Das Gemeindegebiet besteht aus fünf Tälern, wobei jedoch nur das Haupttal, das Valser Tal bewohnt ist, das vom Valser Rhein durchflossen wird. Der Ort Vals wird in diesem Haupttal von zwei Schluchten, jeweils im Norden und im Süden, abgeschnitten. Von den knapp 176 km² Fläche besteht knapp die Hälfte aus Wiesland und Alpweiden, der Bergwald bedeckt acht Prozent des Tals, und der Rest besteht aus Fels und Eis (Gletscher). Flächenmässig etwa so gross wie das Fürstentum Liechtenstein ist Vals eine der grössten Gemeinden der Schweiz. Die höchste Erhebung mit Anteil der Gemeinde Vals ist das Rheinwaldhorn auf 3402 m ü. M.
Es gibt auf dem Gebiet der Gemeinde Vals eine ganze Reihe typischer Walser-Hofsiedlungen, die früher alle ganzjährig bewohnt waren. Die meisten werden heute noch als Maiensäss genutzt. Ganzjährig bewohnt ist neben Vals Platz nur noch der südwestlich oberhalb des Dorfs gelegene Weiler Leis.
Die erwerbstätige Bevölkerung arbeitet zu 23 % in der Land- und Forstwirtschaft, zu 29 % in Industrie und Gewerbe und zu 48 % im Dienstleistungssektor.
Wappen
Blasonierung: Schrägrechtsgeteilt von Gold (Gelb) und Schwarz, in Gold eine schwarze Blockstiege (Belmontstiege), in Schwarz ein goldener Schlüssel, den Schlüsselbart linksgewendet
Die Deutsch sprechenden Walser wanderten aus Westen in mehrere Täler des romanischsprachigen Graubünden ein. Die Gegenden waren nicht unbewirtschaftet, wie der Ortsname Vals (zu romanisch val ‚Tal‘[6]) sowie eingedeutschte romanische Flurnamen wie Selvaalp (zu romanisch selva ‚Wald‘) bezeugen. Der Grundherrschaft waren Zuzüger durchaus nicht unerwünscht, und dementsprechend erfolgte die Besiedelung im Einvernehmen. Seit 1451 ist das Patrozinium St.Peter der Kirche am Platz bezeugt. Die Expansion talauswärts wurde 1457 durch ein Heirats- und Bodenverkaufsverbot der Lugnezer gebremst. Der Neubau St. Peter und Paul entsteht 1643.[7]
Der Weg talauswärts war bis zum Bau der Strasse 1881 beschwerlich, weshalb Vals lange Zeit gegen Süden und Osten zu seinen walserischen Nachbarn im Rheinwald und im Safiental orientiert war. Im Gegensatz zu diesen vermochte sich jedoch die Reformation in Vals nicht durchzusetzen, Vals blieb katholisch.
Die bisher selbständige Gemeinde St. Martin wurde per 1. Januar 2015 in die Gemeinde Vals eingegliedert.
Bombardierung durch alliierte Kampfbomber vom 22. Februar 1945
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Dorf von alliierten Kampfbombern bombardiert. Mehrere Dorfbewohner wurden getötet oder verletzt. Ob es sich um ein Versehen handelte, ist ungeklärt. Die Luftlinie zwischen der italienischen Grenze und dem Dorf beträgt nur 15 Kilometer.
Lawinenkatastrophe vom 20. Januar 1951
Im Lawinenwinter 1951 ging in Vals eine zerstörerische Lawine nieder. Im Talgrund waren innert drei Tagen anderthalb Meter Neuschnee gefallen. Am 20. Januar 1951 ging im Malatobel eine Lawine nieder, was zuletzt 1812 der Fall gewesen war. Der Gemeindepräsident ordnete die Evakuierung gefährdeter Häuser an, was aber nicht oder nur teilweise befolgt wurde. Um 21.59 Uhr ging die Alpbühllawine nieder und erfasste den gesamten Dorfteil auf der Westseite des Tals zwischen Glüs und dem Kurhaus bei der Therme. 11 Häuser und 12 Ställe wurden von der Lawine erfasst. Insgesamt wurden 30 Menschen verschüttet, davon starben 19, darunter 14 Kinder. Auch 12 Rinder und 13 Ziegen kamen ums Leben.[8]
Vals ist zum grossen Teil vom Tourismus abhängig, besitzt jedoch dank dem anstehenden Gestein und der Thermalquelle auch einen starken Gewerbesektor.
Truffer AG
Das Familienunternehmen Truffer AG bearbeitet Steinplatten (Valser Quarzit) für die Baubranche und stellt Platten für den Bau von Inneneinrichtungen (z. B. Küchen) her. Ausser für die Therme lieferte die Unternehmung auch Steinplatten für den Bundesplatz in Bern und den Zürcher Sechseläutenplatz. 2022 erbaute die Firma das Haus Balma in Vals selbst mit einer prägnanten Steinplatten-Fassade unter Leitung des Architekten Kengo Kuma.
In Vals sind sämtliche Dächer – auch neuer Häuser – mit dem lokalen Stein zu decken. Das Ortsbild bleibt dadurch einheitlicher als in vergleichbaren Gebieten.
