Seefeld war zum zweiten Mal nach 1985 Gastgeber von Nordischen Skiweltmeisterschaften. Die Sprungwettbewerbe von der Normalschanze wurden auf der Toni-Seelos-Olympiaschanze ausgetragen, der Start- und Zielbereich der Laufwettbewerbe befand sich direkt neben der Schanze in der Langlauf Arena Seefeld. Die Sprungwettbewerbe von der Großschanze fanden auf der Bergiselschanze in Innsbruck statt. Teile der Toni-Seelos-Olympiaschanze sowie der Großteil der Biathlon- und Langlaufanlagen befinden sich auf Telfer Gemeindegebiet.[1]
In den drei nordischen Sportarten wurden in 22 Wettbewerben Medaillen vergeben. Im Skilanglauf gab es zwölf, im Skispringen sechs und in der Nordischen Kombination vier Entscheidungen. Es wurden dreizehn Wettbewerbe für Männer, acht für Frauen und einer als Mixed-Wettbewerb ausgetragen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Nordischen Skiweltmeisterschaften gab es einen Teamwettbewerb der Skispringerinnen von der Normalschanze. Das übrige Wettkampfprogramm blieb gegenüber den letzten Weltmeisterschaften unverändert.[2]
Die Wahl des Austragungsortes führte die Fédération Internationale de Ski am 5. Juni 2014 in Barcelona (Spanien) durch. Beworben hatten sich Almaty (Kasachstan), Oberstdorf (Deutschland), Planica (Slowenien) und Seefeld in Tirol (Österreich). Oberstdorf hatte bereits die Nordischen Skiweltmeisterschaften 1987 und 2005 organisiert und zuvor für die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2013, 2015 und 2017 kandidiert, Planica für die Nordischen Skiweltmeisterschaften 2017 und Seefeld hatte bereits die Nordischen Skiweltmeisterschaften 1985 organisiert. Das Abstimmungsergebnis des FIS-Rates wurde schließlich durch den FIS-Präsidenten auf dem FIS-Kongress bekannt gegeben.[3]
Als Maßnahmen zur Vorbereitung wurden unter anderem die Anlage für den Skilanglauf um zusätzliche Schneekanonen und die Anlage für das Skispringen um einen zusätzlichen Lift erweitert. Darüber hinaus wurden das Pressezentrum und der Bahnhof umgebaut.[4] Das Budget beträgt 18 Millionen Euro für die Veranstaltung und 30 Millionen Euro für die Infrastruktur.[5] Der Ticketverkauf startete am 22. Juni 2018.[6] Die Übertragungsrechte vermarktete Infront Sports & Media.[7]
Nachdem der Skispringer Thomas Aasen Markeng bei einem Trainingssprung von der Bergiselschanze in Innsbruck im Auslauf mit hoher Geschwindigkeit gegen die Bande krachte, wurde ein Netz errichtet, um etwaige weitere Stürze abzufedern. Jedoch kam es beim Wettkampf der Nordischen Kombinierer am 22. Februar zu einem weiteren Zwischenfall, als sich nach einem Sturz des Esten Kristjan Ilves ein Ski löste. Dieser raste den Hang hinunter und schoss durch das neue Sicherheitsnetz weiter hinaus in von Menschen belebten Bereiche. Der bei den Weltmeisterschaften als TV-Experte tätige Martin Schmitt entging nur knapp einem Zusammenstoß. Der Wettkampf wurde zwischenzeitlich unterbrochen, um das Netz sicherer zu machen.[8] Daraufhin wurde als weitere Maßnahme ein engmaschigeres Netz aus dem Eishockeysport installiert, um potentielle Ski abzufangen.
