Kenzingen liegt in der Oberrheinebene am Westrand des Schwarzwalds an der Alten Elz etwa 30 km nördlich von Freiburg im Breisgau. Aufgrund der geographischen Lage wird Kenzingen auch „Perle im Breisgau“ genannt.[2] Seit dem 1. Oktober 2024 führt Kenzingen die offizielle Zusatzbezeichnung „Breisgaustadt“.[3]
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus den Stadtteilen Bombach, Hecklingen, Kenzingen und Nordweil. Die räumlichen Grenzen der Stadtteile sind identisch mit denen der früher selbstständigen Gemeinden gleichen Namens. Die Stadtteile bilden zugleich Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung und mit Ausnahme des Stadtteils Kenzingen sind in den Ortschaften im Sinn der baden-württembergischen Gemeindeordnung jeweils eigene Ortschaftsräte und Ortsvorsteher als deren Vorsitzende sowie örtliche Verwaltungsstellen mit der Bezeichnung „Ortschaftsverwaltung“ eingerichtet.[4]
Zum Stadtteil Kenzingen gehören die Stadt Kenzingen, der Weiler Wonnental, die Höfe Auhof, Hof Mundinger und Kirnhalder(Maier)hof und die Wohnplätze Im Kaisergrün, Kirnhalden, Forsthaus Muckental, Hammerschmiede Muckental, Muckenmühle und Hof Hepp Muckental.
Zu den drei anderen Stadtteilen gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Im Stadtteil Kenzingen liegen darüber hinaus die abgegangenen Ortschaften Langenbogen und Altenkenzingen und im Stadtteil Nordweil liegen die abgegangenen Ortschaften Bramenweiler, Hochstetten (?) und Furnik.[5]
In Gottes Namen will ich, Eckehart, zum Heile meiner Seele ein gutes Werk verrichten.
Es soll dem heiligen Märtyrer 'N (Nazarius) zugutekommen, dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, das vom ehrwürdigen Abt Gundeland betreut wird. Ich schenke alles, was ich bisher in pago Brisgowe (im Breisgau), in Kencinger marca (in der Gemarkung Kenzingen n. Freiburg) besessen habe, nämlich Hofreiten, Leibeigene, Wälder, Wiesen, Weinberge, Wohnhäuser, Wirtschaftsbauten und Wasser-vorkommen. Alles soll ewiges Eigentum sein. Rechtskräftige Fertigung.
Geschehen in monasterio \auns\i(amensi = im Lorscher Kloster) am 18. Dezember im 5. Jahr (772) des Königs Karl.[6]
Das Kloster Lorsch hatte in dieser Zeit umfangreichen Besitz im nördlichen Breisgau.
Die erste urkundliche Erwähnung Bombachs erfolgte im Jahr 1144. Das Dorf gehörte damals zum Kloster St. Trudbert im Münstertal. Im 13. Jahrhundert fiel der Ort an die Herren auf der Kirnburg. Später kam er an das Haus Habsburg und blieb bis 1805 habsburgisch. Am 1. Dezember 1971 wurde Bombach nach Kenzingen eingemeindet.[8] Mit rund 650 Einwohnern ist Bombach der kleinste Ortsteil Kenzingens. Durch sein Weinfest am 1. Augustwochenende am Hummelberg, das seit 1978 veranstaltet wird, ist der Ort über die Region hinaus bekannt geworden.
Da der Ort am Anfang der Freiburger Bucht an alten Handelswegen verkehrsgünstig lag, waren vermutlich bereits keltische Stämme hier sesshaft. Nach der Römerzeit war Hecklingen im 6. Jahrhundert eine alemannische Siedlung. Der Name Hecklingen bedeutet, dass sich an dieser Stelle Leute des Haggilo oder Heggilo niederließen.[9]
Im Rotulus Sanpetrinus, einem Güterverzeichnis des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald, wurde im Jahre 1112 festgehalten, dass ein Bertold von Hakkelingen dem Kloster einen Acker bei Malterdingen für 13 solidi verkauft hat.[10]
Die ersturkundliche Erwähnung Hecklingens geschah am 27. Januar 1147 durch Papst Eugen III.[11] In dieser Urkunde bestätigt der Papst dem Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald Besitzungen und Rechte an mehr als 40 Orten. Darunter befindet sich auch ein Hof in Haegelingen.[12]
Die oberhalb Hecklingens gelegene Burg Lichteneck wurde im 13. Jahrhundert erbaut.
