Namensgebend für den Kreis ist die nördlich von Frankfurt am Main gelegene Landschaft Wetterau. Sie ist eine der ertragreichsten Ackerbaulandschaften Hessens und nach dem Fluss Wetter benannt. Im Westen ragen noch die Ausläufer des Taunus, östlicher Hintertaunus, in das Kreisgebiet. Hier befinden sich zahlreiche Mineral- und Thermalquellen (Bad Nauheim, Bad Vilbel, Rosbach vor der Höhe). Im Osten des Kreises führt das Ronneburger Hügelland zu den Ausläufern des Vogelsberges und des Spessarts hin.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. August 1972 ein neuer Landkreis mit dem Namen Wetteraukreis gebildet, dessen Kreisstadt die Stadt Friedberg (Hessen) wurde. Der neue Landkreis wurde zusammengesetzt aus
dem Gebiet des aufgelösten Landkreises Büdingen ohne
die Stadt Schotten, die zum neuen Vogelsbergkreis kam
Nach den Ergebnissen des Zensus am 9. Mai 2011 waren von den Einwohnern 46,2 % evangelisch, 20,2 % römisch-katholisch und 33,6 % gehörten einer sonstigen oder keiner Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[14] Unter der Bevölkerung im Wetteraukreis befanden sich am 9. Mai 2011 4 % weniger katholische und 14,2 % weniger evangelische Kirchenmitglieder als bei der vorherigen Volkszählung am 25. Mai 1987.[15] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem gesunken. Gemäß Zensus 2022 waren (2022) 35,7 % der Einwohner evangelisch, 16,5 % katholisch und 47,7 % gehörten einer sonstigen oder keiner Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[16]
Die letzte Landratswahl fand am 3. Oktober 2023[23] statt. Der seit 2018 amtierende Landrat Jan Weckler setzte sich im ersten Wahlgang mit 52,85 % der Stimmen durch.[23] Die weiteren Kandidaten erzielten folgende Ergebnisse: Roven Kötter (SPD) 21,43 %, Thomas Zebunke (Grüne) 10,71 %, Daniel Lachmann (Heimat) 6,55 %, Melina Holzhauer (Die PARTEI) 5,48 %, Gabi Faulhaber (DIE LINKE) 2,97 %.[23] Die Wahlbeteiligung lag bei 62,56 %.[23]
Wappen, Flagge und Banner
Hissflagge
Bannerflagge
Blasonierung: „Durch einen blauen Wellenbalken geteilt; oben in Gold wachsend der schwarze, rot bewehrte Doppeladler, unten in Silber zwei rote Balken.“
Wappenbegründung: Der Reichsadler steht für das Reichsland Wetterau, das bis zum Mittelalter bestand beziehungsweise für die ehemals Freie Reichsstadt Friedberg. Die roten Balken sind das Symbol der Grafen von Isenburg-Büdingen, die das östliche Kreisgebiet beherrschten und der blaue Wellenbalken symbolisiert den Fluss Wetter und ist damit ein „redendes“ Symbol. Das Wappen wurde am 2. Juli 1975 verliehen.
Im Jahr 2022 belegte der Wetteraukreis im alle drei Jahre erscheinenden Zukunftsatlas den Platz 102 von 400 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen der Zukunftschancenkategorie 4 mit „leichten Zukunftschancen“.[24] In der Ausgabe von 2019 lag er auf Platz 94 von 401 und damit in der identischen Zukunftschancenkategorie.[25] Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Wetteraukreis Platz 151 von damals 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählte damit zur Kategorie der Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko Mix“.[26]
Verkehr
Die fruchtbare Ebene der Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg war von jeher eine wichtige Durchzugsstraße von Nord nach Süd. So hat auch die Main-Weser-Bahn als erste Eisenbahn zwischen Kassel und Frankfurt diesen Weg genommen. Sie ist 1850 von Frankfurt über Friedberg bis Butzbach und 1851 weiter nach Lang-Göns eröffnet worden. Das Kreisgebiet gehörte damals zu Hessen-Darmstadt bis auf das kurhessische Bad Nauheim, das erst 1866 dazukam.
Zur Umgehung des Frankfurter Raumes erbaute die Preußische Staatsbahn eine Direktverbindung von Hanau nach Friedberg, die 1881 mit der Teilstrecke ab Heldenbergen-Windecken vollendet wurde.
