Diese Liste der byzantinischen Kaiser bietet einen systematischen Überblick über die Herrscher des Byzantinischen Reiches. Sie enthält alle Kaiser von Konstantin dem Großen (306–337), der nach der Erringung der Alleinherrschaft im Römischen Reich ab 324 die neue Kaiserresidenz Konstantinopel errichten ließ und ab diesem Zeitpunkt als erster byzantinischer Kaiser gilt, bis Konstantin XI. Palaiologos, der Konstantinopel 1453 an die Osmanen verlor.
Die nachstehende Liste führt die Kaiser mit ihrem Porträt (v. a. zeitgenössische Büsten, Mosaiken oder Münzen), ihren im deutschen Sprachraum üblicherweise verwendeten Namen, ihre vollständigen Namen (ohne Titulatur), ihre Regierungszeit (bei Usurpatoren und Thronprätendenten: Zeit ihres Herrschaftsanspruchs) und unter Anmerkungen etwaige Besonderheiten auf. Für die frühbyzantinische Zeit wird bei originär griechischen Namen der griechischen Version der Vorzug gegeben (Beispiel: Zenon), es sei denn, die lateinische ist deutlich verbreiteter (Beispiel: Hypatius). Bei Homonymie wird der lateinische Ausgangsname in fortlaufender Zählung auch nach der Spätantike beibehalten (Beispiele: Leo III. statt Leon, Theodosius III. statt Theodosios). Einige Kaiser änderten ihren Namen im Laufe ihres Lebens, etwa durch Adoption oder beim Herrschaftsantritt. Angegeben wird der zuletzt geführte Name ohne Funktions- und Ehrentitel. Inoffizielle bzw. spätere Beinamen sind kursiv gesetzt.
Weiß hinterlegt und gefettet sind die legitimherrschendenKaiser (Augusti, Basileis; Beispiel: Konstantin I.) sowie ihre nominell gleichrangigen Mitregenten(Symbasileis). Die Fettung entfällt bei Kaiserinnen bzw. nicht durchgängig anerkannten oder ungekrönten Kaisern (Beispiele: Irene, Konstantin (XI.)); das gilt auch für Gegenkaiser, die zeitweise den legitimen Herrscher verdrängten, sofern sie der herrschenden Dynastie entstammten und ihre Herrschaft vom Senat oder der Kirche (d. h. dem Patriarchen) anerkannt war (Beispiele: Basiliskos, Artabasdos).
Blau hinterlegt und gefettet sind Mitkaiser, die für einen nominell legitimen Herrscher durchgängig die faktische Regentschaft ausgeübt haben (Beispiel: Romanos I.). Die Fettung entfällt bei einer nur zeitweiligen oder illegitimen Ausübung selbstständiger Regierungstätigkeit (Beispiel: Matthaios Asanes Kantakuzenos).
Mitregenten und Unterkaiser bzw. designierteThronfolger (Caesares, Sebastokratoren, Despoten), die zu keinem Zeitpunkt legitim eigenständig geherrscht haben, werden in der Anmerkungsspalte den jeweiligen Kaisern unter Angabe ihrer nominellen Regierungsjahre bzw. der Jahre ihrer Würdenträgerschaft, soweit bekannt, zugeordnet (Beispiel: Dalmatius). Titelträger unter mehreren Kaisern werden in der Anmerkungsspalte nur einmal aufgeführt (i. d. R. bei dem Kaiser, der den/die Titel zuerst verliehen hat; Beispiel: Konstantin Dukas Porphyrogennetos, Mitkaiser unter Michael VII., wird unter Alexios I. nicht nochmals gelistet). Mit Schrägstrich vorangestellte kursive Jahreszahlen bezeichnen das Jahr der Akklamation bzw. Designation bei später erfolgter Krönung bzw. offizieller Amtseinführung (Beispiel: Michael IX.1281 als Mitkaiser designiert, 1295 gekrönt). Aufgeführt sind auch Nicht-Byzantiner, denen der Titel formell vom Kaiser verliehen wurde (Beispiel: Terwel). So genannte „Kaisermacher“ werden mit der Präposition „durch“ gekennzeichnet (Beispiel: „durch Aspar“). Kaiserinnen (Augustae, Basilissai) werden als Regentinnen genannt, wenn sie dem Kaiser nominell gleichgestellt waren und für ihn die Macht ausgeübt haben (Beispiel: Pulcheria) oder nach dem Tod des Kaisers selbst (übergangsweise) die Herrschaft übernommen haben (Beispiel: Domnica).
