Vollmerz liegt auf einer Höhe von 276 Metern über NN im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises etwa 6 Kilometer östlich des Stadtkerns von Schlüchtern. Der Ort grenzt im Norden an den Ort Gundhelm, im Südosten an den Ort Sterbfritz, im Süden an den Ort Sannerz, im Westen an den Ort Herolz und im Nordwesten an den Ort Elm.
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Vollmerz unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Volmundis (1226), Volmutz (1355), Volmuntz (1356), Vollmandts (1366), Folmonds (1375), Volmacz (1384), Fulmuntz (1392), Folmelcz (1494) und Volmerz (1563).
Mittelalter
Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Vollmerz stammt aus dem Jahr 1226. Eine Wasserburg lag am Westrand des Ortes, von der aber keine Reste mehr sichtbar sind. Friedrich von Hutten trug 1303 ein Gut in Vollmerz vom Bischof von Würzburg zu Lehen. Der Ort gehörte zum Gericht Altengronau, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Aus dem Gericht entstand im 15. Jahrhundert das Amt Schwarzenfels der Grafschaft Hanau, ab 1459: Grafschaft Hanau-Münzenberg. 1375 bekennt Frowin von Hutten, dass seine Besitzungen und sein Haus zu „Volmerts“ von den Herren von Hanau zu Lehen gehen[3]. Die Güter derer von Herolz waren 1392 dagegen ein Lehen des Klosters Fulda. Der Bischof von Würzburg verfügte 1355 über den Zehnten in Vollmerz.
Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Die Kirchengemeinde gehörte zur Pfarrei Sterbfritz.
1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch Vollmerz – als Pfand für die Rückzahlung von Schulden zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben und sollte für Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Es gelang den Grafen von Hanau nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Der ortsansässige Kleinadel, die Herren von Degenfeld-Schonburg, konnte letztendlich 1698 hier aber seine Reichsunmittelbarkeit durchsetzten.
Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Breitenbach zum 1. Dezember 1969 auf freiwilliger Basis in die Stadt Schlüchtern eingemeindet.[1] Für Breitenbach wurde, wie für die anderen eingemeindeten, ehemals eigenständigen Gemeinden von Schlüchter, ein Ortsbezirk eingerichtet.[4] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern 1974 aufgelöst und Breitenbach liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis.
Vollmerz besaß eine Dorfmühle an der sogenannten Ramholzer Kinzig, auch Zimpertsmühle genannt, die im Ortsbereich lag.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Elm angehört(e):[1][5]
ab 1969: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Schlüchtern, Stadt Schlüchtern
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt Schlüchtern
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Vollmerz 798 Einwohner. Darunter waren 18 (2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 141 Einwohner unter 18 Jahren, 315 zwischen 18 und 49, 177 zwischen 50 und 64 und 165 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 327 Haushalten. Davon waren 90 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 207 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]
Einwohnerentwicklung
Vollmerz: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr
Einwohner
1834
818
1840
776
1846
788
1852
766
1858
756
1864
718
1871
804
1875
748
1885
803
1895
800
1905
820
1910
842
1925
838
1939
769
1946
1.317
1950
1.237
1956
1.050
1961
977
1967
902
1970
876
2005
847
2010
802
2011
798
2015
737
2020
749
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; 2005[9]; 2010[10]; 2015[11]; 2020[12]; Zensus 2011[8]
Im Ortsbeirat sind die CDU und die SPD vertreten. Bei den Kommunalwahlen 2006 erlangte die CDU die Mehrheit der Stimmen und verfügt so über die Mehrheit im Ortsbeirat. Bei der Wahl 2016 trat eine gemeinsame Liste unter dem Namen „Gemeinsam für Vollmerz“ an. Ortsvorsteher ist Bruno Friedrich.
In Vollmerz gibt es eine Zwergschule, die auch für Gundhelm, Ramholz und Hinkelhof zuständig ist. Es werden 45 Kinder in zwei Klassen (1./2. und 3./4. Klasse) unterrichtet.[13]
Der Bahnhof Vollmerz an der Strecke Flieden–Gemünden ist stillgelegt. Stattdessen verbinden Buslinien der Verkehrsgesellschaft Region Fulda mbH Vollmerz mit Schlüchtern, Sterbfritz, Altengronau und Jossa.
Persönlichkeiten
Ulrich von Hutten (1488–1523), deutscher Dichter und Humanist, geboren auf Burg Steckelberg
Frowin von Hutten (1308–1377), deutscher Ritter, gestorben in Vollmerz
Theodore Levitt (1925–2006), Wirtschaftswissenschaftler, geboren in Vollmerz
Literatur
Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis (= Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 40). Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins und der Wetterauischen Gesellschaft für die Gesamte Naturkunde zu Hanau, Hanau 2003, ISBN 3-935395-02-7, S. 173 f.
Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 377.
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 486.
↑Hauptsatzung. (PDF; 49 kB) § 6. In: Webauftritt. stadt Schlüchtern, abgerufen im Juni 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.196 (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.