Dopingrazzien: „Operation Aderlass“
Am Morgen des 27. Februar 2019 begannen im Athletenlager in Seefeld und im deutschen Erfurt unter dem Decknamen „Operation Aderlass“ umfangreiche Razzien aufgrund des Verdachts auf Blutdoping, in deren Folge die Polizei die Verhaftung von neun Personen, darunter fünf Athleten und zwei Betreuer in Seefeld, bekanntgab.[9][10] Bei den vorübergehend festgenommenen, vom Wettbewerb ausgeschlossenen sowie durch die FIS mit mehrjährigen Sperren angedrohten[11] und größtenteils geständigen Langläufern handelt es sich um Dominik Baldauf, Max Hauke (beide Österreich), Andreas Veerpalu, Karel Tammjärv (beide Estland) und Alexei Poltoranin (Kasachstan)[12] sowie nach Angaben des koordinierenden österreichischen Bundeskriminalamts um den deutschen SportmedizinerMark Schmidt, der bereits für das Radsportteam Gerolsteiner tätig war, und einen weiteren deutschen Komplizen. In der wochenlang observierten Erfurter Praxis Schmidts wurden dutzende, nach anderen Quellen vierzig[13] mit Tarnnamen[14] versehene Blutbeutel, Zentrifugen und Computer sichergestellt.[15] Einige Gerätschaften wie eine Zentrifuge hatte Schmidt von Stefan Matschiner erhalten, der rund zehn Jahre zuvor in einen Dopingskandal in Österreich verwickelt war.[16][17] Medienberichte vergleichen die Dimension und die Vorgehensweise mit dem Dopingskandal Fuentes. Zuständig für die deutschen Ermittlungen ist die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Dopingdelikte in München, der auch die beiden deutschen Tatverdächtigen aus dem Betreuerstab – darunter der Vater des Mediziners – aus Österreich zugeführt wurden.[18]
Infolgedessen verzichtete der ÖSV auf den Start der österreichischen Langlaufstaffel und kündigte personelle Konsequenzen an.[19]
Legende
Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:
Der Wettbewerb litt im zweiten Durchgang unter einsetzendem Schneefall, der die Spur immer langsamer machte und damit insbesondere die Führenden des ersten Durchgangs traf. So wurden der Japaner Ryōyū Kobayashi, der deutsche Karl Geiger und der Slowene Žiga Jelar, die nach dem ersten Sprung auf den drei führenden Plätzen lagen, noch auf die Plätze 14, 18 und 27 durchgereicht. Profitieren konnten hingegen vor allem einige Springer, die nach verpatzten ersten Sprüngen im zweiten Durchgang früh an der Reihe waren, wie der Pole Dawid Kubacki, der sich von Rang 27 noch zum Weltmeistertitel sprang, oder die nach einer Unterbrechung, wie sie alle zehn Springer für eine Werbepause der Fernsehübertragungen eingelegt wurde, eine frisch ausgefegte Spur vorfanden, wie die Österreicher Stefan Kraft (von zehn auf drei) und Philipp Aschenwald (von 18 auf vier). Auch die Deutschen Richard Freitag (von 19 auf fünf), Markus Eisenbichler (von 25 auf sieben) und der Pole Kamil Stoch (von 18 auf zwei) konnten sich verbessern. Andere Springer, die nach dem ersten Durchgang noch unter den Top Ten lagen, wie der Slowene Peter Prevc (von fünf auf 24), der Tscheche Filip Sakala (von sechs auf 29) und die Norweger Thomas Aasen Markeng und Andreas Stjernen (von sieben auf 20 bzw. 25) litten ebenfalls unter den Bedingungen. Dass die Jury trotz der als irregulär empfundenen Bedingungen nicht eingriff und das Springen unter- oder gar abbrach, wurde von Teamverantwortlichen verschiedentlich kritisiert. So äußerte der sportliche Leiter der deutschen Mannschaft Horst Hüttel: „Der zweite Durchgang war komplett irregulär. Wenn das nicht irregulär ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Dafür gibt es ein Wettkampf-Management. Die haben kläglich versagt.“ Auch der deutsche Bundestrainer Werner Schuster meinte, dass das Ergebnis aufgrund der Witterungsbedingungen ungerecht sei: „Die Sportler Geiger und Kobayashi, die sind heute veräppelt worden. Die hätten sich auch eine Medaille verdient.“[22] Auch der österreichische Verbandspräsident Peter Schröcksnadel sprach von einer Lotterie und kritisierte das Festhalten am Zeitplan: „Wir haben Glück gehabt. Wir haben eine Bronzene in der Lotterie gewonnen und darüber freuen wir uns. Es war ein verrücktes Springen und für mich nicht regulär. (…) Mit längerem Zuwarten hätte man den dichtesten Schneefall übertauchen können, das schnelle Durchziehen nur für das Fernsehen ist nicht richtig gewesen.“[23]
Am Qualifikationswettkampf für das Springen auf der Großschanze nahmen 61 Springer aus 19 Nationen teil, von denen sich 50 Sportler aus 18 Ländern für den eigentlichen Wettkampf qualifizierten. Lediglich Ungarn, für das einzig der 17-Jährige Flórián Molnár an der Qualifikation teilnahm, stellte keinen Springer im Wettkampf. In der Qualifikation, die sämtliche Favoriten überstanden, setzte sich der Deutsche Markus Eisenbichler vor seinem Landsmann Karl Geiger und dem Schweizer Killian Peier durch. Der Weltcupführende Ryōyū Kobayashi aus Japan wurde Vierter, während Titelverteidiger Stefan Kraft und Olympiasieger Kamil Stoch lediglich die Plätze zehn und elf belegten. Mit dem Schweizer Luca Egloff, dem Kasachen Sergei Tkatschenko, dem Esten Kevin Maltsev, den US-Amerikanern Casey Larson und Andrew Urlaub sowie dem Ukrainer Witalij Kalinitschenko qualifizierten sich sechs Springer, die in ihrer Karriere zuvor noch keine Weltcuppunkte erzielt hatten, für den Wettkampf.
