Die Division 1 1942/43 war die vierte Austragung der französischen Fußballliga während des Zweiten Weltkriegs, der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht (Sommer 1940) und der nachfolgenden Aufteilung des nach Annexion von Elsass und Teilen Lothringens verbleibenden Gebietes in eine freie, eine besetzte und – in Grenznähe zu Belgien, Deutschland und der Schweiz – eine verbotene Zone (Zone libre, Zone occupée, Zone interdite).
Diese sogenannten „Kriegsmeisterschaften“ (Championnats de guerre) zwischen 1939 und 1945 zählen – anders als der Landespokal – nicht als offizielle Wettbewerbe, und die jeweiligen Sieger einer von deren Spielzeiten haben demzufolge auch keinen offiziellen Titel gewonnen. Gewinner der Nordgruppe wurde Racing Lens, Gewinner der Südgruppe der Toulouse FC.
Sämtliche 18 Mannschaften, die der ersten Liga in der vorangehenden Spielzeit angehört hatten, nahmen auch an dieser Ausspielung teil. Dazu kamen 14 Mannschaften neu hinzu; darunter waren erstmals seit 1940 auch wieder fünf Teams aus der grenznahen „verbotenen Zone“ vertreten. Die 32 Teilnehmer der ersten Liga wurden wieder in zwei regionale Gruppen (Nord und Süd) aufgeteilt, deren jeweiliges Gebiet dem der besetzten beziehungsweise der unbesetzten Zone entsprach:
Es galt die Zwei-Punkte-Regel; bei Punktgleichheit gab der Torquotient den Ausschlag für die Platzierung. In dieser Saison dauerten die Spiele wieder 90 Minuten; dafür musste jede Mannschaft mindestens vier Amateurfußballer einsetzen, während der Einsatz von ausländischen Spielern untersagt war.[1]
Mit insgesamt 1.750 Treffern in 480 Matches ergab sich ein Mittelwert von 3,6 Toren pro Partie; in der Nordgruppe lag die durchschnittliche Trefferzahl allerdings bei fast 3,9, im Süden lediglich bei 3,4. Erfolgreichste Torschützen waren im Norden Stefan Dembicki alias „Stanis“ aus Lens mit 43, im Süden Emmanuel Aznar von Olympique Marseille mit 45 Saisontreffern.[1]
Zur kommenden Spielzeit kam es zu einer – wenn auch nur ein Jahr währenden – Neuordnung der höchsten französischen Liga, in der dann keine Vereinsmannschaften gegeneinander antraten.
Gruppe Nord
In dieser Gruppe sah man nahezu einen Alleingang des Racing Club Lens, der sich sogar eine Heimniederlage gegen die am Saisonende zweitplatzierten „Roten Teufel“ aus Rouen erlauben konnte, zumal die Nordfranzosen sich auch in den Auswärtsspielen lediglich zwei Gegnern (Red Star und Sochaux-Valentigney) geschlagen geben mussten und über den mit weitem Abstand torgefährlichsten Angriff (98 Treffer) in dieser Staffel verfügten. Für den Gruppendritten SC Fives war dies die letzte Spielzeit in der Division 1; der Liller Vorortklub fusionierte noch vor dem Kriegsende mit dem Nachbarn Olympique Iris Club.
Toulouse gab vor eigenem Publikum keinen einzigen Punkt ab, holte auch bei zwei seiner drei Verfolger (Sète und Neuling Grenoble) auswärts jeweils einen Punkt und legte damit den Grundstein für seinen Gruppensieg. Diesen vermochte auch Marseilles „100-Tore-Sturm“ nicht zu verhindern; dabei hatte Olympique mit seinem 20:2-Erfolg gegen Schlusslicht Avignon einen Torrekord aufgestellt, der bis weit in das 21. Jahrhundert Bestand hat. Neun Treffer erzielte alleine „Manu“ Aznar, darunter in Folge die ersten acht dieser völlig einseitigen Begegnung.[2]
Ein Grund dafür, weshalb Cannes trotz besseren Torverhältnisses in der Tabelle hinter Brive platziert wurde, wird in der verwendeten Literatur nicht angegeben.
