2000 gründete er die Online-Lernplattform Aplia. Für den Aufbau des Startups nahm Romer 2001 eine akademische Auszeit. 2007 verkaufte er das Unternehmen an Cengage Learning.[3]
Seit 2010 ist er Professor für Ökonomie an der Stern School of Business der New York University und war bis 2016 Direktor des dort angesiedelten Marron Institute of Urban Management.[4]
Romer beschäftigte sich bereits in seiner Dissertation mit Wirtschaftswachstum[5] und wurde später zum Mitbegründer der endogenen Wachstumstheorie, besonders durch sein Romer-Modell.[6] Ein Supervisor seiner Doktorarbeit war Robert Lucas, der bedeutende Beiträge u. a. zur exogenen neoklassischen Wachstumstheorie geleistet hatte (→ Solow-Modell). In exogenen Wachstumsmodellen ließ sich ein bedeutender Teil des Wachstums nicht erklären, es wurde als von außen vorgegebener technischer Fortschritt angenommen. Romer überwand diese Beschränkung, indem er innerhalb seines Modells den „technischen Fortschritt“ durch die Investition der Unternehmen erklärte und ihn als durch nicht-rivale Ideen befeuert ansah.[7][8]
2015 löste er die Mathiness-Debatte über wissenschaftliche Standards in der Makroökonomie aus.
Im September 2016 wurde er Chefökonom der Weltbank.[9] Im Januar 2018 äußerte er, Chile sei von der Weltbank über mehrere Jahre hinweg in einem Länder-Ranking für Unternehmerfreundlichkeit zu schlecht eingestuft worden, möglicherweise in der Absicht, die sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet in ein schlechtes Licht zu rücken und den Wahlsieg ihres konservativen Nachfolgers Sebastián Piñera zu unterstützen.[10] Nach dieser Kontroverse sowie Kritik an seinem Führungsstil trat er zurück.[11]
2018 erhielt er zusammen mit William D. Nordhaus den Wirtschaftsnobelpreis. Romer wurde ausgezeichnet für die „Integration von Innovation in die langfristige makroökonomische Analyse“.[12]
Das Konzept der „Charter Cities“
Im Jahr 2009 erregte Romer Aufsehen mit seinem Vorschlag zur Gründung von sogenannten Charter Cities (häufig übersetzt als Sonderverwaltungszonen) in wachstums- und strukturschwachen Ländern als Mittel zur Armutsbekämpfung. Gemäß dem Konzept wird ein nichtbesiedeltes Stück Land ausgewählt und eine bestimmte Charta verabschiedet. Ein anderes entwickeltes Land sorgt dafür, dass die in der Charta verbrieften Regeln eingehalten werden. Damit soll in dieser Sonderzone eine attraktive urbane Infrastruktur entstehen, die Bewohner und Auslandsinvestitionen anzieht und für Wachstum sorgt, als Vorbild positiv auf das Umfeld wirkt und dort ebenfalls das Wachstum ankurbelt. Ein wesentlicher Anreiz soll dabei von der Rechtssicherheit ausgehen, die von der externen Regierung in den Charter Cities garantiert wird. Diese Rechtssicherheit würde Menschen und Investoren im Grunde von alleine in die künstlich geschaffenen Städte ziehen und damit den Impuls zu Wachstum liefern.[13] Romer zieht als Erfolgsbeispiel häufig Hongkong unter britischerKolonialherrschaft heran und fasst sein Konzept zusammen als: „Kanada entwickelt ein Hongkong in Kuba“.[13][14]
Das Konzept wurde seit seiner Veröffentlichung in vielen Medien diskutiert.[15][16] Es wurde als neoimperialistisch bzw. neokolonialistisch kritisiert.[17] Romer hält dagegen, dass der Kolonialismus individuelle Freiheiten eingeschränkt habe, im Gegensatz dazu niemand zum Umzug in die neu eingerichtete Stadt gezwungen würde. Auch die Landvergabe erfolge freiwillig. Charter Cities als Maßnahme in humanitären Notstandsgebieten wie Haiti nach dem verheerenden Erdbeben in 2010 lehnt er ab.[18] Als problematisch wurde auch gesehen, dass in einer Charter City keine demokratischen Wahlen vorgesehen wären. Dies bedeutet, die Politiker würden zwar die Lebensbedingungen in der Stadt vorgeben, gewählt dagegen werden sie nur in ihrem eigenen Heimatland. Damit bleibt den Bewohnern einer Charter City nur die häufig als „Abstimmung mit den Füßen“ bezeichnete Möglichkeit des Ein- und Auswanderns. Romer schließt jedoch Wahlen nicht kategorisch aus.[19] Weiterhin wurde Romer vorgeworfen, die für eine künstliche Stadt notwendigen Investitionen seien immens und das Konzept allein deshalb völlig unrealistisch.[15] Romer geht jedoch von überschaubaren Kosten aus, da der Großteil der Aufbauarbeit durch die Zuwanderer im Zuge der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erfolgen würde und die öffentlichen Investitionen sich auf die Schaffung der Rahmenbedingungen beschränken würden.[20]
Honduras ist bislang der einzige Staat, in dem ein Projekt zur Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen (Zona de empleo y desarrollo económico, ZEDE) verfolgt wird,[21] das sich vorgeblich am Konzept der Charter Cities orientiert. Unter anderem Paul Romer sollte das Projekt beaufsichtigen. Kurz nach Projektstart zog sich Romer zurück, er habe weder die Befugnisse noch die Informationen erhalten, die er für seine Aufgabe bräuchte.[22][8]
Preise
1997 einer der „25 Most Influential Americans“ (Time)[23]
1999 Distinguished Teaching Award (Stanford University’s Graduate School of Business)
Charles I. Jones: Paul Romer: Ideas, Nonrivalry, and Endogenous Growth, In: The Scandinavian Journal of Economics. Band 121, Nummer 3, Juli 2019. doi:10.1111/sjoe.12370 (PDF)
Mark Blaug (Hrsg.): Who’s who in economics. 4. Auflage, Elgar, Cheltenham [u. a.] 1999, S. 713–714, ISBN 1-85898-886-1.
↑Past Fellows. Alfred P. Sloan Foundation, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. März 2018; abgerufen am 27. Juli 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sloan.org
↑Paul M. Romer. In: Hoover Institution Fellows. Abgerufen am 30. September 2016.
↑Paul Romer. In: NYU Stern School: Experience Faculty & Research. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Oktober 2018; abgerufen am 30. September 2016.
↑Paul M. Romer: Dynamic competitive equilibria with externalities, increasing returns and unbounded growth. Dissertation, University of Chicago, 1983, später als Paul M. Romer: Increasing Returns and Long-Run Growth. In: Journal of Political Economy. Band 94, Nr. 5, Oktober 1986, S. 1002–1037, JSTOR:1833190.
↑Paul M. Romer: Endogenous Technological Change. In: Journal of Political Economy. Band 98, Nr. 5, Teil 2, Oktober 1990, S. S71–S102, JSTOR:2937632
↑Charles I. Jones: Paul Romer: Ideas, Nonrivalry, and Endogenous Growth. In: The Scandinavian Journal of Economics. Juli 2019, doi:10.1111/sjoe.12370.
↑Josh Zumbrun, Ian Talley: World Bank Unfairly Influenced Its Own Competitiveness Rankings. In: Wall Street Journal. 12. Januar 2018, ISSN0099-9660 (Online [abgerufen am 8. Oktober 2018]).