Lage der Stadien des FCN und FC Bayern in Bayern. Sie sind rund 139 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Als Fränkisch-Bayerisches Derby werden Fußballspiele zwischen den beiden erfolgreichsten Vereinen im Freistaat Bayern, dem 1. FC Nürnberg(FCN) und dem FC Bayern München(FCB), bezeichnet. Das Fränkisch-Bayerische Derby – auch Bayernderby bzw. Südderby genannt – ist mit bislang 192 Begegnungen seit 1901, davon 154 Pflichtspiele, nach dem Frankenderby und dem Münchner Derby das am dritthäufigsten ausgetragene Fußballderby Deutschlands. Manchmal werden auch Partien zwischen anderen fränkischen und bayerischen Mannschaften, wie zum Beispiel zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem TSV 1860 München, als Fränkisch-Bayerisches Derby bezeichnet.
Insgesamt ist die Begegnung 192 Mal (65 FCN-Siege, 37 Unentschieden, 90 FCB-Siege) in Statistiken (Stand: 12. Januar 2020) erfasst worden, jedoch oftmals ohne Quellen zum Ergebnis, sondern nur zum Gewinner bzw. Verlierer. Trotz der größeren Anzahl an Bayern-Siegen, führt der FCN im Torverhältnis noch immer (337 zu 323 Treffer).
Im Jahr 1900 gründeten sich die Fußballvereine 1. FC Nürnberg und FC Bayern München, und schnell entwickelte sich trotz der 180 km Entfernung eine große Rivalität, da die Mannschaften sowohl die beiden größten bayerischen Städte vertreten, als auch gleichzeitig die erfolgreichsten Clubs aus Bayern sind. Hinzu kommt, dass die ehemals freie ReichsstadtNürnberg, die 1806 ins Königreich Bayern eingegliedert wurde, nicht zu Altbayern, sondern zur kulturell eigenständigen Region Franken gehört und das Aufeinandertreffen somit den Charakter eines Unabhängigkeitskampfes für die Nürnberger darstellt. Zudem stehen sich auch die Milieus der beiden Vereine, der Club als Verein einer traditionellen Arbeiter- und Kaufmannsstadt, die Bayern als eine von wohlhabenden Akademikern gegründete und geprägte Mannschaft, konträr gegenüber. Des Weiteren war der 1. FC Nürnberg mit neun Meisterschaften und drei Pokalsiegen sowohl bis 1987 über 64 Jahre lang deutscher Rekordmeister, als auch bis 1969 über 34 Jahre lang deutscher Rekordpokalsieger, bevor er jeweils vom FC Bayern abgelöst wurde.
Anfänge
Beide Vereine trafen erstmals 1901 in einem Freundschaftsspiel um die „Bayerische Meisterschaft“ aufeinander, das die Bayern mit 6:0 für sich entscheiden konnten. Die aufgrund ihrer elitären Gründer und Mitspieler bald auch als „Kavaliers-“ oder „Protzenklub“ bezeichneten Bayern, fragten vor diesem ersten Aufeinandertreffen, „Nun, wie hoch glaubt’s denn, dass ma’s machn?“, und hatten dabei überheblich auf ein 15:0 getippt. Der erste Sieg gelang dem Club im Jahre 1906 mit einem 4:3. Ab 1907 trafen sich dann beide Vereine regelmäßig in der Süddeutschen Fußballmeisterschaft.[1]
Nürnberger Dominanz
In den 1920er Jahren konnte der FCN fünf deutsche Meistertitel einfahren und galt zusammen mit dem Nachbarn aus Fürth als die Mannschaft der Stunde. So geriet das Derby gegen die Bayern im Vergleich zum Frankenderby stark in den Hintergrund. Im Januar 1925 sah der Vergleich mit 17 Club- und 15 Bayernsiegen bei 35 ausgetragenen Partien, noch einigermaßen ausgeglichen aus. In den darauffolgenden Jahren jedoch gewann der FCN zunehmend mehr Partien und dominierte die Ligen. Eine Ausnahme bildet die Saison 1932, in der die Bayern das erste und einzige Mal vor Gründung der Bundesliga einen Meistertitel erringen konnten. Die Bilanz nach Ende des Zweiten Weltkriegs sieht den Club folglich mit 37 Siegen bei 20 Niederlagen und elf Unentschieden aus 68 Begegnungen klar vorne. Des Weiteren stehen zu diesem Zeitpunkt sechs Meisterschaften und zwei Pokalsiege seitens der Nürnberger einem Meistertitel der Bayern gegenüber.[2]
