Um den Song Contest in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gab es einiges an Aufregung. Es kam zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, da ein Anschlag der japanischen Roten Armee auf die israelische Delegation befürchtet wurde[1]. Auch die deutsche Kandidatin Joy Fleming wurde von Personenschützern vom Flughafen abgeholt, da ein angeblicher Jürgen-Marcus-Fan am Telefon Morddrohungen gegen sie ausgesprochen hatte.
Außerdem fand in Schweden mit dem Alternativfestivalen von 17. bis 22. März ein alternatives Musik-Festival statt, das von der alternativen Musikszene Schwedens als Gegenbewegung zum kommerziell wahrgenommenen Eurovision Song Contest in derselben Woche in Stockholm organisiert wurde. Dabei wurde protestiert, dass der öffentlich-rechtliche Sender Sveriges Radio sein Musikbudget für das Jahr vor allem für kommerzielle, international ausgerichtete Popmusik ausgab und die lokale Kultur- und Musikszene Schwedens zu wenig förderte. Das Alternativfestivalen hatte großen Erfolg und führte dazu, dass Sveriges Radio im Folgejahr keinen schwedischen Beitrag zum Song Contest entsandte.[2]
Spannungen gab es auch unter den Eurovisions-Mitgliedern. Zum ersten Mal nahm 1975 die Türkei am Ereignis teil. Griechenland verzichtete aufgrund des Debüts der Türkei daher auf eine Teilnahme. Der Zypernkonflikt war aktuell. Im Folgejahr nahm dafür die Türkei nicht teil, aber übertrug das Ereignis, blendete allerdings den griechischen Beitrag aus.
Für Deutschland nahm Joy Fleming mit Ein Lied kann eine Brücke sein teil. Sie landete auf dem 17. und somit drittletzten Platz. Für die Schweiz trat Simone Drexel mit einem deutschsprachigen Lied an. Sie landete auf dem 6. Platz mit dem Song Mikado.
Teilnehmer
Die Türkei nahm zum ersten Mal am Wettbewerb teil. Aufgrund der Teilnahme der Türkei verzichtete Griechenland einen Beitrag nach Stockholm zu schicken. Dagegen nahmen Frankreich und Malta wieder teil, so dass es mit 19 Ländern einen neuen Teilnehmerrekord gab.
In diesem Jahr wurde das für den Eurovision Song Contest so typische Punktesystem eingeführt, welches es bis zum Jahr 2015 gab. In jedem Land gab es eine elfköpfige Jury, die zunächst die zehn besten Lieder intern ermittelten. Danach vergaben die einzelnen Jurys 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 Punkte und 1 Punkt an diese zehn besten Lieder.
↑"Terrorwelle in Schweden befürchtet", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. März 1975, S. 4.
↑David Thyrén: The Alternative Eurovision Song Contest 1975 in Sweden. In: A Cultural History of the Avant-Garde in the Nordic Countries 1950-1975. Brill, 2016, S.831–840.