Bad Zell
Bad Zell ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Freistadt im Mühlviertel mit 2969 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024). GeografieDer Ort Bad Zell liegt auf 515 Meter Höhe im Tal des Kettenbaches. Das Gemeindegebiet wird teilweise von Flussläufen begrenzt, im Nordwesten vom Haselbach, im Nordosten von der Naarn. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 7,3 und von West nach Ost 11 Kilometer. Die Gesamtfläche umfasst 45,49 Quadratkilometer. Davon sind 35 Prozent bewaldet, 60 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt.[1] GemeindegliederungDas Gemeindegebiet umfasst folgende 14 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Aich, Brawinkl, Lanzendorf und Zell bei Zellhof. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Perg. Nachbargemeinden
GeschichteDas Gebiet zwischen Aist und Naarn wurde in der Mitte des 9. Jahrhunderts (urkundlich 853) vom Ostmarkgrafen Wilhelm an das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg übergeben und war damit Teil des sogenannten Regensburger Luß. In späterer Zeit entstanden Besitzstreitigkeiten, die aber durch die Bestätigung Rudolf I. von Habsburg an Regensburg beigelegt werden konnten. 1287 geriet Zell als Lehen an die Kuenringer, 1440 an die Tannböck und schließlich 1536 an die Jörger von Tollet, die Zell von der Regensburger Lehenshoheit freikauften. Der Hauptort Bad Zell liegt im Südwesten des Gemeindegebietes. Die erste urkundliche Erwähnung findet er im Jahr 1208 als „Celle“.[3] Wahrscheinlich ist hier ein Hof mit dazugehöriger Kapelle gemeint (siehe Marktwappen). Anfang des 13. Jahrhunderts entwickelte sich ein planmäßig angelegter Markt um den Hof bei der Celle. Nach der Regensburger Lehensherrschaft unterstand Zell den jeweiligen Besitzern der Herrschaften Prandegg, bzw. Zellhof. Zerstörungen erfolgten bei den Hussiteneinfällen ins Mühlviertel (1424/32), den Böhmischen Grenzkriegen (1468) und den Ungarneinfällen (1477/1486). Von fünf großen Marktbränden berichtet die Geschichte (zuletzt 1869). Wirtschaftlich erreichte Zell große Bedeutung durch seine günstige Lage am ehemaligen Saumpfad zwischen Donau und Böhmen. Im 16. Jahrhundert war der Ort eine Hochburg des Protestantismus, was vor allem durch die Adelsfamilie der Jörger gestützt wurde. Nach der Rekatholisierung und der Vertreibung der Jörger entwickelte sich Zell zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Marienwallfahrtsort. 1740 fand in Zell einer der letzten und größten Hexenprozesse Oberösterreichs (der so genannte Wagenlehnerprozess) statt, in dessen Verlauf beinahe eine ganze Familie ausgerottet und hingerichtet wurde. In den letzten Kriegstagen 1945, bzw. sogar nach der offiziellen Beendigung des Zweiten Weltkriegs, war Zell immer noch Schauplatz blutiger Kämpfe. In den 1950er Jahren begann man mit Untersuchungen des Heilwassers beim Hedwigsbründl. Nach der Einbeziehung weiterer Quellen kam Anfang der 1970er Jahre seitens der oberösterreichischen Landesregierung die offizielle Erklärung zur Heilquelle (Radon) und zum Bau eines Kurhauses. Seit 1976 ist Zell bei Zellhof ein Kurort (Namensänderung in Bad Zell). Der Marktplatz ist planmäßig angelegt als langgestreckter Dreiecksplatz, wobei die Kirche (südöstlich des Platzes) deutlich abgesetzt ist. Der Platz selbst zeigt eine historische Ortsbebauung mit Bürgerhäusern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Bevölkerung
Entwicklung und StrukturIm Jahr 1869 wohnten im Gemeindegebiet 2277 Menschen. Bis 1951 schwankte die Bevölkerungszahl um diesen Wert und wuchs kaum. Seit 1951 ist ein stärkeres Wachstum zu verzeichnen. Im Jahr 1991 hatte die Gemeinde 2687 Einwohner, bei der Volkszählung 2001 bereits 2716, was einem Anstieg von 1,1 % entspricht. Am 1. Jänner 2008 verzeichnete die Gemeinde 2753 Einwohner, den höchsten Stand in der Geschichte und es zeigt sich eine Zunahme der Bevölkerung.[4] Bei der Volkszählung 2001 betrug der Anteil der Einwohner, die 60 Jahre und älter waren, 18,8 %; 21,4 % waren unter 15 Jahre alt. