Die Stadt liegt im westlichsten Teil der historischen Region Ostpreußen am Ostrand der Eylauer Seenplatte, etwa 44 Kilometer südöstlich von Elbing (Elbląg) und 38 Kilometer nordwestlich von Allenstein (Olsztyn). Das hügelige Umland mit Höhenunterschieden bis zu 93 Metern ist durch landwirtschaftliche Flächen, Waldgebiete und Seen geprägt. Unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt der Schertingsee. Nur wenige Kilometer östlich der Stadt befindet sich der touristisch vielfältig genutzte 1249 Hektar große Nariensee.
Geschichte
Der Deutsche Ritterorden übernahm vermutlich im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts eine von drei Seiten durch Wasser geschützte und aus Holz errichtete Prußenburg, auf einer Halbinsel des Schertingsees. Der Ort wurde 1328 als de Morungen, 1340 als Morungen und 1364 als Marungen erwähnt. Bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte sich der Ort unter seinem LokatorPeter von Sumpf zu einer städtischen Siedlung entwickelt. Als Gründer der Stadt gilt Hermann von Oettingen, der als Ordenspittler und Komtur von Elbing 1327 (nicht 1302[2]) der Ortschaft durch Aushändigung der Handfeste das Stadtrecht; verlieh.[3][1] Der Ortsname geht auf den heute verlandeten Mohrungsee zurück, der in dem schon am 17. Dezember 1331 erneuerten Stadtprivileg lacus Maurin heißt.[3] Der Name des Sees leitet sich wahrscheinlich vom prußischen Begriff „mare / mary / marre“ – sumpfiges Wasser, Bucht, Haff ab. In der Umgebung sind etliche prußische Burgen, Schanzen und Wallanlagen belegt. Den Ordensrittern folgten Bauerntrecks, von denen sich eine aus dem Südharz stammende Gruppe in der Nähe der Ordensburg Mohrungen niederließ.
Kurz nach der Schlacht von Tannenberg eroberten 1410 Polen und Litauer die Stadt. 1440 trat Mohrungen dem Preußischen Bund bei, der gegen den Deutschen Orden opponierte und zwischen 1454 und 1466 den so genannten preußischen Städtekrieg führte. Die Rückeroberung Mohrungens für den Ordensstaat gelang dem Elbinger Komtur Oberstspittler Heinrich Reuß von Plauen 1461. Er machte die Stadt zu seinem Amtssitz als Hochmeisterstatthalter. Während des Reiterkrieges eroberten 1520 erneut Polen Mohrungen und brandschatzten es.
Nach der durch die Reformation bedingten Säkularisation des Ordensstaates erfolgten Gründung des Herzogtums Preußen 1525 kam Mohrungen als Pfandbesitz an den Burggrafen Peter zu Dohna. Verwaltungsmäßig gehörte Mohrungen mit dem Status eines Hauptamtes zum Oberländischen Kreis. Nach der Einlösung des Pfandes 1573 war die Stadt Leibgedinge der Herzogin von Preußen. Peter zu Dohna übernahm den Posten des herzoglichen Amtshauptmannes. 1595 errichteten die Dohnas eine Stadtresidenz, die bis 1945 als „Schlösschen“ den Ort prägte. Im Polnisch-Schwedischen Krieg erlitt Mohrungen 1626 starke Zerstörungen. Ebenfalls große Schäden richtete 1697 ein großer Stadtbrand an, dessen Auswirkungen erst unter der Regierung König Friedrich Wilhelms I. (1713–1740) beseitigt werden konnten. 1752 entstand bei der Auflösung des Oberländischen Kreises der Landratskreis Mohrungen mit der gleichnamigen Stadt als Landratssitz.
Durch die preußische Verwaltungsreform von 1815 behielt Mohrungen zwar den Status einer Kreisstadt, doch war der neu geschaffene Kreis Mohrungen nun wesentlich kleiner. Die Stadt hatte 1875 3633 Einwohner. 1882 erhielt Mohrungen Anschluss an die Bahnlinie der Preußischen Staatsbahn Marienburg – Allenstein. Die 1902 fertiggestellten Strecke Wormditt – Osterode machte Mohrungen zu einem Eisenbahnknotenpunkt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Mohrungen eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt und ein Amtsgericht.[4] 1904 erhielt Mohrungen ein Gaswerk, 1907 neue Trinkwasserleitungen und 1923 eine Stromversorgung. Außer einem Sägewerk gab es keine Industrie. 1939 hatte sich die Einwohnerzahl auf 8376 erhöht.
