Die Stadt liegt in Nordböhmen in 357 m ü. M. im Böhmischen Niederland an der Einmündung des Šenovský potok in den Vilémovský potok (Sebnitz) im Tal beider Bäche, sechs km westlich von Šluknov (Schluckenau). Die Katasterfläche beträgt 1892 ha.
Östlich erhebt sich der 543 m hohe Partyzánský vrch (Botzen), dessen Gipfel durch einen Steinbruch zu großen Teilen abgetragen wurde und im Südosten der Hrazený (Pirsken, 610 m).
Gemeindegliederung
Velký Šenov besteht aus den Ortsteilen Janovka (Johannesberg), Knížecí (Fürstenwalde), Leopoldka (Leopoldsruh), Malý Šenov (Klein Schönau), Staré Hraběcí (Alt Grafenwalde) und Velký Šenov (Groß Schönau).[3] Grundsiedlungseinheiten sind Janovka, Knížecí, Malý Šenov, Staré Hraběcí und Velký Šenov.[4]
Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Knížecí, Staré Hraběcí und Velký Šenov.[5]
Nachbargemeinden
Seine Nachbarorte sind Vilémov (Wölmsdorf) im Westen, Lipová (Hainspach) im Nordwesten, das sächsische Sohland im Norden, Šluknov (Schluckenau) im Osten, Staré Křečany (Alt-Ehrenberg) im Südosten sowie Mikulášovice (Nixdorf) im Süden und Westen.
Der Ort entstand im 12. Jahrhundert während der deutschen Kolonisation; vgl.: Deutsche Ostsiedlung.
Der Meierhof Schönau war seit 1404 im Besitz der Herrschaft Hainspach (Lipová u Šluknova). 1551 hielt die Reformation Einzug. 1621 setzte die Gegenreformation ein und 1690 war Schönau wieder römisch-katholisch.
Die Bewohner lebten ursprünglich vom Ackerbau und der Flachsspinnerei. Seit dem 18. Jahrhundert hielt die Textilindustrie Einzug und im 19. Jahrhundert die Metallverarbeitung. Es entstand eine Stahlwarenfabrik und 1884 wurde in Schönau die erste galvanische Fabrik in Österreich-Ungarn von den Industriellen Julius Josef Hille (1860–1946) und Franz Joseph Müller (1853–1917) errichtet. Am 4. Oktober 1907 wurde Schönau durch Kaiser Franz Joseph I. zur Stadt erhoben und erhielt den Namen Groß Schönau. Eine Abteilung vom Gebirgsverein für das nördlichste Böhmen bemühte sich um die weitere Entwicklung des Tourismus in Groß Schönau und Umgebung.
Heute sind in der Stadt Posamentenherstellung, eine Kunstblumenfabrik, die Kunstdruckerei Severografia sowie ein Fischkonservenfabrik ansässig. Größtes Unternehmen am Ort ist das Bandstahl- und Galvanisationsunternehmen Železárny Velký Šenov s.r.o., das aus der seit 1884 bestehenden Firma Hille & Müller Kaltwalzwerk und Galvanik hervorgegangen ist.
Einwohnerentwicklung
Bis 1945 war Groß Schönau überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[11]
Jahr
1970
1980
1991
2001
2003
Einwohner
2 462
2 338
1 943
2 014
1 978
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche St. Bartolomäus, erbaut im 16. Jahrhundert und um 1750 barock umgestaltet
Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Söhne der Stadt mit einer von dem österreichischen Bildhauer Ferdinand Opitz (1885–1960) geschaffenen Skulptur
Kriegerdenkmal von Groß Schönau mit der Eingravierung „1918“ und einer von Ferdinand Opitz (1885–1960) geschaffenen Skulptur
Vom österreichischen Bildhauer Ferdinand Opitz geschaffene Bronze-Skulptur auf dem Kriegerdenkmal von Groß Schönau
Literatur
Erhard Marschner: Geschichte der Stadt Groß-Schönau in Böhmen im Bezirk Schluckenau. Hrsg.: Erich Strobach, Frankfurt a. M., 1988.
Franz Joseph Müller (Industrieller) (1853–1917)[13], gelernter Schlosser, Mechaniker (Werkstätten der Universität Zürich), Werkmeister (Löbau/Sachsen), errichtete einen Gewerbebetrieb zur Galvanisierung von Zinkblechen in Groß-Schönau. Mit Julius Josef Hille (1860–1946) Gründer der Nickelblechfabrik Hille und Müller in Groß-Schönau mit Filialen 1895 in Porschdorf/Sachsen und 1905 in Düsseldorf (dort heute: Hille & Müller GmbH). Zahlreiche seiner Erfindungen wurden in Österreich und Deutschland patentiert. Er gilt als der Begründer der Nickelblechindustrie in Österreich-Ungarn
Julius Josef Hille (1860–1946), Bandstahl-Industrieller, zunächst in der Knopffabrikation des Vaters Johann Hille (1811–1906) in Groß-Schönau tätig, 1885 mit Franz Josef Müller (1853–1917) Gründer der Nickelblechfabrik Hille und Müller ebd., mit Zweigwerken in Sachsen und Düsseldorf
Rudolph Otto (1887–1962), Maler
Erhard Marschner (1909–1992), Ingenieur, Kaufmann, Genealoge, Mitarbeiter des Biographischen Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Hrsg.: Collegium Carolinum (Institut) München, hinterließ genealogische Aufzeichnungen seiner Vorfahren. (Archiv Sudetendeutsches Haus), ebd.