Die Zähringer waren im 12. Jahrhundert die Herren des Ortes, ihnen folgten die Grafen von Freiburg sowie die Herren von Üsenberg. Durch eine Heirat fiel der Ort in den Besitz die Pfalzgrafen von Tübingen. Im Jahr 1774 ließ sich die Familie von Graf Rudolf von Hennin im Ort nieder, die auch das Schloss unterhalb der Burg errichtete. Seit 1805 gehörte Hecklingen zum Großherzogtum Baden. Am 1. Januar 1974 wurde Hecklingen nach Kenzingen eingemeindet.[13]
Nordweil
Die erste urkundliche Nennung des Ortes Nordweil erfolgte im Jahr 1095. Der Ort gehörte zu dieser Zeit dem Kloster Alpirsbach und wurde vor Ort von den Herren von Üsenberg regiert. Nach der Auflösung des Klosters in der Reformation ging der Besitz an das Herzogtum Württemberg über, seit 1805 gehörte Nordweil zum Großherzogtum Baden. Am 1. Dezember 1971 wurde Nordweil nach Kenzingen eingemeindet.[8]
Einwohnerentwicklung von Kenzingen; oben ab 1300 bis 2017, unten ein Ausschnitt ab 1871
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 fand erstmals ohne unechte Teilortswahl statt und ergab bei einer Wahlbeteiligung von 60,7 % (+ 2,6 %) folgende Verteilung der 22 Sitze (2019: 19 mit 1 Ausgleichsmandat) im Gemeinderat der Stadt Kenzingen:
Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: „In gespaltenem Schild unter blauem Schildhaupt worin ein silberner Flug, vorn in Rot ein silberner Balken, hinten in Silber zwei pfahlweis gestellte abgewendete blaue Fische.“
Die Stadtfarben sind Rot-Blau.
Städtepartnerschaften
Am 8. Juli 2007 wurde in Kenzingen eine Partnerschaft zwischen der Stadt im Breisgau und der kroatischen Stadt Vinkovci besiegelt. Regelmäßig finden gemeinsame Veranstaltungen wie Austausche statt. Auch auf dem Kenzinger Stadtfest sind stets Gäste aus Vinkovci anwesend.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Kenzingen ist durch die Bundesstraße 3 (Buxtehude – Weil am Rhein), welche früher mitten durch die Stadt führte und heute als Umgehungsstraße am Ortskern vorbei geführt wird, sowie durch die Bundesautobahn 5 mit den Anschlussstellen Riegel (59, südlich) und Herbolzheim (58, nördlich) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Seit Mitte 2015 gilt von der Sparkasse im Süden und dem Kreisseniorenzentrum im Norden komplett Tempo 30.
Am Ortseingang im Süden gibt es einen großen Kreisverkehr, der drei schöne Gebäude aus Kenzingen zeigt: die katholische Kirche, die evangelische Kirche und das Rathaus.
Am Ortseingang im Norden ist 2015 auch ein Kreisverkehr entstanden.
Der Bahnhof Kenzingen liegt an der Rheintalbahn, Abschnitt Basel – Offenburg. Im halbstündlichen Takt halten Regional-Expresse der Linie RE7, außerdem wird der Bahnhof von Regionalbahnen bedient. Die nächsten ICE-Halte sind in Freiburg (südlich, 25 Minuten mit dem Regional-Express) und in Offenburg (nördlich, 35 Minuten mit dem Regional-Express).
Kenzingen ist ein alter Schulstandort; bereits für das Jahr 1300 ist eine Volksschule nachgewiesen. Neben dem Gymnasium gibt es in Kenzingen auch drei Grundschulen (in Kenzingen und in Hecklingen mit Außenstelle in Nordweil). Bis zum Schuljahr 2015/16 gab es in Kenzingen, im Verbund mit Rheinhausen und Weisweil, auch eine Werkrealschule. Heute befindet sich im ehemaligen Werkrealschulgebäude die Grundschule Kenzingen.
das Kreisseniorenzentrum St. Maximilian Kolbe in der Trägerschaft des Landkreises Emmendingen[19] wurde im Jahre 1931 gegründet und befindet sich heute in der Offenburger Straße,
Außerdem gibt es folgende Kindergärten bzw. -tagesstätten:[21]
Evangelischer Kindergarten
KiTa Wonnental
KiTa Breitenfeld
KiTa Franziskanergarten
KiTa Kinderhaus (im früheren Grundschulgebäude)
KiTa Schnellbruck
Naturkindergarten "Buntspechte"
KiTa Bombach
Katholischer Kindergarten St. Andreas Hecklingen
KiTa Nordweil
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Trotz der Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg besitzt Kenzingen heute eine denkmalgeschützte Altstadt. Zu erwähnen ist u. a. das Schwabentor, das es auch als Modellbausatz der Firma Faller gibt.[22]
Die zweitürmige katholische Pfarrkirche St. Laurentius, deren Bau bereits bei der Stadtgründung 1249 begann, vereinigt gotische und barocke Elemente. Zu ihrer Ausstattung gehören (diesen Künstlern zumindest zugeschriebene) Frühwerke von Johann Christian Wentzinger und Grabdenkmäler des Christoph von Urach.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Friedhof von der Laurentiuskirche an die Bombacher Straße verlegt. Die heutige Friedhofskapelle, die einen Vorläufer hatte, wurde 1888 geweiht.[23]
Östlich der Bahnstrecke Mannheim–Basel in nächster Nähe zum Bahnhof Kenzingen befindet sich in einem Anbau des Gasthauses Zum Löwen mit den Löwen-Lichtspielen ein Kino, das Anfang der 1950er Jahre öffnete. Mitte Dezember 2021 schloss das Kino sowohl aus Altersgründen der Betreiber wie auch aufgrund der Covid-19-Pandemie.[27] Dank dem bürgerschaftlichen Engagement gekoppelt mit der Unterstützung des Landesverbandes kommunaler Kinos konnte das Kino reaktiviert werden, was auch im Interesse der bisherigen Besitzer und Betreiber ist.[28] Im Sommer 2022 wurde hierzu der Verein „Kultur in Kenzingen – Kino und mehr“ gegründet, dessen Hauptzweck der Erhalt des Kinos ist, darüber hinaus aber auch die Nutzung des Saales für andere Kulturveranstaltungen.[29]
Parks
Innerhalb des Stadtgebiets von Kenzingen gibt es folgende größeren Grünflächen:
das Alte Grün im Süden an der Elz, mit einem Spielplatz und verschiedenen Skulpturen aus den Holzbildhauersymposien,
den Friedhof nördlich der Bombacher Straße und
den Park am AWO-Pflegeheim zwischen Eisenbahnstraße und nördlichem Unteren Zirkel.
