Er war der jüngste Sohn von Wilhelm Freiherr von Tettau (1804–1894), Oberregierungsrat und Abteilungsdirigent in Erfurt, und dessen zweiter Ehefrau Adolphine, geborene Herrmann (* 1838).[1]:18 Er stammte somit aus einer alten Adelsfamilie, bekannte sich aber zu bürgerlichen Werten und sympathisierte überdies mit der reformierten Kunstgewerbebewegung der Jahrhundertwende.
Tettau entfaltete seine Hauptaktivität in der Zeit um 1900. Er gewann etliche Architektenwettbewerbe, unter anderem erhielt er 1903 den Schinkelpreis und damit ein Stipendium für eine Reise nach Italien, Griechenland und Konstantinopel, und trat auch als Verfasser zahlreicher Artikel hervor. An Bauwerken schuf er vor allem Wohnhäuser,[4] u. a. auch für die Deutsche Genossenschaft Eichkamp in der gleichnamigen Berliner Siedlung Eichkamp.[5]
1907 heiratete er Ada Gräfin Niëvo (1879–1960). Im darauffolgenden Jahr bekam das Ehepaar Zwillinge, ein Mädchen und einen Jungen. Jolanda Paola Ada Karola Lucia von Tettau (1908–2005) absolvierte nach dem Besuch der Mädchenschule in Berlin-Lankwitz und der dortigen Höheren Töchterschule im März 1929 das reformpädagogischeLanderziehungsheimSchule am Meer auf der Nordseeinsel Juist,[6] das von Martin Luserke geleitet wurde. Ihr Zwillingsbruder Wolfram Lionello Donatello von Tettau (1908–1956) hingegen absolvierte das Askanische Gymnasium und studierte danach an der Technischen Hochschule zu Berlin Architektur.
Nach Plänen Tettaus wurden unter anderem das Feuerschlößchen (Villa Girardet) in Bad Honnef und der Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht erstellt.[7] Außerdem geht auf ihn das Tettau-Ensemble am Pferdemarkt in Duderstadt zurück, das nach den großen Stadtbränden im Jahr 1911 errichtet wurde,[8] wie er auch zuvor schon Massivbauten statt der traditionellen Fachwerkhäuser für die mehrfach brandgeschädigte Duderstädter Innenstadt entworfen hatte.[9] Für die Pläne zum Wiederaufbau der Innenstadt erhielt er schon 1910 eine Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaften.[10][11]
Für seine eigene Familie baute er in Berlin-Lankwitz eine Jugendstilvilla, in der er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Das Gebäude in der Corneliusstraße 31 ist nicht erhalten.[12]
Ebenfalls nicht erhalten ist ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. in Bielefeld, das er 1907 entworfen hatte. Das Denkmal wurde nach dem Ersten Weltkrieg abgebrochen, nachdem es baufällig geworden war.[10]
↑Schülerbuch der Schule am Meer, Blatt 103 (Jolanda von Tettau). Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37.
↑ ab(Bilderstrecke). In: Berliner Architekturwelt. Nr.2, Mai 1913, S.74–79 (zlb.de – Fotos von Tettaus verwirklichten Bauten für den Wiederaufbau in Duderstadt: Einzelgebäude, Brücke, Wohnzeilen).
↑Anna Pixner Pertoll: Ins Licht gebaut. Die Meraner Villen, ihre Gärten und die Entwicklung der Stadt (1860–1920), Edition Raetia, Bozen 2009, ISBN 978-88-7283-355-1, S. 126/127.