Durch die Gemeinde fließt die Triesting. Die Marktgemeinde liegt zwischen dem südwestlichen und dem nordöstlichen Teil des Wiener Beckens mit einer Seehöhe von 202 m ü. A.
In Trumau leben auf einer Fläche von 18,57 km² 3738 Einwohner (Stand 1. Jänner 2024).
Der Ort wurde im Hochmittelalter von dem Babenberger Leopold IV. durch eine Schenkung an das Stift Heiligenkreuz ins Leben gerufen und ist 1139 urkundlich belegt. Abt Gottschalk sah nach den ersten Jahren klösterlichen Lebens in Heiligenkreuz keine Aussicht auf finanziellen Bestand für die junge Klostergründung und erbat sich daher vom Landesherrn den Zusatz des Gutes von Trumau, einer klassischen klösterlichen Grangie.
Nachdem die Siedlung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verwüstet wurde, erlitt die Grangie weitere schwerwiegende Schäden in den Türkenjahren 1529 und 1683. Eine Neubesiedlung durch kroatische Bauern erfolgte ca. 1550–1600. Im Zuge der Neubesiedlung wurde Trumau 1588 zur Pfarre erhoben. Die Gründung kam im Zusammenhang mit der Gegenreformation in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zustande. Sowohl der Landesherr Kaiser Rudolf II. als auch Bischof Urban von Trennbach, der Vorsteher der Diözese Passau, erteilten 1583 Abt Ulrich Molitor die Genehmigung zu ihrer Errichtung. Das Gebiet war bis dahin ein Teil der Pfarre Traiskirchen, die wiederum dem Stift Melk inkorporiert ist. 1588 wurde die Trumauer Kirche konsekriert. Seit dieser Zeit wurde die Pfarre meist von einem Ordenspriester des Heiligenkreuzer Konventes betreut. Seit 1613 sind sie namentlich belegt. Das Pfarrhaus fiel den Flammen von 1683 zum Opfer.
Auf dem Friedhof von Trumau befindet sich ein aus einem Massengrab bestehender russischer Soldatenfriedhof. Über die Anzahl der im April 1945 hier beigesetzten Sowjetsoldaten gibt es keine Angaben.
Ortsname
Das mittelhochdeutsche Wort „drum“ bedeutet Endstück[1]. In diesem Fall könnte der Name auf das Ende einer Aulandschaft deuten, welches durch die geographische Lage des trockeneren südwestlichen und des feuchteren nordöstlichen Teils im Wiener Becken schließen lässt.
In historischen Quellen erscheint der heutige Ortsname in verschiedenen Formen.[2] Der Volksmund hat oftmals von „drumðo“ gesprochen.
Schloss Trumau: Einen Wassergraben, ein Stauwerk und eine Mühle mit einem Mühlbach hat es vermutlich im 12. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Grangie gegeben. Gegen Ende des Ersten Österreichischen Türkenkrieges (zwischen 1548 und 1558) wurde die umfriedete Hofanlage wiederaufgebaut; zahlreiche Um- und Neubauten erfolgten. Unter Gábor Bethlen 1621 brannten ungarischen Rebellen das Gebäude nieder. Im Jahre 1650 wurde auf Veranlassung von Abt Michael Schnabel der Wiederaufbau begonnen und 1667 beendet. Kaiser Leopold I. weilte mehrfach im Schloss Trumau, das zugleich als Verwaltungsbau, Schule und Pfarrhof diente. Im Zuge des Fünften Österreichischen Türkenkrieges wurde 1683 das Schloss stark beschädigt. Während der darauffolgenden Sanierungen wurden die Türme wesentlich verändert. Durch Brände wurde das Schloss mehrfach in Mitleidenschaft gezogen. Historisch gesicherte Brände gab es in den Jahren 1811 und 1880; andere kamen dazu. Das ursprünglich spitze Dach wurde bei der Wiederherstellung durch ein flacheres ersetzt. In den Jahren 1993 bis 1995 wurden umfangreiche Restaurierungen am Schloss vorgenommen, bei denen zwei Sonnenuhren im Innenhof frei gelegt werden konnten. Bei den Türmen wurde versucht, sie einem aus dem Jahre 1672 stammenden Stich von Georg Matthäus Vischer anzupassen. Seit 2009 befindet sich auf dem Schlossareal das Internationale Theologische Institut für Studien zu Ehe und Familie (heute: Katholische Hochschule ITI).
