Marquette wird von den Buslinien 14, 56 und 88 bedient, die vom Bahnhof Lille Flandres Richtung Marquette-lez-Lille, Quesnoy-sur-Deûle beziehungsweise Comines fahren. Hauptzufahrtsstraßen sind die Départementsstraßen D 710 (Nordwestumgehung von Lille, Abfahrt № 10, Marquette centre), die D 617 sowie im Osten die D 949.
Die geografische Lage von Marquette-lez-Lille an der Mündung der Marque in die Deûle machte die Stadt zu einem Zeugen der Geschichte. Durch archäologische Ausgrabungen kommt heute eine reiche Vergangenheit wieder ans Licht.
Im Viertel Village-en-Flandres wurden zwischen Juli 2008 und Januar 2009 archäologische Ausgrabungen durchgeführt, bevor das Gebiet neu parzelliert und bebaut wurde. Dabei entdeckte man eine mehr als 2000 Jahre alte Römerstraße, eine ringförmig begrenzte Kultstätte aus der Bronzezeit sowie Parzellen und Einfriedungen aus der Hallstattzeit und der Latènezeit. In einem Brunnen fand man außerdem im vollständig erhaltenen Zustand eine Waage, eine genagelte Schuhsohle und 79 römischeSesterzen aus Kupfer und Messing. Auf den Münzen waren der römische KaiserAntoninus Pius, seine Tochter Antonina und seine Frau Lucilla abgebildet.
Im Quartier de l’Abbaye („Abteiviertel“) wurde unter einer ehemaligen Chemiefabrik des Konzerns Rhône-Poulenc/Rhodia eine frühere Zisterzienserabtei zu Tage gefördert. Die Abtei war durch die GräfinJohanna von Flandern gegründet worden, die sie zu einer der größten Europas machte.
Im Viertel von Haut-Touquet wurde 2005/2006 vor der Errichtung eines Neubauviertels eine merowingischeNekropole entdeckt.
Etymologie und Geschichte
Der Name Marckete erschien erstmals im Jahr 1143 in einer Bulle des PapstesCoelestin II. über die Zuteilung von Altareinkünften an die AbteiSaint-Pierre in Lille. Aus den Jahren 1221 und 1225 sind außerdem die Bezeichnungen Marchete beziehungsweise Markette überliefert.
Im Jahr 1340 errangen die Einwohner von Lille auf dem Gebiet der Gemeinde Marquette unter der Führung des Markgrafen von Roubaix einen bedeutenden (militärischen) Sieg gegen Engländer und Flamen.
Die industrielle Entwicklung des Dorfes beschränkte sich zunächst auf das rechte Ufer der Deûle. Dort kam es zur Ansiedlung von chemischer Industrie und einer Stärkefabrik. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es durch den Bau eines Krankenhauses zur Ausdehnung des Dorfes auf die andere Seite der Deûle. Das Krankenhaus gehörte zur Kirchengemeinde Saint-Jean-de-Dieu im Viertel Lommelet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zwei wichtige Mehlfabriken in Marquette errichtet, aber erst ab den 1920er Jahren kam es zu einer verstärkten Industrialisierung der Gemeinde durch eine Vielzahl von Unternehmen, die die örtlichen Arbeitskräfte beschäftigten: Kuhlmann, Decauville, Les Grandes Malteries Modernes, Massey-Harris oder auch Les Grands Moulins de Paris.
Die Schließung dieser Unternehmen in den 1970er Jahren hinterließ viele Grundstücke und Gebäude einem Zustand völliger Vernachlässigung. Seitdem beschäftigt sich die Gemeinde mit der Umwidmung dieser Gewerbeflächen vorzugsweise zugunsten von Unternehmen des Dienstleistungssektors.
Wappen
Blasonierung: „Auf Blau in silbernen Majuskeln zwischen zwei silbernen schrägrechten Bändern der Schriftzug MARQUETTE“ blauem Hintergrund in silberner Schrift zwischen zwei silbernen Bändern den Schriftzug „MARQUETTE“ (auf Französisch): „D’azur au nom de Marquette d’argent mis en bande entre deux cotices du même.“
Wirtschaft
Marquette-lez-Lille war der Standort zahlreicher Industrien:
Die im Jahr 1923 gebaute Mehlfabrik von Les Grands Moulins de Paris (wörtlich: „Die Großen Mühlen von Paris“), bis 1989.
Demographie
Demographische Entwicklung
Im Jahr 2011 zählte die Gemeinde 10.029 Einwohner. Die Entwicklung der Einwohnerzahl seit 1793 ist dank der seitdem durchgeführten Volkszählungen bekannt. Ab dem 21. Jahrhundert werden die Daten von Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern alle fünf Jahre erfasst, die Daten größerer Kommunen hingegen jährlich.
Anlage von Lommelet aus dem Jahr 1825 mit der ersten psychiatrischen Klinik der Region, der Komplex umfasst eine Kapelle, die eigentlichen Klinikgebäude, Werkstätten und einen Bauernhof
Musikschule (früherer Sitz des Bürgermeisters) aus dem Jahr 1848
Rathaus (frz.: „Hôtel de ville“) im Château Despretz von 1874, seit 1930 Amtssitz des Bürgermeisters
Schule „Jules Ferry“, ein erneuerter Anbau des Rathauses aus dem Jahr 1872
Kirche Saint-Amand von 1874
Kirche Notre-Dame-de-Lourdes von 1932
Die 1921 im neo-flämischen Stil erbauten und 1986 stillgelegten ehemaligen Produktionsanlagen des Konzerns Les Grands Moulins de Paris, die im Jahr 2001 als historisches Denkmal in die Denkmalschutzliste des französischen Kulturministeriums eingetragen wurden.[8][9]
Das durch Johanna von Flandern und Konstantinopel als Teil der Abtei Marquette gegründete Armenhospital unterhielt sich durch Spenden in Form von Geld oder Naturalien. Bei letzteren handelte es sich hauptsächlich um Geflügel. Die fettgefütterten Tiere wurden Kapaune genannt und wurden an die Armen verteilt. Im Jahr 1968 beschloss die Stadt Marquette, diesen Brauch neu zu beleben: „Kapaune“, kleine Biskuits in Geflügelform, werden aus dem Rathaus herausgeworfen. Manche der Biskuits sind mit einem Zeichen markiert und können gegen echte Tiere eingetauscht werden.[10] Seitdem findet das Fest der Kapaune alljährlich jeweils am dritten Sonntag im März statt.
Während der wärmeren Jahreszeit bietet das Straßenbahnmuseum des Vereins AMITRAM Sonn- und Feiertags Fahrten mit Museumsstraßenbahnen auf einer 3 km langen Strecke entlang des Ufers der Deûle an. Die alten Fahrzeuge verkehren zwischen den Haltestellen Pont Mabile in Marquette und Ferme Saint-Chrysole in Wambrechies.[11]
Ungefähr seit dem Jahr 2003 verleiht die Stadt Marquette jährlich im Oktober die Auszeichnung Prix Isabelle Aubret für den schönsten Liebesbrief des Jahres.