Der staatlich anerkannte Luftkurort Tann (Rhön) liegt im mittleren Tal der Ulster in der hessischen Rhön, auf etwa 370 m ü. NN. Westlich fließt die Ulster an der Stadt vorbei. Jenseits der Ulster steigt das Gelände zum Habelberg (718,5 m ü. NN) an. Östlich der Ulster liegt der Altstadtbereich von Tann. Die neueren Teile von Tann dehnen sich nördlich und südlich der Altstadt im Flusstal aus und ziehen sich an den westlichen Hängen des Josberges (etwa 510 m ü. NN) hoch. Der Josberg ist ein Sporn des Engelsberges (724 m ü. NN).
Der niedrigste Punkt innerhalb der Stadtgemarkung liegt mit einer Höhe von etwa 313 m ü. NN nordwestlich der Stadt, in der Ulsteraue bei Sinswinden. Der höchste Punkt ist der 726 m ü. NN hohe Dadenberg, etwa 3 km östlich der Stadt.
Über die ersten Besiedlungen im Bereich der heutigen Stadt Tann gibt es keine urkundlichen Unterlagen. Der Name Thann (ursprünglich mit „Th“ geschrieben) soll auf irische Mönche zurückzuführen sein, die bereits in der Zeit vor Bonifatius in den Altgau Buchonia, das Buchenland, wie die zu dieser Zeit noch ausschließlich mit Buchen bestandene Rhön damals hieß, gekommen waren, um das Christentum zu lehren. Das würde bedeuten, dass es diese von den Mönchen Thonn genannte Siedlung bereits um die Wende des 6. zum 7. Jahrhundert gegeben haben muss.
Auch der Name Ulster soll auf die Mönche zurückzuführen sein, die das in ihrer Siedlung vorbeifließende Gewässer nach ihrer Heimatprovinz in Nordirland benannt haben sollen.
Tann wurde 1197 erstmals als Ort erwähnt. Die erste Burganlage der Herren von der Tann wurde im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut. Das Marktrecht erhielt die Stadt im Jahr 1541. Die Stadt gehörte zur ritterschaftlichen Herrschaft derer von und zu der Tann, die 1656 Reichsritter wurden und zum Fränkischen Ritterkreis gehörten. Sie wurde von Eberhard von der Tann im 16. Jahrhundert befestigt, um sie während der bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Äbten von Fulda über Religion und Lehensbeziehungen besser sichern zu können. Die ab 1815 zum späteren Unterfranken im Königreich Bayern gehörige Stadt wurde, wie auch Bad Orb, nach dem Sieg Preußens über die deutschen Bundestruppen im Deutschen Krieg von 1866 von Preußen annektiert und gehört seit 1946 zum Bundesland Hessen. Im Jahr 1879 zerstörte ein Stadtbrand große Teile der mittelalterlichen Bebauung einschließlich der Stadtkirche mit dem Grabmal für Eberhard von der Tann.[10]
Seit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze, die über 40 Jahre lang das Stadtgebiet halbinselförmig einschnürte, liegt Tann wieder mitten im Herzen Deutschlands.