Pestsäule Trumau: Die Pest-/Dreifaltigkeitssäule, errichtet zwischen 1720 und 1730, stand ursprünglich an der Hauptkreuzung der Gemeinde neben dem Glockenturm. Im Zuge einer Renovierung wurde sie 2007 rund 200 m entfernt beim Pfarramt aufgestellt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unter Mitarbeit des Wiener Juristen Josef August Eltz (1788–1860)[4] wurde mit Statuten vom 17. Juli 1838 eine Actiengesellschaft der Baumwollspinnfabrik zu Trumau gegründet,[5] die an einem von der Triesting abgezweigten 4246 m langen Werkskanal eine über das Viertel unter dem Wienerwald weit hinaus bedeutende Spinnfabrik erbaute. Diese bestand in den ersten Jahren aus drei Hauptgebäuden: der 101 m langen Spinnerei, quer auf Achse des Kanals (bei Liliengasse 8), und zwei, je 40 m auf 25 m großen Wohngebäuden, symmetrisch auf beiden Seiten des (mit einem Steg versehenen) Kanals gelegen: östlich der (später zweihöfige und bis in die frühen 1990er Jahre bestehende) Arbeiterwohnbau Matschakahof; westlich das noch heute als Wohnhof genutzte ehemalige Fabriksamt (Nelkengasse 8). Mit 20. November 1863 wurde für den Betrieb handelsrechtlich der Name Actiengesellschaft der k. k. priv. Baumwoll-Fein-Spinn-Fabrik in Trumau eingetragen,[6] mit 22. Jänner 1864 Aktiengesellschaft der k. k. priv. Baumwollfeinspinnfabrik in Trumau mit Sitz in Wien und der Zweigniederlassung zu Trumau und Marienthal,[7] mit der die (seit zumindest 1859 de facto gegebene)[8][4] Vereinigung des Trumauer Werks mit der Textilfabrik Marienthalverbüchert worden sein dürfte. Die Baumwollspinnerei bestand bis 1928.[9]
In Trumau befinden sich mehrere Firmen des Stahl- und Aluminiumbaus sowie das Maschinenlager einer sehr großen Baugesellschaft. Am Rande des Ortes liegen das Zentrallager der Handelskette Hofer und zwei Kfz-, Handels- und Servicebetriebe.
Als eine der ersten Gemeinden in Niederösterreich hat Trumau seit April 2013 eine öffentliche Stromtankstelle für Elektroautos, bei der Autofahrer das Aufladen mit Ökostrom mit einer Tankkarte in berührungsloser RFID-Technik bezahlen.[10]
Der Gemeinderat hat 23 Mitglieder. Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 bestand der Gemeinderat aus folgenden insgesamt 21 Mitgliedern: 17 SPÖ, 3 ÖVP und 1 Alternative Liste Trumau (Grüne). Bis zum Jahr 2020 gab es geringfügige Änderungen. Der Stand 2020 war: 17 SPÖ, 3 FPÖ, 2 ÖVP und 1 Grüne.[13]
Blasonierung: In einem blauen Schild eine zum Schwur bereite naturfarbene Hand, die über zwei gekreuzten silbernen Hämmern schwebt.
Das Wappen der Marktgemeinde Trumau bestand ursprünglich aus einem blauen Schild auf dem eine breite, hautfarbene Schwurhand zu erkennen war, welche an den feierlichen Eid des Markgrafen Leopold IV. erinnern soll. Im Jahre 1971 erfolgte die Verleihung eines weiteren Elements. Zwei gekreuzte silberne Hammer und darüber die Schwurhand sind seither im Wappen zu erkennen. Die neuen Elemente symbolisieren Industrie und Gewerbe. Die Bedeutung für Trumau der positiven Entwicklung von Industrie und Gewerbe im 19. und 20. Jahrhundert ist dabei für die Verleihung dieser Symbole ausschlaggebend gewesen.
Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 6. Band: Schöngraben bis St. Valentin. Schmidl, Wien 1833, S. 279 (Trumau – Internet Archive).
Hermann Watzl, Albert Urban (Fotograf): Schloß Trumau. Seine Baugeschichte (Heiligenkreuz/Wien 1964).
Kurt Janetschek: Trumau im Wandel der Zeit. Eine Chronik, verfaßt anläßlich der Markterhebung am 4. Juni 1972.
Historische und topographische Darstellung von Baden und dem Stifte Heiligenkreuz und der Umgegend mit besonderer Rücksicht auf Pfarren, Stifte, Klöster, milde Stiftungen und Denkmähler (Topographie des Erzherzogthum Oesterreichs, oder Darstellung der Entstehung der Städte, Märkte, Dörfer und ihrer Schicksale 4, Wien 1829), S. 309–312.
↑„drum: (stn.) endestück, ende, grenze. — vgl. engl. thrum; lat. terminus; griech. terma, tormos“ aus: Georg Benecke, Wilhelm Müller, F. Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Band 1, Hildesheim, Zürich, New York, 3. Nachdruck der Auflage Leipzig 1854
↑Zwischen 1137 und 1340 Trumowe, 1139 Drumau, 1178 Drumawe, zwischen 1233 und 1294 Drumowe, zwischen 1303 und 1306 Drumbuowe, 1340 Drumenaw, 1380 Drumpnaw, 1388 Drumpnow, 1463 Trumaw, 1548 Thrumbaw.
↑Stiftsarchiv Heiligenkreuz: .. Steinwerk in die Kirchen zu Drommau, 51/IV/14.
↑Manfred Hösch: Lagetypologie der Industriebetriebe im Viertel unter dem Wienerwald bis 1850. Dissertation. Technische Universität Wien, Baden bei Wien 1984, Textband, S. 393 f., online (PDF; 17 MB); Bildband, Plan 127, online (PDF; 11 MB).
↑Eröffnung der 1. Stromtankstelle in Trumau. In: Trumauer Gemeindenachrichten. Nr.301, April 2013, S.1 (trumau.at [PDF; 1,4MB; abgerufen am 30. März 2019]).
↑Kindergärten. In: trumau.at. Abgerufen am 12. Oktober 2020.
↑Volksschule. In: trumau.at. Abgerufen am 5. Oktober 2020.