In den Nachkriegsjahren begegnete man sich bis zur Gründung der Bundesliga 1963 regelmäßig in der Oberliga Süd. Auch hier dominierten die Nürnberger das Geschehen und konnten das Derby 17-mal für sich entscheiden. Die Bayern gewannen hingegen nur acht der 34 Aufeinandertreffen. Im April 1955 stand mit einem 6:1 des FCN auch der erste Abstieg der Bayern in die Zweitklassigkeit fest.[3] Nach dem sofortigen Wiederaufstieg und dem Gewinn des DFB-Pokals 1957 waren die Bayern kurz davor sich für die Bundesliga zu qualifizieren. Da jedoch der Lokalrivale1860 München in der Saison 1962/63 Meister wurde, vergab der DFB den Münchner Bundesligastartplatz an die 1860er. Eigentlich rangierten die Bayern in der entscheidenden Zwölfjahreswertung nämlich vor 1860 München, konnten aber trotz Protesten nicht in der Bundesliga starten.[4] So gehörte der FC Nürnberg der Bundesliga als Gründungsmitglied an, der FC Bayern spielte ab 1965/66 ebenfalls in dieser. Nach der Entscheidung um den Gewinn des neunten Meistertitels 1968 beim mit 2:0 gewonnenen Auswärtsspiel im Grünwalder Stadion gegen die Bayern, stürmten die 10.000 mitgereisten Club-Fans spontan den Rasen.[5]
Der Aufstieg der Bayern
In der Saison 1968/69 konnten die Bayern ihrerseits ihren ersten Bundesliga-Titel erringen, während der Club in der gleichen Saison als bislang erster und einziger amtierender deutscher Meister in eine neunjährige Zweitklassigkeit abstieg. Seitdem pendelt er regelmäßig zwischen erster und zweiter Liga. Die Bayern hingegen überholten den FCN 1987 nach über 64 Jahren deutscher Rekordmeisterschaft mit ihrem 10. Meistertitel und wurden seitdem unter anderem 28-mal deutscher Meister und 18-mal deutscher Pokalsieger. Das letzte Mal konnte sich der Club in der Saison 1991/92 vor dem FCB platzieren, als man knapp an der UEFA-Cup-Qualifikation scheiterte.[6]
Kontroverse Schiedsrichterentscheidungen
Immer wieder wurden Schiedsrichterentscheidungen nach dem Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften kontrovers diskutiert. So lag der Club im DFB-Pokalfinale 1982 zur Pause, trotz eines ihm versagten Elfmeters mit 2:0 vorne. In der 72. Minute traf der Schiedsrichter beim Stand von 2:2 mit einem Elfmeterpfiff eine Fehlentscheidung, die das Spiel letztendlich zu Gunsten der Bayern ausgehen ließ.
Auch im September 1985 entschied der Schiedsrichter Rainer Jupe nach einem auf der Linie geklärten Schuss auf Tor für die Bayern und ließ ein zu frühes Loslaufen des FCB-Keepers bei einem Elfmeter für den Club ungeahndet. Rainer Jupe wurde anschließend vom DFB für zwei Monate suspendiert und auch der damalige DFB-Schatzmeister Egidius Braun stellte fest, dass Nürnberg klar benachteiligt worden sei. Der langjährige Nürnberger Trainer Heinz Höher fasste die Unregelmäßigkeiten in den Spielen gegen die Bayern wie folgt zusammen: „Wenn wir besser sind, gewinnen die Bayern. Wenn es ausgeglichen ist, gewinnen die Bayern. Und wenn die Bayern besser sind, gewinnen sie sowieso.“[7]
Im Abstiegskampf 1994 benötigte der Club nur noch einen Punkt, um sich vorzeitig den Klassenerhalt zu sichern. Im Münchner Olympiastadion entschied der Bremer Schiedsrichter Hans-Jürgen Osmers in der 21. Minute auf Tor, obwohl der Schuss von Thomas Helmer nachweislich am Tor vorbeiging. Diese Situation ging als Phantomtor in die Bundesligageschichte ein. Das Spiel gewannen die Münchner am Ende mit 2:1, mussten jedoch nach Protesten zu einem Wiederholungsspiel antreten, in dem sie sich jedoch deutlich mit 5:0 durchsetzen konnten. Der FCN stieg somit ein weiteres Mal in einer Meisterschaftssaison der Bayern ab.[8]
Im September 2005 konnten die Bayern nach einem irregulären Treffer aus einer Abseitsposition heraus mit 2:1 gegen den Club gewinnen. Der damalige FCN-Trainer Wolfgang Wolf sagte anschließend: „Die Schiedsrichter haben die Hosen voll, wenn es gegen Bayern geht. Ich wünschte mir von Ihnen mehr Courage, ohne Angst zu haben, dass draußen der Hoeneß schimpt.“[9]
Jüngste Vergangenheit
In den letzten Begegnungen konnte sich meistens die Bayern durchsetzen, so sieht die Bilanz seit 2006 aus 16 Aufeinandertreffen elf Erfolge für die Bayern bei nur einem Clubsieg. Das letzte Mal konnte der FCN in der Pokalsiegersaison 2006/07 am 2. Februar 2007, zum Neuanfang von Ottmar Hitzfeld als Bayerntrainer, mit einem 3:0 im heimischen Stadion einen Sieg einfahren. Nach vier Jahren Zweitklassigkeit und dem Wiederaufstieg des 1. FC Nürnberg 2018 gab es in der Saison 2018/19 erstmals wieder ein Aufeinandertreffen. Der FC Bayern konnte sich im Hinspiel vor heimischen Publikum mit 3:0 durchsetzen, das Rückspiel fand planmäßig im April in Nürnberg statt und endete 1:1. In der Winterpause der Saison 2019/20 kam es am 11. Januar 2020 zu einem Testspiel in Nürnberg. Im Max-Morlock-Stadion besiegte der Club die Bayern mit 5:2.
