SportpsychologieDie Sportpsychologie befasst sich mit dem Verhalten und Erleben im Rahmen sportlicher Aktivität. Sie ist darauf ausgerichtet, dieses Verhalten und Erleben zu beschreiben, zu erklären, vorherzusage, zu beeinflussen und anschließend das gewonnene Wissen praktisch anzuwenden. Dabei betont sie die Empirie und Wissenschaftlichkeit und konzentriert sich nicht nur auf objektiv beobachtbares Verhalten, sondern auch auf subjektives Erleben. Sie ist sowohl ein Teilgebiet der Psychologie als auch der Sportwissenschaft.[1] GeschichteDer Begriff der Sportpsychologie wurde von Pierre de Coubertin um 1900 zum ersten Mal verwendet. Doch erst etwas später, in den 1920er Jahren, entwickelte sich das Feld der Sportpsychologie weiter. Maßgeblich an der Entwicklung beteiligt waren Robert Werner Schulte und H. Sippel in Deutschland, C. R. Griffith in den USA sowie P. A. Rudik (der das erste sportpsychologische Laboratorium in Deutschland eröffnete) und A. Z. Puni in der ehemaligen UdSSR. Erstmal im Jahr 1920 wurde an der Deutsche Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin das Fach Psychologie in der Sportlehrausbildung erwähnt. Die ersten Institute und Lehrstühle wurden an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig und an der Deutschen Sporthochschule in Köln gegründet. 1965 wurde die International Society of Sport Psychology gegründet, 1969 auf europäischer Ebene die Fédération Européenne de Psychologie des Sports et des Activités Corporelles – FEPSAC, und im gleichen Jahr auch die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in der Bundesrepublik Deutschland – asp. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war vor allem die erweiterte Verbreitung des Thema Sport in der Gesellschaft hinzu einem vielschichtigen, politisch und ökonomisch sowie für die Freizeitgestaltung und Gesundheitsvorsorge bedeutsamen gesellschaftlichen Phänomen. Heutzutage ist die Sportpsychologie in weiten Teilen der Welt mit Institutionen, Anwendern oder Forschungseinrichtungen vertreten.[2] GrundverständnisDie Sportpsychologie basiert auf einer umfassenden Untersuchung der Fähigkeit eines Menschen, sein geistiges Potenzial bei sportlichen Aktivitäten auszuschöpfen. Die Sportpsychologie untersucht mit wissenschaftlichen und empirischen Methoden die Ausprägung der wichtigsten mentalen Qualitäten von Sportlern, die es ihnen ermöglichen, herausragende Leistungen zu erzielen, die Grenzen der menschlichen physischen und psychischen Leistungsfähigkeit zu überschreiten und diese unter Beweis zu stellen. Die Sportpsychologie untersucht die Eigenschaften der mentalen Selbstregulation des Menschen unter extremen Belastungen beim Training, unter Stressbedingungen bei Wettkämpfen und in der Erholungsphase. Die Sportpsychologie ist in der Anwendung evidenz-basiert und versucht, auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen passende und langfristige Interventionen für die Sportler zu bieten. Um wirken zu können, brauchen die Interventionen Zeit, um sich entfalten zu können. Es geht darum, dem Sportler langfristig, sprich über das aktuelle Problem und Situation hinaus, einen Nutzen durch die Intervention zu bieten. Um die passende Intervention für den Sportler oder Mannschaft zu ermitteln stützt sich die Sportpsychologie auf wissenschaftlich anerkannte diagnostische Verfahren, wie Interviews oder Befragung mit Hilfe von Fragebögen. Auf Grundlage von den Ergebnissen der Diagnostischen Verfahren können Sportpsychologen entscheiden, ob ihre Kompetenzen ausreichen um den Auftrag anzunehmen. Bei spezifischen Problemen, die über die Kompetenzen und Fähigkeiten eines Sportpsychologen gehen, leiten sie weiter an die Spezialisten. Wie zum Beispiel die Weitervermittlung an einen Psychotherapeuten bei einem Fall von Anorexie nervosa. Die Aufgabe besteht aber auch darin Wissen zu vermitteln, dass nachhaltige und gesunde Leistungsentwicklung nur erreichbar ist, wenn eine Entwicklung der ganzen Person erfolgt und dabei Sorge für das Wohlbefinden der Athlet getragen wird.[3] Ethische Grundsätze sportpsychologischer Beratung
