Das Gebiet der Schönburgischen Herrschaften bestand bis zum Verkauf der oberen
Grafschaft Hartenstein 1559 aus drei, danach aus zwei voneinander getrennten Gebieten.
Die fünf Rezessherrschaften und die Landesherrschaft Remse bildeten das
Kernstück des schönburgischen Besitzes. Es reichte vom Erzgebirge bei Hartenstein bis ins Erzgebirgsvorland. Die Zwickauer Mulde durchfloss das Gebiet bei Hartenstein und von Glauchau bis Wechselburg. Die Fluren Wolkenburg-Kaufungens trennten das Gebiet der Rezessherrschaften von den Landesherrschaften Penig, Rochsburg und Wechselburg. Nebenflüsse der Zwickauer Mulde im schönburgischen Gebiet waren der Lößnitzbach, der Mülsenbach im Mülsengrund, der Lungwitzbach, das Chursbachtal und das untere Tal der Chemnitz von Taura bis zur Mündung in die Zwickauer Mulde.
Das Gebiet der Rezessherrschaften befindet sich heute im Norden und Osten des Landkreises Zwickau. Das Gebiet der niederen Grafschaft Hartenstein befindet sich hauptsächlich im Osten dieses Landkreises, die Landesherrschaften befinden sich heute im Westen des Landkreises Mittelsachsen.
Angrenzende Verwaltungseinheiten
Die Angaben beziehen sich auf die Schönburgischen Herrschaften mit den fünf Rezessherrschaften, den vier Landesherrschaften und der Residenzstadt Glauchau. Die Grenzen der oberen Grafschaft Hartenstein und die Exklave des Amts Borna, die die Herrschaften teilte, werden hier vernachlässigt.
Das Haus Schönburg kam um 1170 in Besitz der Gegend um Glauchau. Von dort aus bildeten sie die reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau (seit 1256), Lichtenstein (seit 1286) und Waldenburg (seit 1378). Durch die Verlehnung dieser Gebiete an den böhmischen König, welche bis 1779 fortbestand, war eine staatliche Souveränität gegenüber dem Kurfürstentum Sachsen gewährleistet. Im Jahr 1493 wurde die Herrschaft Meerane, die seit dem 13. Jahrhundert vom böhmischen König an die Schönburger verlehnt war, mit der Herrschaft Glauchau vereinigt.[1] Um 1300 ging die Stadt Crimmitschau in den Besitz der Schönburger über,[2] sie kam jedoch im Jahr 1413 an die Wettiner.
Im Jahre 1406 kam die ebenfalls reichsunmittelbare Grafschaft Hartenstein durch Verpfändung vom meißnischen Burggrafen Heinrich I. von Hartenstein an das Haus Schönburg. Burggraf Heinrich I. von Hartenstein nahm jedoch die bis dahin zu Hartenstein gehörende Herrschaft Wildenfels von dieser Verpfändung aus und blieb deren Lehnsherr, wodurch dieses Gebiet nach 1440 endgültig von Hartenstein getrennt wurde. Mit dem Preßburger Machtspruch 1439 wurden die kursächsischen Wettiner indirekt Lehnsherren der Grafschaft Hartenstein, welches 1456/57 von Kaiser Friedrich III. nochmals bestätigt wurde.
Seit der Leipziger Teilung 1485 lagen die Schönburgischen Herrschaften zwischen den Gebieten des albertinischen Herzogtum Sachsen im Osten und des ernestinischen Kurfürstentum Sachsen im Westen und Norden. Sie trennten seitdem bis zur Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg 1547 das kurfürstlich-sächsische ernestinische Gebiet im Westen mit der Stadt Zwickau vom herzöglich-sächsischen albertinischen Sachsen im Osten mit der Stadt Chemnitz voneinander. Da die Grafschaft Hartenstein im Gegensatz zu den anderen Herrschaften kursächsisches Reichsafterlehen war, wurde die Reformation in der Grafschaft bereits 1539/40 eingeführt und somit drei Jahre früher als in den damals böhmischen Reichafterlehnsherrschaften Lichtenstein, Glauchau und Waldenburg.