Nachdem die Rote Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Januar 1945 in der Offensive gegen Ostpreußen rasch vorrückte, begann am 22. Januar 1945 die Evakuierung des Kreises Mohrungen. Wenige Tage später nahm die Rote Armee Mohrungen ein. 26 Diakonissen des Krankenhauses hatten sich der Evakuierung widersetzt und begingen nach der Einnahme der Stadt Suizid. Nach dem Ende der Kriegshandlungen zerstörten Brände 1945 die Stadt zu 45 Prozent. Vom mehrfach erneuerten Rathaus blieben nur die Außenmauern übrig.
Die Rote Armee unterstellte die Stadt im März 1945 mit der südlichen Hälfte Ostpreußens als „Okręg mazurski“ der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese führte für Mohrungen die Ortsbezeichnung Morąg ein, vertrieb die noch verbliebenen oder von der Flucht zurückgekehrten Einwohner und besiedelte den Ort mit Polen. Wichtige Baudenkmäler wurden restauriert.
Die hessische Stadt Gießen hat 1954 die Patenschaft für Stadt und Kreis Mohrungen übernommen.
Seit Mai 2010 ist die Stadt Standort einer US-Patriot-Flugabwehrraketen-Einheit mit ca. 100 Soldaten.
Von der Ordensburg Mohrungen aus dem 14. Jahrhundert ist ein teilweise stark veränderter Flügel erhalten.
Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Dohna-Schlösschen wurde bis 1986 wiederhergestellt und beherbergt das Herder-Museum.
Die bis 1945 evangelische Pfarrkirche St. Peter und Paul geht im Kern bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück.
Die Kriegsschäden am gotischen Rathaus wurden bereits 1947–1954 beseitigt.
Von der Stadtbefestigung sind Reste erhalten.
Im Süden der Stadt liegt das Feuchtgebiet Rozlewisko Morąskie. Der Mohrungsee, im Mittelalter angestaut und 1867 entwässert, ist heute ein Feuchtgebiet mit über 150 Vogelarten. Die Renaturierung der gut 128 ha großen Fläche dauert an.
Dohna-Schlösschen
Überreste der Ordensburg Mohrungen
Pfarrkirche St. Peter und Paul
Altes Rathaus
Rathausplatz mit einem erbeuteten Geschütz aus dem Krieg 1870/71
Grabstelle der 26 Schwestern
Rozlewisko Morąskie (Mohrungsee)
Schertingsee
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Morąg gehören die Stadt selbst und 29 Dörfer mit Schulzenämtern.
Im Ort kreuzen sich zwei untergeordnete Landstraßen, von denen eine nach 13 Kilometern zur Europastraße 77 Danzig–Warschau führt. Der Bahnhof Morąg liegt an der Strecke Elbląg – Olsztyn, außerdem begannen hier die stillgelegten und abgebauten Nebenstrecken nach Ostróda (Osterode) und Orneta (Wormditt).
Mohrungen, Kreisstadt, westlich des Schertingsees, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mohrungen (meyersgaz.org).
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 462–463, Nr. 77.
Michael Antoni (Bearb.): Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreußen. Die ehemaligen Provinzen West- und Ostpreußen (Deutschordensland Preußen) mit Bütower und Lauenburger Land. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1993, ISBN 3-422-03025-5, S. 418–423.
Roland Brockmann, Dieter Luippold (Bearb.): Polen. 7. Auflage. völlig überarb. und neu gestaltet. Baedeker, Ostfildern 2006, ISBN 3-8297-1096-8.
Izabella Gawin: Polen. Der Norden. DuMont Reiseverlag, Köln 2002, ISBN 3-7701-4745-6.
Georg Hermanowski: Ostpreußen-Lexikon. Geographie, Geschichte, Kultur. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-186-4.
↑ abJohannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 409.
↑ abcMeyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig und Wien 1908, S. 25.
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 338–339, Ziffer 451.
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 462–463, Nr. 77.
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 168–169, Ziffer 160.
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Mohrungen, S. 18, Ziffer 160.
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 164–165, Ziffer 2.
↑ abcdeMichael Rademacher: Landkreis Mohrungen (poln. Morag). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Karl Willamowius: Johann Gottlieb Willamov. Laumann, Dülmen 2001, ISBN 3-87466-315-9.
↑Sopot – skwer wokół kościoła nazwany imieniem ks. Otto Bowiena, Diaspora, R. 10, 2002, S. 50–52
↑A. Łukasiak, Ksiądz Otto Bowien, Sopocianie – gazeta, nr 8–9, 2014, S. 2
↑Paul Fechter: An der Wende der Zeit. C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, Gütersloh 1950, S.179–180.