Hessische Gebietsreform: Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde zum 1. April 1970 die bis dahin eigenständige Gemeinde Wendershausen eingegliedert.[11] Am 31. Dezember 1971 folgten die bis dahin selbständigen Gemeinden Günthers und Lahrbach.[12] Am 1. April 1972 kam Hundsbach hinzu. Habel, Neuschwambach, Neuswarts, Schlitzenhausen und Theobaldshof folgten kraft Landesgesetz am 1. August 1972.[13][14] Für alle nach Tann eingliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke errichtet.[15]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Tann (Röhn) angehört(e):[3][16]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 / Zensus 2022 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 / 15. Mai 2022 in Tann 4515 / 4447 Einwohner. Darunter waren 78 / 307 (1,7 / 6,9 %) Ausländer, von denen 36 / 120 aus dem EU-Ausland, 21 / 53 aus anderen europäischen Ländern und 16 / 133 aus anderen Staaten kamen.[17]/[18] Nach dem Lebensalter waren 781 / ? Einwohner unter 18 Jahren, 1771 / ? zwischen 18 und 49, 972 / ? zwischen 50 und 64 und 991 / ? Einwohner waren älter.[19]/[20] Die Einwohner lebten in 1865 / 526 Haushalten. Davon waren 506 / ? Singlehaushalte, 480 / 526 Paare ohne Kindern und 685 / 541 Paare mit Kinder, sowie 169 / 137 Alleinerziehende und 24 / ? Wohngemeinschaften.[21]/[22] In 386 / 205 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1158 / 781 Haushaltungen lebten keine Senioren.[23]/[24]
Einwohnerentwicklung
Tann: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr
Einwohner
1834
1.418
1840
1.442
1846
1.359
1852
1.333
1858
1.232
1864
1.094
1871
1.119
1875
1.119
1885
1.110
1895
1.068
1905
1.103
1910
1.159
1925
1.231
1939
1.463
1946
1.987
1950
1.956
1956
1.759
1961
1.674
1967
1.825
1970
2.375
1975
4.931
1980
5.057
1985
4.911
1990
4.801
1995
4.842
2000
4.819
2005
4.624
2010
4.448
2011
4.515
2015
4.386
2021
4.411
2022
4.447
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Hessisches Statistisches Informationssystem[25]; Zensus 2011[17], Zensus 2022[18] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Tann ist seit der Einführung der Reformation durch Eberhard von der Tann in den 1530er Jahren evangelisch. Eberhard von der Tann hatte Martin Luther in Wittenberg kennengelernt und war dessen Freund geworden.
Kirchen
Tann: ev. Stadtkirche, erbaut 1886–1889, mit ca. 1200 Plätzen, und Niklaskirche, erbaut 1741–1746, heute hauptsächlich als Friedhofskirche, aber auch als Winterkirche genutzt;
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Tann (Rhön) neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und sechs weitere Stadträte angehören.[32] Bürgermeister ist ab 1. Juli 2025 der parteiunabhängige Matthias Gelbe.[33] Er wurde als Nachfolger von Mario Dänner, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[34] am 26. Januar 2025 im ersten Wahlgang bei 69,1 Prozent Wahlbeteiligung mit 59,9 Prozent der Stimmen gewählt.[35]
Für alle als Stadtteil eingemeindeten ehemaligen Gemeinden und die Kernstadt besteht je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbezirke entsprechen den Gebieten der ehemaligen Gemeinden.
Die Ortsbeiräte bestehen aus fünf bis neun Mitgliedern. Die Ortsbeiräte werden im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.[15] Für die Wahlergebnisse siehe die entsprechenden Stadtteile.
Ortsbezirk Tann (Kernstadt)
Der Ortsbezirk Tann umfasst das Gebiet der ehemaligen Stadt Tann.[15]
Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 50,49 %. Es wurden gewählt sechs Mitglieder der SPD und drei Mitglieder der CDU.[38] Der Ortsbeirat wählte Hans Dänner (SPD) zur Ortsvorsteherin.[39]
Wappenbegründung: Das Wappen entstammt einem Siegel aus dem späten 18. Jahrhundert. Die Tanne steht redend für den Ortsnamen.
Das Banner zeigt auf der nach dem oberen Drittel von Grün und Gelb gevierten Bahn auf der Vierung das Wappen.[40]
Der einseitige Probeabschlag der bayerischen Bürgermeistermedaille für Tann (Rhön) von 1820 aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München zeigt das Stadtwappen mit der Tanne.
