Marchlewski musste in die Schweiz fliehen und studierte dort Jura und Staatswissenschaften in Zürich bis zur Promotion. 1896 ging er nach Deutschland und beteiligte sich an der Herausgabe verschiedener sozialdemokratischer Zeitungen. An der Revolution in Russland persönlich beteiligt, wurde Marchlewski 1905 in der Festung Modlin inhaftiert. Im Jahr 1908 zog er nach Berlin. Marchlewski gehörte 1916 zu den Mitgründern des Spartakusbundes und war von 1916 an bis zu seiner Ausweisung nach Russland 1918 für seine politischen Ansichten inhaftiert. Er lebte ein Jahr in Moskau und kehrte anschließend illegal nach Deutschland zurück, wo ihn die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlandskooptierte. Von 1922 bis zu seinem Tod 1925 war er Vorsitzender der Internationalen Roten Hilfe.
Marchlewski starb während eines Kuraufenthalts im italienischen Nervi. Mit Hilfe der Regierung der Sowjetunion wurde seine Asche nach Berlin gebracht und am 5. April 1925 nach seinem letzten Willen auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde neben den Gräbern seiner Freunde Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Franz Mehring beigesetzt. Von dort im Mai 1950 nach Polen überführt, fand Marchlewski seine letzte Ruhe auf dem Warschauer Militärfriedhof.
Der Physiokratismus in Polen. Müller, Zürich 1897. (= Zürcher volkswirtschaftliche Abhandlungen; 2). Digitalisat.
Galizien. Reiseeindrücke und Studien. In: Die neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. 20.1901-1902, 2. Band (1902), Heft 24=50, S. 741–749. Digitalisat.
J. Karski: Schutzzoll-Raubzoll Leipziger. Buchdruck AG, Leipzig 1911.
Was ist der Bolschewismus und was haben die Bolschewiki in Russland geleistet. Kommunistische Partei, Essen (1919). Digitalisat.
Das Rätesystem. Vortrag von J. Karski. Kommunistische Partei, Essen (1919). Digitalisat.
Die Sozialisierung des Bergbaues. Vortrag von Karski. Kommunistische Partei, Essen (1919). Digitalisat.
Sowjetrussland und Polen. Reden von Kamenew, Lenin, Trotzki, Marchlewski, Sokolnikow, Radek und Martow [u.a.] in der Vereinigten Sitzung des Allrussischen Zentral-Exekutiv-Komitees des Moskauer Rates der Arbeiter- und Bauerndelegierten, der Gewerkschaftsverbände und der Betriebsräte am 5. Mai 1920. In: Russische Korrespondenz, 1920.
Die Agrarfrage und die Weltrevolution. Seehof, Berlin 1920. Digitalisat.
Polen und die Weltrevolution. Verlag der Kommunistischen Internationale. Carl Hoym, Hamburg 1920. Digitalisat.
Zur Polenpolitik der preußischen Regierung. Auswahl von Artikeln aus den Jahren 1897 bis 1923. Dietz Verlag, Berlin 1957. (= Schriftenreihe Beiträge zur Geschichte u. Theorie d. Arbeiterbewegung; Heft 14).
Imperialismus oder Sozialismus? Mit einem Nachruf von Clara Zetkin. Dietz Verlag, Berlin 1960.
Sezession und Jugendstil. Kritiken um 1900. Verlag der Kunst, Dresden 1974. (Fundus-Reihe; 35).
In Ost-Berlin erhielt am 16. März 1950 die Memeler Straße den neuen Namen Marchlewskistraße.[2] Ein in Potsdam aufgestellter Gedenkstein für Marchlewski wurde nach 1990 beseitigt.
Horst Schumacher: Sie nannten ihn Karski. Das revolutionäre Wirken Julian Marchlewskis in der deutschen Arbeiterbewegung 1896 bis 1919. Akademie-Verlag, Berlin 1964 (=Schriften des Instituts für Geschichte. Allgemeine und deutsche Geschichte. Band 24).
Horst Schumacher, Feliks Tych: Julian Marchlewski-Karski. Eine Biographie. Dietz Verlag, Berlin 1966.
Feliks Tych: Rosa Luxemburg und Julian Marchlewski-Karski in der polnischen und in der deutschen Arbeiterbewegung. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 30. Jg., 1988, Heft 5, S. 640–648.