Christian Thielemann wurde als einziges Kind von Hans und Sybille Thielemann in Berlin-Wilmersdorf geboren und wuchs in Berlin-Schlachtensee auf. Der Vater war Geschäftsführer der Berliner Vertretung der Otto Wolff AG, eines westdeutschen Eisenhandelsunternehmens; seine Mutter, aus einer pommerschen Offiziersfamilie stammend, war Apothekerin.[6][7] Thielemanns Großvater Georg Thielemann war vor dem Ersten Weltkrieg als Konditormeister von Leipzig nach Berlin gekommen und arbeitete während des Krieges als Kulissenschieber in der Hofoper Unter den Linden.[8] Thielemann nahm mit fünf Jahren Klavierunterricht und studierte Bratsche.[9] Seine Karriere begann er mit neunzehn Jahren als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin und gleichzeitig als Assistent von Herbert von Karajan in Berlin. 1985 wurde er Erster Kapellmeister an der Düsseldorfer Rheinoper und wechselte 1988 als Generalmusikdirektor (GMD) ans Staatstheater Nürnberg. Dort gelang dem damals jüngsten GMD Deutschlands mit einer Aufführung des Tristan und Isolde der künstlerische Durchbruch. 1997 erhielt er einen Ruf an die Deutsche Oper Berlin. Seinen dortigen Vertrag als Generalmusikdirektor kündigte er im Sommer 2004. Im September 2004 wurde er Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker. Im Jahr 2012 wechselte er als Chefdirigent zur Sächsischen Staatskapelle Dresden.[10]
Bei den Bayreuther Festspielen debütierte Thielemann im Jahr 2000 mit Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. 2001 dirigierte er Parsifal, 2002 eine Neuproduktion des Tannhäuser. Von 2006 bis 2010 leitete er den Bayreuther Ring (Regie Tankred Dorst), und 2012 dirigierte er den Fliegenden Holländer. 2015 übernahm er in Bayreuth die musikalische Leitung für Tristan und Isolde[11] und ab 2018 Lohengrin.[12] Am 29. Juni 2015 wurde bekannt, dass Thielemann bereits am 15. März 2015 und mit Wirkung bis zum Jahre 2020 zum Musikdirektor der Bayreuther Festspiele berufen wurde, eine Position, die es bislang noch nicht gegeben hatte.[13] Bereits zuvor war Thielemann nach dem Tod des langjährigen Festspielleiters Wolfgang Wagner musikalischer Berater der Festspielleitung. Im Jahr 2020 lief sein Vertrag als Musikdirektor aus.[14]
Am 10. Mai 2021 gab die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch bekannt, dass der Vertrag mit Christian Thielemann als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle zum Ende der Spielzeit 2023/24 ausläuft und nicht verlängert wird.[16]
Am 27. September 2023 wurde bei einer Pressekonferenz der Staatsoper Unter den Linden bekanntgegeben, dass er ab der Spielzeit 2024/25 den Posten als Generalmusikdirektor erhalten und die Nachfolge von Daniel Barenboim antreten wird. Er gab am 7. Oktober 2024 sein Antrittskonzert.[17][18]
Nach Aussage von Peter Jungblut gilt er als „genialer Wagner-Dirigent“. Er stehe „auch im Ruf, besonders selbstbewusst und schwierig im Umgang zu sein“. Im Laufe seiner Karriere sei er mehrfach aus Opernhäusern „im Unfrieden“ ausgeschieden.[20][21]
Aufnahmen
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Das Ordnungsprinzip nach Herausgeber und Veröffentlichungsdatum ist aufgrund der Menge der Aufnahmen mittlerweile sehr unübersichtlich.
Richard Wagner, Tristan und Isolde; Orchester der Wiener Staatsoper, Mai 2004.
Richard Strauss, Ein Heldenleben und Symphonische Fantasie aus Die Frau ohne Schatten; Wiener Philharmoniker, August 2003.
Albert Lortzing, Richard Strauss, Carl Maria von Weber, Richard Wagner: Deutsche Opernarien, mit Thomas Quasthoff und Orchester der Deutschen Oper Berlin, April 2002.
Arnold Schönberg, Pelleas und Melisande sowie Richard Wagner, Siegfried-Idyll; Orchester der Deutschen Oper Berlin, Oktober 2000.
Carl Orff, Carmina Burana; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin, Mai 1999.
Robert Schumann, Symphonie No. 3 „Rheinische“, „Genoveva“-Ouvertüre, op. 81, Ouvertüre, Scherzo und Finale, op. 52; Philharmonia Orchestra, 1999.
Richard Wagner, Orchestermusik (Lohengrin, Parsifal, Tristan und Isolde); Philadelphia Orchestra, Februar 1998.
Robert Schumann, 2. Sinfonie, Manfred-Ouvertüre, Konzertstück op. 86 in F für 4 Hörner; Philharmonia Orchestra, September 1997.
Ludwig van Beethoven, Funeral Cantata on the Death of Emperor Joseph II, Robert Schumann, Konzertstück op. 86 in F für 4 Hörner, Hans Pfitzner, Palestrina (Preludes to Act I & II), 1997.