Die Hessische Staatsbahn begann 1888 den Vogelsberg mit zwei Stichbahnen von Nidda nach Schotten und von Stockheim nach Gedern zu erschließen, wovon die letztgenannte 1906 bis Grebenhain-Crainfeld verlängert und so zu einer Querverbindung bis Lauterbach ausgebaut wurde. In umgekehrter Richtung wurde die Strecke von Glauburg-Stockheim 1905 nach Heldenbergen-Windecken und 1907 weiter bis Bad Vilbel an der Main-Weser-Bahn fortgeführt.
Zum wichtigsten Bahnknoten entwickelte sich der Bahnhof Friedberg, welcher heute von Intercity- und ICE-Zügen bedient wird. Zu den drei vorhandenen Schienenwegen von Friedberg nach Frankfurt, Gießen und Hanau kamen hinzu: 1897 die Nebenbahnen nach Hungen und Nidda, die bis Beienheim dieselbe Trasse benutzen, und 1901 die im Zuge der Bäderbahn Nauheim–Homburg–Wiesbaden errichtete Hauptbahn nach Friedrichsdorf.
Schließlich vervollständigte die private Butzbach-Licher Eisenbahn AG, eine Tochter der Firma Lenz & Co GmbH, das Schienennetz durch die Bahnen, die von Butzbach ausgingen:
1904: Butzbach West – Butzbach Ost – Griedel – Lich
1910: Griedel – Rockenberg – Bad Nauheim
1910: Butzbach Ost – Oberkleen.
Durch das Kreisgebiet führen die Bundesautobahnen 5 (Frankfurt-Kassel) und 45 (Dortmund-Aschaffenburg). Ferner erschließen mehrere Bundesstraßen und Kreisstraßen das Kreisgebiet, darunter die B 3, die B 275, die B 455, die B 457 und die B 521.
Im Wetteraukreis waren Anfang 2023 etwa 239.000 Fahrzeuge zugelassen, darunter knapp 197.000 Pkw, 12.700 Lkw und rund 18.800 Krafträder.[27]
Der Wetteraukreis und seine Kommunen vermarkten sich über die "TourismusRegion Wetterau" bzw. die Stadt Bad Nauheim über die "Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH".[28] Einige weitere Kommunen haben zusätzliche Tourismus- und/oder Marketingabteilungen. Der Tourismus als Wirtschaftszweig hat im Wetteraukreis mit 99 statistisch erfassten geöffneten Gastbetrieben und 6.743 angebotenen Betten im Jahresmittel 2023 sowie über eine Million Übernachtungen im Jahr 2023 eine wichtige Bedeutung.[29] Das höchste Touristische Aufkommen haben die Kurorte Bad Nauheim, Bad Vilbel und Nidda.[29] Daneben spielen der Tourismusort Gedern mit 5 statistisch erfassten touristischen Betrieben, die Städte Büdingen, Friedberg und Butzbach mit je 6 statistisch Erfassten touristischen Betrieben und die Stadt Karben mit ebenfalls 6 erfassten Betrieben eine besondere Rolle im Übernachtungstourismus.[29] Neben dem Übernachtungstourismus existiert ein erheblicher Anteil an tagestouristischen Angeboten.
Radverkehr
Durch den Wetteraukreis verlaufen die hessischen Fernradwege R6 (bei Butzbach und Münzenberg), R4 von Bad Vilbel über Karben, Niddatal, Florstadt, Ranstadt nach Nidda und der BahnRadweg Hessen, welcher durch das gesamte Kreisgebiet als „Vulkanradweg“ führt. Bedeutung als tagestouristische Radrouten haben zum einen die touristischen Abschnitte des R4 (Niddaroute) und des Bahnradwegs (Vulkanradweg), die beide von Zweckverbänden gepflegt werden und parallel zueinander in den Vogelsberg führen. Hervorzuheben sind zum anderen der Limesradweg, der im Zickzack von Südost nach Nordwest durch den Wetteraukreis verläuft und der Usatal-Radweg rund um Bad Nauheim und Friedberg bis nach Niddatal, wo er auf den R4 trifft.[30] Rund um Vulkanradweg und zur Niddaroute verkehrt im Sommerhalbjahr zwischen 1. Mai und dem letzten Sonntag im Oktober ein Bus („Vulkanexpress“) mit Fahrradanhänger, der Radtouristen entlang des Vulkanradwegs mitnimmt und absetzt.[31] Die „TourismusRegion Wetterau“ bietet regelmäßig geführte E-Biketouren durch den Kreis an.[32] Der Kreis nimmt seit 2020 jährlich am STADTRADELN Wettbewerb teil.[33]
Wanderwege
Durch den Wetteraukreis verläuft die Routenführung der anlässlich des 175. Paulskirchenjubiläums im Jahr 2023 herausgegebenen „Routen der Freiheit“, einem Wanderwegweiser, in dem die frühe Nationalstaats- und Demokratiebewegung der Region sowie regional bedeutende Protagonisten aufgegriffen werden.[34] Besonders zu erwähnen ist dabei Friedrich-Ludwig Weidig, der im Wetteraukreis in der Region um Butzbach aktiv war und nach dem die Stadt Butzbach am 15.02.2011 vom Hessischen Innenminister offiziell den Namenszusatz „Friedrich-Ludwig-Weidig-Stadt“ verliehen bekommen hat. Daneben verlaufen mit der Bonifatiusroute und dem Lutherweg 1521 sowie dem Hugenotten- und Waldenserpfad mit einer Nebenroute über Waldensberg (Main-Kinzig-Kreis) und Büdingen drei wichtige Pilgerwege durch den Wetteraukreis. Außerdem verlaufen der deutsche Limes-Wanderweg und die Apfelwein- und Obstwiesenroute durch den Kreis.