Im Wettkampf selbst spiegelte sich das Ergebnis der Qualifikation weitgehend wider: Nach dem ersten Durchgang führte der Schweizer Peier, der bislang noch keine Podiumsplatzierung im Weltcup vorweisen konnte, knapp mit 1,2 Punkten Vorsprung vor Eisenbichler und 2,6 Punkte vor Kobayashi. Geiger belegte 0,1 Punkt hinter Kobayashi den vierten Rang. Es folgte ein deutlicher Abstand zu Titelverteidiger Kraft und dem Norweger Johann André Forfang, die als gemeinsame Fünfte bereits 6,7 Punkte hinter dem Bronzerang zurück lagen. Der Olympiasieger von der Normalschanze aus Pyeongchang Andreas Wellinger schied als 32. überraschend bereits im ersten Durchgang aus und wurde daraufhin für die weiteren Wettbewerbe nicht mehr nominiert. Hingegen gelang dem Schweizer Andreas Schuler, der in der laufenden Saison erst einen Weltcuppunkt erreicht hatte, als 28. der Sprung in den zweiten Durchgang. In diesem blieben die vier Führenden des ersten Durchgangs auch weiterhin das Maß der Dinge. Zwar konnte Kamil Stoch als zweitbester Springer des zweiten Durchgangs noch deutlich aufholen und vor den letzten vier Startern die Führung übernehmen, aber sein Rückstand aus dem ersten Sprung war schlussendlich zu groß, um noch in die Medaillenentscheidungen eingreifen zu können. Als erster des Spitzenquartetts ging Karl Geiger an den Start und legte mit einer Weite von 130,5 Metern und 132,1 Punkten die Messlatte für die Konkurrenz. Im Anschluss erreichte Ryōyū Kobayashi nur 126,5 Meter und büßte seinen hauchdünnen Vorsprung vor Geiger ein, blieb aber vor Stoch. Markus Eisenbichler flog auf 135,5 Meter und erreichte damit die höchste Weite des gesamten Wettkampfs. Er setzte sich damit deutlich ab und lag im Gesamtergebnis 12,1 Punkte vor Geiger und 17,4 Punkte vor Kobayashi. Killian Peier hätte nun ähnlich springen müssen, um die knappe Führung zu behaupten. Er erreichte jedoch „nur“ 129,5 Meter und verlor damit nicht nur die Führung, sondern musste auch noch Geiger vorbeiziehen lassen. Mit der Bronzemedaille erreichte er aber nicht nur den bisher größten Erfolg seiner Karriere, sondern auch das beste WM-Ergebnis eines Schweizer Skispringers seit 2011, als Simon Ammann ebenfalls die Bronzemedaille von der Großschanze gewann. Auch für Geiger, der seine erste Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften gewann, und Eisenbichler, der als erster Springer seit dem Norweger Tommy Ingebrigtsen bei den Weltmeisterschaften 1995 Weltmeister wurde, ohne zuvor je ein Weltcupspringen gewinnen zu können,[24] war es der bisher jeweils größte Erfolg der bisherigen Laufbahn.
Das Mannschaftsspringen der Männer wurde vom ersten Sprung an von der deutschen Mannschaft dominiert, die in vier der acht Durchgänge den besten Sprung zeigte, dreimal den zweitbesten und einmal den drittbesten Sprung. Für die deutsche Mannschaft war es der erste Mannschaftstitel von der Großschanze seit 2001. Hingegen hatten Titelverteidiger Polen mit Stefan Hula und Olympiasieger Norwegen mit Spitzenspringer Robert Johansson je einen Springer in ihren Reihen, der im Vergleich zu seinen Mannschaftskameraden deutlich abfiel. So nutzten Österreich, Bronzemedaillengewinner von 2017, und Japan, das erstmals seit zehn Jahren eine Mannschaftsmedaille gewann, die Chance und reihten sich hinter der deutschen Mannschaft ein. Auch am unteren Ende der Tabelle war die Lage eindeutig: Russland lag trotz eines guten abschließenden Sprunges von Jewgeni Klimow als Neunter nach den ersten vier Sprüngen über 40 Punkte hinter Tschechien und Platz acht und schied damit gemeinsam mit Finnland, den Vereinigten Staaten und Kasachstan nach dem ersten Durchgang aus.