Harald DreßingHarald Raimund Dreßing (* 24. Juli 1957 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher forensischer Psychiater. LebenDreßing studierte Medizin an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Er leitet seit 1993 den Bereich Forensische Psychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. 2005 erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Heidelberg. Dreßing ist als Gutachter in Straf-, Sozial- und Zivilverfahren bundesweit tätig. Er leitete als Verbundkoordinator das Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) zusammen mit Dieter Dölling, Andreas Kruse, Britta Bannenberg, Hans Joachim Salize, Dieter Hermann und Eric SchmittIn einem im September 2019 veröffentlichten Essay schlug Dreßing die Einrichtung einer Wahrheitskommission zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vor.[1] Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Themen Stalking, posttraumatische Belastungsstörungen sowie die Risikoeinschätzung bei Amok. Weiterhin befasst sich Dreßing mit dem Thema der medialen Stigmatisierung psychisch Kranker und hat hierzu eine Untersuchung der Berichterstattung in den Printmedien nach dem Absturz der Germanwingsmaschine durchgeführt. Dreßing ist zusammen mit Elmar Habermeyer Herausgeber des Handbuchs „Psychiatrische Begutachtung“. 2019 wurde er vom Bundesminister für Arbeit und Soziales in den Ärztlichen Sachverständigenbeirat Versorgungsmedizin berufen. 2023 publizierte Dreßing eine Metaanalyse zur Prävalenz der posttraumatischen Belastungsstörung bei Rettungssanitätern und erstattete ein Gutachten zu dieser Frage für das Bundessozialgericht, das in seinem Urteil die posttraumatischen Belastungsstörung bei Rettungssanitätern als „Wie Berufskrankheit“ anerkannte (B 2 U 11/20 R). Seit 2020 ist Dreßing Mitglied in der Arbeitsgruppe „Forschung und Wissenschaft“ des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Dreßing ist auch Mitglied des Forschungsverbundes ForuM. In einer 2024 veröffentlichten Studie wurden dort Ausmaß und strukturelle Bedingungen sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich der evangelischen Kirche und der Diakonie Deutschland untersucht.[2] Dreßing berichtete dort über eine schleppende Zuarbeit einiger Landeskirchen, die zu einer erheblichen zeitlichen Verzögerung bei der Studie geführt habe und eine intensivere Personalaktenanalyse letztlich unmöglich gemacht habe.[3] In beiden Kirchen sei der Missbrauch aber nach demselben Muster abgelaufen, indem Täter ihre pastorale Macht missbraucht hätten.[4] Dreßing kritisierte die Kinderbeichte: Erstkommunikanten könnten die Themen noch gar nicht erfassen, zudem sei die Beichte zur Planung von Straftaten missbraucht worden.[5] 2024 erstattete Dreßing vor dem Landesgericht Lübeck ein Gutachten, das sich mit der seltenen Frage befasste, ob ein sexueller Kindesmissbrauch im Schlafzustand begangen worden sein könnte (Sexsomnia) und der Täter deshalb schuldunfähig war.[6] Im März 2024 wurde in einer Pressemitteilung berichtet, dass das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm sowie das Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg gemeinsam eine von Dreßing koordinierte repräsentative nationale Dunkelfeldstudie zur Häufigkeit, dem situativen Kontext und den Folgen sexualisierter Gewalt zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen starten.[7][8] Veröffentlichungen (Auswahl)
Weblinks
Einzelnachweise
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