AusrichtungDie Sportpsychologie ist sowohl in naturwissenschaftlichen wie geisteswissenschaftlichen Bereichen forschungsmäßig aktiv. Sie befasst sich mit Entwicklung, Motivation, Lernen, volitiven Strukturen und sozialem Verhalten. Es geht einerseits um die Entwicklung und Anwendung sportpsychologischer Methoden der Erkenntnisgewinnung im Sektor Sport, zum anderen um Bedeutung und Funktion des Sports als Mittel psychologischer Interventionen. In der eher naturwissenschaftlichen Sportpsychologie werden Zusammenhänge von psychischer Steuerung und Training erforscht.[4] Als Beitrag zur Grundlagenforschung erarbeitet die Sportpsychologie im experimentalpsychologischen Bereich eigene Methoden für den Erkenntnisgewinn im Sportgeschehen.[5] Im geisteswissenschaftlichen Bereich befasst sich die Sportpsychologie beispielsweise mit gruppendynamischen Prozessen, emotionalen Eigenschaften und Ausdrucksformen wie Angst, Aggression und Mut sowie volitiven Strukturen wie Leistungs- und Wagnisbereitschaft.[6] Als angewandte Sportpsychologie leistet die Sportpsychologie einen Beitrag im Gesamtsystem des Betreuungswesens des Sportlers.[7] Zielgruppen sportpsychologischer BeratungAthletenHierbei unterscheiden sich die Beratungen und Betreuungen hinsichtlich der verschiedenen demographischen Hintergründe der Athleten wie zum Beispiel Alter, Schulbildung, soziales Umfeld oder Persönlichkeitseigenschaften. Vor allem bei jungen Athleten ist das Alter von besonderer Bedeutung und die Beratungen müssen sich immer dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes anpassen. Auch ist es bei jüngeren Athleten häufig wichtig, das Umfeld mit einzubeziehen und das komplexe Feld der Anforderungen zu berücksichtigen.[8] TrainerTrainer sollten über die verschiedenen Methoden, die von ihren Sportlern verwendet werden informiert sein und gegebenen Falls unterstützen können. Weiter ist der Trainer im Kontext des Sportumfeldes auch als Führungskraft zu verstehen, der seine „Mitarbeiter“ bzw. Sportler anleiten und führen soll. Um diese Fähigkeiten zu entwickeln oder anzubauen, kann die Sportpsychologie eine wichtige Stütze bieten. Hier kann ein Führungskräftecoaching ein wichtiger Baustein sein, um mit Athleten richtig zu kommunizieren oder in Konfliktsituationen richtig zu vermitteln. Trainer sind aber auch in der Regel die ersten Ansprechpartner wenn die Athleten Fürsorge und Seelsorge benötigen. Am Ende stehen Trainer auch selber sehr stark unter Druck mit befristeten Arbeitsverträgen, Stress durch hohe Reisetätigkeit oder Druck Leistung mit den Sportlern zu erbringen. Hier kann die Sportpsychologie durch Beratung im Ausbau der eigenen Fähigkeit zu Belastungs- und Entlastungssteuerung wichtige Unterstützung liefern.[8] Weitere Mitglieder des BetreuungsteamsNeben dem Trainer gibt es auch weitere Personen, die sich aktiv um den Sportler kümmern (z. B. Physiotherapeuten). Sie können auch ein Multiplikator für die sportpsychologische Beratung sein und diese mitunter verstärken. Nicht zu vergessen ist hierbei, dass auch das Betreuungsteam oft sehr viel und hart arbeitet und das auch oft außerhalb regulärer Beschäftigungszeiten. Auch hier kann, ähnlich wie beim Trainer, ein berufsbezogenes Coaching dabei helfen, Be- und Entlastungen richtig zu steuern.