Siegel
00Siegel: „Das Dienstsiegel der Stadt Tann (Rhön) zeigt das Wappen mit der Umschrift "STADT TANN (RHÖN) - Landkreis Fulda".“
Fossilienausstellung „SteinReich“ im Gebäude der Alten Schmiede[45]
Sagenkeller in den Kellerräumen der früheren Schlossbrauerei[45]
Informationsstelle über die ehemalige Grenze zur DDR in der Rhönhalle[46][47]
Regelmäßige Veranstaltungen
Maimarkt (erstes Maiwochenende)
Johannismarkt (Wochenende vor dem 24. Juni)
Geriethfest (erster Sonntag im Juli)
Wirtefest (zweiter Sonntag im September)
Allerheiligenmarkt (1. November)
Weihnachtsmarkt/Klasmarkt (dritter Donnerstag im Dezember)
Tanner Musiksommer (im Zeitraum Mai bis September)
Straßenmal-Festival Via Pictura (August)
Auszeichnungen
1999 kürten die Zuschauer und Zuhörer des Hessischen Rundfunks Tann (Rhön) zum beliebtesten Ferienort Hessens
2007 errang Tann den 14. Platz der beliebtesten Orte Deutschlands im ZDF von 1000 Orten, die sich beworben hatten
2007 errang das Rhöner Museumsdorf in der Sendung Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten Hessens im Hessischen Fernsehen den 3. Platz.[48]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftsstruktur
Tann liegt an der Bundesstraße 278. Durch seine geographische Lage im ehemaligen Zonenrandgebiet war Tann wirtschaftlich bis 1990 sehr regional geprägt. Dadurch herrschen in Tann kleine und mittlere Firmen vor. Die bedeutendsten Unternehmen in Tann sind das Diakoniezentrum, das Bauunternehmen Fleischmann, das Sägewerk Schmidt sowie das Unternehmen Gleisbau Kaiser. Durch die regionale Entwicklung nach der Wiedervereinigung arbeitet heute der Großteil der Tanner Bevölkerung in Fulda.
Der Ortsteil Lahrbach ist seit 2015 ein staatlich anerkannter Erholungsort.[49]
Marilena (* 1997), in Tann aufgewachsen, Volksmusik-Sängerin
Rolf Kreuder (1923–1995), Fotograf und Bildjournalist
Michael Bott (* 1959), im Stadtteil Lahrbach aufgewachsen, Leiter der Systemischen Mikrobiologie am Forschungszentrum Jülich
Filme
Das Rhönmagazin im April 2019 – Tann in der Rhön. Videoreportage, 13:27 Min., TV Mainfranken, ausgestrahlt am 10. April 2019 (Online).
Literatur
Klaus-Peter Wegera: Kontrastive Grammatik: Osthessisch – Standardsprache. Eine Untersuchung zu mundartbedingten Sprachschwierigkeiten von Schülern am Beispiel des 'Fuldaer Landes'. Diss. Bonn. Elwert, Marburg 1977.
Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Wir in Tann. 800 Jahre Stadtgeschichte […]. Hünfeld 1996.
Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Chronik der jüdischen Schule zu Tann (Rhön). Mit einer kurzen Geschichte der israelitischen Gemeinde und zeitgenössischen Lichtbildern. Frankfurt am Main u. a. 1997.
Wolf-Dieter Raftopoulo: Rhön und Grabfeld Kulturführer. Eine kunst- und kulturhistorische Gesamtdokumentation der alten Kulturlandschaften. RMd Verlag, Gerbrunn 2017, ISBN 978-3-9818603-7-5, S. 313–317.
↑Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218.
↑Eva-Maria Wagner: Gewundene Gassen, bucklige Plätze. In: Die Rhön (= Merian, Jg. 17 (1964), Heft 4), S. 19–24, hier S. 19.
↑Eingliederung der Gemeinden Wendershausen in die Stadt Tann, Landkreis Fulda vom 16. März 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.13, S.660, Punkt 510 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5MB]).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84, Punkt 93 Abs. 50 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
↑Wolfgang Lübcke: Zum Gedenken an Dr. Werner Sunkel. In: Vogelkundliche Hefte Edertal. Band1, 1975, S.152–154 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 9. September 2023]).