Kraftwerke Zervreila AG
Die Kraftwerke Zervreila erzeugen durch Wasserkraft ihrer Speicherbecken Elektrizität. Der Stausee Zervreila ist der fünftgrösste in der Schweiz. Nach der kleinen Zentrale in Zervreila nutzt die Firma das Wasser durch Produktionsanlagen in Wanna, Safien, Rothenbrunnen und Realta, mit insgesamt genutzten knapp 1200 Höhenmetern. Die gesamte Anlage wurde im Jahre 1958 in Betrieb genommen. Am Bau beteiligten sich bis zu 1500 Personen. Der Name entstammt der ursprünglichen Siedlung Zervreila, welche sich in der Teilung des Tales etwa 1,5 km hinter der Staumauer befand. Wie üblich wurde für die abgerissene Kirche eine Kapelle erstellt, sie steht rund 100 Höhenmeter südöstlich über der Staumauer.
Valser Mineralquellen AG
Valser, im Jahre 1960 von Donald M. Hess und Dr. Robert Schrauder gegründet und in die Hess Group integriert, gehört der Coca-Cola HBC. Valser ist nach inoffiziellen Angaben das bekannteste Mineralwasser der Schweiz und verdankt seinen Namen der St. Petersquelle. Die Quelle wird bereits seit Jahrhunderten als Heilquelle genutzt. Funde beim Bau des ersten Kurhotels hatten gezeigt, dass sie vermutlich schon in prähistorischer Zeit genutzt wurde. Die Valser Mineralquellen AG ist ein wichtiger Arbeitgeber im Dorf und besitzt neben verschiedenen modernen Anlagen auch ein Besucherzentrum.
Tourismus
Therme Vals
Seit 1893 bestanden mit wechselndem Erfolg Hotelbetriebe an der Thermalquelle. Die Therme Vals (früherer Name: Felsentherme) erfüllt die strenge Definition für ein Thermalbad, während die in ähnlichem Gestein liegenden Andeerer Quellen (südlich der Via Mala) nur 18 °C erreichen. Das Wasser tritt mit zirka 30 °C aus dem Boden aus. Jeweils die Hälfte des Wassers wird von der Valser Mineralquellen AG und vom Thermalbad genutzt. Die aktuelle, 1996 neu gebaute Therme des Architekten Peter Zumthor wurde mit rund 60'000 Steinplatten aus Valser Quarzit gebaut, die im nahegelegenen Steinbruch abgebaut werden.
Die Therme Vals gehörte zusammen mit dem Hotel Therme der Gemeinde Vals. Diese hatte die Gesellschaft im Oktober 1983 von einer Schweizer Grossbank gekauft, um den drohenden Konkurs abzuwenden.[11][12] Am 9. März 2012 entschied die Gemeindeversammlung, dass die Hotel und Thermalbad Vals AG an die Stoffelpart AG des Churers Immobilienhändlers Remo Stoffel verkauft werden soll. Ebenfalls beworben hatte sich die IG Therme Vals mit Peter Zumthor.[13] Im Dezember 2012 wurde der Verkauf abgeschlossen.[14]
Skigebiet Vals3000
Das kleine Skigebiet beginnt ganz zuhinterst im Dorf und reicht hinauf zum Dachberg (ca. 2900 m), womit Vals zu den höhergelegenen Skigebieten des Kantons Graubünden zählt. Eine 8er-Gondelbahn vom Talgrund bis auf ca. 1820 m erschliesst das Skigebiet, oberhalb führen Skilifte bis auf den Dachberg (vier Skilifte, davon ein Kinderlift).
Projekt Turmhotel
Am 25. März 2015 präsentierten der Valser Steinbruchunternehmer Pius Truffer und der Churer Finanzinvestor Remo Stoffel, aufgewachsen in Vals, das Projekt „Femme de Vals“: ein 381 Meter hohes Hotel mit 107 Zimmern auf 82 Stockwerken über einer Grundfläche von nur 30 × 16 m. Im Jahr 2017 sollten die Valser darüber abstimmen.[15]
Nachdem zunächst lange über einen neuen Standort für das Turmprojekt diskutiert worden war,[16] und auch eine millionenschwere Schuldenlast des Investors publik geworden war[17], zog Remo Stoffel im Juli 2019 von Chur mitsamt seiner Familie nach Dubai.[18] Demnach kann das Projekt seitdem als hinfällig betrachtet werden.
Das Projekt wurde ebenso im Jahre 2016 in der Dokureihe Vom Bauen in den Bergen auf arte unter dem Titel „Neue alpine Architektur in der Schweiz“ thematisiert.[19][20]
Zervreila
Zervreila mit dem gleichnamigen Stausee vor dem Zervreilahorn wird vor allem im Sommer von zahlreichen Gästen besucht. Im Winter wird die etwa 8 km lange Strasse von Vals nach Zervreila streckenweise zur Schlittelbahn präpariert. Im Sommer kann die Strecke mit einem Trottinett befahren werden.
Bilder
Vals GR mit Steinplattendächern
Historischer Dorfkern von Vals GR
Valser Tal im Sommer mit Vals in der Mitte
Winteransicht von Vals GR von oben
Ansichtskarte von Vals GR um 1895
Vals GR in einem historischen Bild von 1903 mit dem alten Kurbad
↑Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld 2005, S. 912.
↑Jürg Simonett, Historisches Lexikon der Schweiz| [1] abgerufen am 5. März 2024
↑Christian Pfister: Am Tag danach. Zur Bewältigung von Naturkatastrophen in der Schweiz 1500–2000; Haupt, 2002; ISBN 3-258-06436-9; S. 158