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung lag bei 49,8 %.[5] Von den 1443 Bewohnern Bad Zells, die 2001 über 15 Jahre alt waren, hatten 4,8 % eine Universität, Fachhochschule oder Akademie abgeschlossen. Weitere 6,6 % hatten eine Matura absolviert, 43,8 % hatten einen Lehrabschluss oder eine berufsbildende mittlere Schule besucht und 44,8 % aller Zeller hatten die Pflichtschule als höchsten Abschluss.[6] Herkunft und SpracheDer deutsche Dialekt, der im Raum Bad Zell sowie in Oberösterreich allgemein gesprochen wird, ist das Mittelbairische. 97,8 % der Zeller gaben 2001 Deutsch als Umgangssprache an. Weitere 0,4 % sprachen hauptsächlich tschechisch, 0,4 % sprachen bosnisch, der Rest sprach andere Sprachen. Der Anteil der Zeller mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag 2001 mit 1,5 % weit unter dem Durchschnitt Oberösterreichs. Dabei hatten 0,6 % der Zeller Bevölkerung eine Staatsbürgerschaft aus Bosnien-Herzegowina, 0,2 % eine aus der Türkei und 0,7 % entfielen auf sonstige Staatsbürger. Insgesamt waren 2001 etwa 2,3 % der Zeller in einem anderen Land als in Österreich geboren. Kultur und SehenswürdigkeitenSiehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Bad Zell
Wirtschaft und InfrastrukturVerkehrDie Königswiesener Straße durchläuft das Gemeindegebiet in Ost-West-Richtung. Über Pregarten und die Mühlkreis Autobahn A 7 besteht eine sehr gute Verkehrsverbindung nach Linz. Öffentliche Einrichtungen und BildungIm Ort stehen ein Kindergarten, eine Volksschule, eine Neue Mittelschule und eine Zweigstelle der Musikschule Pregarten zur Verfügung. Die Hauptschule wurde im September 1941 eröffnet. Im Schuljahr 1975/76 besuchten über 500 Schüler die Schule. Seitdem sinken die Schülerzahlen kontinuierlich. Im Schuljahr 2008/09 werden 231 Schüler von 27 Lehrern unterrichtet. Zusätzlich besteht eine Bücherei. Weiters gibt es drei Ärzte, zwei Allgemeinmediziner und einen Zahnarzt, in der Gemeinde. Im Gemeindegebiet existieren zwei Feuerwehren, die Freiwillige Feuerwehr Bad Zell und die Freiwillige Feuerwehr Erdleiten. Eine Polizeiinspektion und eine Ortsstelle des Roten Kreuzes befinden sich im Ort. PolitikGemeinderatDie Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen finden alle sechs Jahre, zeitgleich mit der Landtagswahl statt. Ab dem Jahr 1945 erreichte die ÖVP bis 2003 immer die absolute Mehrheit. Zweitstärkste Partei wurde meistens die SPÖ. Die Unabhängige Bürgerliste Bad Zell wurde ab 1985 immer vor der FPÖ die drittstärkste Partei. 2003 wurde die ÖVP mit 47,7 % stimmenstärkste Partei, verlor jedoch die absolute Mehrheit. Von 2009 bis 2021 gelang es der ÖVP die absolute Mehrheit zurückzuerobern. Bei der Wahl 2021 verlor sie die absolute Mehrheit allerdings wieder. Bad Zell ist Mitglied des Verbandes für Regional- und Tourismusentwicklung Mühlviertler Alm. Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.
Bürgermeister
WappenBlasonierung: „In Rot eine silberne, vom Schildfuß ausgehende Klause (Celle), Frontalansicht mit schwarz geöffneter Rundbogenpforte und kleinem, mit einem Kreuz bestecktem Glockentürmchen; überhöht von zwei silbernen, schräg gekreuzten Schlüsseln.“ Die Celle wird stets als jene Kapelle interpretiert, die einst Regensburger Mönche bei der Rodung hier errichtet haben sollten, samt einer kleinen Klause für durchreisende Geistliche. Die beiden Schlüssel könnten dabei auf den Patron des Regensburger Domes hinweisen, den Hl. Apostel Petrus. Die Verleihung des Gemeindewappens und der Gemeindefarben erfolgte am 16. Juni 1534 zeitgleich mit der Bestätigung alter Freiheiten und Gerichtsbarkeit. Der erste urkundliche Nachweis der Verwendung ist ein Entlassschein aus dem Jahr 1608. Das Siegel auf dem Schreiben hat die Umschrift S . D . MARCKHS . Z . ZEL . IM . ACHLAND. Durch andere Herrscher geriet das ursprüngliche Wappen in Vergessenheit und wurde erst 1925 wiederentdeckt.[9] PersönlichkeitenAus Bad Zell stammend
Für Bad Zell bedeutend
Literatur
WeblinksCommons: Bad Zell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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