Auf dem Reichstag waren die Schönburger anteilig über den Wetterauer Grafenverein vertreten.
Territoriale Veränderungen
Im Jahr 1488 kam die Grundherrschaft Tirschheim mit zwei Dörfern und zwei Dorfanteilen vom Kloster Remse an die Herren von Schönberg.[3][4] Da es sich bei den vier verstreut liegenden Orten um kursächsisches Lehen handelte, übernahm die Verwaltung ein eigener Dingstuhl, welcher die Kompetenz eines sächsischen Vasallengerichts hatte. Die Gerichtsbarkeit lag hingegen bei den Herren von Schönburg.
Im Jahr 1524 wurde das „Gesamthaus“ Schönburg mit dem Regierungssitz Glauchau eingerichtet, um bei künftigen Teilungen den Zerfall der Schönburgischen Herrschaften zu verhindern und um eine einheitliche Vertretung nach außen zu haben.
Im Tausch gegen die Schönburgischen Ämter Hohnstein, Lohmen, Wehlen in der Sächsischen Schweiz und die Herrschaft Kriebstein bei Mittweida erhielten die Schönburger die albertinischen Ämter Remse, Penig, Wechselburg (alle 1543) und Rochsburg (1548) als Lehen. 1559 wurde der obere Teil der Grafschaft Hartenstein von den Schönburgern an die Wettiner verkauft und wurde als kursächsisches Amt Crottendorf neu gebildet. 1681 wurde die Herrschaft Glauchau in die Teilherrschaften Forderglauchau und Hinterglauchau geteilt. Von 1683 bis 1763 war Forderglauchau wiederum in einen Penigschen und einen Wechselburger Anteil aufgeteilt.
Mit dem Tod Otto Ludwigs von Schönburg im Jahr 1701 beziehungsweise dem Erbvertrag seiner vier erbberechtigten Söhne wurde 1702 die Herrschaft Stein aus einem Teil der Grafschaft Hartenstein gebildet.
Verlust der Reichsunmittelbarkeit und schrittweise Eingliederung in den sächsischen Staat
1740 schlossen die Wettiner einen Rezess mit den Herren von Schönburg, durch welchen die Schönburger die Landeshoheit des sächsischen Herrscherhauses über die bis dahin reichsunmittelbaren Herrschaften Waldenburg, Glauchau, Lichtenstein, Hartenstein (die niedere Grafschaft) und Stein anerkennen mussten. Die Lehnsherrschaft des böhmischen Königs über die nun „Rezessherrschaften“ genannten Gebiete Waldenburg, Glauchau und Lichtenstein endete 1779. Durch den Übergang dieser Herrschaften in sächsische Lehen vollzog sich die allmähliche Eingliederung in den sächsischen Staat.
die Herrschaft Penig (seit 1543 kursächsisches Lehen)
die Herrschaft Wechselburg (seit 1543 kursächsisches Lehen)
die Herrschaft Forderglauchau (bis 1779 böhmisches Reichsafterlehen, dann sächsisches Reichsafterlehen)
Nach dem Rezess vom 4. Mai 1740, in welchem die Schönburger die Landeshoheit des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner über ihre Territorien anerkannten, wurden die fünf reichsunmittelbaren Herrschaften Waldenburg, Glauchau (Forder- und Hinter-Anteil), Lichtenstein, Hartenstein (niedere Grafschaft) und Stein als Rezessherrschaften bezeichnet. Die vier kursächsischen Lehnsämter Remse (Remissa), Penig, Rochsburg und Wechselburg wurden als Landesherrschaften bezeichnet.
