Poppau, ein Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz, liegt rund vier Kilometer südöstlich von Beetzendorf und sechs Kilometer nordwestlich der Stadt Klötze in der Altmark.[1][3]
Nordwestlich des Dorfes erhebt sich der etwa 50 Meter hohe Schalaienberg.[4]
Ortsteilgliederung
Zum Ortsteil gehört neben dem Dorf Poppau das einen Kilometer nordöstlich gelegene Ökodorf Sieben Linden, eine sozial-ökologische Modellsiedlung.
Geologie
Mindestens 810 Meter unter der Geländeoberkante in Poppau liegt ein Salzstock mit einer Fläche von 7 Quadratkilometern und einer Mächtigkeit von maximal 690 Metern.[5] Die Bundesgesellschaft für Endlagerung führt den Salzstock in einem Zwischenbericht als einen von 90 möglichen Standorten für die Endlagerung radioaktiver Abfälle auf.[6]
Geschichte
Mittelalter bis 20. Jahrhundert
Das Dorf wurde erstmals im Jahre 1363 als Poppow in einem Lehnbrief über Beetzendorf und Apenburg erwähnt.[7]
“Poppove pertinet illis de Schulenburg cum supremo et cum 12 marcis denariorum levium. Altare ecclesie Niendorp habet ibi 8 marcas den. levium. Non tenentur ad precariam.”
„Poppove gehört Deren von der Schulenburg mit Obergericht und mit 12 Mark an Leichten Pfennig. Der Altar der Kirche zu Niendorf hat dort 8 Mark Leichte Pfennig. Nicht verpflichtet zur Bede.“[8]
Weitere Nennungen sind 1541 Poppow, 1687 Poppow[1] und 1804 Poppau, ein Dorf mit 11 Halbbauern, 4 Einliegern und einem Krüger.[9]
Am 20. Oktober 1814 brannte fast der gesamte Ort ab. Wie durch ein Wunder blieb die Kirche von den Flammen verschont.[10]
Im Südwesten des Dorfes bestand eine Ziegelei, die bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt wurde.
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 26 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 586 Hektar, der Kirche gehörten ein Hektar, der Gemeinde 9 Hektar. 1946 waren 77 Hektar Land enteignet worden. 1948 waren die Nutznießer der Bodenreform 21 Erwerber, davon 5 Neusiedler.[1]
Jürgen Udolph führt den Ortsnamen auf das slawische Wort „Pop“ für „Priester“ zurück.[14]
Heinrich Sültmann erkennt im Namen 1363 Poppow die slawischen Worte „pup, pop“ für „kleine Erhöhung, Berg, Buckel“, ursprünglich „Nabel“. Sültmann meint: „Daraus erklärt sich wohl die Sage von der Kette in Poppau, mit der die Welt gemessen ist“.[15]
Am 20. Juli 1950 wurde Poppau in die Gemeinde Bandau eingemeindet.[16] Nach Eingemeindung der Gemeinde Bandau in die Gemeinde Beetzendorf am 1. Januar 2009 wurde Poppau ein Ortsteil der Gemeinde Beetzendorf.
Das Haus am Eingang zum Rundling, die Lohnmosterei, ist eines der ältesten Gebäude im Dorf.[10]
Die heutige evangelische Dorfkirche Poppau ist ein rechteckiger neoromanischer Backsteinbau aus dem Jahre 1905. Die Kirche war eine Filialkirche der Kirche in Jeeben. Der Vorgängerbau aus dem Jahre 1706 war eine Fachwerkkirche.[24][10]
Ein großer Feldstein mit einer Kette in einem Teich im Dorf ist der historische Mittelpunkt der Welt, so berichtet es eine Sage.
Sagen aus Poppau
Mittelpunkt der Welt
Adalbert Kuhn berichtete 1843 aus örtlicher mündlicher Überlieferung. In Poppau ist der Mittelpunkt der Welt. Die Kette, womit das ausgemessen wurde, liegt schon seit vielen Jahren in einem kleinen Teich am Dorfausgang in Richtung Siedengrieben unter einem kantigen und spitzen Stein, der aus dem Wasser ragt. Vor einigen Jahren wollte man in der Nähe des Teiches ein Haus bauen und schütte ihn daher an der einen Seite zu, da fand einer der Bauern ein Stück der Kette aus Eisen mit Ringen, so groß wie die einer Halfterkette.[25]
Hanns H. F. Schmidt ergänzte im Jahr 1978: Von der Stein aus wurde vor langer Zeit die Welt vermessen. In alle Himmelsrichtungen, wie die 8 Wege, die sich hier kreuzen, anzeigen. Als die langwierige Messung beendet war, wickelte man einen Teil der Kette um den Stein. Vor einigen Jahren musste der Teich entschlammt werden, da entdeckte man die rostige Kette wieder. Manche behaupteten, gewitzte Poppauer hätte in finstrer Nacht vorher dort eine Kette versenkt.[11]
Die Sage inspirierte den Kinderbuchautor Georg Bötticher zum Gedicht „Der Mittelpunkt der Welt“,[11] das er in „Balladen, Legenden und Schwänke“ nach 1898 veröffentlichte.
Drehender Stein
In der Nähe des Dorfes liegt auch ein Stein. Wenn er den Hahn krähen hört, dreht er sich dreimal um.[25]
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1696–1698, Poppau wnw Klötze, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.343, 127. Poppau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.143 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abcdefPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1696–1698, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abAnke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB1047268213, S.15.
↑Johannes Schultze (Hrsg.): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375. Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, Antiqua marchia. Equitatura terre Soltowedel foris Portam Buchornighe. Poppove, S. 405.
↑ abcWalter Mogk: Mitt'n in de Welt: Fast jedes Hus hat eine Geschichte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Klötze. 25. September 2016 (volksstimme.de [abgerufen am 27. Januar 2018]).
↑Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.123, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Rohrlach schreibt den Namen als: „Mitten in der Welt“.
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.279 (PDF).
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.143 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abVerbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
↑ abAnke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB1047268213, S.17.
↑Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB1047268213, S.17.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.24 (genealogy.net [Volltext und Scan]).