[8] ElternVor allem Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung junger Sportler. Sie unterstützen ihre Kinder oft nicht nur finanziell, sondern auch durch Wissen, Seelsorge und Fürsorge. Dabei ist es wichtig, dass die Bedürfnisse der Kinder und Athleten im Vordergrund stehen müssen und nicht mögliche Profilierungsgedanken der Eltern. Hierbei kann die Sportpsychologie unterstützen, eigenes Verhalten zu reflektieren, Familienwerte und Lebensziele zu entwickeln, Handlungskompetenzen in Konfliktsituationen zu erweitern und Eltern beibringen durch ihre Vorbildfunktion ihren Kindern eine Orientierung geben zu können. Aber auch Beziehungen zwischen Eltern und Betreuer-Stab können im Fokus der sportpsychologischen Betreuung stehen.[8] MannschaftenDie Aufgabe besteht darin die gesamten Prozess der Mannschaft zu betreuen. Da zu gehören die oben genannten Punkte meistens alle dazu, weil eine funktionierende Mannschaft aus vielen verschiedenen Personen besteht. Themen der Sportpsychologie könnten hier sein: Gruppenprozesse offenlegen, unterstützen Kommunikationsregeln oder andere gruppeninteren Regel festzulegen, Veränderungsprozesse anzustoßen oder für das Teambuilding einen passenden Rahmen zu erschaffen.[8] Weitere ZielgruppenWeitere Personen im Fokus von Sportpsychologischer Beratung könnten Schiedsrichter, Sportler im Nachwuchs- oder Seniorenbereich, Talente, Behindertensportler, Freizeitsportler oder Führungskräfte sein.[9] Häufig untersuchte ThemengebieteLeistungsmotivationEin Hauptaspekt des Sports ist die Erbringung einer Leistung. Dabei spielt die Motivation eine entscheidende Rolle. Klassische Fragestellungen in diesem Bereich könnten sein: Was motiviert Personen zum Sporttreiben und was hindert Personen daran? Wie kann ich mich selbst motivieren ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Wie kann die Motivation reguliert werden und auf eine Zielerreichung ausgerichteten werden? Wie lassen sich mehr Personen in unserer Gesellschaft zum Sporttreiben motivieren? Als Grundlage der meisten Theorien wird die Leistungsmotivtheorie von David McClelland angesehen. Untersuchungen und Interventionen berufen sich auf klassischen Theorien der Leistungsmotivation wie z. B. dem Risikowahlmodell, Attributionstheorie, die Theorie der Zielorientierung und die Selbstbestimmungstheorie der Motivation.[1] Erholungs- und BelastungssteuerungUnter der Erholungs- bzw. Belastungssteuerung verstehen Sportwissenschaftler und -mediziner eine Leistungsoptimierung durch die gezielte Anpassung körperlicher Trainingsbelastungen an individuelle Voraussetzungen.[10] Ein intensives Training führt zu einem subjektiven Belastungsempfinden, welches eine anschließende Erholungsphase benötigt. Es wird davon ausgegangen, dass eine erhöhte Belastung zu einem erhöhten Erholungsbedarf führt. Bei ausreichender Erholung hat die eine hohe Belastung keine negativen Folgen. Erst die Kombination von zu viel Stress bzw. hoher Belastung und mangelnden Erholungsmaßnahmen über einen längeren Zeitraum führt zu negativen Folgen von Überbelastung.[8] Verschiedene Voraussetzungen könnten das Alter, Geschlecht, Konstitution, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Psyche oder die Motivation sein. Die optimale Steuerung ist dahingehend wichtig, weil eine nicht ausreichende Belastungsteuerung zu einem Leistungsabfall führen kann. Die Diagnose von Überlastungszuständen, wie sie Sportmediziner für den Spitzensport fordern, ist komplex, und es fehlen etablierte Marker.