Schlüsselburg (Petershagen)
Schlüsselburg an der Weser ist eine Ortschaft im Weserbogen zwischen Minden und Nienburg, die sich um die Burganlage der Mindener Bischöfe an dieser Stelle entwickelt hat. Sie ist heute ein Ortsteil der Stadt Petershagen. GeschichteDie Stadt Schlüsselburg war bis zur Franzosenzeit Sitz des Amtes Schlüsselburg im Fürstentum Minden und kam 1816 zum neuen Kreis Minden. Bis 1934 gehörte die Stadt zu dessen Amt Schlüsselburg und seitdem zum Amt Windheim. Am 1. Januar 1963 wurde die Gemeinde Wasserstraße mit damals 10,48 km² ausgegliedert.[2] Bevor die Stadt bei der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1973 Teil der Stadt Petershagen wurde, hatte sie eine Fläche von rund 7,03 km² sowie 648 Einwohnern (31. Dezember 1972).[3] SchlüsselburgDie Schlüsselburg und in der Folge damit auch die Ackerbürgerstadt entstanden aufgrund heftiger Grenzstreitigkeiten zwischen den Grafen von Hoya und dem Bischof von Minden. Im Jahr 1335 errichtete Bischof Ludwig von Braunschweig-Lüneburg auf einer Weserinsel die Schlüsselburg und im Gegenzug sicherten die Grafen von Hoya ihr Territorium durch das „Feste Haus“ in Stolzenau. In unmittelbarer Nähe der Burg, der „Vorburg“, siedelten sich die Burgmannen an. Der eigentliche Ort wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts planmäßig angelegt und ist in seinem Grundriss mit den drei parallelen Straßen und der engen, städtischen Bebauung weitgehend erhalten geblieben. Schon im Jahr 1400 erhielt der Ort ein begrenztes Stadtrecht. Dieses Recht umfasste neben der freien Wahl eines Bürgermeisters und Rates und eines Richters auch das Privileg, Märkte abzuhalten. Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges entwickelte sich Schlüsselburg zu einer Kleinstadt, die ihren bescheidenen „Wohlstand“ hauptsächlich auf Ackerbau begründete. Mit dem Dreißigjährigen Krieg, den Plünderungen und den im Zeitraum von 1617 bis 1711 fünf verheerenden Brandkatastrophen verarmte der Ort zusehends. Die Chronik berichtet, dass die erste große Feuersbrunst im Jahr 1617 den Ort bis auf die Kirche, die Burg und ein Bürger- und Backhaus vollständig in Asche legte. An diese Katastrophe erinnert noch heute der Brandgedächtnistag, der jährlich am 4. September mit einem Gottesdienst begangen wird. ScheunenviertelSchon zu Beginn des 17. Jahrhunderts lassen sich Scheunen außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes auf der Humke nachweisen. Der Platzmangel (bedingt durch die enge Bebauung des Ortes) und die immer wiederkehrenden Hochwasser der Weser und später auch die Brandkatastrophen haben die Schlüsselburger wohl veranlasst, das Ackergerät, die Erntevorräte und das Saatgut außerhalb der Hofstätte zu lagern. Beim Schlüsselburger Scheunenviertel handelt es sich um „zweischiffige“ Gebäude, die in ihrer Anlage so ausgerichtet sind, dass jeweils ein „Schiff“ befahrbar war. Das Fachwerk der Gebäude ist vielfach noch aus Eichenholz, die Gefache weisen zum Teil noch ihre ursprüngliche Füllung aus Lehm auf, einige Dacheindeckungen bestehen noch aus Feldbrand-Hohlziegeln. Vor allem während des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude aufgrund steigender Ernteerträge ständig erweitert und vergrößert. Durch Entfernen der Innenwände wurden einige Scheunen im Laufe der Zeit den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Das denkmalgeschützte Ensemble verdankt seine Erhaltung der Tatsache, dass die meisten Gebäude noch bis in die jüngste Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt wurden und z. T. noch werden. In den 1970er Jahren drohten einige Scheunen zu verfallen. Durch die Unterschutzstellung dieses bäuerlichen Kulturdenkmales von überregionaler Bedeutung und durch die enge Zusammenarbeit der Eigentümer mit der Stadt Petershagen, dem Kreis Minden-Lübbecke, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Amt für Agrarordnung konnte dieser Verfall verhindert werden. In den vergangenen Jahren wurde eine Restaurierungsphase eingeleitet, die nahezu abgeschlossen ist. Noch 25 Scheunen sind in ihrer ursprünglichen Konstruktion des Zweiständerfachwerkbaus erhalten. Zusammen mit neun weiteren Scheunenvierteln wird das Schlüsselburger Scheunenviertel auch im Rahmen des Projektes „Regionale Scheunenviertel der Aller-Weser-Hunte-Region“ der Öffentlichkeit vorgestellt. SehenswürdigkeitenBauwerke
Weitere Sehenswürdigkeiten
KulturHervorgegangen durch die für ein Dorf untypische enge Bebauung mit ihrem denkmalgeschützten Fachwerkhausensemble haben sich enge nachbarschaftliche Bindungen entwickelt, die sich heute u. a. in einem vielfältigen und regen Vereinsleben widerspiegeln. Hier gibt es jeweils einen Angel-, Männergesang- (von 1858), Segel- und Sportverein, die in der „Kulturgemeinschaft Schlüsselburg“ zusammenarbeiten. Hierzu gehören noch die Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr und ihr Musikzug, der Landwirtschaftliche Ortsverein, die Jagdgenossenschaft, die „Oldtimer Traktorenfreunde Mittelweser“, die Kirchengemeinde mit ihrem Posaunenchor, der Seniorenclub und die Diakonie Minden mit ihrer Alten- und Behindertenwohnstätte „Menzestift Schlüsselburg“. 2008 wurde der neu gegründete Verein „Dat Schünenviertel“ Mitglied der Kulturgemeinschaft. Seit September 1997 gibt es ein Mitteilungsblatt der Kulturgemeinschaft, den „Schlüsselburger Info“, mit monatlicher Erscheinungsweise. Bezug zu Schlüsselburg in RusslandIn Russland gibt es einen gleichnamigen Ort (Schlüsselburg/Шлиссельбург). Dieser liegt in der Nähe von St. Petersburg an dem Fluss Newa. Zum Gedenken an die Kämpfe im Zweiten Weltkrieg ist am hiesigen Kriegerdenkmal ein Schild mit folgender Inschrift angebracht worden: SCHLÜSSELBURG A / NEVA UND DER VerkehrDer Bahnhof Schlüsselburg (Weser) liegt an der Bahnstrecke Nienburg–Minden. Er wird nicht mehr bedient, die Züge fahren ohne Halt durch. Persönlichkeiten
Siehe auchEinzelnachweise
Literatur
WeblinksCommons: Schlüsselburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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