Am 3. November 2020 fanden die Wahlen zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten statt. Gewählt wurden an diesem Tag alle 435 Mitglieder des US-Repräsentantenhauses. Die Wahlen fielen mit den Wahlen zum US-Senat 2020 und der Präsidentschaftswahl 2020 zusammen, in der sich US-PräsidentDonald Trump der Wiederwahl stellte. Dies waren die letzten regulären Wahlen, bei der Wahlkreise basierend auf dem Zensus von 2010 verwendet wurden.
Die Vereinigten Staaten sind in 435 Kongresswahlbezirke eingeteilt, die jeweils ungefähr gleich viele Bewohner (im Schnitt 710.767 nach dem Zensus 2010) haben sollen. Im Unterschied zur anderen Kongresskammer, dem Senat der Vereinigten Staaten, ist die Anzahl der Sitze je Bundesstaat unterschiedlich und reicht von einem (in 7 Bundesstaaten) bis zu 53 in Kalifornien. Die Größe der Wahlbezirke reicht von 27 km² (ein Teil New York Citys) bis zu 1.481.354 km² (Alaska at-large). In 47 Staaten werden die Mandate je Kongresswahlbezirk nach relativer Mehrheitswahl vergeben. In zwei Staaten (Louisiana und Georgia) ist eine absolute Mehrheit erforderlich, so dass es gegebenenfalls eine Stichwahl gibt. In Maine wird seit einem Volksentscheid 2018 mit Instant-Runoff-Voting gewählt.
Es stehen jeweils Einzelbewerber, keine Parteilisten, zur Wahl, meist als aussichtsreichste die Kandidaten der beiden großen Parteien, der Republikaner und Demokraten, aber auch Unabhängige und Bewerber kleinerer Parteien (wie der Libertarian, der Green Party und der Constitution Party), die meist als chancenlos gelten. Die innerparteiliche Bewerberauswahl findet jeweils durch Vorwahlen statt, bei denen entweder nur für die Partei registrierte (geschlossene Vorwahl) oder alle Wahlberechtigte des Kongresswahlbezirks (offene Vorwahl) wählen dürfen. In Washington und Kalifornien finden überparteiliche Vorwahlen statt, bei denen sich unabhängig von einer absoluten Mehrheit die beiden Erstplatzierten für die Hauptwahl qualifizieren.
Die Wahlen für sämtliche Mandate finden alle zwei Jahre am allgemeinen Wahltag der Vereinigten Staaten statt, dem Dienstag nach dem ersten Montag des Monats November, 2020 also am 3. November.
Ausgangslage
Die Republikaner stellten seit den Wahlen 2010 die Mehrheit im Repräsentantenhaus und konnten diese zuletzt 2016 verteidigen, als sie Stimmenanteile von 49,1 Prozent zu 48 Prozent für die Demokraten erhielten, und damit zwar sechs Sitze an diese verloren, aber mit 241 Sitzen eine Mehrheit von 23 Mandaten über der absoluten Mehrheit (218 von 435 Gesamtsitzen) behielten. 2018 ging diese Mehrheit an die Demokraten verloren, als diese 235 Sitze gewannen, während die Republikanische Partei nur auf 199 Abgeordnete kam. Dadurch wird seither auch der Sprecher des Repräsentantenhauses von den Demokraten gestellt. Seit 3. Januar 2019 amtiert Nancy Pelosi (Kalifornien-8) als Sprecherin des Repräsentantenhauses. Der Fraktionsvorsitzende (englisch „Minority Leader“) der Republikaner ist Kevin McCarthy (Kalifornien-23).
Insgesamt traten 36 Abgeordnete nicht mehr zu einer Wiederwahl an, neun Demokraten, 26 Republikaner und ein ursprünglich als Republikaner gewählter Libertarian.
Folgende neun Angehörige der Demokratischen Partei bewarben sich nicht mehr für die Wiederwahl.[1]
Tulsi Gabbard – Hawaii-2 (bewarb sich erfolglos für die demokratische Präsidentschaftskandidatur)
Justin Amash, ursprünglich als Republikaner für den 3. Bezirk von Michigan gewählt, seit 2020 der einzige Kongressabgeordnete der Libertarian Party, trat ebenfalls nicht mehr an.
Amtsinhaber besiegt
In Vorwahlen
Acht Amtsinhaber haben die Wiederwahl für ihre Kandidatur in ihrem Sitz verloren.[3]
North Carolina 6: Gewonnen von Kathy Manning. (Gerichtlich neu zugeschnittener Wahlkreis)
Knappste Rennen
Die Wahlen in 77 Wahlkreisen wurden mit einem Abstand von weniger als 10 % der Stimmen entschieden. Mit flip gekennzeichnete Wahlkreise wechselten von den Demokraten zu den Republikanern oder umgekehrt. AL steht für den at-large-Wahlkreis in den Staaten bzw. Außengebieten, die nur einen Abgeordneten in den Kongress wählen.
Die Republikaner befinden sich strukturell durch Gerrymandering und durch die ungleiche Verteilung der Wählerschaft (überproportional stark in ländlichen Bezirken der „rot“ gewordenen Staaten) im Vorteil; so gewannen sie die Repräsentantenhauswahl 2016 mit 3,4 Prozent Vorsprung, während sie das Popular Vote zeitgleich mit 2,1 Prozent Rückstand verloren.[13] Bei den letzten Wahlen 2018 gewannen die Demokraten den Medianbezirk bei der Repräsentantenhauswahl mit 4,49 Prozent Vorsprung.
Umfragen und Prognosen
Das Center for Politics und der Cook Political Report (siehe Cook Partisan Voting Index) bieten regelmäßig aktualisierte Prognosen für umkämpfte Kongresswahlbezirke.[14][15]