Jakob MoleschottJakob Moleschott, auch Jacob Moleschott (* 9. August 1822 in ’s-Hertogenbosch, Niederlande; † 20. Mai 1893 in Rom) war ein niederländischer Arzt und Physiologe. Zusammen mit Carl Vogt und Ludwig Büchner vertrat er im Materialismusstreit die Position des wissenschaftlichen Materialismus. Wie Adolf Fick, Carl Ludwig und Emil du Bois-Reymond vertrat er eine physikalisch-mathematisch fundierte, experimentelle Richtung[1] der Physiologie. LebenJakob Moleschott studierte in Heidelberg Medizin. Von 1845 bis 1847 arbeitete er als Arzt in Utrecht, ab 1847 lehrte er als Privatdozent in Heidelberg Physiologie. Aufgrund des materialistischen und atheistischen Charakters seines Buches Der Kreislauf des Lebens (1852) drohte ihm 1854 der Rektor der Universität Heidelberg mit dem Entzug der Lehrberechtigung. Gegenüber dem badischen Kultusminister verzichtete Moleschott daraufhin brieflich auf jede Lehrtätigkeit, weil er die Lehrfreiheit nicht mehr gewährleistet sah. Zunächst leitete Moleschott in Heidelberg ein privates Laboratorium, bevor er 1856 einem Ruf nach Zürich folgte. Ab 1861 lehrte er in Turin und wurde 1876 Senator des Königreichs Italien. Ab 1879 war Moleschott Professor für Physiologie in Rom. Er gehörte zu den bekanntesten niederländischen Physiologen des 19. Jahrhunderts. Leistungen und WerkMoleschotts Forschungen werden auf kultur- und physiologiegeschichtlichem Hintergrund kritisch untersucht und bewertet. Neben seinen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet des Stoffwechsels und der Diätetik leistet er wichtige Beiträge zur Lungenhistologie und Blutphysiologie. Während seiner Lehrtätigkeit in Heidelberg wurde er dort infolge seines Atheismus seines Amtes enthoben. Er legt in seinem berühmt gewordenen Buch Der Kreislauf des Lebens: Physiologische Antworten auf Liebig's Chemische Briefe. (1852, 5. Aufl. 1876) den Gedanken von der Erhaltung der Kraft im Kreislauf der Natur in rein stofflichem Sinne aus. Wenn der Bergmann im Schweiße seines Antlitzes phosphorsauren Kalk aus der Erde holt, der Bauer mit ihm seinen Weizen düngt, so denkt er nicht daran, dass er damit nicht bloß den Körper, sondern am letzten Ende auch das Gehirn des Menschen nährt. »Ohne Phosphor kein Gedanke!« Mit dem Stoffe ist das Leben, mit dem Leben das Denken, mit dem Denken der Wille, das Leben besser und glücklicher zu machen, verbunden. Vermögen wir daher unserem Gehirn die besten Stoffe zuzuführen, so werden auch Denken und Wollen ihre höchste Entwicklung erreichen und die soziale Frage wird ihre Lösung finden. Der Mensch ist die Summe von Eltern und Amme, Ort und Zeit, Luft und Wetter, Schall und Licht, Kost und Kleidung, kurz durch äußere Einflüsse durchaus bedingt. Die Naturforschung ist daher der Prometheus unserer Zeit, die Chemie die höchste Wissenschaft. Gegen Ende seines Lebens hat Moleschott übrigens betont, dass er, da der Stoff nie ohne Kraft (Geist) zu denken sei, eigentlich eine »unteilbare Zweieinigkeit«, also den Monismus und nicht den Materialismus lehre. Als Vertreter des mechanischen Materialismus der 1850er Jahre wurde er von Ludwig Feuerbach beeinflusst. Seine Einstellungen als Vertreter des naturwissenschaftlichen Materialismus:
Moleschott wurde im Jahr 1884 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.[2] Schriften
Literaturin der Reihenfolge des Erscheinens
WeblinksWikisource: Jacob Moleschott – Quellen und Volltexte
Commons: Jacob Moleschott – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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