Geschichte der schriftsässigen Ämter vor der Vertauschung an das Haus Schönburg
Die Ämter Penig und Rochsburg waren von den Wettinern im 13. Jahrhundert an die Burggrafen von Altenburg verlehnt. Nach dem Aussterben der Altenburger Burggrafen im Mannesstamme, wurden die beiden Ämter im 15. Jahrhundert an die mit ihnen verwandten Burggrafen von Leisnig verlehnt. 1543 bzw. 1548 kamen sie als Tausch an das Haus Schönburg. Kursachsen behielt die Oberherrschaft über beide Gebiete. Sie gehörten seit der Leipziger Teilung 1485 zur albertinischen Linie der Wettiner.
Die Ämter Wechselburg und Remse haben ihren Ursprung in geistlichen Herrschaften. Das Amt Wechselburg war im Besitz des 1168 geweihten Chorherrenstifts und wurde 1278 dem Deutschen Orden übergeben. Nach der Einführung der Reformation wurde das Amt 1541 säkularisiert und als kursächsisches Lehen den Schönburgern übergeben. Das Amt Remse war im Besitz des Klosters Remse unter schönburgischer Hoheit. 1533 fiel es an den ernestinischen Kurfürsten und wurde 1543 schönburgisches Amt unter kursächsischer Hoheit.
Herrschaften und zugehörige Orte
Schönburgische Rezessherrschaften (reichsunmittelbar bis 1740)
Anmerkungen:
Nach dem Verkauf an den sächsischen Kurfürsten wurde aus der oberen Grafschaft Hartenstein das kurfürstliche Amt Crottendorf gebildet.
Die Herrschaft Glauchau bestand seit 1681 aus den beiden Teilherrschaften Forder- und Hinterglauchau, deren Besitzungen hier gemeinsam genannt werden.
Wüstungen Kempfersgrün (zwischen Gablenz, Beutha und Grüna), Sebottendorf (zwischen Lößnitz, Raum und Grüna) und Hohenbrünn (zwischen Lößnitz und Grünhain)
Das Haus Schönburg errichtete (oder übernahm) eine Reihe von Burgen und Schlössern in den Schönburgischen Herrschaften, jedoch auch in anderen Teilen Sachsens und in Böhmen. (Eine Liste findet sich unter: Schönburgische Burgen und Schlösser). Hierzu zählen in den einstigen Schönburgischen Herrschaften die folgenden Bauten (von denen sich heute die Burg Stein in Hartenstein und das Alte Schloss in Penig wieder im Besitz des Hauses Schönburg-Hartenstein befinden):
Die Schönburgischen Herrschaften sind spätestens ab dem 18. Jahrhundert in Karten verschiedener Kupferstecher, Verleger bzw. Kartographen eingezeichnet. Dies betrifft insbesondere Karten des Leipziger Kartographen und Kupferstechers Johann Georg(e) Schreiber und seiner Nachkommen bzw. Witwe.
1567: der Kartograph Johannes Criginger erfasst die schönburgischen Gebiete auf einer Karte, die 1568 in Prag erscheint.[11]
Ende 17. / frühes 18. Jahrhundert: Karte „Dynastiae Comitat Schoenburgici Penig, Remissa, Rochsburg, Wechselburg, in Clientela Elect: Saxon Glaucha, Hartenstein, Lichtenstein, Waldenburg...“ von Matthaeo Seutero und Geograph Caesar Aug. Vindel
vor 1750: Karte von J. G. Schreiber: Die Aemter Borna, Pegau und Coldi(t)z in dem Leipziger Creiße gelegen…. undatiert, 18. Jahrhundert, darin eingezeichnete Schönburgische Herrschaften.
