Dachs phänomenale, geradezu industrielle Produktion an Poesie zu allen Anlässen und die Gunst des Landesobristen boten ihm ein lukratives Nebeneinkommen. Mit erstaunlicher Fertigkeit produzierte er laufend auf Bestellung Kasualdichtungen, die stets gedruckt wurden, nicht selten drei oder vier pro Woche. Der Germanist Gerhard Dünnhaupt verzeichnet mehr als 1200 Einzeldrucke dieser Gedichte zwischen 1638 und 1658, die von den Zeitgenossen gesammelt wurden. Ein Buch hat Dach nie veröffentlicht. Von der weltlichen Lyrik Dachs hat nur Anke van Tharaw die Zeit überdauert. Die Autorschaft war zeitweise umstritten, gilt inzwischen jedoch als gesichert.[4][5] Dieses, neben Grethke, warumb heffstu mi sein einziges Lied in niederdeutscher Sprache, schrieb er 1636 für Anna Neander, die Braut des Predigers Johannes Portatius. Johann Gottfried Herder übertrug es später in die hochdeutsche Form, in der es heute bekannt ist: Ännchen von Tharau. Viele von Dachs Gedichten wurden von Heinrich Albert und Johann Stobäus, dem Kantor der Domschule, vertont.
Das hohe Ansehen Dachs in Königsberg zeigt sich auch darin, dass er auf dem Kneiphof lebenslang freie Wohnung erhielt.[6] Mit 49 Jahren erkrankte Simon Dach 1654 an Tuberkulose, der er nach fünf Jahren erlag.
„Der Mensch hat nichts so eigen, so wohl steht ihm nichts an, als daß er Treu erzeigen und Freundschaft halten kann.“
– Simon Dach
Werke
Klag-Geticht Uber Hochbetrawerlichem aber seligem Ableiben DesHochEdlen Gestrengen und Vesten Herrn Fabians von Ostaw/Churfürstl. Brandenb. Preussischen Ober-Regiments Raths und Canzlers/Erbherren auff Kleeschowen/Klevinen und Bringlacken etc. Welcher in herzlicher Anruffung seines Erlösers den 22. Jenner 1645. selig sein Leben beschlossen/ und darauff den 9. Mertz in der Tragheimschen Kirchen Christlich und Adelichem Gebrauch nach eingesenckt worden. Johann Reussner, Königsberg 1645. Digitalisat
Einfältiger Trost Bey seligem wiewol schmertzlichem Ableiben Deß … Herrn Christoff Völckners/ Der löbl. Stadt Löbenicht Königsb. … Rahtsverwandten und Richters: Welcher im 67. Jahr seines Alters … 1654. 31. Christmon. … eingeschlaffen/ und 1655. 6. Newjahrsmon. Christlich der Erden eingebracht worden; An die Hochbetrübte Fraw Wittwe Reginam Mahckinn geschrieben. Johann Reussner, Königsberg 1655 (Digitalisat und Volltext in der Deutschen Digitalen Bibliothek)
Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz: Das ist: Schuldiges wiewol Einfaltiges Gedächtniß Dem Weiland ehrwürdigen/ Achtbarn und Wolgelarten Herrn Babatio. Johann Reusner, Königsberg 1656. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
Auff seligen wiewol hochbetrawerlichen Hintritt aus dieser Welt/ Des weiland HochEdelgebornen und Mannhafften Herrn/ Hn. Christoff Rappen: Welcher 1607. 22. Newjahrsmon. gebohren und 1657. 27. Wintermon. in hertzlicher Anruffung seines Erlösers sanfft und selig eingeschlaffen/ und 1658. 12. Hornung […] der Erden einverleibet worden: Die hertzlich betrübte HochAdeliche Fraw Witwe und Kinder sampt den andern vornehmen Leidtragenden zu trösten. Johann Reusner, Königsberg 1658. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
Zwei seiner Kirchenlieder Ich bin ja, Herr, in deiner Macht und O, wie selig seid ihr doch, ihr Frommen wurden später von Johann Sebastian Bach vertont. Auch Max Reger schrieb über das letztere Lied seine gleichlautende Choralkantate.
Albrecht Schöne: Kürbishütte und Königsberg. Modellversuch einer sozialgeschichtlichen Entzifferung poetischer Texte am Beispiel Simon Dach. C.H.Beck, 2. Auflage München 1982, ISBN 3-406-05878-7.
Ivar Ljungerud: Ehren-Rettung M. Simonis Dachii in: Euphorion 61 (1967), S. 36–83. Zu Dachs Autorschaft an Anke van Tharaw
A. H. Brillowski und F. J. Horn: Verzeichniß der bis jetzt gesammelten Gedichte des Simon Dach. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 22, Königsberg 1839, S. 458–475.
Fortgesetztes Verzeichniß der Gedichte von Simon Dach. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 23, Königsberg 1840, S. 89–93.
Wulf Segebrecht: Die Dialektik des rhetorischen Herrscherlobs. Simon Dachs letzte Fleh-Schrifft In: Volker Meid (Hrsg.): Gedichte und Interpretationen. Band 1: Renaissance und Barock. Reclams-Universal-Bibliothek Nr. 7890. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 978-3-15-007890-7
Jürgen Manthey: Poesie in Königsberg (Simon Dach und die Königsberger Kürbishütte). In: ders.: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. München 2005, ISBN 978-3-423-34318-3, S. 48–58.
Axel E. Walter: Dach, Simon. In: Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL17). Hrsg. von Stefanie Arend u. a. Bd. 2. De Gruyter, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-066873-5, Sp. 433–453.
Axel E. Walter: Orpheus prutenus : Selbstkonzept und Rezeption des Dichters Simon Dach, Klaipėda : Klaipėdos Universiteto Leidykla ; Osnabrück ; ID: gnd/4043974-4, 2020, ISBN 978-609-481-083-1
↑Friedrich Scholz: Die Literaturen des Baltikums. Ihre Entstehung und Entwicklung (= Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Band 80). Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-05097-4, S. 100.
↑Alfred Kelletat (Hrsg.): Simon Dach und der Königsberger Dichterkreis. Reclam, Stuttgart 1986, S. 383–386
↑Ivar Ljungerud: Ehren-Rettung M. Simonis Dachii. In: Euphorion, 61, 1967, S. 36–83
↑Gerhard Piezunka: Dichter in der Kürbishütte. In: Vestischer Kalender, Jg. 28 (1956), S. 109–110, hier S. 109.
↑Liturgische Konferenz (Hrsg.): Das Kirchenjahr. Evangelischer Sonn- und Feiertagskalender 2019/2020. Hamburg 2019, S. 34–39 (Namenkalender).