Retrocavaler UreterDer retrocavale Ureter (RCU, manchmal als zirkumcavaler Ureter bezeichnet) ist eine seltene angeborene Varietät im Verlauf des Harnleiters (Ureter), die dadurch gekennzeichnet ist, dass der Harnleiter zunächst hinter, also rückenwärts (lateinisch retro ‚rückwärts‘) der unteren Hohlvene (Vena cava inferior) verläuft, um diese umschlägt und erst dann in die eigentliche seitliche Position zu dieser Vene gelangt. Embryologisch wird dieser Verlauf durch die Persistenz der rechten Subkardinalvene erklärt, welche dazu führt, dass der untere Abschnitt der unteren Hohlvene aus dieser entsteht. Die Inzidenz beträgt beim Menschen etwa 1:1.500, bei Jungen ist diese Anomalie viermal häufiger als bei Mädchen. Die Fehlbildung ist häufiger auch mit anderen kardiovaskulären Anomalien, mit Anomalien des Harn- und Geschlechtsapparates (Hufeisenniere, Agenesie oder Ektopie der gegenseitigen Niere, Agenesie des Samenleiters oder der Gebärmutter), Turner-Syndrom und Analatresie vergesellschaftet.[1] Ein retrocavaler Ureter tritt auch bei Hunden und sehr selten auch bei Katzen auf.[2] TypenEs wurden bis zu 15 Variationen eines RCU beschrieben. Die fünf Hauptgruppen sind:[3]
Klinisches Bild und DiagnoseEin retrocavaler Ureter führt meist zu einer Verlegung (Obstruktion) des betroffenen Organs. Obwohl es sich um eine angeborenen Anomalie handelt, tritt sie klinisch zumeist erst im dritten oder vierten Lebensjahrzehnt zutage. Es können gelegentlicher Flankenschmerz, Nierenbeckenentzündung, Nierensteine und selten auch Blut im Urin (Makrohämaturie) auftreten.[3] Die Diagnose wird zunächst durch Sonografie gestellt und anschließend eine 3D-Rekonstruktion anhand eines CT-Urogramms erstellt. Letztere erlaubt die präzise Abbildung des Harnleiter-Abgangs aus dem Nierenbecken und der Position des Harnleiters in Bezug auf die Vena cava inferior. Zudem können zusätzliche Gefäßabweichungen dargestellt werden, was eine genaue Operationsplanung ermöglicht.[3] BehandlungSymptomatische retrocavale Ureter bedürfen einer chirurgischen Behandlung. In der Regel wird der Harnleiter durchtrennt und anschließend eine Pyelopyelostomie, Pyeloureterostomie oder Ureteroureterostomie durchgeführt. Dies wird heute zumeist laparoskopisch durchgeführt, ist aber technisch anspruchsvoll.[4] Einzelnachweise
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