[10] ZielsetzungZiele repräsentieren wünschenswerte, in der Zukunft liegende Zustände, die als Folge eigener Handlungen erreicht werden können. Dabei wird zwischen Prozesszielen, Ergebniszielen und Leistungszielen unterschieden. Das Ergebnisziel richtet sich meistens nach dem Endergebnis in einem Wettkampf ab (z. B. Platzierung) Das erreichen dieses Zieles ist oft auch abhängig von den anderen Gegner. Prozessziele sind meistens eher Ziele, die erfüllt werden müssen, um Ergebnisziele zu erreichen. Sie sind meistens mehr vom Sportler beeinflussbar als Ergebnisziele, welche auch von Glück oder den Gegner abhängen kann. Ein Prozessziel könnte zum Beispiel die Aufschlagsquote in einem Tennismatch sein.[11] Leistungsziele sind Ziele, die weniger auf die Erreichung einer bestimmten Platzierung abzielen als auf die eigene Leistung. Klassisches Beispiel wäre hier nicht die Platzierung in einem Wettkampf (z. B. Platz 3 in der Landes Gewichthebemeisterschaft), sondern die eigene Leistung (z. B. das Ziel 250 kg zu stemmen).[12] Zielsetzungstheorie nach Edwin LockeDie Zielsetzungstheorie (englisch goal-setting-theory oder kurz goal setting) ist eine Motivationsstrategie und wird manchmal als Motivationstheorie angesehen. Ihre zentrale Annahme besteht darin, dass die Motivation und die Leistung maßgeblich durch Ziele und Rückmeldung über deren Erreichung beeinflusst wird.[13] SMART–MethodeDie SMART–Methode soll dabei helfen Ziele klar zu formulieren und so eine einfacherer Erreichbarkeit der Ziele sicherstellen. Die Buchstaben stehen dafür für die Kriterien, welche gut formulierte Ziele haben sollten. Ziele sollten daher: S=Spezifisch,M=Messbar, A=Attraktiv,R=Realisitsch und T=Terminiert sein.[14] AufmerksamkeitsregulationUnter Aufmerksamkeitsregulierung bzw. Konzentration versteht man die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit. Diese Fokussierung ist im Sport besonders wichtig, um die richtigen Dinge zur richtigen Zeit wahrnehmen zu können. Eins der bekanntesten Modelle der Aufmerksamkeitssteuerung ist das Konzentrationsmodell von Robert Nideffer. Hierbei beschreibt die Ausrichtungsmöglichkeit der Konzentration auf 2 Dimensionen. Der innen vs. außen Dimension und der weit vs eng Dimension. Dadurch ergeben sich die Aufmerksamkeits-Stile „innen-eng“, „innen-weit“, „außen-eng“ und „außen-weit“.[15] Die Aufmerksamkeits-Stile werden folgender Maßen beschrieben: 1. Außen-eng: Die Aufmerksamkeit liegt außerhalb der eigenen Person (außen) und bestimmte Aspekte werden sehr genau betrachtet (eng). 2. Außen-weit: Die Aufmerksamkeit liegt erneut außerhalb der Person (außen) und ermöglicht ein umfassendes Bild der Umgebung (weit). 3. Innen-eng: Die Aufmerksamkeit wird auf einen bestimmten Prozess oder Vorgang (eng) des eigenen Körpers oder der eigenen Psyche (innen) gelenkt. 4. Innen-weit: Die Person macht sich ein umfassendes Bild (weit) der eigenen Befindlichkeit, des eigenen Zustandes (innen).[16] Regulation von Gedanken, Gefühlen und StimmungenGedanken können sich durch Selbstgespräche auf die Leistungsfähigkeit oder Zielerreichung von Sportlern negativ auswirken. Klassische negative Gedanken sind hier das Einreden von fehlender Selbstwirksamkeit sein (z. B. „Ich schaffe das sowieso nicht“) oder das Zweifeln an den eigenen Plänen oder Zielen. Durch ein Training der Selbstgesprächsregulation kann es Sportler gelingen diese irrationale und zum Teil Selbst vernichtenden Gedanken durch positive Gedanken zu ersetzen. Auch können Sport mit Hilfe von Vorstellungsübungen Bewegungsabläufe simulieren und trainieren ihre Gedanken zu kontrollieren.