Schärding(Oberösterreichisch: Scháréng) ist eine Stadt in Oberösterreich mit 5414 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024). Bekannt ist Schärding als Barockstadt am Inn, mit ihren zahlreichen barocken Bürgerhäusern und historischen Plätzen.[1] Sie ist Bezirkshauptstadt des Bezirks Schärding und gleichzeitig lokales Zentrum für den umliegenden Bezirk.
Die Stadt liegt am Inn, 15 km südlich von Passau, am westlichen Rand des nördlichen Innviertels. In Schärding treffen zwei unterschiedliche Naturräume aufeinander. Der hügelige Sauwald, ein Teil der Böhmischen Masse im Norden und südlich die auslaufende Ebene des Inntals. Die Stadt liegt auf 313 m Höhe im Innviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 4,1 km, von West nach Ost 1,9 km. Die Gesamtfläche beträgt 4,08 km². 2,4 % der Fläche sind bewaldet, 31,7 % sind landwirtschaftlich genutzt.
Der Inn bildet die Grenze zum benachbarten Freistaat Bayern. Direkt gegenüber liegt auf der bayrischen Seite des Inns die Gemeinde Neuhaus am Inn, die über zwei Brücken erreichbar ist. Mit Neuhaus am Inn bildet Schärding nach bayerischen Landesentwicklungsprogramm (LEP) ein gemeinsames grenzüberschreitendes Mittelzentrum.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Schärding-Stadt und Schärding-Vorstadt.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
Das Gebiet um Schärding war schon seit der Jungsteinzeit besiedelt. Erste Siedlungen sind durch archäologische Funde (Lochäxte oder Flachbeile) entlang der Flussläufe von Antiesen, Inn und Pram in der Jungsteinzeit belegt. Bevor im Jahr 15 v. Chr. die Römer bis an die Donau vorstießen und das Innbaiern und Schärding Teil der römischen Provinz Noricum wurde, besiedelten Kelten das Gebiet. 488 n. Chr. ließ König Odoaker seine Truppen nach Süden abziehen.
Westgermanische Bajuwaren wanderten etwa 30 Jahre später donauaufwärts und besetzten das Gebiet zwischen Wienerwald und Lech. Die Ortsnamen mit den Endungen auf -ing, -ham und -heim weisen deutlich auf die Landnahme hin. Der Name der Bezirksstadt 'Scardinga' stammt aus der Bezeichnung für die Siedlung eines Scardo mit seiner Sippe.
Als PassauerGutshofscardinga wurde Schärding 804 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die geographisch günstige Lage des Burgfelsens in unmittelbarer Nähe des Inn wurde schon früh zur Anlage einer Befestigung genützt.
Seit dem 10. Jahrhundert entwickelte sich der Ort durch den lukrativen Handel auf dem Inn als Marktzentrum und Sitz der Grafschaft Schärding unter den bayerischen Familien Formbach-Neuburg. Ab 1160 gehörte es zur Herrschaft der Andechs-Meranien und von 1248 bis 1504 der Wittelsbacher.
Zur Zeit der frühen Kirchenorganisation im Mittelalter gehörte Schärding zur UrpfarreSt. Weihflorian. Als eigenständige Pfarre wurde St. Weihflorian erstmals 1182 bezeichnet, als sie zusammen mit der Pfarre Tettenweis dem Passauer „Innbruckamt“ inkorporiert wurde,[3] welches dem St. Ägidien-Spital in der Innstadt unterstand.[4] Der Sprengel der Pfarre St. Weihflorian war sehr ausgedehnt: Er lag zwischen dem Wirkungsbereich der Urpfarre St. Severin sowie dem der Urpfarre Münsteuer und umfasste das Gebiet der heutigen Pfarren Brunnenthal, Schärding, St. Florian am Inn, Suben, St. Marienkirchen und Eggerding,[5] dazu außerdem Anteile der heutigen Pfarren Taufkirchen, Lambrechten und Rainbach.[6] Als es im Jahr 1380 zur Verlegung des Sitzes der Pfarre St. Weihflorian nach Schärding kam, wurde die Stadt selbst zum Pfarrort.
