dem Marktplatz veranstaltet.
Der Ostermarkt findet seit 1997 am Palmsonntag auf dem Marktplatz und entlang der Horststraße statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
An der A 61 liegt das Industrie- und Gewerbegebiet Brohltal Ost. Dort ist auch der Rennstall Zakspeed ansässig. Eine Vielzahl an Unternehmen haben sich in und um Niederzissen angesiedelt. Dazu zählen auch die Kunststoff-Compound- und Masterbatch-Hersteller AKRO-PLASTIC und AF-COLOR, die beide zur K.D. Feddersen-Gruppe gehören.
↑Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band393). Bad Ems März 2006, S.190 (PDF; 2,6 MB).Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Juli 2020; abgerufen am 4. August 2020 (siehe Brohltal, Verbandsgemeinde, vierte Ergebniszeile).