Kursiv gesetzt sind:
Mitkaiser, deren Existenz bzw. Kaisertum nicht sicher belegt ist (Beispiel: Arcadius II.)
präsumtiveThronfolger und Nobilissimi, die entweder infolge ihres eigenen Todes oder des Todes bzw. der Entmachtung des Kaisers nicht mehr offiziell zum Caesar oder Augustus ausgerufen wurden oder für die eine Erhebung zum Caesar nicht sicher belegt ist (Beispiel: Varronian)
De-facto-Regenten (Reichsverweser), die dem betreffenden Kaiser nicht dynastisch verbunden waren (Beispiel: Rufinus unter Arcadius)
Thronkandidaten, die durch eigenen Verzicht (recusatio imperii) bei Thronvakanz indirekt zu „Kaisermachern“ wurden (Beispiel: Jovian Kaiser „nach Verzicht durch Salutius“)
Rot hinterlegt sind Gegenkaiser und Usurpatoren. Das gilt nicht für Gegenkaiser in Konstantinopel, deren Herrschaft vom Senat oder der Kirche anerkannt wurde, auch wenn der legitime Herrscher auf Reichsterritorium weiterhin eigene Regierungstätigkeit entfaltet und dem Rivalen Widerstand geleistet hat (siehe oben). Unter „Gegenkaiser“ werden Usurpatoren bzw. Thronprätendenten im engeren Sinne verstanden, die sich den Kaisertitel selbst zugelegt haben oder von ihren Truppen bzw. Unterstützern akklamiert worden sind. Als „Usurpator“ werden in der Liste Gestalten bezeichnet, für die entweder der formale Akt der Kaisererhebung nicht sicher überliefert ist, die sich aber de facto kaiserliche Befugnisse angemaßt bzw. illoyal verhalten und eine nicht unbedeutende territoriale Machtbasis oder dynastische Position innegehabt haben oder bei denen die Empörung geografisch so begrenzt (maximal eine Provinz/ein Thema) und so kurzzeitig (maximal wenige Tage) war, dass de facto keinerlei Gefährdung des legitimen Herrschers bestanden hat.
Aufgeführt sind auch nichtbyzantinische Herrscher, die auf ehemaligem Reichsgebiet bzw. in Territorien unter nomineller byzantinischer Oberhoheit den Kaisertitel oder eine kaiserähnliche Stellung beansprucht haben (imitatio imperii; Beispiele: Theudebert, Stefan Dušan). Sofern die Regentenposition durch den Erhalt römischer bzw. byzantinischer Ehrentitel offiziell legitimiert war, sind die Figuren beim jeweiligen Kaiser aufgeführt (Beispiel: Chlodwig unter Anastasios I.).
Kursiv gesetzt sind:
Rebellen, Verschwörer oder Separatisten, bei denen unwahrscheinlich oder zumindest unsicher ist, ob sie die Kaiserwürde beansprucht haben, die jedoch in der Überlieferung zu Usurpatoren (tyrannoi) stilisiert wurden (Beispiel: Vitalian)
Usurpatoren, die zeitweise auch legitime Träger einer der oben genannten kaiserlichen Würden waren, sind nicht eigens aufgeführt, sondern bleiben als solche in der Anmerkungsspalte dem jeweiligen Kaiser zugeordnet (Beispiele: Anastasios II., Kaiser 713–715/16, oder Johannes Dukas, Caesar seit 1061 unter Konstantin X. und dessen Nachfolgern, werden unter Leo III. bzw. Michael VII. nicht eigens als Gegenkaiser gelistet).
Hinsichtlich der Gegenkaiser erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal von einigen außer ihren Namen nichts oder fast nichts bekannt ist.
Mitkaiser seit 402, 423 nominell Herrscher des Gesamtreichs, 439 mit Arcadius II. (?); Caesar:Valentinian III. (424–425, Kaiser im Westen bis 455); Regenten: Anthemius (bis 414), Pulcheria (414–416/423, 450)
474 Mitkaiser Leos II. und Regent, Exil 475–476 in Kilikien, ab 480 nominell Herrscher des Gesamtreichs; Caesar:Leo (476–477/78); erkannte Geiserich als Regenten in Africa an
582 Caesar und Mitkaiser, ab 590 mit Theodosius (Caesar seit 587, 603[–611] Gegenkaiser in Mesopotamien durch Chosrau II. und Narses?); Caesar (?): Tiberios (ab 590?)
641 Caesar unter Konstantin III. und Mitkaiser des Heraklonas; Regenten: Valentinos (642–643/44, Caesar 642?, Usurpator 641 und 644/45), Gregoria (?, bis 649, mit Paulos)
Mitkaiser seit 720, Exil 742–743 in Phrygien (Anatolikon); Caesares:Christophoros und Nikephoros (beide 769–776; Usurpator 780, 792, 797?, 799? und 812?)