[17] BewegungsregulationHierunter zählen verschiedene Mentale Trainings, Vorstellungstraining und das Observative Training. Ziel dieser Techniken ist das Erlernen oder verfestigen von verschiedenen Bewegungsabläufen. Klassisches Beispiel ist hier das Vorstellen von z. B. Rennstrecken in der Formel 1.[18] Sportpsychologische Diagnostik und MessmethodenMessung der Belastung und EntlastungPsychologische Verfahren bieten eine eindeutige, nicht invasive, stabile, zuverlässige sowie ökonomische Möglichkeit, Anzeichen für ein mögliches Übertraining zu erkennen. Meistens handelt es sich hierbei um Fragebögen. Basierend auf den gewonnenen Daten wird in einem persönlichen Gespräch mit den potenziellen „Problemfällen“ die Situation im Detail analysiert und aufgearbeitet. Standardisierte Fragebögen müssen sich an den zentralen Testgütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität orientieren. Zudem spielen auch die Nebengütekriterien der Ökonomie und der Normierung eine entscheidende Rolle bei der Bewertung eines standardisierten Verfahrens.[19] Borg´s Rating of Perceived ExhaustionDie Borg-Skala dient dazu, das subjektive Belastungsempfinden während des Trainings zu messen. Sie geht davon aus, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem empfundenen Belastungsgrad und der Herzfrequenz besteht. Als Instrument zur Belastungsteuerrung wurde häufig nachgewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen Trainingsumfang und wahrgenommener Erschöpfung besteht. Auf einer Skala von 6–20 kann der Sportler sein Belastungsempfinden während oder nach dem Training angeben. In Verbindung mit der Herzfrequenz kann so der RPE-Wert ermittelt werden.[20] Profil of mood of states (POMS)Die Vorteile des Fragebogens liegen in einer frühen Erkennung von Sportlern im Übertraining, der einfachen Handhabung sowie der überschaubaren Kosten in der Anwendung. Änderungen im Befinden der Sportler, im Vergleich zu Phasen mit niedrigem Trainingsumfang und hoher Erholung, in Phasen mit hoher Belastung und niedriger Erholung können als Indikator für eine Überbelastung herangezogen werden. Um das Befinden der Sportler zu ermitteln enthält der Fragebogen folgende Subtest in der deutschen Version: Niedergeschlagenheit, Missmut, Tatendrang und Müdigkeit. Sollte sich das Befinden eines Sportler in einer Belastungsphase trastisch ändern, so kann rechtzeitig entgegengesteuert werden und ein mögliches Übertraining vermieden werden.[19] Erholungs und Belastungs Fragebogen für Sportler (EBF-Sport)Der EBF-Sport (englische Version: RESTQ-Sport) wurde entwickelt, um die Häufigkeit von vergangenen Aktivitäten zu messen, welche entweder a) Stress bzw. Belastung ausgelöst oder b) zur aktiven Erholung beigetragen haben. Aus der Häufigkeit der vergangenen Aktivitäten zur Erholung oder Belastung wird der aktuelle Erholungs-Belastungszustand gemessen. Mit Hilfe 19 Skalen ermittelt der EBF-Sport die vergangenen Aktivitäten der letzten 3 Tage sowie Nächte und erfasst auch ihre subjektive Bewertung hinsichtlich Erholung oder Belastung.