Das rund 27 Hektar große Naturschutzgebiet Blochinger Sandwinkel gehört naturräumlich zu den Donau-Ablach-Platten. Es liegt etwa zweieinhalb Kilometer nordöstlich der Mengener Stadtmitte in der GemarkungBlochingen, auf einer durchschnittlichen Höhe von 560 m ü. NN
Beschreibung
Die stark mäandrierendeDonau wurde hier im 19. Jahrhundert auf weiten Strecken begradigt und mit einem Regelprofil ausgebaut. So sollte der Bau einer Eisenbahnlinie und eine bessere Bewirtschaftung der Talaue zu ermöglicht werden. Bei der Renaturierung des Flussbetts erhielt die Donau auf Grundlage alter topographischen Karten aus den Jahren 1821 und 1840 in den Jahren 1991 bis 1993 einen zweiten Arm in Form einer S-Kurve. Dabei wurde auf Uferbefestigungen weitgehend verzichtet, so dass der Fluss bei Hochwasser sein Bett durch Uferabbrüche oder Geschiebeanlandungen selbst gestalten kann.
Die hier erfolgte Maßnahme war das erste ökologisch ausgerichtete Projekt des Integrierten Donau-Programms (IDP)[1], das unter dem Motto „Lebensraum Donau: Erhalten – Entwickeln“ die Menschen der Anliegerkommunen vor dem Hochwasser der Donau schützen und zugleich den Lebensraum Donau als Naturkleinod und Kulturerbe erhalten möchte.[2]
Schutzzweck
Durch die Ausweisung als Naturschutzgebiet soll der Donaurenaturierungsbereich mit ursprünglichen Kiesrohboden- und Schotterflächen, natürlichen und wiederhergestellten Fließgewässerstrecken, Mulden mit Stillwasserbereichen sowie linsenartigen Aufkiesungen erhalten werden als
Areal für eine anthropogen ungestörte natürliche Wiederbesiedlung (Sukzession einer biologischen Nullzone),
landschaftsgeschichtliches Anschauungsobjekt, in welchem unterschiedliche Feuchtegradienten auf engstem Raum vielfältige Habitatsbedingungen bewirken, welche für diesen Donauabschnitt in früherer Zeit landschaftsprägend waren,
hervorragendes wissenschaftliches Demonstrations‑ und wissenschaftliches Forschungsobjekt für wasserwirtschaftliche und ökologische Studien über die Entwicklung eines Sukzessionsbereichs, in dem häufige Überflutungen, Ufer‑ und Sedimentverlagerungen die Ausbildung einer natürlichen Flusslandschaft mit landschaftstypischem Weichholz-Auewald fördern,
Naturraum von besonderer Eigenart, Vielfalt und Schönheit, in dem der dynamischen Entwicklung des wiederhergestellten Flussabschnitts der Donau keine einengenden Grenzen gesetzt sind, so dass durch natürliche Erosion und Sedimentation eine für die Donau typische Gewässerlandschaft entstehen kann, die durch wechselnde Flussmorphologie und daraus folgenden Sukzessionsstadien unterschiedliche Lebensräume mit Pionierstandorten für eine Vielzahl seltener oder auch vom Aussterben bedrohte Arten bietet.
Außerdem sollen das alte Donaubett mit seinem Gehölzsaum und angrenzenden Hochstaudenfluren sowie der ehemalige Prallhang mit seinem Auwaldrelikt erhalten werden.[3]
Nach Abschluss der Ranturierungsarbeiten wurde das Gebiet von Brutvögeln und Durchzüglern als Ruhe-, Rast- und Nahrungsbiotop angenommen. Insgesamt wurden inzwischen 65 Vogelarten im Schutzgebiet beobachtet, 30 von ihnen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Als „Leitvogel“ für die neugeschaffenen, offenen Kiesflächen der beiden Inseln kann der gefährdete Flussregenpfeifer bezeichnet werden.[4]
Folgende, nach Familien und Arten sortierte Vogelarten (Auswahl) sind im Gebiet Blochinger Sandwinkel erfasst:
Ammern (Emberizidae): Goldammer (Emberiza citrinella) und Rohrammer oder Rohrspatz (Emberiza schoeniclus)
↑DBV-Ortsgruppe Mengen (W. Beil, W. Gottwald, U. Löw & M. Stützel 1993): Artenliste der Vögel im Bereich Blochinger Sandwinkel.
↑Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.): Managementplan für das FFH-Gebiet 7922-342 „Donau zwischen Riedlingen und Sigmaringen“. bearbeitet von Mailänder Consult GmbH. 31. August 2017 (163 S., baden-wuerttemberg.de [PDF]).