Roman IngardenRoman Witold Ingarden (* 5. Februar 1893 in Krakau; † 14. Juni 1970 ebenda) war ein polnischer Philosoph, der auf Deutsch und Polnisch schrieb. BiographieIngarden studierte Mathematik und Philosophie an der Universität Lemberg bei dem Brentano-Schüler Kazimierz Twardowski. 1912 wechselte er an die Georg-August-Universität Göttingen, wo er bei dem Phänomenologen Edmund Husserl Philosophie studierte. 1918 promovierte er bei Husserl mit Über Intuition und Intellekt bei Henri Bergson an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (siehe auch Henrie Begrson). Nach seiner Promotion kehrte Ingarden nach Polen zurück, wo er, an seiner Habilitation arbeitend, Mathematik, Psychologie und Philosophie an einem Gymnasium unterrichtete. 1925 wurde er Privatdozent an der Universität Lemberg und 1933 dort auf eine Professur berufen. 1946 wurde er auf einen Lehrstuhl an die Jagiellonen-Universität in Krakau berufen. 1949 erhielt er infolge des aufkeimenden Stalinismus ein Lehrverbot. 1957 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben. 1963 wurde Ingarden emeritiert. Ingarden war seit 1913 mit Edith Stein bekannt. In ihren Briefen offenbart sie eine zärtliche Zuneigung, auf die der Studienfreund jedoch nicht eingeht. Der Kontakt bricht 1938 ab. Nach ihrem Tod wandte sich Ingarden gegen eine Vereinnahmung der Philosophin Edith Stein durch die katholische Institution, der sie seit 1922 angehörte. Sie wurde 1998 heiliggesprochen. Wissenschaftliche ArbeitIngarden widmete sich vor allem der phänomenologischen Sicht auf Ontologie und Ästhetik. Er befasste sich mit der Schichtenstruktur von Kunstwerkkategorien, mit der schematischen Gestalt von Kunstwerken und der synthetischen Natur des Films. Außerdem hatte er mit seinen Schriften großen Einfluss auf die spätere Rezeptionsästhetik. Sein besonderes Interesse galt der Ontologie. Seine Philosophie der Kunst legte er in dem zweibändigen Werk „Der Streit um die Existenz der Welt“ (1947, 1948) nieder. Daneben beschäftigte er sich auch mit der Philosophie der Literatur in „Das literarische Kunstwerk“ (1931), der Philosophie des Films in „Anmerkungen zur Filmkunst“ (1957), der Philosophie der Musik in „Untersuchungen zur Ontologie der Kunst“ (1962) sowie der Erkenntnistheorie und der Ästhetik in „Die Stellung der Erkenntnistheorie im System der philosophischen Wissenschaften“ (1925). Die transzendentale Wende des späten Husserl lehnte Ingarden ab. Zu Ingardens wichtigstem Schüler wurde der spätere Solidarność-Philosoph Józef Tischner. Seine Werke hat er auf Polnisch und Deutsch verfasst. Seinen internationalen Ruhm erlangte er vor allem als Ästhetiker. WeblinksCommons: Roman Ingarden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Literatur
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