[21] TeamdiagnostikFragebogen zur Mannschaftskohäsion (MAKO-02)Ein hohes Maß an Kohäsion lässt sich in funktionierenden Gruppen wiederfinden. Damit ist eine Art Zusammenhalt oder Teamgefüge gemeint. Der MAK0-02, entwickelt von Lau und Stoll (2002), ist dabei ein kompakter Fragebogen, der speziell für die Teamdiagnose in wettkampforientierten Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder Eishockey konzipiert wurde. Auf nur einer DIN-A4-Seite umfasst der Fragebogen 19 Items und erfasst zwei wesentliche Dimensionen des Teamzusammenhalts: Aufgabenkohäsion und Sozialkohäsion. Mit Hilfe des MAK0-02 können die Wahrnehmungen und Bewertungen der Teammitglieder hinsichtlich der Zusammenarbeit und der sozialen Bindungen innerhalb der Mannschaft ermittelt werden. Das Ziel des Fragebogens ist die Ermittlung des Bedarfes an Team-Building-Interventionen.[22] Messung der Motivation und VolitionAchievement Motives Scale-SportDer von Elbe, Wenhold & Müller, 2005 entwickelte Fragebogen misst die beiden Leistungsmotivkomponente Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg. In der Langversion gibt es 15 Fragen und in der Kurzversion 5 Fragen. Beide Komponenten können dabei bei einer Person gleichzeitig hoch oder niedrig ausgeprägt sein. Aus den beiden Leistungsdimensionen ergibt sich die Nettohoffnung sowie das Gesamtleistungsmotiv.[23] Trainingstechniken und InterventionenTechniken der SelbstgesprächsregulationZiel dieser Techniken ist das verhindern von negativen Gedanken, welche die Sportler bei der Leistungsausübung behindern und ihre Leistungsfähigkeit deutlich einschränken können. GedankenstoppsWie der Name schon verrät ist das Ziel dieser Technik negative Gedanken zu stoppen. Die Technik kann vor, nach oder während Trainingsphasen und Wettkämpfen eingesetzt werden. Klassische negative Gedanken könnten hier die Versagensangst oder das Selbstzweifeln sein. Der Sportler stellt sich beim Aufkommen von negativen Gedanken ein Stoppschild vor oder sagt laut in seinem Kopf „Stopp“. Dieses deutliche Signal soll die negativen Gedankenketten unterbrechen. Wichtig ist dabei, dass im Anschluss an die Unterbrechung sofort an etwas positives gedacht wird. Diese positive Gedanken können sich um schöne Erlebnisse in der Natur (z. B. Gedanken an einen schönen Strand) oder um das erwünschte Leistungsziel drehen. Es sind aber auch alle weiteren Variation möglich bei denen der Sportler an etwas positives denkt.[24] RationalisierungstechnikenDas Ziel dieser Technik ist nicht das Stoppen der negativen Gedanken, sondern die Verminderung des negativen Einflusses auf die Leistungsausübung. Dies soll durch die Kontextverschiebung der Gedanken gelingen. Situationen die als psychisch belastend wahrgenommen werden (z. B. das anstehende Fußballspiel am Wochenende) soll in einen neuen Zusammenhang gebracht werden. Am sinnvollsten ist dabei, wenn Sportler auf vergangene Situationen zurückgreifen, in denen sie ähnliche Situationen schon erlebt oder gemeister haben. Am Ende sollen die Sportler durch die Rückschau die Fähigkeit erlangen, die als schwierig eingeschätzte Situation zu Rationalisierung und aus einer betrachtenden Perspektive von außen wahrzunehmen.[25] SelbstgesprächsinstruktionenDarunter fallen verschiedene Aspekte der Selbstgesprächsregulation. Zum einen können Sportler versuchen ihre negativen Selbstgespräche wie z. B. „Aufpassen der Ball ist zu lang“ (im Golf) in positive Instruktionen umzuwandeln. In diesem Fall wäre die positive Selbstinstruktion: „Mit diesem Schwung treffe ich.“[26]. Weitere Möglichkeiten sind konkrete Handlungsanweisungen, Bestätigungen der vorrangegangen Handlung oder positives Zureden (z.B. „Jetzt muss ich links passen, dann gehts das Tor rein“, „Ich schaffe das“ oder „Der Schlag war super“). Die letzte Möglichkeit besteht darin den Gefühlszustand zu regulieren. Die Möglichkeit besteht in der Motivationsteigerung (z. B. „Jetzt nochmal alles geben!