Die slawische Ortschaft entstand wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert und erhielt den patronymischen Name von einem Ritter Mysł(aw) im 12. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung entstammt dem Jahre 1308, als der örtliche Priester namens Hunold erwähnt wurde. Damals lag die Stadt im Herzogtum Ratibor, einige Jahrzehnte später einem der Länder der böhmischen Krone, die zum Heiligen Römischen Reich gehörten. Durch ihre Lage an der Przemsa war sie über Jahrhunderte Grenzstadt zum Königreich Polen hin, jedoch umfasste die römisch-katholische Pfarrei von Myslowitz im Bistum Krakau für Jahrhunderte viele Ortschaften auf der polnische Seite der Grenze. Später wurde Myslowitz Sitz der Standesherrschaft Myslowitz-Kattowitz, deren Besitzer unter anderem die Familie von Tiele-Winckler war. Die Herrschaft war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz einiger Privilegien, zu denen auch die Bergbaurechte gehörten.
Infolge der preußischen Städtereform wurde der Ort im Jahre 1808 (mit rund 400 Einwohnern) als Marktflecken eingeordnet. Die Wohnhäuser der Stadt und das Rathaus waren aus Schrotholz erbaut. Einen Aufschwung brachte die Gründung der SteinkohlegrubenGute Amalie und Gute Erwartung sowie des ZinkwerksAmalienhütte 1825, aber auch der Grenzhandel mit Österreich-Polen über die Przemsa-Holzbrücke. 1853 wurde südlich der eigentlichen Stadt der Neue Ring angelegt. Die Stadtrechte wurden im Jahre 1862 erneut verliehen. Bis 1818 gehörte der Ort dem Pleßer Kreise an und kam darauf zum Landkreis Beuthen, 1873 schließlich zum Landkreis Kattowitz.
Im Jahre 1847 wurde in Myslowitz der Übergangsbahnhof der Krakau-Oberschlesischen Eisenbahn (von Krakau) und der Oberschlesischen Eisenbahn (von Breslau) in Betrieb genommen. Im Jahre 1914 hatte die Stadt auf einer Fläche von 8,8 km² 18.800 Einwohner. Obwohl in den 1860ern nur ein Viertel der Bevölkerung deutschsprachig[2] und die Mehrheit um 1905 noch polnischsprachig war,[3] stimmten 1921 in der von Aufständen begleiteten Volksabstimmung in Oberschlesien 5827 Stimmberechtigte, das waren 56,3 Prozent der gültigen Stimmen, für einen Verbleib bei Deutschland.[4] Trotz dieses Ergebnisses wurde die Stadt 1922 Polen bzw. der Autonomen Woiwodschaft Schlesien zugesprochen und trug seitdem den polnischen Namen Mysłowice.
Nach Kriegsende bildete Mysłowice wieder eine eigene Stadtgemeinde.(?)
Die Eingemeindungen des Jahres 1975, u. a. von Kosztowy, haben die Fläche auf 66 km² und die Einwohnerzahl auf 61.700 erhöht. Im Jahre 1977 wurden Imielin und Chełm Śląski eingemeindet, die allerdings im Jahre 1995 wieder eigenständig wurden.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Mysłowice nach dem jeweiligen Gebietsstand (ohne Schloss Myslowitz):[5]
An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2010 bis 2018 war dies Edward Lasok, der für das Wahlkomitee Lokale Verwaltung antrat. Sein Nachfolger wurde Dariusz Wójtowicz, der mit seinem eigenen Wahlkomitee antritt. Die turnusmäßige Wahl im April 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[7]
Dariusz Wójtowicz (Wahlkomitee „Dariusz Wójtowicz – Gemeinsam für Mysłowice“) 41,2 % der Stimmen
Łukasz Prajer (Wahlkomitee „Alternative für Mysłowice“) 4,6 % der Stimmen
Bernard Pastuczka (Wahlkomitee „Gemeinsam für Mysłowice“) 3,7 % der Stimmen
Übrige 3,4 % der Stimmen
In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich Amtsinhaber Wójtowicz mit 56,4 % der Stimmen gegen die KO-Kandidatin Konieczny-Simela durchsetzen und wurde damit wiedergewählt.
Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[8]
Dariusz Wójtowicz (Wahlkomitee Dariusz Wójtowicz) 36,3 % der Stimmen
Edward Lasok (Wahlkomitee „Lokale Verwaltung“) 11,5 % der Stimmen
Übrige 1,3 % der Stimmen
In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich, nachdem Amtsinhaber Lasok bereits im ersten Wahlgang als Viertplatzierter ausgeschieden war, Wójtowicz mit 54,2 % der Stimmen gegen den KO-Kandidaten Król durchsetzen und wurde damit zum neuen Stadtpräsidenten gewählt.
Stadtrat
Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im April 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[9]
Mit dem Kohlenabbau in Oberschlesien entwickelte sich auch in und um Myslowitz die Industrie, vor allem der Steinkohlenbergbau und die Porzellanindustrie. Daneben war die Stadt auch lange Jahre in der Fleischwarenproduktion führend.[6]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Die als die älteste Kirche der Stadt geltende Heilig-Kreuz-Kirche (Św. Krzyża) war ursprünglich aus Holz gebaut. Sie wurde im Jahr 1807 zerstört und danach aus Stein im Stil des Klassizismus wiederaufgebaut.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört die Pfarrkirche Mariä Geburt (Narodzenia Najświętszej Marii Panny) aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde in den Jahren 1740 bis 1742 im Stil des Barock umgebaut. Ein weiterer, neugotischer Umbau folgte im Jahr 1901.
Jacob Lustig: Geschichte der Stadt Myslowitz in Ober-Schlesien. Myslowitz 1867; archive.org.
Jürgen Joachimsthaler: „Drei Adler“. Myslowitz. Ein Vorspiel. In: Edward Białek, Jan Krucina, Eugeniusz Tomiczek (Hrsg.): Ad mundum poëtarum et doctorum cum Deo. Festschrift für Bonifacy Miązek zum 70. Geburtstag. ATUT, Wrocław 2005, S. 365–385 (= Beihefte zum Orbis Linguarum, 39).
Arkadiusz Kuzio-Podrucki: Die Tiele-Wincklers. Eine Oberschlesische Kohle- und Stahlaristokratie. Tarnowskie Góry-Kiel 2007, ISBN 978-83-924291-5-9 (polnisch: Tiele-Wincklerowie. Arystokracja węgla i stali. Bytom 2006, ISBN 83-923733-0-8).