Kreuztabelle
Ol. Alè
FC Ann
AS Avi
ESA Bri
AS Can
AS C-F
FC Gre
OU Lyo
Ol. Mar
USO Mon
OGC Niz
Ol. Nîm
USA Per
FC Sèt
AS StÉ
FC Tou
Olympique Alès
3:1
4:2
3:2
0:1
3:1
0:1
1:1
0:2
2:0
4:0
1:2
1:1
1:2
0:1
0:3
FC Annecy
2:0
3:1
3:1
3:2
0:2
2:2
0:1
0:0
0:0
1:0
1:1
4:1
3:2
3:6
2:2
AS Avignon
1:0
1:1
3:3
2:1
2:0
0:0
3:1
0:4
1:4
1:2
1:3
2:0
2:4
1:2
2:5
ESA Brive
4:1
2:1
4:0
4:2
0:0
1:4
3:2
2:1
4:2
5:4
0:1
0:1
0:2
4:0
6:2
AS Cannes
5:0
3:0
1:2
1:2
1:0
0:1
2:1
3:3
2:0
3:0
3:0
1:0
2:3
2:1
1:3
AS Clermont-Ferrand
4:1
2:0
4:1
2:1
3:3
1:3
4:2
2:5
1:2
1:1
1:0
2:1
1:1
2:4
0:2
FC Grenoble
2:0
0:0
3:0
9:1
0:2
3:1
2:1
2:1
2:0
3:1
1:0
1:0
2:0
0:1
1:1
Lyon OU
0:0
1:1
4:2
1:2
0:2
3:2
1:3
1:2
4:0
1:1
3:2
2:1
2:0
0:1
1:0
Olympique Marseille
2:0
9:1
20:2
2:3
1:1
4:2
4:1
8:2
4:1
7:1
6:1
1:1
1:4
3:1
3:3
USO Montpellier
1:1
1:3
0:0
4:3
3:1
4:1
1:0
1:3
1:1
0:2
0:3
2:4
0:0
1:1
3:0
OGC Nizza
2:0
3:1
1:1
1:0
5:2
2:1
1:1
0:1
0:1
3:1
3:0
2:0
4:2
1:0
1:4
Olympique Nîmes
0:0
1:2
1:1
1:1
3:1
1:1
1:2
3:3
2:0
3:0
2:1
3:0
2:1
2:1
1:1
USA Perpignan
0:2
2:0
4:2
2:0
1:1
1:1
1:1
0:0
2:2
3:0
3:0
3:1
0:3
8:2
0:2
FC Sète
6:0
2:2
2:0
1:0
1:1
3:1
6:0
3:0
1:1
1:0
5:0
1:0
3:1
1:1
1:0
AS Saint-Étienne
1:4
0:0
0:1
2:0
3:1
0:1
1:1
3:0
0:1
6:1
1:3
2:1
3:0
3:1
1:1
Toulouse FC
6:0
4:2
4:0
3:0
6:1
7:0
9:0
3:0
3:1
2:1
3:0
6:1
2:0
1:0
5:2
Die Spieler der Gruppensieger
Bei Lens beziehungsweise Toulouse waren die folgenden Spieler in Begegnungen der Division 1 zum Einsatz gekommen:[3]
↑Alain Pécheral: La grande histoire de l’OM. Des origines à nos jours. Éd. Prolongations, o. O. 2007, ISBN 978-2-916400-07-5, S. 99
↑Guillet/Laforge, S. 142, für Lens ergänzt aus Marion Fontaine: Le Racing Club de Lens et les « Gueules Noires ». Essai d’histoire sociale. Les Indes savantes, Paris 2010, ISBN 978-2-84654-248-7, S. 287ff., für Toulouse aus Stéphane Boisson/Raoul Vian: Il était une fois le Championnat de France de Football. Tous les joueurs de la première division de 1948/49 à 2003/04. Neofoot, Saint-Thibault o. J.