“) oder in der Beruhigung der eigenen Emotionen oder Gefühlen (z. B. „Schön ruhig bleiben“).[27] Entspannungs- und MobilisationstechnikenEntspannungsmethoden versuchen die körperlichen und psychologischen Reaktionen, welche durch Stress ausgelöst werden zu reduzieren. Entspannung kann neben einer subjektiv empfundenen Stressreduktion auch die Leistung steigern. So weisen viele Untersuchungen nach, dass Entspannung zu einer Abnahme des Sauerstoffverbrauchs, der Puls- und Atmungsrate und der Skelettmuskelaktivität sowie einer Zunahme der Alpha-Gehirnwellen führt. Entspannungsübungen werden üblicherweise in Kombination mit anderen psychologischen Techniken, wie dem Vorstellungs-, Aufmerksamkeits- oder Gedankenkontrolltraining, ausgeführt. Weiter kann Relaxation eine günstige Voraussetzungen für das Einprägen von Erlerntem und der mentalen Vorbereitung auf bevorstehende Aufgaben sein. Zum anderen werden durch den situationsangemessenen Wechsel von Spannung und Entspannung die Handlungsverläufe ökonomischer.[28] Progressive Muskelrelaxation (PMR)Die progressive Muskelrelaxation (PMR) ist eine weitverbreitete Technik, die zuerst von Jacobson (1930) entwickelt wurde. Der Wissenschaftler erkannte schon früh einen Zusammenhang zwischen Erregung und Muskeltonus und fand weiter heraus, dass eine vorsätzliche Steuerung der Muskelanspannung am besten erlernt wird, wenn die Personen bewusst erleben, wann ihre Muskeln entspannt und wann sie angespannt sind. Und nicht allzu überraschend ist die weitere Erkenntnis von Jacobsen, dass eine erfolgreiche Verringerung der Muskelanspannung im gleichen Maße zu einer Reduzierung der Nervosität oder sonstiger emotionaler Anspannungen führt.[29] Autogenes TrainingBeim Autogenen Training nach Johannes Schultz wird die Entspannung durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper sowie über Autosuggestion erreicht. Im Liegen oder bei entspannter Sitzhaltung werden in festgelegter Reihenfolge Übungen, die mit bestimmten Formeln verbunden sind, mehrfach wiederholt, z. B. die 'Schwereübung' ('Der rechte Arm ist ganz schwer') oder die 'Wärmeübung' ('Der rechte Arm ist ganz warm'). Auf diese Weise kann ein psychophysischer Entspannungszustand erreicht werden.[30] AtementspannungDie Atemregulierung ist ein zentraler Aspekt bei einer Anzahl von Techniken, wie beispielsweise der PMR, dem autogenen Training und den Meditationstechniken. Atemtechniken können aber auch selbständig als einfache und relativ schnelle Entspannungsmethoden eingesetzt werden. Normalerweise liegt das Ziel in einer tiefen und langsamen Atmung, weil somatische Angstreaktionen entweder durch ein Anhalten des Atems oder durch schnelles, flaches Atmen begleitet werden und diese durch das langsame, tiefe Atmen reduziert werden kann.[31] MeditationFür jene Sportler, die auf Stressoren sowohl mit kognitiven als auch somatischen Angstsymptomen reagieren, können Meditationstechniken besonders wirkungsvoll sein, da sie gleichzeitig beide Formen der Angst begegnen.[32] BiofeedbackverfahrenDas Biofeedbackverfahren ist eine besonders wirkungsvolle Maßnahme, um skeptische Sportler von der Wirkung von Entspannungs- oder Mobilisationsübungen zu überzeugen. Durch das Sichtbarmachen von Körperfunktionen wie z. B. Blutdruck, Körpertemperatur, Muskelaktivität, Hautwiderstand werden den Aktiven objektive Rückmeldungen über ihren Spannungs- bzw. Entspannungszustand gegeben.