Übersicht der Spiele
1900 bis 1945
Da es nicht zu allen Spielen bis 1945 Informationen zu Datum, Ergebnis, Spielort, sowie überhaupt Gewinner der jeweiligen Partie gibt, sind in einer eigen geführten Tabelle alle bekannten Informationen zu Aufeinandertreffen in diesem Zeitraum geführt. Fest steht jedoch, dass es bis zum Start der Saison 1945/46 67 fränkisch-bayrische Aufeinandertreffen gab, von denen der FC Nürnberg 36 Partien gewann, der FC Bayern konnte 20 Spiele für sich entscheiden. Die elf weiteren Begegnungen endeten unentschieden.[10]
Unter Spieltag/Runde sind (zumeist aus Witterungsgründen) ausgefallene Spiele nicht unter dem ursprünglich geplanten Spieltag eingeordnet, sondern in zeitlicher Nähe zu jenem Spieltag, der dem Datum des Nachholspiels am nächsten lag. Bei Pokalspielen wird die Runde genannt, wobei (H) für Hinspiel, (R) für Rückspiel und (W) für Wiederholungsspiel steht.
Die Zahlen in Klammern unter Ergebnis bedeuten den Halbzeitstand. „n. E.“ heißt „nach Elfmeterschießen“, „n. V.“ heißt „nach Verlängerung“.
Aufteilung der Gauliga Bayern in Gauliga Nordbayern und Gauliga Südbayern
1945 bis heute
Diese Liste beinhaltet seit dem Start der Oberliga Süd 45/46 alle Pflichtspiele sowie seit 2020 auch alle sonstigen Aufeinandertreffen.
In der Spalte Anlass sind ausschließlich Spiele im Rahmen von Meisterschaften, der Bundesliga, sowie des DFB-Pokals (inklusive regionaler Vorrunden innerhalb des BFV) sowie seit 2019 auch Testspiele berücksichtigt. In anderen Pokalwettbewerben sind der 1. FC Nürnberg und FC Bayern München bislang noch nicht aufeinander getroffen.
Unter Spieltag/Runde sind (zumeist aus Witterungsgründen) ausgefallene Spiele nicht unter dem ursprünglich geplanten Spieltag eingeordnet, sondern in zeitlicher Nähe zu jenem Spieltag, der dem Datum des Nachholspiels am nächsten lag. Bei Pokalspielen wird die Runde genannt, wobei (H) für Hinspiel, (R) für Rückspiel und (W) für Wiederholungsspiel steht.
Die Zahlen in Klammern unter Ergebnis bedeuten den Halbzeitstand bzw. den Stand nach 90 Minuten oder nach der Verlängerung. „n.E.“ heißt „nach Elfmeterschießen“, „n.V.“ heißt „nach Verlängerung“.
Bei diesem Spiel handelte es sich um eine Neuansetzung. Die ursprüngliche Partie, die am 23. April 1994 ausgetragen wurde, endete 2:1 für den FC Bayern München. Jedoch kam es hierbei zum sogenannten Phantomtor, wodurch die Partie annulliert und neu angesetzt wurde.
Bilanz
Die Gesamtbilanz beider Teams sieht wie folgt aus:
Seit ein paar Jahren gehören die Amateurmannschaften der vierthöchsten Spielklasse an, wodurch sich hier ein kleines Fränkisch-Bayerisches Derby etabliert hat. Hierbei konnten sich in bisher 21 Begegnungen der 1. FC Nürnberg sechsmal (rot unterlegt) und der FC Bayern München neunmal (blau unterlegt) durchsetzen. Sechsmal endete das kleine Derby bislang unentschieden (gelb unterlegt). Die Tordifferenz beträgt aktuell 28 zu 33 aus Sicht des FCN.[16]
Die nachfolgende Tabelle listet alle 1294 fränkisch-bayerischen Derbys, die es seit 1945 in einem Pflichtspiel der ersten bzw. ab 1963 der ersten und zweiten Herrenliga gab mit Ausnahme von Relegationsspielen. Zudem werden alle Aufeinandertreffen im DFB-Pokal geführt. In der oberen Zeile befinden sich alle bayerischen, in der ersten Spalte alle fränkischen Mannschaften.
Bernd Siegler, Christoph Bausenwein, Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 3-89533-536-3, S. 329 ff.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 330.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 331.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 331.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 332.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 332.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 335.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 334f.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 337.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 331.
↑Bernd Siegler, Christoph Bausenwein und Harald Kaiser: Die Legende vom Club: die Geschichte des 1. FC Nürnberg, 2006, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, ISBN 3-89533-536-3, S. 329ff.