Erwähnenswert ist außerdem das Kneipp-Bäderdreieck Wetterau, welches die drei Wetterauer Kurorte Bad Nauheim, Bad Salzhausen und Bad Vilbel als Themenroute miteinander verbindet.[35]
Archäologie
Aufgrund seiner bewegten Geschichte und historisch zentralen Lage spielt die Archäologie im Wetteraukreis eine große Rolle.[36] Dies zeigt die Zahl der archäologischen Fundstellen im Kreis, die laut Zahlen des Kreises mit 4.444 im April 2024 deutlich über dem hessenweiten Durchschnitt lag.[37]
Wegen der zentralen Lage des Kreises und der Nähe zur Stadt Frankfurt führten während des gesamten Mittelalters, aber auch schon im Altertum zentrale Handelsrouten durch den Kreis. Namentlich zu benennen sind die Antsanvia, (auch bekannt als Hohe Straße oder Reffenstraße) im Osten, sowie die „Langen Hessen“ (über Butzbach) und die „Kurzen Hessen“ (über Friedberg) die allesamt ursprüngliche oder alternative Führungen der via Regia darstellen und seit dem Altertum Mainz bzw. Frankfurt mit Eisenach und letztlich Leipzig verbanden. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit fanden sich zahlreiche unabhängige Kleinstaaten auf dem heutigen Kreisterritorium.[38]
Bis zu den Napoleonischen Kriegen wurden diese durch diverse Einflüsse (v. a. Erbteilungen) mehr.[39]
Zu Zeiten der Römer verlief der Limes quer durch das heutige Kreisgebiet und zahlreiche Kastelle sind noch heute Gegenstand von Grabungen. Aktuelles Beispiel ist Altenstadt.[40] Archäologische Bedeutung hat der Kreis jedoch auch als Grabungs- und Fundstädte für noch ältere Kulturen.[41] Überregional bekanntes Beispiel ist der Glauberg als keltische Siedlungsstädte.
Volksfeste
Überregionale Bekanntheit hat der Kalte Markt im östlich-zentral gelegenen Ortenberg erlangt. Dieser existiert nachweislich seit dem 13. Jahrhundert und wurde 2024 zum 758. Mal durchgeführt.[42] Zuletzt gab die Stadt die jährliche Besucherzahl mit rund 300.000 an.[43] Erwähnenswert hohe Besucherzahlen haben außerdem die Burgfestspiele in Bad Vilbel mit jährlich durchschnittlich über 100.000 Besuchern. Die Burgfestspiele sind damit der Festspielort mit den meisten Besuchern in Hessen.
Am 1. August 1972 wurde dem Landkreis das seit dem 1. Juli 1956 für den hessischen Landkreis Friedberg gültige Unterscheidungszeichen FB zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.
Bis in die 1990er Jahre erhielten Fahrzeuge aus dem Altkreis Büdingen Kennzeichen mit den Buchstabenpaaren DA bis DZ und LA bis LZ und den Zahlen von 100 bis 999.
↑TourismusRegion Wetterau: Mitglieds-Kommunen. In: Website der TourismusRegion Wetterau. TourismusRegionWetterau, 10. Dezember 2024, abgerufen am 10. Dezember 2024.