Das Regierungspräsidium war eine Mittelbehörde der preußischen Staatsverwaltung für den Regierungsbezirk Königsberg. Es war für alle Angelegenheiten zuständig, die nicht ausdrücklich anderen Behörden übertragen waren, und hatte das Aufsichtsrecht über alle nachgeordneten Behörden. Es bestand aus drei Abteilungen:
Präsidialabteilung mit der Zuständigkeit für Polizeisachen und Inneres
Abteilung für das Kirchen- und Schulwesen
Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten.
Das ursprüngliche Kollegialsystem wurde durch das monokratische System (wie bei der Präsidialabteilung) abgelöst. Dem Regierungspräsidenten war ein Bezirksausschuss beigegeben, der in Verwaltungs- und Verfahrenssachen entschied.[2]
Das Regierungspräsidium gab das Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg heraus, in dem die Verordnungen und Verlautbarungen der Regierung veröffentlicht wurden.
1920 wurde der Kreis Memel, mit dem übrigen Memelland, gemäß dem Versailler Vertrag, vom Deutschen Reich abgetreten und später an Litauen übergeben. 1939, nach der Rückgabe des Gebietes an Deutschland, wurden alle dortigen Landkreise in den Regierungsbezirk Gumbinnen eingegliedert.
Siegelmarke der königlichen Regierung, wie sie bis 1918, möglicherweise sogar bis 1921 verwendet wurde.
Siegelmarke des Regierungspräsidenten mit dem preußischen Wappenadler, der im Juni 1921 eingeführt und im Oktober 1933 abgeschafft wurde.
Siegelmarke des Regierungspräsidenten mit dem Reichsadler der NS-Zeit. Dieses sogenannte „Kleine Reichssiegel“ wurde für alle Staatsbehörden zum 1. April 1937 eingeführt.
Literatur
Rüdiger Döhler: Corpsstudenten in der Verwaltung Ostpreußens. In: Einst und Jetzt. Band 54, 2009, S. 240–246.
Klaus von der Groeben: Das Land Ostpreußen. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung, Selbstverwaltung 1750 bis 1945. (= Quellen zur Verwaltungsgeschichte. Band 7). Lorenz-von-Stein-Institut, Kiel 1993, DNB930875869.
Reinhard Hauf: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Königsberg, 1871–1920. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 1980, ISBN 3-7745-6447-7. (books.google.de)
Adolf Schlott: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861. (books.google.de, Volltext)
Adolf Schlott: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg. Reyländer, Tilsit 1848. (digitalis.uni-koeln.de, Digitalisat)
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 2–181.
Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg, Berlin 1866 (Digitalisat).
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Erster Theil, welcher die Topographie von Ost-Preussen enthält. Kanter, Königsberg 1785, S. 3 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).