Richard Strauss, Konzert für Horn und Orchester Es-Dur, Serenade Es-Dur, Sonatine Nr. 1 F-Dur Aus der Werkstatt eines Invaliden, Metamorphosen; Staatskapelle Dresden, 2018.
mit Igor Levit (Klavier), Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann (Leitung): Johannes Brahms: Klavierkonzerte Nr. 1 d-Moll op. 15, Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83, Fantasien op. 116, Intermezzi op. 117, Klavierstücke op. 118, Klavierstücke op. 119, Walzer für Klavier zu vier Händen A-Dur op. 39 Nr. 15, Sony Classical (3 CDs).
Johannes Brahms, Klavierkonzerte 1 + 2, Igor Levit, Wiener Philharmoniker, 2024
Anton Bruckner, Complete Symphonies (Bruckner 11) Wiener Philharmoniker, 2023.
Ludwig van Beethoven, Sinfonien 1–9; Wiener Philharmoniker, 2011.
Sonstige
Anton Bruckner, 5. Sinfonie, Wiener Philharmoniker, Special Annual Edition der Wiener Philharmoniker, 2014.
Ludwig van Beethoven, Violinkonzert, Romanze für Violine und Orchester No. 2, Robert Schumann, Dichterliebe, Sinfonie Nr. 3, Philharmonisches Orchester Köln, Philharmonie Essen, Frank Peter Zimmermann, Josef Protschka, H.D. Freyer, (2×LP), Sonderproduktion der WestLB, 1986.
DVD- und Blu-ray Veröffentlichungen
Arnold Schönberg, Verklärte Nacht, Richard Strauss, Eine Alpensymphonie, Wiener Philharmoniker – The Exklusive Subscription Concert Series 3, Unitel Edition, 2024
Richard Wagner, Das Rheingold, Berliner Staatsoper, Michael Volle, Anja Kampe, Unitel Edition, 2024
2004: Echo Klassik als Artist of the Year. Aus Protest gegen die Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang gab er 2018 die Auszeichnung zurück.[22]
Kläre Warnecke: Christian Thielemann. Ein Portrait. Henschel, Berlin 2003, ISBN 3-89487-465-1.
Kilian Heck, Christian Thielemann (Hrsg.): Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2006, ISBN 3-422-06593-8.
Christian Thielemann, mit Christine Lemke-Matwey: Meine Reise zu Beethoven. C. H. Beck, München 2020, 270 S., ISBN 978-3-406-75765-5.
Clemens Trautmann, Lois Lammerhuber: Christian Thielemann Dirigieren | Conducting. Bildband mit 258 Fotos und Texten in Deutsch und Englisch. Edition Lammerhuber, Baden 2019, ISBN 978-3-903101-09-8.
Christian Thielemann. Romantischer Querkopf, Dokumentarfilm von Felix Schmidt, 52 Min., Deutschland, 2007. Produktion: FTS Media und Unitel in Koproduktion mit Classica.
Christian Thielemann – Mein Strauss. Dokumentarfilm, Deutschland, 45 Min., Buch und Regie: Andreas Morell, Produktion: 3B-Produktion, Unitel Classica, ZDF, 3sat, Erstsendung: 8. Juni 2014 bei 3sat.
Wagner vs. Verdi. Dokumentarfilm-Reihe in sechs Teilen, Regie Martin Betz, Daniel Gerlach et al., 2013, ZDF.
Der Große Friedrich Remix – Musik um den Preußenkönig. Regie: Friederike Schlumbom, 18. Oktober 2012, rbb.
Beethoven entdecken. (Alternativtitel: Discovering Beethoven.) Dokumentarfilm-Reihe in neun Teilen à ca. 55 Min., Deutschland, Österreich, 2011, Regie: Christoph Engel und Anca-Monica Pandelea, Produktion: Unitel Classica, ORF, ZDF, 3sat. Joachim Kaiser und Christian Thielemann diskutieren die Besonderheiten der neun Sinfonien Beethovens. Als Grundlage werden die Aufführungen Thielemanns mit den Wiener Philharmonikern im Wiener Musikverein genommen und mit den Aufnahmen anderer Dirigenten verglichen (Besprechung).
Wagner-Geburtstagskonzert: Thielemann dirigiert die Sächsische Staatskapelle. 21. Mai 2013, Regie: Michael Beyer, ZDF.
Thielemann dirigiert Strauß. Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker, Salzburg Festival 2011, Großes Festspielhaus, Salzburg, Regie: Michael Beyer, 3sat
Sommernachtsmusik mit Christian Thielemann. Christian Thielemann dirigiert die Münchner Philharmoniker, Schloss Herrenchiemsee, 31. August 2010, Regie: Henning Kasten, ZDF und Arte.[28]
Trivia
Im Jahr 2019 war die Sendung mit der Maus im Richard-Wagner-Festspielhaus zu Gast.[29] Dabei wurde unter der Leitung von Christian Thielemann die Titelmelodie der Sendung gespielt. Dies war eines der wenigen Male, wo seit Bestehen des Hauses im Orchestergraben Musik gespielt wurde, die nicht von Wagner stammte. Auch die Neunte Symphonie von Beethoven wurde auf der Bühne gespielt.[30][31] Der Beitrag wurde in der Sendung mit der Maus am 28. Juli 2019 ausgestrahlt.[32]
↑dpa: Neues an der Staatsoper: Daniel Barenboim als "Ehrenchefdirigent" gefeiert. In: Die Zeit. 7. Oktober 2024, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 8. Oktober 2024]).