Regentin seit 780, mit Staurakios (799–800 Usurpator [?] in Konstantinopel und Kappadokien) Mitkaiserin seit 792, 801/02 mit Leon; Regent: Aetios (ab 800)
Gegenkaiser (als „Konstantin VI.“?) in Kleinasien (durch al-Ma'mūn) und Thrakien, mit Konstantios (821) und Anastasios (ab 821/22); Nachfolger: Choireas (Lykaonien/Anatolikon), Gazarenos (Galatien/Bukellarion, beide bis 824)
Mitkaiser Konstantins VII. (Caesar 920, Regent seit 919), mit Christophoros (921–931), Stephanos, Konstantin (beide 923/24–945) und Romanos (923/24–927?); Caesar: Michael (ab 923/24?); erkannte Peter I. als Kaiser von Bulgarien an
gekrönt 1071, Mitkaiser seit 1060, mit Konstantios (seit 1060, Gegenkaiser 1078), Andronikos (1068–1077?) und Konstantin (ab 1074/75, Mitkaiser Alexios’ I. 1081–1087/88); Regenten: Eudokia (1067, 1071), Andronikos (1073), Nikephoritzes (ab 1073); Caesar:Giorgi II. (ab 1074, Georgien)
Mitkaiser 1183 (Regent seit 1182; Usurpator 1154/55), ab 1184 mit Johannes; Sebastokratoren: Manuel (seit 1182, Usurpator 1185), Alexios (Caesar 1185–1186/1192, Usurpator 1184 und 1186/1192 mit Andronikos Komnenos)
gegen Isaak II., Sebastokrator seit 1190, Exil ab 1203 in Thrakien und Thessalien, 1210–1211 Gegenkaiser in Kleinasien (durch Kai Chosrau I.); Regentin: Euphrosyne (bis 1196); Despot: Alexios Palaiologos (1199–1203, Sebastokrator seit 1195); Sebastokratoren: Isaak Komnenos (bis 1196), Nikephoros Petraliphas (1200?); Caesares:Theodoros Branas (1205–1206 Usurpator in Adrianopel), Manuel Maurozomes (1200?, 1204–1205/06 Usurpator in Phrygien durch Kai Chosrau I.); erkannte Kalojan als Kaiser von Bulgarien und Leon II. als König in Kilikien an
Gegenkaiser in Trapezunt (Chaldia; Caesar 1183/85), bis 1212/1214 mit David (Caesar 1184/85, 1204/05–1207 in Paphlagonien); Nachfolger: Andronikos Gidos (bis 1235), Johannes (1235–1238, mit Johannikios), Manuel (1238–1263), Andronikos (1263–1266, Despot seit 1240?), Georg (1266–1280)
gegen Robert (Lateinisches Kaiserreich); Despoten: Johannes (1242–1244, Gegenkaiser seit 1237/1241), Demetrios (1242–1246, beide Thessaloniki), Michael (1237?/1247–1266/68, Usurpator seit 1230, 1251–1253 und 1256–1259/1264) und Nikephoros Angelos (1249/1266/68–1297, beide Epirus); Sebastokratoren: Isaak (vor 1253–1261), Johannes (bis 1240?); Caesares:Romanos (?–nach 1227), Leon Gabalas (1225/26–1240, Usurpator auf Rhodos seit 1203/04 und 1234; Nachfolger: Johannes, bis 1249/50)
Gegenkaiser in Makedonien (Thessaloniki) und Thessalien (gekrönt 1227, Regent in Epirus seit 1215); Despoten: Konstantin (1227–1242/1246, Akarnanien, Gegenkaiser in Konstantinopel 1204?), Konstantin Maliasenos (?); Sebastokrator: Georg (?); Nachfolger: Manuel (bis 1237, durch Iwan Assen II.; Despot seit 1227, Gegenkaiser ab 1234/35, 1239–1241 in Thessalien)
Gegenkaiser in Thessalien (1359–1366 auch in Epirus), Despot seit 1346; Despoten: Peter Losha, Gjin Bua Shpata (beide ab 1359/60, Ätolien/Epirus); Sebastokrator: Blaž Matarango (1358–1367, Albanien); Nachfolger: Jovan Uroš (bis 1373, Mitkaiser seit 1359/60?, 1384–1385 Mitregent der Maria in Epirus)
gegen Johannes V. (durch Bayezid I.), Mitkaiser 1377–1379 und seit 1381/1385 (Thrakien) Mitkaiser Manuels II. und Regent, bis 1408 in Thessaloniki (1403/04–1407? mit Andronikos V.)
Mitkaiser seit 1407 (Despot seit 1403, Regent 1414–1416 und ab 1422); Despoten: Demetrios (1428–1460 in Morea, Usurpator 1442 und 1448, 1453–1454 gegen Manuel Kantakuzenos, bis 1466 auf Thasos) und Thomas (1428/1430–1460 in Morea, Exil bis 1465 in Italien; Nachfolger: Andreas, „Titularkaiser“ bis 1502), Đurađ (ab 1427/1429) und Lazar Branković (ab 1446, beide Serbien)
gekrönt 1449 (Despot seit 1423, ab 1428 in Morea, Regent 1437–1440); Regentin: Helena Dragaš (bis 1449); osmanischer Nachfolger („Caesar“): Sultan Mehmed II.
Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. Erste Abteilung (641–867). Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, nach Vorarbeiten Friedhelm Winkelmanns erstellt von Ralph-Johannes Lilie, Claudia Ludwig, Thomas Pratsch, Ilse Rochow, Beate Zielke u. a., 7 Bde. (Prolegomena + Bde. 1–6), Berlin/New York 1998–2001; Zweite Abteilung. Prolegomena + 8 Bde. Berlin 2009/2013. (Für die Zeit vor 641: The Prosopography of the Later Roman Empire.)