nach 1750: Von J. G. Schreibers Witwe wurde die Karte Die Graeflich Schoenburgischen Herrschafften und Aemter Glauchau, Waldenburg, Lichtenßtein, Hartenßtein, Stein, Remißsen, Rochsburg, Penig, Wechßelburg, Oelsnitz und Ziegelheim bey J.G.Schreybers seel. Wittbe herausgegeben, nach 1750.[12]
1760: in Amsterdam wird die Karte Accurate Geographische Delineation derer Reichs-Gräfl. Schönburgischen Herrschaften und Aemter... von Peter Schenk (offenbar Peter Schenk der Jüngere) veröffentlicht.[13] (Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein, Stein, Wechselburg, Penig, Rochsburg, Remissa)
1760: Karte von Johann Paul Trenckmann, dem Sohn von Paul Trenckmann: „Comitatvs Schonburgensis....Hartenstein et Dynastia Stein...Remissau, Rochsburg, Penig, Wechselburg, Oelsnitz, Ziegelheim...“
Weblinks
Ämterverzeichnis – die Schönburgischen Ämter im historischen Ortsverzeichnis von Sachsen.
Leo Bönhoff: Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte, 27 (1906), S. 209–278.
Jacek Kordel: Sachsen, Preußen und der Kaiserhof im Streit um die Schönburgischen Herrschaften (1774–1779), Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2021, ISBN 978-3-96023-414-2.
Walter Schlesinger: Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg. Eine Studie zur Geschichte des Staates in Deutschland (Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, 9,1), Münster und Köln 1954.
Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau. aus der Reihe Unsere Heimat, Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei & Verlag Mike Rockstroh, Aue, 2004.
Wolf-Dieter Röber, Steffen Winkler: Kloster Geringswalde. In: Schriftenreihe Heft 6, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Stadt Glauchau, 1986, DDR, S. 35–39 (zu Geschichte von Herrschaft und Burg Geringswalde, sowie Kloster und Landesschule unter den Herren von Schönburg bis zum Verkauf im Jahre 1590 an die Wettiner).
Sachsens Kirchen-Galerie, 13. Abteilung.: Die Schönburgischen Rezeßherrschaften, Dresden, um 1840.
Mappenwerk Die Schoenburgschen Schloesser, Wilhelm Gebhardt, um 1867 (zeitgenössische Abbildungen der Schlösser).
Fritz Resch: Maß und Gewicht der ehemaligen Schönburgischen Lande bis zum 19. Jahrhundert. In: Schönburgische Heimatbücher, Heft 9, Glauchau 1936.
Walter Schlesinger: Das Schönburgische Amt Glauchau im 16. Jahrhundert (Glauchau, 1937), Nachdruck in: Walter Schlesinger, nachbearbeitet von Thomas Lang: Beiträge zur Geschichte der Stadt Glauchau. Hrsg. von Enno Bünz. Thelem Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-939888-59-8.
Rekonstruierte Karte der Herrschaft(en) Penig (mit Rochsburg und Burg Zinnberg) im Jahre 1436 bei der heiratsbedingten Übertragung der Herrschaft von den Altenburger Burggrafen auf die Burggrafen von Leisnig (diese Doppel-Herrschaft entspricht der älteren Herrschaft Drachenfels und kam nach den Burggrafen von Leisnig letztlich an die Herren von Schönburg), In: Horst Schwabe: Mein Burgstädt. Riedel-Verlag Röhrsdorf, 1993, ohne ISBN, S. 9.
Carl Heinrich Pinther: „Topographie von Schönburg, mit verschiedenen Beylagen“, Halle/Saale, 1802 (über die Schönburgischen Herrschaften und ihre Geschichte).
↑Reiner Groß: Schönburgische Geschichte, Eine Zeittafel. Herausgeber: Britta Günther, Michael Wetzel, Tommy Schmucker, Chemnitz 2005, Eintrag "1567" auf S. 17.
↑Reiner Groß: Schönburgische Geschichte, Eine Zeittafel. Herausgeber: Britta Günther, Michael Wetzel, Tommy Schmucker, Chemnitz 2005, verkleinerte Karte auf Rückseite
↑Reiner Groß: Schönburgische Geschichte, Eine Zeittafel. Herausgeber: Britta Günther, Michael Wetzel, Tommy Schmucker, Chemnitz 2005, Erwähnung der Karte von Peter Schenk auf S. 27.