Sport
Kenzingen hat einige Sportvereine:
SV Kenzingen 1910 e. V. (Fußball) – Gründung im April 1910 als 1. FC Kenzingen, 1946 Umbenennung in Sportverein Kenzingen.[30]
In Kenzingen wird die alemannische Fasnachtstradition gepflegt. Hauptinitiator ist hier die Narrenzunft Welle-Bengel Kenzingen e. V. 1824. Daneben gibt es weitere närrische Vereinigungen wie die Kohler Hexen, die Galgenbuck-Teufel, die Bachdatscher in Nordweil und den Räwehupfer in Bombach.[34] Das vom Verband Oberrheinischer Narrenzünfte betriebene Fastnachtsmuseum „Oberrheinische Narrenschau“ zeigt über 300 Narrenfiguren der alemannischen Fastnacht in ihrem „Häs“ sowie über 600 Masken, Larven und Schemen.[35]
Regelmäßige Veranstaltungen
Weihnachtsmarkt: erstes Wochenende im Dezember auf dem Kirchplatz
Klausmarkt: am ersten Donnerstag im Dezember
Künstlerausstellung und Markt: im März/April und im September/Oktober
Rock am Schloss in Hecklingen: Freitag nach Fronleichnam
Tag der offenen Tür der Feuerwehr mit dem Künstlermarkt: im September/Oktober
Preismaskenball der Narrenzunft: drei Wochen vor Fasnetbeginn[36]
Großer Zunftkappenabend „D'r Narrespiegel“ der Narrenzunft: eine Woche vor Fasnetbeginn
Uralte Kenzinger Fasnet: vom Schmutzingen Donnerstag bis Fasnetdienstag
Georgenmarkt (Krämermarkt): im März/April
Traditionelle Hecklinger Fasnet: vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Fasnetdienstag
Traditionelle Nordweiler Fasnet mit Narrenzunft Bachdatscher
Nordweiler Weinfest im Steinbruch alle zwei Jahre
Nordweiler Musikfest im Wechsel mit dem Weinfest
Bombacher Weinfest: am ersten Wochenende im August
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Bernhard Bilharz, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister
Karl Eschbach, ehemaliger langjähriger Ortsvorsteher von Hecklingen
Erhard Hensle, ehemaliger langjähriger Ortsvorsteher von Nordweil
um 1700, Franz Ruedhart, Baumeister, schuf 1743 die Kirche St. Martin in Riegel am Kaiserstuhl
um 1790, Sebastian Frey, † 1878, Verwaltungsbeamter und Richter
1797, 18. November, Joseph Rieder, † 24. Oktober 1848 in Wolfach, badischer Oberamtmann
1821, 17. Juni, Gebhard Kromer, † 21. August 1849 in Freiburg im Breisgau, badischer Soldat und Revolutionär
1849, 9. Dezember, Franz Sales Meyer † 6. November 1927 in Karlsruhe, Aquarellmaler, Professor an der Karlsruher Kunstgewerbeschule und Ehrenbürger von Kenzingen[37]
1874, 9. August Paul Schwoerer, † 29. April 1959 in Freiburg im Breisgau, badischer Landeskommissär
1890, 13. Mai, Robert Scharbach, † 4. April 1966 in Freiburg im Breisgau, deutscher Holz- und Steinbildhauer
1891, 15. März, Heinrich Ochsner, † 15. September 1970 in Freiburg im Breisgau, deutscher Philosoph
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-007174-2. S. 239–242
↑Eva Maria Butz: Hecklingen im Mittelalter. In: 850 Jahre Hecklingen - ein Dorf feiert seine Geschichte, hrsg. von Roland Foerster, Hecklingen 2000, S. 20
↑Eva Maria Butz: Hecklingen im Mittelalter. In: 850 Jahre Hecklingen - ein Dorf feiert seine Geschichte, hrsg. von Roland Foerster, Hecklingen 2000, S. 21 und S. 232