Durch die günstige Lage am Inn entwickelte sich Schärding zu einem großen Handelszentrum, besonders für Salz, Holz, Erze, Wein, Seide, Glas, Getreide, Tuchwaren und Vieh. Ende des 13. Jahrhunderts wurde dem Ort das Marktrecht verliehen. Nach häufigem Besitzerwechsel im 14. Jahrhundert wurde Schärding erstmals am 20. Jänner 1316 (durch die Wittelsbacher) und später am 24. September 1364 (durch Rudolf IV. von Habsburg) nochmals zur Stadt erhoben. 1369 beendete der Frieden von Schärding den Streit zwischen Bayern und Österreich um Tirol, das an Habsburg verpfändete Schärding selbst kam zu Bayern zurück.
Von 1429 bis 1436 wurden die Befestigungsanlagen der Stadt durch Herzog Ludwig den Gebarteten ausgebaut. Unter anderem wurden das äußere Burgtor, der Stadtgraben, Linzer und Passauer Tor sowie das Wassertor im Zuge dieser Baumaßnahmen errichtet. Im Jahr 1527 wurde hier der lutherische Reformtheologe Leonhard Kaiser hingerichtet. Während des Dreißigjährigen Krieges, insbesondere in den Jahren 1628, 1634, 1645, 1647 und 1651 wüteten Pestepidemien in der Stadt.
Nachdem im Verlauf der Napoleonischen Kriege die Stadt am 26. April 1809 niederbrannte und das Innviertel 1810 mit dem Pariser Frieden wieder zu Bayern zurückgekehrt war, kam die Stadt 1816 (Vertrag von München) wieder in den Habsburger Einflussbereich und lag damit plötzlich am Rande des Staates; die alten Handelsverbindungen wurden durch eine Zollgrenze abgeschnitten. Schon nach der ersten Angliederung an die habsburgischen Länder 1779 war der Salzhandel zum Erliegen gekommen, da Österreich das Salz aus dem Salzkammergut bezog und überdies der Salzhandel ein staatliches Monopol war. Hinzu kam, dass mit Errichtung der Eisenbahnen der Inn seine Bedeutung als Verkehrsweg verlor. Die damit einhergehende wirtschaftliche Stagnation ist der Grund dafür, dass Schärding heute ein nahezu komplett erhaltenes historisches Stadtbild in der typischen Inn-Salzach-Architektur aufweist.
Religionen
Die Einwohner Schärdings sind zu 83,5 %, römisch-katholisch. Zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist der Islam mit 5,0 % der Einwohner. Evangelisch sind 2,8 % der Einwohner; 5,6 % sind ohne religiöses Bekenntnis.
Bevölkerungsentwicklung
Von 1981 bis 2011 sank die Einwohnerzahl wegen einer negativen Geburtenbilanz trotz Zuwanderung.[7]
Stadtkern: Eine Sehenswürdigkeit ist das Stadtbild mit Bürgerhäusern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, insbesondere die spätbarockeSilberzeile am Oberen Stadtplatz, umgeben von einer weitgehend erhaltenen Stadtmauer mit mehreren mittelalterlichen Stadttoren (Wassertor, Linzer Tor, Passauer Tor). Schärding in seinem geschlossenen, farbenfrohen barocken Architekturbild ist ein typischer Vertreter des Inn-Salzach-Stils.
Katholische Stadtpfarrkirche Schärding hl. Georg: Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet, von 1720 bis 1726 barock umgestaltet
Kirche am Stein: Die Kirche am Stein wurde nach einer Pestepidemie im 17. Jahrhundert als Sebastianskirche erbaut. Unter Joseph II. wurde sie profaniert, später zweckentfremdet als Magazin und Theater verwendet. Heute dient sie als Gotteshaus der evangelischen Gemeinde.
Ehemalige Heilig-Geist-Bürgerspitalskirche: Sie geht auf eine Stiftung des Jahres 1474 zurück. Im Jahre 1809 brannte sie völlig aus und konnte aufgrund der finanziellen Notsituation der Stadt nicht wieder instand gesetzt werden. 1819 wurde sie profaniert. In den letzten Jahren beherbergte das Gebäude die Stadtbücherei, es dient nun als Hotel. Bemerkenswert ist das erhaltene gotische Rotmarmor-Portal mit reichem Relief im Tympanon.