[33] MobilisationstechnikenDas Erlernen von Mobilisationstechniken dient der angemessenen Erregungssteuerung, wenn die Sportler zur Ausführung ihrer Handlung zu ruhig sind und ihre Aktiviertheit steigern müssen, um den für das sportliche Handeln optimalen Zustand zu erreichen. Die „Kampfbereitschaft“ wird dabei als optimaler Vorstartzustand bezeichnet, bei dem sich Sportler als aktiviert, erfolgszuversichtlich und konzentriert erleben. Der Erwerb dieser Fertigkeit, seinen Vorstartzustand dementsprechend zu regulieren, setzt ein systematisches Training voraus, welches in den Trainingsalltag integriert werden sollte. Die Kontrolle der Atmung und der Körperspannung kann dabei nicht nur zur Entspannung, sondern auch zur Mobilisation der Energie genutzt werden.[34] Ausbildung/StudiumBerufsbezeichnung SportpsychologeDie Bezeichnung Psychologin/ Psychologe sollte in Deutschland nur von Personen mit abgeschlossenem Studium der Psychologie (Diplom- bzw. Masterabschluss) geführt werden. Darunter fallen auch alle Namenskombinationen, welche das Wort „Psychologe“ enthalten, wie zum Beispiel Sportpsychologe. Diese Vorgaben und Voraussetzungen für die Namensgebung sind auf der Website des Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen einzusehen.[35] Wichtig ist dabei die Bestimmungen des European Certificate in Psychology (EuroPsy), welches von der Europäische Föderation der Psychologenverbände herausgegeben wird.[36] Bezeichnung „Sportpsychologischer Experte“Mit folgenden Weiterbildungs- und Praxisnachweise kann sich eine Person, basierend auf dem Ausbildungs asp-Curriculum „Sportpsychologisches Coaching und Training im Leistungssport“ diese Bezeichnung geben, welche vom Deutschen Olympischen Sport Bund der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland, sowie dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft anerkannt wird, wenn er folgende Punkte erfüllt:[35]
Wichtige Kompetenzen
StudiumLaut dem Deutschen Bund der Psychologen gibt es folgende anerkannte Studiengänge im Fach Sportpsychologie (Stand Mai 2022):[36] Bachelorstudiengänge:
Masterstudiengänge:
Diese Studiengänge erfüllen laut dem Deutschen Bund der Psychologen die Richtlinien für eine Vollmitgliedschaft bzw. am Ende den Namen Psychologe oder Sportpsychologe tragen zu dürfen. Weitere Studiengänge nicht in der Liste des BDP:
AusbildungMit Unterstützung verschiedener Fachverbände in Deutschland (asp, BDP), in der Schweiz (SASP) und in Österreich (ÖBS, BÖP) sowie wichtigen Partnerorganisationen (u. a. Bundesinstitut für Sportwissenschaft, BISp und Zentrale Koordinationsstelle (DOSB/zks)) wurde eine Forbildungsserie gestartet. Unter dem Namen „Sportpsychologisches Training und Coaching im Leistungssport“ wird eine Modulserie von der Firma Center of Mental Excellence GmbH (CME) durchgeführt. Nach der erfolgreichen Teilnahme erfüllt der Teilnehmer alle Kriterien um sich „Sportpsychologischer Experte“ nennen zu dürfen.[40] Nationale und Internationale VerbändeInternational
EuropaAuf europäischer Ebene gibt es die Fédération Européenne de Psychologie des Sports et des Activités Corporelles (FEPSAC), die 21 nationale Verbände als Mitglieder hat. (Stand 2016.) Darunter sind: Deutschland
ÖsterreichIn Österreich gibt es seit 2006 das Österreichische Bundesnetzwerk Sportpsychologie mit rund 120 Mitgliedern. Siehe auchLiteraturBücher
Wissenschaftliche Journals
WeblinksInformationsdatenbank mit Suchfunktion zu verschiedenen Sportwissenschaftlichen Themengebieten: SURF - Sport Und Recherche im Fokus - ist das Sportinformationsportal des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp). Einzelnachweise
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