Regierungsbezirk GumbinnenDer preußische Regierungsbezirk Gumbinnen lag im Nordosten Preußens. Er bestand von 1808 bis 1945, zunächst unter der Bezeichnung Regierungsbezirk Litthauen zu Gumbinnen. Von 1824 bis 1878 bildete er den östlichsten Teil der Provinz Preußen, dann der Provinz Ostpreußen. VerwaltungsgeschichteDie Große Pest von 1709 bis 1711 hatte Gumbinnen besonders schwer getroffen. Im Juli 1724 wurde eine Deputation (Außenstelle) der Kriegskammer Königsberg in Gumbinnen eingerichtet. Sie war für die Hauptämter Insterburg, Memel, Ragnit und Tilsit zuständig. Am 19. August 1736 wurde die Deputation in eine eigenständige „litthauische Kriegs- und Domainenkammer“ umgewandelt.[1] Der Regierungsbezirk Gumbinnen entstand durch Umbenennung der Kriegs- und Domänenkammer durch das Publicandum vom 16. Dezember 1808. Der Kreis Memel wurde auf Wunsch der Bürgerschaft der Stadt Memel schon zum 1. September 1816 der Regierung in Königsberg zugeordnet. Zum Ausgleich wurden zahlreiche Kirchspiele im Binnenland dem Gumbinner Bezirk zugewiesen. Sodann wurde die Kreiseinteilung überarbeitet, da die landrätlichen Kreise wegen ihrer zu großen Ausdehnung nicht der Vorgabe entsprachen, wonach es möglich sein sollte, innerhalb eines Tages vom entferntesten Ort des Kreises in die Kreisstadt – und zurück – zu reisen. In der Regel sollte die größte Entfernung drei Meilen, also knapp 22 km, nicht übersteigen. Da ein Kreis zugleich zwischen 20.000 und 36.000 Einwohnern haben sollte, war der Zuschnitt der Kreise in den dünn bevölkerten „litauischen“ Kreisen recht mühsam, zumal alte Zugehörigkeiten zu berücksichtigen waren. Der ganze Bezirk umfasste 1885 eine Fläche von 15.870 km². Die Einwohnerzahl betrug
1896 wurden die Stadt Tilsit und 1901 die Stadt Insterburg kreisfrei, bildeten also eigene Stadtkreise. Mit Wirkung ab 1. November 1905 wurden die vier südlichen Kreise (Johannisburg, Lötzen, Lyck und Sensburg) vom Regierungsbezirk Gumbinnen abgetrennt und zusammen mit dem Südteil des Bezirks Königsberg zum neuen Regierungsbezirk Allenstein zusammengefasst. Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Deutsche Reich das Memelgebiet abtreten. Die Kreise Memel und Heydekrug gingen damit verloren, der Kreis Tilsit zum wesentlichen Teil. Seine südlich der Memel gelegenen Gemeinden wurden 1922 mit dem Kreis Ragnit zum Kreis Tilsit-Ragnit fusioniert. Die linksmemelischen Gemeinden des Kreises Heydekrug wurden 1922 dem Kreis Niederung zugeteilt. Im Rahmen der Umbenennung von Orten in Ostpreußen im Jahr 1938 wurden im Bezirk Gumbinnen 1146 Namen der insgesamt 1765 Gemeinden „germanisiert“.[2][3] Als Litauen das Memelgebiet nach dem Deutschen Ultimatum an Litauen vom 20. März 1939 an das Deutsche Reich zurückgeben musste, erhielt der Regierungsbezirk Gumbinnen die Aufsicht über sämtliche memelländischen Kreise (Memel und Heydekrug) und den vergrößerten Kreis Tilsit-Ragnit. Abteilungsdirigenten leiteten 1939 die Allgemeine Abteilung (Regierungsvizepräsident Eichhart), die Abteilung für Kirchen und Schulen (Theisen) und die Landwirtschaftliche Abteilung (Karbe).[4] Letzte Veränderungen im territorialen Bestand des Bezirks ergaben sich aus der Annexion von polnischem Staatsgebiet um Suwałki und Augustow, das als Landkreis Suwalken im November 1939 dem Regierungsbezirk Gumbinnen zugeordnet und im Mai 1941 in Landkreis Sudauen umbenannt wurde. Im Jahre 1943 wurde ein Teil dieses Landkreises an den südöstlich benachbarten und nun ebenfalls annektierten Bezirk Bialystok abgegeben. Die deutsche Verwaltung endete im Winter 1944/45 mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen und der Vertreibung der Deutschen. Der größte Teil des Regierungsbezirks Gumbinnen gehört heute zur Oblast Kaliningrad der Russischen Föderation, im Süden liegen heute die Powiate der Wojewodschaft Ermland-Masuren. VerwaltungsgliederungStadt- und LandkreiseStand von vor der Rückgabe des Memellandes:[5]
Regierungspräsidenten
Siehe auchLiteratur
Weblinks
Einzelnachweise
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