Stadtmuseum: Das Museum befindet sich im ehemaligen Vorburgtor und zeigt die Entwicklung der Stadt und ihrer Umgebung im Laufe der Geschichte.
Die Wirtschaft ist überwiegend auf den Dienstleistungssektor (vor allem persönliche, soziale und öffentliche Dienste sowie Tourismus) ausgerichtet, in dem rund 70 % der Beschäftigten tätig sind. Zu den bedeutendsten Unternehmen der Stadt gehörten einst der Schärdinger Molkereiverband, die Kapsreiter-Gruppe. Mit der Brauerei Jos. Baumgartner besteht noch heute ein bedeutendes Unternehmen der Nahrungsmittelwirtschaft. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Firma Hennlich.
Im Jahre 2011 erfolgte der Baubeginn für das Biomasseheizwerk, welches in Schärding mit einem Fernwärmenetz von 5.000 Trassenmeter Länge aufschließt und bis zu 17.000 MWh Biowärme versorgt.[9] Die Biomasseanlage wurde 2014 eröffnet.[10]
Verkehr
Straße: Schärding liegt nahe der Innkreisautobahn A8, die von Wels nach Passau und (als deutsche A3) weiter nach Regensburg führt. Das Bundesstraßennetz schließt durch 2 Innbrücken an das deutsche Straßennetz an.
Bahn: Schärding liegt an dem nach Passau führenden Ast der Westbahn und ist dadurch sowohl mit dem Großraum Linz und Ostösterreich als auch mit Deutschland und ganz Westeuropa verbunden. Der Bahnhof Schärding ist Ausgangspunkt der Strecke nach Ried im Innkreis und weiter nach Attnang-Puchheim (Salzkammergutbahn) bzw. Braunau am Inn mit Fortsetzung in Deutschland über Mühldorf nach München (Innkreisbahn ab Ried)
Schifffahrt: Die Schifffahrt auf dem Inn hat heute nur noch touristische Bedeutung, da die Innkraftwerke nicht mit schiffbaren Schleusen ausgestattet sind.
2009, 2010 und 2011 waren Start und Ziel des Race Around Austria auf dem Stadtplatz in Schärding. Die Stadt liegt weiters am Rupertiweg, einem österreichischen Weitwanderweg.
Vereine
SK Schärding, der älteste Schärdinger Fußballverein. Der SKS wurde 1922 gegründet und spielte 12 Saisonen in der dritthöchsten österreichischen Spielklasse.
Der Kleinplanet (178243) Schaerding wurde von seinem Entdecker, Richard Gierlinger (Sternwarte Gaisberg in Rainbach), auf den Namen seiner Heimatstadt benannt.
Johann Ev. Lamprecht: Beschreibung der k.k. oberösterreichischen Gränzstadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen. Historisch-topographisch und statistisch beleuchtet. Wels 1860 ([1]).
Johann Ev. Lamprecht: Historisch-topographische und statistische Beschreibung der k.k. landesfürstlichen Gränzstadt Schärding am Inn. Selbstverlag der Stadtgemeinde Schärding, Schärding 1887. Nachdruck 2002.
Stadtgemeinde Schärding (Hrsg.): Chronik der Stadt Schärding am Inn. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Schärding 1991.
Franz Engl: Schärding am Inn. Ein Führer durch Stadt und Geschichte. Verlag Eduard Wiesner, Wernstein 1991.
Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Schärding. Endbericht. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. Kirchdorf an der Krems 2008, S. 1–40 (zobodat.at [PDF]).
↑Johann Ev. Lamprecht: Beschreibung der k.k. landesfürstl. Gränzstadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen. Wels 1860, S. 275 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Hugo Lerch: Der Streit des Passauer Domherrn und Innbruckmeisters Johann von Malenthein mit dem Passauer Domkapitel 1544–1549. In: Ostbairische Grenzmarken 6 (1962/1963), S. 249–261, hier S. 250–251.
↑Theodor Ebner: Die Antiesenmündung. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 148, Linz 2003, S. 257–284, hier S. 279 (zobodat.at [PDF; 2,2 MB]).
↑Johann Ev. Lamprecht: Beschreibung der k.k. landesfürstl. Gränzstadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen. Wels 1860, S. 275–276 (online).